Der Ausflug (eBook)

Ein Familienroman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
464 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1817-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Ausflug - Caroline Hulse
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Zwei Geschiedene. Ihr Kind. Ihre neuen Partner. Ein gemeinsamer Ausflug. Was kann da schon schiefgehen? Matt und Claire sind geschieden. Was natürlich nicht heißt, dass ihrer Tochter Scarlett nicht einen ganz normalen Familienalltag bieten wollen. Mit einem ganz normalen - also gemeinsamen - Ausflug, zu dem auch Matts neue Freundin Alex und Claires Freund Patrick mitkommen sollen. Schließlich sind doch alle erwachsen ... Doch je mehr Zeit die fünf an ihrem idyllischen, aber doch beengten Ausflugsziel verbringen, desto tiefer werden die Risse in der Patchwork-Harmonie. Bis die Familienfehde nicht mehr aufzuhalten ist. 'Bissig und brillant.' Sunday Mirror



Caroline Hulse verbringt den größten Teil ihrer Zeit mit Schreiben (womit ihr Traum wahrgeworden ist, einen Job zu finden, den man im Schlafanzug erledigen kann). Sie lebt in Manchester mit ihrem Ehemann und einem kleinen, herrschsüchtigen Hund.

'Der Ausflug' ist ihr Debütroman, der in 14 Ländern erscheint.

Kapitel 1


Als Matt den Ausflug gegenüber Alex zum ersten Mal erwähnte, wusste er schon seit Monaten davon.

Er hatte nicht absichtlich etwas vor seiner Freundin geheim halten wollen; es war nur so, dass er mit komplizierten Gedanken ebenso verfuhr wie mit seiner Post. Wenn Briefe durch den Türschlitz geworfen wurden und auf dem Flurfußboden landeten, machte Matt einen großen Schritt über sie hinweg. Sobald sich ein Stapel nicht mehr ignorieren ließ, stopfte er ihn in die erstbeste Ecke. Neben den Herd, aufs Bücherregal: Matts Post landete an leicht zu erreichenden Orten, wo sie dennoch aus dem Weg war und – das war das Wichtigste – nicht ohne weiteres wiedergefunden wurde.

Auf diese Weise entledigte sich Matt jeglichen Gefühls der Dringlichkeit, und wenn der Absender nochmals Kontakt mit ihm aufzunehmen versuchte, schien Matt ernsthaft überrascht zu sein (wie Alex feststellte, wunderte er sich tatsächlich, dass sich die Angelegenheit nicht von selbst erledigt hatte).

Binnen weniger Wochen nach Matts Einzug hatten sich in ihrer Wohnung Briefe stapelweise an Orten breitgemacht, an denen noch nie zuvor Post gewesen war.

Nachdem Alex immer mehr Umschläge aus Ecken hervorgezogen hatte, die zuvor leere Ecken gewesen waren, sammelte sie eines Nachmittags alle Briefe zusammen. Sie legte sie wie die Zettelchen einer Schnitzeljagd von der Eingangstür bis zum Küchentisch.

Auf der Suche nach ihr erreichte Matt irgendwann das Schlafzimmer, die Umschläge in den Armen. »All diese Briefe sind für mich, Alex? Wirklich?«

»Ich dachte, ich lege sie alle an einen Ort. Damit du's leichter hast.«

Matt zuckte mit den Achseln, und die Briefe zuckten mit. »Ich kapiere dieses Briefding einfach nicht. Von wem wird denn heutzutage noch erwartet, dass er seine Post liest?«

Nur wenige Wochen später waren die Ecken wieder vollgestopft.

An jenem Abend, als Matt ihr zum ersten Mal von dem Ausflug erzählte, hatte Alex einen Pie zubereitet – und zwar eigenhändig. Bis auf den Teig, schließlich hatte sie ihre Zeit nicht gestohlen. Mit siebenunddreißig war es für sie noch immer ein außergewöhnliches Ereignis, eine vollständige Mahlzeit zuzubereiten; es schien ihr stets ein bemerkenswertes Verdienst, nicht einfach nur Milch über Frühstücksflocken gegossen zu haben.

Alex erledigte gerade den Abwasch vom Abendessen, als Matt auftauchte und sich an der Küchentür herumdrückte.

»Alex. Du weißt doch noch, was ich dir von Claires Idee für Weihnachten erzählt habe.«

Alex sah auf. »Nein.«

Er machte große Augen. »Ich habe es nicht erwähnt?«

»Du hast es nicht erwähnt.«

Matt blies sich den dunklen Pony aus den Augen, wie er es ungefähr zwanzigmal am Tag tat. Für einen Achtunddreißigjährigen war seine Haarpracht beeindruckend, und Alex hatte ihn im Verdacht, diese Sache mit dem Pony bewusst kultiviert zu haben, damit es auch ja niemand übersah. Könnte sein, könnte aber auch nicht sein. Sie müsste jemanden fragen, der ihn von früher kannte. Nicht, dass es von Bedeutung gewesen wäre – aber Alex war Wissenschaftlerin. Hatte sie eine Hypothese aufgestellt, musste diese logischerweise überprüft werden. Es gefiel ihr, Beobachtungen eindeutig zuordnen und kategorisieren zu können.

»Sorry, Alex, ich bin wirklich zu nichts nütze.«

Um nicht antworten zu müssen, hielt sie das Glas, das sie in der Hand hielt, ins Licht und suchte es nach Flecken ab.

Matt streckte die Hand aus, um nach ihrem Arm zu greifen. »Ich muss mich wohl immer wieder gefragt haben, wie ich es ansprechen soll. Ich glaube, ich habe befürchtet, dass du sauer werden könntest.«

Nicht ohne sehr wohl den nahtlosen Übergang von »Ich dachte, ich hätte es längst erwähnt« zu »Ich wusste nicht, wie ich es sagen sollte« zu bemerken, zog Alex die Gummihandschuhe von den Händen und warf sie über den Abtropfständer. Sie drehte sich zu Matt um. »Und habe ich denn einen Grund, sauer zu werden?«

Matt winkte sie zu sich heran. Er schlang die Arme um ihre Taille. »Vielleicht einen, ein bisschen sauer zu werden, natürlich.« Er küsste ihre Stirn. »Was völlig verständlich wäre. Aber eigentlich keinen, total auszurasten.«

Das verhieß nichts Gutes. »Und weiter?«

»Also, du weißt, dass ich Weihnachten nicht mehr mit Scarlett verbracht habe, seit Claire und ich uns getrennt haben.«

Alex nickte. »Wird Scarlett dieses Jahr bei uns sein? Das fände ich schön.«

»Nein, es ist … es ist so, dass Claire ein Wochenende mit uns zusammen verbringen möchte.«

Alex brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten. »Mit uns?«

»Ja, mit uns. Uns allen. Du und ich. Sie und Patrick. Mit Scarlett als Ehrengast.«

Alex starrte Matt an. Sie deutete zum Küchentisch und ließ sich auf einem knarrenden Küchenstuhl nieder. Dies war kein Gespräch, das Alex im Stehen führen wollte. Am liebsten wollte sie dieses Gespräch gar nicht führen, aber wenn es ihr nicht erspart blieb, sollte es nicht zwischen Tür und Angel sein.

»Claire möchte mit uns einen gemeinsamen Ausflug in das Happy Forest Resort machen. Nach North Yorkshire.« Matt stützte sich mit den Handflächen auf die Rückenlehne eines Stuhls, als sei er zu aufgeregt, um sich hinzusetzen. »Da muss es super sein. Tolle Natur und Angebote für die ganze Familie. Und Weihnachtswichtel wandern durch den Wald und singen Weihnachtslieder.«

Alex warf einen Blick auf den Weinständer, zwang sich dann jedoch, woanders hinzusehen. Sie weigerte sich, verärgert zu reagieren. Ärger führte zu Unvernunft, und Unvernunft brachte fast immer persönliches Scheitern mit sich.

Sie holte Luft. »Dieses Weihnachten? Du meinst das Fest, das in einem Monat ansteht?«

Matt setzte sich auf den Stuhl neben Alex. Er beugte sich vor, ergriff einen ihrer Füße, die in gepunkteten Socken steckten, und legte ihn auf sein Knie. »Wir haben doch schon darüber gesprochen, weißt du nicht mehr?« Er streichelte ihren Fuß. »Wie schön es für Scarlett wäre, Weihnachten gemeinsam mit mir und ihrer Mutter zu verbringen.«

»Aber so haben wir es nicht besprochen. Doch nicht so, als hätten wir wirklich vor, das zu tun.«

Matt betrachtete ihren Fuß. »Aber worüber haben wir uns denn dann unterhalten?«

»Es war doch nur so Geplauder darüber, wie ach so erwachsen wir sind und wie vernünftig wir mit eurer Situation umgehen. Es war doch kein ernsthaftes Gespräch darüber, wie man etwas grundsätzlich handhaben möchte.«

»Für mich schon.«

Alex spürte, wie sie weich wurde. Ihr süßer, wunderbarer Matt, der es allen Ernstes für eine gute Idee hielt, so etwas in Erwägung zu ziehen. Der zwar zwei Jahre vor seinem vierzigsten Geburtstag eingesehen hatte, dass aus ihm niemals ein Superstar-DJ würde, der sich aber trotzdem gerade ein neues Skateboard gekauft hatte und plante, im Garten eine Halfpipe zu bauen – ein Vorhaben, gegen das Alex allein deswegen keine Einwände erhoben hatte, weil sie wusste, dass er es ohnehin nie zustande brächte.

Der meinte, es würde dieses Gespräch weniger kompliziert machen, wenn er ihren besockten Fuß streichelte und ihr dabei liebevoll in die Augen sah.

Alex wandte den Blick ab. »Vielleicht meinte sie, dass wir mal zusammen essen gehen sollten? Ich bin mir sicher, niemand hat an einen gemeinsamen Wochenendausflug gedacht.« Sie schnipste zwei Fingernägel gegeneinander. »Unmöglich, dass Claire das wirklich vorschlägt. Sie ist doch eine vernünftige Frau.«

»Sie sagt, wir würden alle bestens miteinander auskommen. Sie mag dich.«

»Ich mag sie auch«, sagte Alex hastig. Wenn möglich, versuchte sie, Aussagen dieser Art immer als Erste anzubringen. »Aber hast du ihr etwa gesagt, dass ich einverstanden wäre?«

Matt schien sich intensiv auf Alex' Fuß zu konzentrieren. Er ließ den Kopf nach vorn sinken. Seine Ponyfransen folgten. Gesichtsvorhang, dachte Alex. So hatte man die Frisur in den frühen Neunzigern genannt. Bloß dass sie damals von Leuten getragen wurde, zu deren Alter und Ära sie auch passte.

»Mag sein, dass ich dir wirklich nichts von dem Ausflug erzählt habe, tut mir leid. Aber wir finden doch leicht eine Ausrede. Zu viel Arbeit. Ärger mit der Familie.« Matt hob fragend den Kopf. »Eine Großmutter, die plötzlich gestorben ist?«

»Mich interessiert gerade nur, ob du ihr wirklich gesagt hast, dass ich einverstanden wäre?«

Matts Lächeln sprach Bände. Ups, sagte es.

»Und was hält Patrick davon, Weihnachten nicht in Nottingham zu verbringen? Möchte er denn nicht bei seinen Kindern sein?«

»Die sind doch schon Teenager. Claire sagt, dass sie ihn sowieso nie sehen wollen.«

Alex atmete tief durch. »Soso. Ist der Trip denn schon gebucht?«

»Ich bin sicher, wir könnten stornieren. Aber du kennst doch Claire und weißt, wie sie ist. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie nicht mehr zu bremsen.« Matt schüttelte milde lächelnd den Kopf. »Sie hat wahrscheinlich sogar schon gepackt.«

Alex presste die Lippen aufeinander. »Machen andere Leute auch so was? Die Ferien mit ihren Verflossenen und deren neuen Partnern verbringen?«

Matt zuckte mit den Achseln. »Spielt das etwa eine Rolle für dich?«

»Wenn wir jetzt aussteigen, bin ich...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2019
Übersetzer Iris Hansen, Teja Schwaner
Sprache deutsch
Original-Titel The Adults
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Charlotte Wood • Cynthia D'Aprix Sweeney • das nest • Der Pfau • Ein Wochenende • England • Familie • Familienausflug • Familienurlaub • Humor • Isabel Bogdan • James Gould-Bourn • Komödie • Nick Hornby • Pandatage • Patchwork • Patchwork-Familie • Roman • Streit • Weihnachten • Winter
ISBN-10 3-8412-1817-2 / 3841218172
ISBN-13 978-3-8412-1817-9 / 9783841218179
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Georgia Bockoven

eBook Download (2024)
MORE by Aufbau Digital (Verlag)
8,99