Totenblass (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
608 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-23877-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Totenblass -  Frederic Hecker
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Unentdeckt mordet er seit Jahren, das Töten ist für ihn eine Sucht ...
Frankfurt an einem nasskalten Novemberabend: Eine nackte, mit seltsamen Wunden übersäte Frauenleiche treibt im Main. Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin, die junge Fallanalystin Lara Schuhmann, stehen vor einem Rätsel. Nach der Obduktion sind sie überzeugt, dass sie es mit einem perfiden Serienmörder zu tun haben. Als Fuchs während der Ermittlungen der Zeugin Sophia näherkommt, wird er wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen. Auf eigene Faust ermittelt er weiter - und setzt damit eine folgenschwere Ereigniskette in Gang ...

Frederic Hecker wurde 1980 in Offenbach am Main geboren. Er studierte Medizin in Frankfurt und hat nach seiner Promotion im Institut für Rechtsmedizin zwei chirurgische Facharztbezeichnungen erlangt. Heute lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Hunden in Hannover, wo er als Plastischer Chirurg tätig ist. Seine Freizeit widmet der große Krimi-Fan dem Schreiben. Mit seinem Debütroman »Totenblass« begeisterte er sofort viele Leser*innen. Über das Ermittlerpaar Lara Schuhmann und Joachim Fuchs hat er bislang drei Thriller mit medizinischem Hintergrund geschrieben. Weitere Bände sind in Vorbereitung.

https://www.instagram.com/frederichecker

https://m.facebook.com/pages/category/author/Frederic-Hecker-108148070830326/

1


»Arschkalt«, brummte Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs seiner Kollegin zu, als sie die Stufen der Kaimauer hinabstiegen.

Das Licht der Laternen oben an der Straße quoll über den Mauervorsprung und färbte das Bollwerk aus Sandstein orange. Unter anderen Bedingungen und bei besserem Wetter hätte die Szenerie mit Blick auf die beleuchteten Brücken der Stadt romantisch sein können, aber mit dem Wissen, was sie unten erwartete, kam höchstens ein Rendezvous mit dem Teufel in Betracht. Am Flussufer zuckten Kamerablitze auf.

Fuchs hob den Blick. »Hoffentlich ist das die Spurensicherung und keine Geier von der Presse.«

»Was wissen wir?«, nuschelte Lara Schuhmann in ihren dicken Strickschal, den sie sich bis übers Kinn gezogen hatte.

»Bisher nicht viel. Der Hund eines Obdachlosen hat eine Leiche aufgespürt und dann die Polizei verständigt.«

»Schlaues Tier.«

Fuchs bemerkte den Fehler und warf ihr einen Seitenblick zu. »Wohl noch zu Scherzen aufgelegt. Gar nicht nervös?«

Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich mich trotzdem ­vorerst im Hintergrund halten?«

»Wieso?«

»Na ja«, sie sah ihn mit großen Augen an, »Welpenschutz.«

»Welpenschutz?«, entgegnete Fuchs mit erhobener Braue. »Also ich war bei meinem ersten Mordfall kaum zu bremsen …«

»Woher wissen wir, dass es sich um Mord handelt?«

»Was glaubst du denn, warum eine nackte Frauenleiche im November im Main treibt?«

»Nackt? Das hattest du nicht erwähnt.«

Am Fuße der Treppe bedeutete Fuchs ihr zu warten. Er nahm die letzten Züge seiner Zigarette und steckte sie, nachdem er in unmittelbarer Umgebung keinen Mülleimer entdeckte, in ein Filmdöschen, das er aus der Tasche seines Parkas hervorkramte. Die verschlossene Dose steckte er wieder ein und marschierte los Richtung Fundort.

Als sie den abgesperrten Bereich erreichten, duckten sie sich unter dem rot-weißen Flatterband hindurch.

Ein blutjunger Polizist eilte herbei. »Halt! Das ist eine polizeiliche Ermittlung hier.«

»Mordkommission«, klärte Fuchs ihn auf und streckte ihm seinen Ausweis entgegen.

»Oh, entschuldigen Sie bitte.« Der Jüngling errötete. »Ich dachte, Sie seien Spaziergänger.«

Spaziergänger? Fuchs blinzelte in den tiefschwarzen Himmel, der schon den ganzen Tag, vielleicht schon die ganze verdammte Woche, Regen auf die Stadt hinabsandte.

»Sie liegt da drüben.« Der Knabe deutete Richtung Ufer, wo bereits zwei Personen in weißen Overalls knieten. Auf dem Boden standen Spurentafeln. Fuchs zählte drei. Dem Anschein nach waren sie noch nicht weit gekommen.

»Der Mann, der sie entdeckt hat, wird oben im Wagen verhört.«

»Wer hatte bis jetzt die Leitung?«, fragte Fuchs.

»Kommissar Heckmann.«

Als hätte er seinen Namen gehört, löste sich ein Hüne von einem Mann aus einer Gruppe von Polizisten vor einem Einsatzwagen. Das halblange Haar struppig, der dunkelblonde Vollbart getrimmt. »Gott zum Gruße! Was für eine Überraschung! Muss eine Ewigkeit her sein.«

»Unter diesen Umständen hätte ich drauf verzichten können«, antwortete Fuchs mit einem Lächeln. »Trotzdem schön, dich zu sehen!«

»Joachim Fuchs«, sagte der Hüne, während er ihn von den Schuhen bis zum Scheitel musterte. »Siehst ja noch genauso aus wie damals. Frechheit! Wahrscheinlich rennen dir die Frauen noch immer die Tür ein. Aber was ist denn das?« Fuchs’ Schläfen fixierend trat er einen Schritt näher. »Wird da etwa jemand grau?«

Fuchs grinste und deutete auf Heckmanns Bauch. »Und was ist das? Wird da etwa jemand fett?«

»Das sind die Drüsen.«

»Die Drüsen?« Fuchs bedachte ihn mit einem skeptischen Blick.

»Der Arzt sagt, ich hätte einen latenten Diabetes.«

»Mal daran gedacht, dass die Drüsen nur unter deinem Gewicht kapitulieren?« Er zwinkerte seinem Kollegen zu und wies auf Lara. »Darf ich dir Lara Schuhmann vorstellen? Sie ist neu in meinem Team. Lara, das ist Udo ­Heckmann. Wir kennen uns von der Polizeischule.«

»Sehr erfreut!«, säuselte Heckmann, schüttelte Laras Hand und bedeutete ihnen zu folgen. »Um 19:50 Uhr ging der Notruf ein. Ein verängstigter Mann hat die Polizei verständigt, dass unten am Schleusentor eine Leiche im Wasser treibt. Wir sind etwa zehn Minuten später hier eingetroffen. Der Anrufer stand zu diesem Zeitpunkt wild gestikulierend dort oben am Straßenrand.« Er deutete auf den Absatz der Kaimauer. »Er gibt sich als Hermann Rothe aus, ist wohl seit vielen Jahren ohne festen Wohnsitz. Wir prüfen das gerade.«

»Was wissen wir über die Leiche?«, fragte Fuchs.

»Weiblich, schätzungsweise zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig Jahre alt, vollständig entkleidet. Persönliche Gegenstände oder Personalien für eine Identifizierung haben wir nicht gefunden. Der Notarzt war auch schon da und hat den Tod festgestellt. Ich habe das K11 und die SpuSi verständigt, die praktisch sofort hier waren.«

Fuchs schielte auf seine Uhr. Wahrscheinlich wollte Heckmann damit andeuten, dass sie spät dran waren. Immerhin war Fuchs durch die halbe Stadt gegurkt, um Lara einzusammeln, die einen Führerschein, aber kein Auto besaß. Für gewöhnlich fuhr sie mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, doch das hatte Fuchs ihr bei diesem Sauwetter ersparen wollen.

»Dass es sich um Mord handelt, dürfte klar sein«, fuhr Heckmann fort. »Ihre Haut weist eine Reihe seltsamer Wunden und Blutergüsse auf. Ob das alles von ihrer Reise als Treibgut herrührt oder das Werk des Täters ist, kann uns hoffentlich der Gerichtsmediziner sagen.«

»Wenn die Leiche oben trieb, muss sie seit mindestens vier Tagen tot sein«, sagte Lara.

»Nicht unbedingt«, entgegnete Heckmann. »Bei diesen Temperaturen kann der Verwesungsprozess mit der Bildung von Fäulnisgasen, die der Leiche den Auftrieb verleihen, stagnieren und erst bei wärmerer Witterung wieder einsetzen. Unter Umständen erst im nächsten Frühjahr.«

»Warum trieb die Leiche dann auf dem Wasser?«, fragte Fuchs. »Lufteinschlüsse unter Kleidung scheiden ja aus.«

»Das haben wir der Druckluftsperre zu verdanken.« Heckmann deutete auf eine helle Linie, die das schwarze Wasser vor dem Wehr wie eine Narbe durchzog. »Am Grund liegt ein langes Rohr mit zahlreichen Öffnungen, aus denen Luftblasen austreten. Dadurch entsteht an der Oberfläche in beide Richtungen eine Strömung, die Treibgut von den Turbinen fernhält. Ohne diese Anlage wäre die Leiche wahrscheinlich in den Fanggittern hängen geblieben. Wer weiß, wann sie dann entdeckt worden wäre.«

Sie näherten sich der Toten. Die Plane, auf der sie lag, war zusätzlich mit einem Rechteck aus Flatterband eingezäunt. Der Nahbereich. Flutlichter auf Stativen stanzten grelle Kegel in die feuchte Luft.

»Die Kripo ist da!«, rief Heckmann den anderen Beamten zu, was auf das Treiben vor Ort aber keinen Einfluss nahm. Nur einer der Spurensicherungsbeamten sah zu ihnen auf.

»Wir brauchen hier nicht mehr lange«, sagte er und richtete sich auf. Sein weißer Anzug flackerte im Blaulicht der Einsatzfahrzeuge rhythmisch auf. »Es gibt wahrscheinlich nur wenige konkrete Hinweise. Erwartungsgemäß liegt hier am Flussufer jede Menge Müll rum«, erklärte er und hielt drei durchsichtige Beutel in die Höhe. Ein Taschentuch, ein Zigarettenstummel und ein Schnürsenkel. »Ob überhaupt irgendwas davon mit dem Fall zu tun hat, ist fraglich. Aber da diese Stelle hier als Fundort gilt, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als den ganzen Mist einzusammeln. Vermutlich hat man die Tote flussaufwärts entsorgt. Sie hat Schleifspuren an den für Flussleichen üblichen Stellen: Fußspitzen, Handrücken, Knie und Stirn. Die Stelle könnte ein paar Kilometer entfernt liegen, wobei ich nicht glaube, dass sie sehr weit getrieben ist. Wir hatten ja schon Fälle, bei denen Wasserleichen extrem lange Strecken zurückgelegt haben, und die sahen anders aus. Bei einer war der Schädel so heruntergeschliffen, dass das Gehirn herausgespült worden war. Na ja, wie dem auch sei – vielleicht findet ein Fährtenhund die Stelle. Max macht jetzt noch ein paar Untersuchungen und präpariert dann alles für den Transport.« Er reckte das Kinn zu seinem Kollegen, der neben der Leiche hockte. »Ich nehme an, Sie möchten sich gerne selbst ein Bild machen, bevor sie abtransportiert wird?«

Fuchs nickte.

»Die Spurengasse verläuft dort drüben.« Er zeichnete einen Pfad in die Luft, der von der Öffnung in der Absperrung bis an die Tote heranführte. »Schutzkleidung können Sie sich aus meinem Koffer dort nehmen.«

Lara und Fuchs schlüpften in Overalls, zogen Latexhandschuhe sowie Überschuhe aus raschelndem Kunststoff an und klemmten sich die Schlaufen des Mundschutzes hinter die Ohren. Dann stiegen sie vorsichtig die rutschige Böschung hinab. Das Stauwerk im Hintergrund wirkte wie eine kleine, plumpe Ausgabe der Londoner Tower Bridge. Ein Metallsteg, der über zwei aus dem Wasser ragende Betonpfeiler führte, verband die beiden Ufer miteinander. Der verglaste Kontrollraum auf der anderen Seite weckte Erinnerungen an die Grenztürme der DDR. Kurz vor dem Ufer bogen sie links ab und passierten den freigegebenen Zugangsweg.

»Die Spurengasse wurde bereits auf Beweisstücke untersucht«, sagte Fuchs, »und ist somit freigegeben.«

»Ich weiß«, antwortete Lara.

Ihre Stimme klang eindeutig anders, bemerkte er. Leiser. Dünner. Sie war also nervöser, als sie zugab. Sie griff in den Overall und zog ein Diktiergerät aus ihrer...

Erscheint lt. Verlag 16.3.2020
Reihe/Serie Fuchs & Schuhmann
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Andreas Franz • Andreas Gruber • Buch • Bücher • Deutschland • eBooks • Ermittler • Ermittlerkrimi • Forensik • Frankfurt am Main • Heimatkrimi • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Mord • Rachekult • Rechtsmedizin • Serienkiller • Serienmörder • simon beckett • Tess Gerritsen • Thriller
ISBN-10 3-641-23877-3 / 3641238773
ISBN-13 978-3-641-23877-3 / 9783641238773
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