Die Toten von Inverness (eBook)

Ein Schottland-Krimi
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
544 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-24613-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Toten von Inverness -  G.R. Halliday
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Mörderische Highlands! Auftakt der neuen spektakulären Krimireihe aus Schottland!
Inverness, Schottland: Der wunderschöne idyllische Landstrich wird von einem schrecklichen Verbrechen erschüttert. In den schottischen Highlands wird die Leiche des 16-jährigen Robert gefunden. Er wurde von seinem Mörder sorgfältig drapiert, in seiner Luftröhre findet sich ein schwarzer Stein. DI Monica Kennedy ist eine erfahrene Ermittlerin, doch dieser Fall geht ihr an die Nieren. Ihr Instinkt sagt ihr, dass dies erst der Anfang ist. Und sie soll recht behalten. Denn im Dunklen verborgen lauert der Killer - und beobachtet und wartet ...
Alle Bücher der Monica-Kennedy-Reihe
Die Toten von Inverness (Bd. 1)
Die dunklen Wasser von Inverness (Bd. 2)

G.R. Halliday wurde in Edinburgh geboren und wuchs in der Nähe von Stirling, Schottland, auf. Die Leidenschaft für ausgeklügelte Kriminalfälle hat er von seinem Vater, der Bücher über True Crime und mysteriöse Phänomene schrieb. Einige dieser Geschichten wurden zur Inspirationsquelle für seine eigenen Romane. Heute lebt er mit seiner Lebensgefährtin und einer Bande halbwilder Katzen in der Nähe von Inverness in den schottischen Highlands.

1

Am herbstlichen Nachthimmel über den Wester Ross Mountains waren die ersten Sterne erschienen, doch Robert nahm keine Notiz davon. Er hielt den Kopf gesenkt, während er sein Fahrrad in die dunkle Garage schob. Dann trat er ins Freie, schlug die Tür hinter sich zu und rannte fröstelnd zum hell erleuchteten Hauseingang. Der anderen Person allerdings, die ihn aus den Schatten der Bäume heraus beobachtete, fielen die Sterne sehr wohl auf. Für sie bestand kein Zweifel daran, dass sie ein Zeichen des Himmels waren.

An der Schwelle zögerte Robert kurz, um nach dem Handy in seiner Tasche zu tasten. Nur zu gern hätte er die Nachrichten gleich noch einmal gelesen.

Stammten sie wirklich von seiner Mum? Das ergab doch keinen Sinn. Und das Telefon – es war mit Klebeband am Lenker seines Mountainbikes befestigt gewesen, als er sich am Morgen auf den Weg zur Schule hatte machen wollen. Das war noch viel eigenartiger. Andererseits war nichts mehr, wie es war, seit sie fortgegangen war. Als wäre seine Welt komplett aus den Angeln gehoben. Robert klopfte die Tasche seiner dunkelblauen Jeans ab. Zwanghaft prüfte er zum wiederholten Mal, ob das Telefon noch da war. Er zog die Hand zurück und verkniff es sich, es hervorzuholen. Nicht, dass sein Dad noch etwas mitbekam und Fragen stellte. Schließlich war es seine Schuld, dass sie weg war, oder nicht? Irgendwie musste er sie vergrault haben.

Robert drückte die Haustür auf. Seit Wochen schon schloss sein Vater nicht mehr ab. Offenbar hoffte er nach wie vor, dass sie zurückkommen würde. Was bringt ihn nur auf den Gedanken? Im Haus war ein Geräusch zu hören, ein leises Rascheln, als hätte sich auf dem alten Sofa jemand umgedreht. Er stellte sich vor, wie sein Vater hoffnungsvoll den Kopf in die Höhe reckte und in die Stille hineinlauschte.

»Ich bin’s«, rief Robert, eine Hand bereits am Treppengeländer.

»Ich hatte dich eigentlich gleich nach der Schule zurückerwartet.« Die Stimme seines Dads verriet, was für ein Schwächling er war. Einfach nur erbärmlich. »Du bist erst sechzehn. Ich hatte dich doch gebeten anzurufen und Bescheid zu geben, dass alles gut ist.«

»Ja und? Du wirst es überleben.« So ein Weichei. Kein Wunder, dass Mum ihn verlassen hat. Ehe Robert diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, kam ihm ein noch viel schrecklicherer Verdacht: Was, wenn es ganz anders war? Was, wenn sie seinetwegen gegangen war?

Nein, das kann nicht sein.

Er schloss die Hand um das Telefon in seiner Tasche. Das hier war Beweis genug. Sie hatte ihn um ein Treffen gebeten. Warum hätte sie das tun sollen, wenn sie seinetwegen gegangen wäre? Andererseits hatte seine Mutter ihn noch nie Robert genannt. Immer Robbie oder Rob. Was sollte das plötzlich? Ratlos strich er sich über die kurzen braunen Haare. Er sollte mit seinem Dad reden, ihn lesen lassen, was sie geschrieben hatte. Vielleicht hatte sie … Robert wusste nicht recht, wie er es nennen sollte … einen Nervenzusammenbruch oder eine Depression?

Er klammerte sich an dieser Vorstellung fest, ein winziger Hoffnungsschimmer. Das würde alles erklären. Warum sie gegangen war, die sonderbaren Nachrichten. Vermutlich schämte sie sich und machte sich Gedanken, was sein Dad und er von ihr dachten. Robert malte sich aus, wie er ihr zärtlich die Hand auf die Wange legte und sie tröstete. Schon gut, Mum, wir sind für dich da. Er wandte sich in Richtung Wohnzimmer, blieb dann aber wie angewurzelt stehen, als er die erstickten Laute aus dem Inneren des Raums wahrnahm. Eine nie gekannte Angst gesellte sich zu den anhaltenden Magenschmerzen, als ihm bewusst wurde, was er da hörte: Sein Vater weinte. Möglichst leise wandte er sich ab und schlich nach oben zu seinem Zimmer, das direkt am Treppenabsatz lag.

Er war aufgewühlt und durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Das alles schlug ihm gewaltig auf den Magen. Er fühlte sich gleichzeitig alt und ausgelaugt, jung und kraftlos.

Als er die Tür öffnete, nahm er ganz schwach einen fremden Geruch wahr. War es ein Parfüm? Das seiner Mum? Robert schüttelte unwillkürlich den Kopf – reines Wunschdenken. Die trippelnden Schritte von Ellie, seinem Hund, ließen ihn aufhorchen. Er drehte sich um. Sie war ein schon in die Jahre gekommener Schottischer Hirschhund mit strubbeligem grauem Fell, das ihr tief in die Stirn hing. Die Hündin schnupperte kurz an Roberts Bein, dann drängte sie sich an ihm vorbei ins Zimmer. Er strich ihr über das Fell und sah zu, wie sie ein wenig ungeschickt auf sein Bett sprang. Langsam drehte sie sich mit ihrem langen, sehnigen Leib um die eigene Achse und ließ sich auf die Decke sinken.

Robert trat ein, stieß die Tür hinter sich zu und ließ seine Tasche achtlos auf den Boden fallen. Er hatte Hausaufgaben zu erledigen und musste sich auf die Prüfungen vorbereiten. Kurz warf er einen Blick auf den sträflich vernachlässigten Lernplan, der an der Wand gegenüber hing. Bevor seine Mum sie verlassen hatte, war er ein eifriger und fleißiger Junge gewesen. Er hatte so viel Wissen wie nur möglich in sich aufgesaugt, um irgendwann aus Wester Ross wegzukommen. In diesen nordwestlichen Teil der schottischen Highlands und speziell in ihre Gegend kamen Touristen in erster Linie zum Bergwandern. Oder um die Strände zu besuchen. Wie Robert gehört hatte, sollte es sogar Leute geben, die eigens herkamen, um fernab jeglicher künstlichen Beleuchtung am nächtlichen Himmel die Sterne und Planeten zu beobachten. Die hatten ja keine Ahnung, wie es war, in einem derart gottverlassenen Tal mitten im Nirgendwo zu leben. Wieder schüttelte er den Kopf, den Blick immer noch auf den Plan geheftet. Momentan hatte er nicht den Nerv, sich wegen alldem Gedanken zu machen. Seine Mum geisterte ständig durch seinen Kopf.

Er setzte sich an seinen Schreibtisch, und wieder wanderten seine Hände unwillkürlich an seine Tasche. Der Anblick des Bechers neben seiner noch ausgeschalteten Schreibtischlampe ließ ihn innehalten. Es war die Lieblingstasse seines Dads, die weiße mit dem alten, verwaschenen Werbeaufdruck vom Landwirtschaftsministerium.

Augenblicklich war das Telefon vergessen. Er beugte sich vor und knipste die Lampe an. Die Tasse war noch warm. Heiße Schokolade. Die mochte er für sein Leben gern. Sofort stiegen Schuldgefühle in ihm auf. Das war typisch Dad, seine Art, ihm zu zeigen, dass er ihn verstand und genauso empfand wie er. Robert nahm einen Schluck von der cremigen, süßen Flüssigkeit. Und gleich noch einen. Der intensive Geschmack hüllte all seine Sinne ein, während er sich neben Ellie auf das Bett legte und sich zusammenrollte. Ihr weiches Fell an seinem nackten Arm wirkte beruhigend auf ihn. Von unten vernahm er das leise Murmeln des Fernsehers. Und wider Erwarten empfand er auch dieses Geräusch als tröstlich.

Ellie winselte und riss den Kopf herum. Robert folgte dem Blick des Hundes zur Fensterseite des Zimmers. Die Dunkelheit schien zu ihm zurückzustarren. Ein Schauder durchfuhr ihn. Nun zog er doch das Handy aus der Tasche. Nach kurzem Zögern fing er an zu tippen, bevor er es sich anders überlegen konnte: Ich würde dich sehr gerne sehen. Wann können wir uns treffen? Schnell drückte er auf Senden.

Er ließ das Handy auf die Decke fallen und kraulte Ellie den Kopf. Strich über den feinen Flaum an ihren Ohren. Er atmete ihren unverwechselbaren Duft ein, ein Destillat aus wohliger Wärme und Sicherheit. Geistesabwesend starrte er auf eine Stelle oberhalb ihrer Augen, blinzelte. Jede einzelne Strähne ihres Fells stach überdeutlich hervor. Wieder ein Blinzeln. Diesmal schien Ellie vor seinen Augen zu verschwimmen.

Die Hündin winselte erneut. Plötzlich streckte sie sich, sprang vom Bett herunter und bewegte sich seltsam steif auf das Fenster zu. Sie drehte sich nach ihm um und fing seinen Blick ein, das Weiß ihrer Augen größer als sonst. Sie fing an, mit der Pfote in dem Haufen Schmutzwäsche zu wühlen, der sich direkt unterhalb des Fensters türmte.

»Was ist denn los, Ellie, was hast du?«

Robert registrierte seine undeutliche Aussprache, spürte den Speichelfaden, der ihm übers Kinn lief. Er hob die Hand, um sich über den Mund zu wischen, doch sein Arm wollte ihm nicht gehorchen. Eine Woge der Panik riss ihn mit. Er wollte sich im Bett aufrichten, war aber nicht dazu in der Lage.

Dann schrie er.

Allerdings war das, was über seine Lippen kam, nicht mehr als ein klägliches Hauchen. Noch einmal versuchte er hochzukommen. Als er feststellen musste, dass er nicht einmal den Kopf drehen, geschweige denn einen Finger rühren konnte, packte ihn für einen schrecklichen Moment die nackte Angst.

»Dad. Bitte hilf mir«, wollte er rufen. Doch die Worte blieben leblos in seiner Kehle stecken.

Dad. Bitte.

All die verletzenden Dinge, die er seinem Vater an den Kopf geworfen hatte.

Das Fernsehgerät verstummte. Robert vernahm mehrfach ein leises Klicken. Sein Vater knipste gerade sämtliche Lichter im Wohnzimmer und anschließend die unten im Flur aus.

Ellie bellte. Ihre Lefzen bebten, die gelb verfärbten Eckzähne waren entblößt. Wie schon zuvor nahm Robert ganz schwach diesen fremden Geruch wahr. Er versuchte zu schlucken und spürte, wie ihm der Speichel die Kehle hinunterrann. Extrem süß im Geschmack, aber mit einer unterschwelligen Note. Ein Hauch von Bitterkeit. Wieder versuchte er zu schlucken. Nichts. Konnte er überhaupt noch atmen? Eine beklemmende Enge legte sich um seine Lunge, abermals wurde er von Panik erfasst.

Dad. Bitte! Hilf mir.

Im nächsten Moment waren die Schritte seines Vaters auf der Treppe zu hören. Das vertraute Knarzen der Dielenbretter, als er oben am Absatz...

Erscheint lt. Verlag 17.2.2020
Reihe/Serie Monica Kennedy
Übersetzer Bettina Spangler
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel From the Shadows (Monica Kennedy 1)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Astronomie • eBooks • Ermittlerkrimi • Forensik • Gerichtsmedizin • Iain Rankin • Ian Rankin • Krimi • Kriminalromane • Krimireihe • Krimis • Schottische Highlands • Schottland • Serienkiller • Thriller • Val McDermid
ISBN-10 3-641-24613-X / 364124613X
ISBN-13 978-3-641-24613-6 / 9783641246136
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