Kalle Blomquist 1. Meisterdetektiv -  Astrid Lindgren

Kalle Blomquist 1. Meisterdetektiv (eBook)

Meisterdetektiv
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2019 | 1. Auflage
160 Seiten
Verlag Friedrich Oetinger
978-3-86274-463-3 (ISBN)
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Warum hat Kalle Blomquist, der Meisterdetektiv, nur nicht das Glück gehabt, in London oder Chicago zur Welt zu kommen, wo Verbrechen an der Tagesordnung sind? Stattdessen lebt er in diesem langweiligen Kleinköping in Schweden! Doch dann findet Kalle Blomquist in einer alten Schlossruine eine auffällig schimmernde Perle und kurz darauf hört er von einem großen Juwelendiebstahl ... Der erste spannende Fall von Kalle Blomquist, dem Meisterdetektiv! Mehr von ihm gibt es in den Büchern 'Kalle Blomquist lebt gefährlich' und 'Kalle Blomquist, Eva-Lotta und Rasmus'. In Kürze als E-Book erhältlich

Astrid Lindgren (1907?-?2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die 'wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten' (DIE ZEIT) wurde u.?a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Astrid Lindgren (1907 – 2002), in Südschweden geboren und aufgewachsen, hat so unvergessliche Figuren wie Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter und viele andere mehr geschaffen. Die "wunderbarste Kinderbuchautorin aller Zeiten" (DIE ZEIT) wurde u. a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

2. Kapitel


»Und wie heißt du, meine schöne junge Dame?«, fragte der Mann eine Weile später Eva-Lotta, die mit ihren beiden Begleitern hinter der Hecke hervorgekrochen war.

»Eva-Lotta Lisander«, sagte Eva-Lotta furchtlos.

»Das hab ich mir doch gedacht«, sagte der Mann. »Wir sind alte Bekannte, musst du wissen. Ich hab dich gesehen, als du so klein warst, dass du noch in der Wiege gelegen und gespuckt und den ganzen Tag geschrien hast.«

Eva-Lotta warf den Kopf zurück. Sie konnte nicht glauben, dass sie jemals so klein gewesen war.

»Wie alt bist du jetzt?«, fragte der Mann.

»Dreizehn Jahre«, sagte Eva-Lotta.

»Dreizehn Jahre! Und zwei Kavaliere hast du schon! Einen hellen und einen dunklen. Du scheinst die Abwechslung zu lieben«, sagte der Mann mit einem kleinen spöttischen Lachen.

Eva-Lotta warf noch einmal den Kopf zurück. Sie hatte es nicht nötig, sich Gemeinheiten von jemand anzuhören, den sie nicht kannte.

»Wer sind Sie denn?«, fragte sie.

»Wer ich bin? Ich bin Onkel Einar, ein Cousin von deiner Mutter, meine schöne junge Dame!« Er zog Eva-Lotta an ihren blonden Locken. »Und wie heißen deine Kavaliere?«

Eva-Lotta stellte Anders und Kalle vor, und ein dunkler und ein blonder Schopf neigten sich in einer tadellosen Verbeugung.

»Nette Jungen«, sagte Onkel Einar anerkennend. »Aber heirate sie nicht! Heirate lieber mich«, fuhr er fort und stieß ein wieherndes Gelächter aus. »Ich werde ein Schloss für dich bauen, wo du den ganzen Tag herumlaufen und spielen kannst.«

»Sie sind ja viel zu alt für mich«, sagte Eva-Lotta schnippisch.

Anders und Kalle fühlten sich etwas überflüssig. Was war das eigentlich für eine klapprige Bohnenstange, die hier plötzlich einfach so auftauchte?

Personenbeschreibung – wollen mal sehen, dachte Kalle. Aus Prinzip merkte er sich das Aussehen aller unbekannten Personen, die ihm über den Weg liefen. Wer weiß, wie viele von ihnen wirklich anständige Menschen waren! Personenbeschreibung: braunes, hochgekämmtes Haar, braune Augen, zusammengewachsene Augenbrauen, gerade Nase, leicht vorstehende Zähne, kräftiges Kinn, grauer Anzug, braune Schuhe, kein Hut, brauner Reisekoffer, nennt sich Onkel Einar. Das war wohl alles. Nein – er hatte ja eine kleine rote Narbe auf der rechten Wange. Kalle merkte sich alle Einzelheiten. Und spöttisch wie kaum ein anderer, fügte er für sich selbst hinzu.

»Ist deine Mutter zu Hause, du kleiner Naseweis?«, fragte Onkel Einar.

»Ja, da kommt sie.«

Eva-Lotta zeigte auf eine Frau, die gerade durch den Garten kam. Sie hatte die gleichen lustigen blauen Augen und das gleiche blonde Haar wie Eva-Lotta.

»Habe ich das Vergnügen, wiedererkannt zu werden?« Onkel Einar verbeugte sich.

»Was in aller Welt – bist du es, Einar? Es ist wahrhaftig eine Weile her, seit man dich zuletzt gesehen hat. Wo kommst du her?« Frau Lisanders Augen waren ganz groß vor Überraschung.

»Vom Mond«, sagte Onkel Einar. »Um euch in eurem ruhigen Nest etwas aufzuheitern.«

»Er kommt gar nicht vom Mond«, sagte Eva-Lotta ärgerlich. »Er ist mit dem Sechsuhrzug gekommen.«

»Der gleiche alte Spaßmacher«, sagte Frau Lisander. »Aber warum hast du nicht geschrieben, dass du kommst?«

»Nein, kleine Cousine, schreibe niemals etwas, was du persönlich ausrichten kannst, das ist mein Wahlspruch. Du weißt, ich bin einer, der tut, was ihm gerade einfällt. Und jetzt fand ich, dass es schön wäre, eine Zeit lang Urlaub zu machen, und da erinnerte ich mich plötzlich, dass ich eine ungewöhnlich nette Cousine habe, die in einer ungewöhnlich netten kleinen Stadt wohnt. Willst du mich aufnehmen?«

Frau Lisander überlegte schnell. Es war nicht so leicht, stehenden Fußes Gäste aufzunehmen. Na ja, er konnte das Giebelzimmer haben.

»Und eine ungewöhnlich nette kleine Tochter hast du«, sagte Onkel Einar und kniff Eva-Lotta in die Wange.

»Aua, lass das«, sagte Eva-Lotta, »das tut ja weh!«

»Das sollte es auch«, sagte Onkel Einar.

»Ja, natürlich bist du willkommen«, sagte Frau Lisander. »Wie lange hast du Urlaub?«

»Nja, das ist noch nicht entschieden. Offen gesagt, ich habe die Absicht, bei meiner Firma aufzuhören. Ich überlege, ob ich ins Ausland gehe. In diesem Land hat man keine Zukunft. Hier treten alle auf der Stelle.«

»Das ist nicht wahr«, sagte Eva-Lotta aufgebracht. »Dieses Land ist das beste Land.«

Onkel Einar legte den Kopf auf die Seite und schaute Eva-Lotta an.

»Wie du gewachsen bist, kleine Eva-Lotta«, sagte er und ließ gleich darauf wieder sein wieherndes Gelächter hören. Eva-Lotta merkte schon, dass sie es herzlich verabscheute.

»Die Jungen können dir helfen«, sagte Frau Lisander mit einem Nicken zum Reisekoffer hin.

»Nee, nee, den trage ich lieber selbst«, sagte Onkel Einar.

 

In dieser Nacht wurde Kalle durch eine Mücke geweckt, die ihn in die Stirn gestochen hatte. Und da er nun sowieso wach war, hielt er es für klug, nachzusehen, ob vielleicht einige Schurken und Banditen ihr verbrecherisches Spiel in der Nähe trieben. Zuerst sah er durchs Fenster auf die Hauptstraße hinaus. Da war alles öde und leer. Dann ging er ans andere Fenster und guckte durch die Gardine in Bäckermeisters Garten. Das Haus lag dunkel und schlafend zwischen blühenden Apfelbäumen. Nur im Giebelzimmer war Licht. Und gegen das Rollo zeichnete sich der dunkle Schatten eines Mannes ab.

»Onkel Einar, ph, wie blöd der ist«, sagte Kalle zu sich selbst.

Der dunkle Schatten wanderte hin und her, hin und her ohne Unterbrechung. Er war sicher eine unruhige Natur, der Onkel Einar!

Warum trabt er bloß so herum?, dachte Kalle, und im nächsten Augenblick sprang er mit einem Satz in sein eigenes schönes Bett.

Schon um acht Uhr am Sonntagmorgen hörte er Anders’ Pfeifen vor dem Fenster. Sie hatten ein gemeinsames Signal, Anders und er und Eva-Lotta. Kalle schlüpfte schnell in seine Sachen. Ein neuer, herrlicher Ferientag lag vor ihm, ohne Sorgen, ohne Schule und ohne andere Pflichten, als die Erdbeeren zu gießen und ein Auge auf eventuelle Mörder in der Umgebung zu haben. Nichts davon war besonders anstrengend.

Das Wetter war strahlend. Kalle trank ein Glas Milch und aß ein Butterbrot und stürzte zur Tür, bevor seine Mutter dazu kam, auch nur die Hälfte der Ermahnungen vorzubringen, die sie ihm gleichzeitig mit dem Frühstück servieren wollte.

Jetzt kam es nur darauf an, Eva-Lotta herauszuholen. Aus irgendeinem Grund fanden Kalle und Anders es nicht ganz passend, hineinzugehen und direkt nach ihr zu fragen. Streng genommen war es ja nicht einmal passend, dass sie mit einem Mädchen spielten. Aber da war nichts zu machen. Alles war viel lustiger, wenn Eva-Lotta dabei war. Sie war übrigens nicht diejenige, die vor einem Spaß zurückscheute. Sie ging genauso drauflos und war genauso schnell wie irgendein Junge. Als der Wasserturm umgebaut wurde, war sie wie Anders und Kalle genauso hoch auf das Holzgerüst geklettert, und als Wachtmeister Björk sie bei ihrem Unternehmen entdeckte und ihnen zurief, dass es wohl am sichersten wäre, augenblicklich herunterzukommen, setzte sie sich ganz ruhig vorn auf ein Brett, wo jedem anderen schwindlig geworden wäre, und sagte lachend:

»Kommen Sie rauf, und holen Sie uns!«

Sie hatte wohl nicht gedacht, dass Wachtmeister Björk sie beim Wort nehmen würde. Aber Wachtmeister Björk war der Beste im Sportklub, und er brauchte nicht viele Sekunden, um zu Eva-Lotta heraufzukommen.

»Bitte deinen Vater, dass er dir ein Trapez kauft, an dem du rumklettern kannst«, sagte er. »Denn wenn du von dem runterfällst, hast du wenigstens eine kleine Chance, dir nicht den Hals zu brechen.«

Dann packte er sie und kletterte mit ihr hinunter. Anders und Kalle hatten sich schon mit bemerkenswerter Geschwindigkeit hinunterbegeben. Seitdem mochten sie Wachtmeister Björk gern. Und – wie gesagt – sie mochten Eva-Lotta auch gern, ganz abgesehen davon, dass beide sie heiraten wollten.

»Denn das war ja wirklich mutig von ihr«, sagte Anders, »so etwas zu einem Polizisten zu sagen. Das hätten nicht viele Mädchen getan. Viele Jungen übrigens auch nicht!«

Und an dem dunklen Herbstabend, als sie vor dem Haus des giftigen Bürochefs, der immer so böse zu seinem Hund war, auf der Harzgeige spielten, da war Eva-Lotta vor seinem Fenster stehen geblieben und hatte mit ihrem Harzstück auf dem Draht herumgerieben, bis der Bürochef herausgelaufen kam und sie beinahe auf frischer Tat ertappt hätte. Aber Eva-Lotta war schnell über den Zaun geschossen und in die Bootsmannsgasse verschwunden, wo Anders und Kalle auf sie warteten. Nein, an Eva-Lotta war nichts auszusetzen, darüber waren sich Anders und Kalle einig.

Anders stieß einen neuen Pfiff aus in der Hoffnung, dass es Eva-Lotta drinnen hören würde. Das tat sie auch. Sie kam heraus. Aber zwei Schritte hinter ihr kam Onkel Einar.

»Darf dieser kleine artige Junge auch mitspielen?«, fragte er.

Anders und Kalle schauten ihn etwas verlegen an.

»Räuber und Gendarm zum Beispiel«, wieherte Onkel Einar. »Ich will am liebsten Räuber sein.«

»Ph!«, machte Eva-Lotta.

»Oder wollen wir zur Schlossruine gehen?«, schlug Onkel Einar vor. »Die gibt’s doch wohl immer noch?«

Natürlich gab’s die Schlossruine noch. Das war ja die größte Sehenswürdigkeit der Stadt, die sich alle Touristen ansehen sollten, noch bevor sie die Deckenmalereien in der Kirche gesehen hatten. Obwohl natürlich nicht so viele Touristen kamen. Die Ruine lag auf einer Anhöhe und schaute auf die kleine Stadt hinunter. Ein...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2019
Reihe/Serie Kalle Blomquist
Mitarbeit Cover Design: Jutta Bauer
Übersetzer Cäcilie Heinig
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Astrid Lindgren • Detektiv • Dieb • Fingerabdrücke • Großmummrich • Juwelenraub • Kalle Blomquist • Kinderliteratur • Klassiker • Kleinköping • Krieg der Rosen • Krimi • Räubersprache • Weiße Rose
ISBN-10 3-86274-463-9 / 3862744639
ISBN-13 978-3-86274-463-3 / 9783862744633
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