Die Chemie stimmt: Kriminalroman -  Peter Eckmann

Die Chemie stimmt: Kriminalroman (eBook)

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2019 | 1. Auflage
313 Seiten
MCE Verlag
978-3-938097-88-5 (ISBN)
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Der Chemiekonzern Dow aus den USA will an der Elbe bei Stade ein neues Werk errichten. Die Besitzer der Ländereien machen das große Geschäft, Intrigen bahnen sich an und Ränke werden geschmiedet. Am Ende gibt es einige Millionäre in dem kleinen kehdinger Dorf Bützfleth. Aber das plötzliche Verschwinden eines Obstbauern, dessen Leiche Jahre später gefunden wird, überschattet die Freude über den neuerlichen Reichtum. Parallel wird die Liebesgeschichte eines jungen Paares erzählt, das in den Mord an den Bauern verwickelt zu sein scheint. Kein einfacher Fall für die Stader Kommissare Krüsmann und Hansen.
Der Roman spielt in den Jahren 1966 bis 1972 in Bützfleth und der Region um Stade. Der Autor, der als ehemaliger Dow-Ingenieur die Entwicklung des Chemieunternehmens miterlebt hat, beschreibt die Ansiedlungsgeschichte der Dow Chemical mit viel Detailwissen. Dieser Krimi bietet nicht nur einen spannenden Mordfall, sondern ist ein zeitgeschichtliches Dokument dieser für die Region prägenden Industrieansiedlung.



Peter Eckmann, geboren 1947, lebt an der Niederelbe im Landkreis Cuxhaven. Er ist Ingenieur der Verfahrenstechnik und hat viele Jahre in dem Chemieunternehmen Dow im Werk auf Bützflethersand gearbeitet. Dieses Buch ist der erste Kriminalroman, der in der Heimat des Autors spielt und im MCE Verlag veröffentlicht wird. Er hat die Machtkämpfe um das Industriegelände bei Stade, das der US-Chemieriese für sein neues Werk ausgewählt hat, genau recherchiert und nachgezeichnet. Unter dem Pseudonym Allan Greyfox hat Eckmann bereits einige Wildwest- und Detektivromane geschrieben.

Kapitel 2: 1963/64 - Schnaps-Idee und die Planung


 

Es ist Abend, in der Gaststätte ist viel Betrieb, die Luft ist rauchgeschwängert. In einer Nische sitzen zwei Herren und reden miteinander. Beide sind gut gekleidet, sie gehören ganz offensichtlich den besseren Kreisen an. Der Lärm der anderen Gäste scheint sie nicht zu stören, tief sind sie in ihr Gespräch versunken und gehen bedeutenden Ideen nach.

„Nico, wir müssen etwas für die Entwicklung des Landes an der Elbe unternehmen.“

„Was kann ich dabei tun?“ Der Bürgermeister des kleinen Ortes an dem großen Fluss zieht an seiner Zigarette. „Ich ahne, was du vorhast, kannst du bitte etwas deutlicher werden?“

Der Minister greift nach seinem Glas und nimmt einen kräftigen Schluck. „Mir macht die wirtschaftliche Entwicklung von Nord-Niedersachsen zu schaffen. Im Bundesdurchschnitt sind 140 von 1000 Einwohnern in der Industrie beschäftigt, im Regierungsbezirk Stade sind es nur 40 von 1000. Du weißt, was das bedeutet?“

Der Bürgermeister und Mitglied des Landtages, Inhaber eines Fuhrunternehmens und eines Obstgroßhandels, nickt. Viele seiner Mitbürger sind in der Landwirtschaft beschäftigt, andere verdienen ihr Brot durch Transporten auf kleinen Schiffen, den Küstenmotorschiffen. Der größte Teil der Bevölkerung an der Unterelbe lebt noch von der Hand in den Mund, wie schon seit hunderten von Jahren. Viele besitzt eine Kuh oder ein Schwein, auch ein paar Hühner. Gegen Jahresende wird geschlachtet und Wurst und Schinken für die kargen Wintermonate zubereitet. Der sich abzeichnende Strukturwandel wird viele von ihnen arbeitslos und noch ärmer werden lassen. Das ist der Lauf der Zeit und wird nicht so leicht aufzuhalten sein. „Wie willst du Industrie an die Unterelbe bringen?“

Minister Carlo Graaff holt tief Luft. „Pass auf, ich habe folgende Idee.“ Er nimmt noch einen Schluck und sammelt seine Gedanken. „Ich stelle mir das so vor: Seit der großen Sturmflut vom Februar 1962 wird doch jetzt viel Geld für den Küstenschutz ausgegeben. Für die Oste zum Beispiel ist bereits ein Sperrwerk in Planung.“

Bürgermeister Dreyer nickt. Die schwerste Sturmflut seit über einhundert Jahren hat gerade Bützfleth schwer getroffen. Seit den Ereignissen vom Februar 1962 laufen Planungen auf Hochtouren, um ein Sicherungskonzept für die gesamte Nordseeküste zu entwickeln.

„Siehst du, und da hängen wir uns dran. Vor den Bützflethersand wird ein Deich gebaut, mit einem Sperrwerk an der Bützflether Süderelbe und eines an diesem Fluss, … du weißt schon, der von Stade aus in die Elbe fließt.“

„Du meinst die Schwinge?“

„Ja, genau die, ich kann ja nicht alles wissen. Und dann holen wir uns Industrie auf den Bützflethersand. Deine Aufgabe ist es, die Bürger zu überzeugen, dass das eine gute Lösung für uns alle ist.“

Der Bürgermeister nickt wieder. „Mich musst du nicht überzeugen. Ich denke auch, dass die meisten von uns das genau so sehen werden. Den Rest muss ich dann überzeugen.“

„Siehst du, so stelle ich mir das vor. Du redest mit deinen Bürgern, ich mache Geld locker für die notwendige Infrastruktur der Industrieansiedlung. So wie es jetzt bei euch aussieht, locken wir niemanden dorthin.“

Wirtschaftsminister Carlo Graaff ist in seinem Element. Der 49-Jährige ist mit allen Wassern gewaschen. 1946 wurde er aus norwegischer Kriegsgefangenschaft entlassen, später bekleidete er verschiedene öffentliche Ämter und war Inhaber und Geschäftsführer einer Maschinenbaufirma. In den nächsten Wochen will er die Planungsgruppe für den Küstenschutz kontaktieren, später wird er sein Konzept der Bundesregierung vorstellen und das notwendige Geld beantragen.

Einer der nächsten Kontaktpartner des Wirtschaftsministers und stellvertretenden Ministerpräsidenten ist das Treffen mit den 22 Deichverbänden von Niedersachsen. Er lässt sich von dem Vorsitzenden der Verbände die geplante neue Deichlinie an der Unterelbe erklären.

Der Unternehmer und gleichzeitig oberster Deichgraf aus Emden tritt mit ihm an eine Karte. Er greift nach einem Stock und führt ihn langsam an der Küstenlinie entlang. „Die schwere Sturmflut vom 16. und 17. Februar des letzten Jahres hat deutlich gemacht, dass wir in Sachen Küstenschutz umdenken müssen. Letztes Jahr sind an 61 Stellen die Deiche gebrochen, auf über 290 Kilometern wurden sie mehr oder weniger stark beschädigt. Was, wenn eine neue Flut über die maroden Deiche hereinbricht? Nein, wir müssen alle Deiche mit einer Gesamtlänge von 1000 Kilometern strukturell verbessern. Sie müssen viel höher werden, das Deichprofil muss den neuesten Erkenntnissen angepasst werden. Wir haben uns darauf geeinigt, dass alle Wasseradern, die in der Elbe enden, ein Hochwassersperrwerk erhalten müssen.“

„Woher nehmt ihr das Geld für diese Maßnahmen?“, möchte sein Besucher aus Hannover wissen. „Das ist ein bisher ungelöstes Problem. Wir schätzen die erforderliche Summe auf fast 900 Millionen Mark. Das können wir auf Landesebene nicht leisten und haben deshalb beim Bund um Unterstützung nachgefragt.“

„Ich werde meinen Einfluss bei der Bundesregierung geltend machen. Ich bin sicher, dass wir uns einigen werden. Wo habt ihr denn überall Hochwassersperrwerke vorgesehen?“ Der Wirtschaftsminister steuert jetzt auf sein eigentliches Ziel zu, der Industrieansiedlung an der Unterelbe.

„Wir haben dreizehn vorgesehen. Das Problem ist, dass wir sonst noch viele Kilometer Deiche, die zum Teil auf schwachem Boden stehen, ertüchtigen müssten. Da ist ein Sperrwerk günstiger, leider verkürzt sich dadurch die Deichlinie, sodass wir mit sich daraus ableitenden höheren Fluten rechnen müssen.“ Er kneift die Augen zusammen und nähert sich der Karte. „Hier, an der Oste, das ist der längste linke Nebenfluss der Elbe in Niedersachsen, da soll auf jeden Fall eines hin. Die Kollegen von Schleswig-Holstein planen bereits an Sperrwerken an der Krückau und der Pinnau. Auch auf unserer Seite sind einige Sperrwerke geplant, zum Beispiel am Ruthenstrom auf Asselersand, an der Schwinge und an der Bützflether Süderelbe.“

Minister Graaff schmunzelt vor sich hin, das läuft ja bestens. „Sperrwerke an der Schwinge und an der Bützflether Süderelbe machen doch nur Sinn, wenn auch der Bützflethersand eingedeicht wird, oder?“

„Ja, allerdings. Auf der anderen Seite sparen wir so das Nachbessern des jetzigen Bützflether Deiches, ein ganz neuer wird nur wenig teurer.“

Jetzt lässt der Wirtschaftsminister die Katze aus dem Sack. „Ich beabsichtige, Industrie für den Bützflethersand zu interessieren. Die kommen natürlich nur dann, wenn wir ausreichende Infrastruktur anbieten und vor allen Dingen Hochwasserschutz. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie aus dem Topf auch etwas Zuwendungen für Ihren Hochwasserschutz erhalten können.“

Jetzt strahlt Oberdeichgraf Krause über das ganze Gesicht. „Das wäre uns natürlich eine große Hilfe. Sie können auf jeden Fall mit unserer Unterstützung rechnen.“

Das war das, was der alte Hase aus Hannover hören wollte. Es ist noch viel Planung erforderlich, da müssen alle an einem Strang ziehen.

Bürgermeister Nicolaus Dreyer ist zurück in seinem kleinen Heimatort an der Unterelbe. Über Langeweile kann er nicht klagen, Gott sei Dank hat er tüchtige Vertreter für seinen Obstgroßhandel und sein Transportunternehmen während seiner Abwesenheiten in Hannover. Ihm spukt die Industrieansiedlung durch den Kopf. Ist so viel Industrie für seinen kleinen Ort nicht vielleicht zu viel? Sind die Bürger von Bützfleth, aus der Umgebung und auch aus Stade, den sich daraus ergebenden Problemen überhaupt gewachsen? Wo sollen die vielen neuen Arbeiter überhaupt wohnen und schlafen? Was ist mit breiteren Straßen, der Eisenbahn, einer Autobahn und der Elbbrücke?

Brr — er schüttelt den Kopf, so geht das nicht, eine sinnvolle und verlässliche Planung muss her. Es fängt schon mit so naheliegenden Dingen an wie Trinkwasser, Abwasser, Stromversorgung. In Bassenfleth steht seit drei Jahren ein neues Kraftwerk, es wird mit Öl betrieben. Nächstes Jahr soll der dritte Kraftwerksblock in Betrieb genommen werden. Ob das reichen wird? Wenn er das nächste Mal in Hannover ist, wird er mit seinem Wirtschaftsminister darüber sprechen müssen. Was sie brauchen, ist eine Planungsgruppe, die alles übergeordnet entwirft.

 

Eine Planungsgruppe des Landes Niedersachsen ist in Arbeit. Der Aufgabenplan ist lang, er enthält zum Beispiel ein Kraftwerk, das in der Nachbarschaft des bisherigen Kraftwerkes Schilling errichtet werden sollte. Die Industriebahn soll eine Abzweigung von der Strecke nach Bassenfleth erhalten und mit einer Klappbrücke über die Schwinge zum Bützflethersand geführt werden. Bisher ist außer der Benennung der Teilnehmer nicht viel passiert. Das Problem ist, dass noch völlig unklar ist, ob und wie viel...

Erscheint lt. Verlag 29.3.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-938097-88-4 / 3938097884
ISBN-13 978-3-938097-88-5 / 9783938097885
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