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Der Kuba Deal (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
512 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-23806-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
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Der Job wird ihn reich machen ... oder ihn sein Leben kosten
Der Abenteurer Mac schlägt sich mit Bootstouren für Touristen durch und genießt die Sonne Floridas. Als ihn die attraktive, geheimnisvolle Sara Ortega für eine Tour nach Kuba anheuert, beginnt für Mac der gefährlichste Trip seines Lebens. Einst hat Saras Großvater unter Castro 60 Millionen Dollar zur Seite geschafft - dieses Geld will Sara jetzt finden. Im Chaos eines Landes, das sich im Umbruch befindet, wird die Jagd nach dem Geld zu einem Himmelfahrtskommando ...

Nelson DeMille, Jahrgang 1943, studierte Geschichte und Politologie, ehe er 1966 nach Vietnam eingezogen wurde. Seit 1974 schreibt er Romane. Heute gehört er zu den erfolgreichsten Thrillerautoren Amerikas. Seine Werke stehen regelmäßig auf den vordersten Plätzen der internationalen Bestsellerlisten. DeMille lebt auf Long Island in New York.

7


Carlos stellte seine Klienten als Eduardo und Sara vor. Keine Nachnamen. Wir gaben uns die Hände.

Eduardo sah sehr vornehm aus. Er war älter und größer als Jack und hatte eine weitaus geradere Haltung. Zu seiner schwarzen Hose und den Sandalen trug er ein gelbes Guayabera-Hemd. An seiner Halskette baumelte ein Goldkreuz. Er sprach mit schwerem Akzent, und seine Biografie war leicht zu erraten: Er und seine Familie waren auf Kuba sehr wohlhabend gewesen, hatten den gottlosen Kommunisten aber mit nichts mehr als der Guayabera auf dem Leib entkommen können, was Eduardo bis heute keine Ruhe ließ.

Sara sprach genau wie Carlos völlig akzentfrei. Sie war eher reserviert und lächelte kaum, doch ihre Augen funkelten.

Wir plauderten ein paar Minuten. Ich hatte den Eindruck, dass Carlos vorfühlen wollte, ob Sara und ich an einer gemeinsamen Reise nach Havanna Interesse hatten. Unterdessen musterten die anderen Gäste verstohlen Jacks T-Shirt und fragten sich wahrscheinlich, ob er noch ganz dicht war.

»Sieht nach einem wunderbaren Sonnenuntergang aus«, sagte Carlos.

»Leinen los!«, befahl ich Jack, da Zeit, Gezeiten und Sonnenuntergänge auf niemanden warten. Ich ging zum Steuerstand und ließ den Motor an.

Carlos und Eduardo machten es sich in den Kampfstühlen bequem, Sara setzte sich auf die Polsterbank im Heck und beobachtete mich.

»Leinen sind los!«, rief Jack, und ich gab Gas. Zehn Minuten später hatten wir die Marina hinter uns gelassen und hielten auf die Marquesas Keys zu.

Der Duft des Meeres erinnert mich immer an Maine, an im Segelboot der Familie verbrachte Sommer und Hummeressen am Strand bei Sonnenuntergang. Schöne Erinnerungen.

Ich beschleunigte auf zwanzig Knoten und schlug Kurs Südwest ein. Die See war ruhig, der Wind wehte mit etwa fünf Knoten von Süden her, und die Sonne stand ungefähr zwanzig Grad über dem Horizont. Zeit genug, um vor Anker zu gehen, Drinks zu mixen und der sterbenden Sonne die letzte Ehre zu erweisen.

Jack betrat die Plicht, nahm auf dem linken Stuhl Platz und zündete sich eine Zigarette an. »Auch eine?«

»Nein.«

»Die sind glutenfrei.«

»Mach die Drinks.«

»Was sind das für Gestalten?«

»Habe ich dir doch gesagt.«

»Wer ist die Braut?«

»Vielleicht fliegt sie mit mir nach Havanna.«

»Du kannst sie doch auch hier vögeln.«

»Jack …«

»Willst du wirklich nur mit einer Frau als Verstärkung nach Havanna?«

»Heute Abend will ich einfach nur zuhören.«

»Wer ist der alte Knacker?«

»Da bin ich genauso schlau wie du.«

»Lass dir ganz genau erklären, wo und wie die Geldübergabe erfolgen soll. Die würden dich sicher lieber umbringen, als dir zwei Millionen zu geben.«

»Ich würde dich auch lieber umbringen, als dir eine halbe Million zu geben.«

Er lachte, dann wurde er wieder ernst. »Wenn du dich dagegen entscheidest, soll’s mir recht sein. Und wenn du zusagst, dann bin ich mit von der Partie, weil ich deinem Urteilsvermögen vertraue.«

»Mein Urteilsvermögen ist scheiße, Jack. Immerhin habe ich dich eingestellt. Aber meinen Instinkten kann ich vertrauen.«

Wir sahen uns an. Jack nickte.

»Zieh dir ein anderes T-Shirt an«, sagte ich. »Das ist ein Befehl.«

Jack ging nach unten.

Ich wurde langsamer und blickte zum Horizont. Jack Colby und ich sind selten einer Meinung, doch in einem Punkt sind wir uns einig: Für jemanden, der den Einsatz an vorderster Front überlebt hat, ist der Rest des Lebens ein unerwartetes Geschenk. Meine Ex-Verlobte Maggie sagte immer, dass Gott etwas anderes für mich geplant hätte. Na hoffentlich. Der letzte Plan hat ja nicht so toll geklappt. Aber um Gott gegenüber fair zu bleiben: Es war mein Plan, in den Krieg zu ziehen. Der Mensch plant, Gott lacht.

Ich schaltete in den Leerlauf und warf einen Blick auf das Echolot, da es in dieser Gegend viele Untiefen gab. Sobald ich mir sicher war, dass wir nicht auf Grund laufen würden, stellte ich den Motor ab.

Als ich die Plicht verließ, trug Jack sein Maine-T-Shirt und hatte Snacks, Rum, Cola, Eis und fünf Plastikbecher mit Limettenschnitzen darin auf einem Klapptisch aufgebaut.

Carlos machte die Drinks. Er entschied sich für den Ron Santiago und mixte jedem einen Cuba Libre. Eigentlich gilt für die Besatzung: Zwölf Stunden vor der Fahrt keinen Alkohol. Jack allerdings behauptet, dass die Regel lautet, beim Trinken mindestens zwölf Fuß Abstand zum Steuerrad einzuhalten. Ich sage: Wenn man einen Drink braucht, soll man auch einen haben.

Eduardo brachte den Toast aus. »Auf ein freies Kuba. Salud.«

Wir stießen an und tranken.

»Die Scheißkommunisten haben die Bacardi-Fabrik verstaatlicht. Trotzdem ist es noch guter Rum«, bemerkte Carlos.

Aus meinen spärlichen Erfahrungen mit Kubanoamerikanern wusste ich, dass sie eine Vorliebe für das Wort »Scheißkommunisten« hatten. Na ja, ich wäre auch sauer, wenn die Conch Republic mein Boot verstaatlichen würde. Trotzdem konnte ich diesen leidenschaftlichen und hartnäckigen Hass nicht ganz nachvollziehen.

Ich warf Sara einen Blick zu. Sie bewunderte den Sonnenuntergang. Bisher hatte sie nicht viel gesagt, obwohl Carlos mir versichert hatte, dass sie mir die Gefahren, die auf Kuba lauerten, nicht verschweigen würde. Vielleicht war ich auch nicht der Mann, dem sie ihr Leben anvertrauen wollte. Umgekehrt war es schließlich genauso.

Auch Jack hatte etwas zum Thema beizutragen: »In Vietnam hab ich jede Menge Scheißkommunisten umgelegt.«

Eduardo lächelte und prostete Jack zu.

Carlos kam allmählich in Fahrt. »Wussten Sie, dass kubanische Kommunisten amerikanische Kriegsgefangene im Hanoi Hilton gefoltert haben?«

»Davon habe ich gehört«, sagte Jack.

»Aber nur die wenigsten wissen, dass etwa zwanzig Kriegsgefangene ins Villa-Marista-Gefängnis in Havanna gebracht wurden. Dort hat man brutale experimentelle Verhörmethoden an ihnen getestet, darunter auch bewusstseinsverändernde Drogen und extreme psychologische Folter. Sie sind alle auf Kuba gestorben, obwohl sie von offizieller Seite als in Vietnam vermisst gelten.«

»Scheißkommunisten«, sagte Jack.

Carlos versuchte offensichtlich, seinen Truppen den Hass auf den unmenschlichen Feind einzuimpfen. Doch dabei riskierte er, seine Truppen zu verängstigen. Plötzlich kam mir Havanna gar nicht mehr so verführerisch vor.

Üblicherweise habe ich auf solchen Fahrten zwei bis drei Pärchen auf der Suche nach Romantik an Bord und spiele Schmachtmusik wie Bobby Darins »Beyond the Sea«. Wenn die Passagiere jünger sind, lege ich eine Adele-CD oder etwas von Beyoncé auf. Diese Gruppe hier dagegen hätte wohl am liebsten »Vorwärts, Christi Streiter« gehört.

Ich versuchte einen Themenwechsel. »Schon mal vom grünen Leuchten gehört?«

Hatten sie nicht. »Wenn die Sonne hinter dem Horizont versinkt, gibt es manchmal einen grünen Lichtschein. Manche Leute sehen ihn, andere nicht. Aber wenn man ihn sieht, ist das ein gutes Omen.«

»Vielleicht behaupten das die Leute aber auch nur«, sagte Carlos, ganz Anwalt.

»Das zu behaupten«, sagte ich, »bringt Unglück.«

Darauf sagte Carlos nichts. »Ich kenne das anders«, wandte Sara ein. »Wer bereits gesegnet und auserwählt ist, sieht das grüne Leuchten. Alle anderen nicht.«

»Das habe ich auch gehört«, sagte ich. »Aber meine zahlenden Gäste sind sowieso ausnahmslos gesegnet und auserwählt.«

Sie grinste.

Eduardo zog fünf Cohibas hervor. »Von Sklaven auf Kuba gefertigt, aber trotzdem auf traditionelle Weise handgerollt.« Er reichte sie herum. Auch Sara nahm eine.

Jack zündete die Zigarren mit seinem Zippo an. Dann zeigte er seinem Altersgenossen das Feuerzeug, das er schon in Vietnam dabeigehabt hatte. Eduardo las die darauf eingravierten Worte laut vor: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, weil ich die härteste Sau im ganzen Scheißtal bin.«

Darüber mussten Jack und Eduardo herzlich lachen.

Anscheinend hatte Jack einen neuen Freund gefunden. Wenn man erst mal siebzig wird, spielen kulturelle Unterschiede offensichtlich keine große Rolle mehr.

Wir rauchten die geschmuggelten Zigarren und tranken den geschmuggelten Rum. Dann holte ich das Fernglas aus der Plicht und beobachtete den Horizont. Ein Schiff im Süden sah verdächtig nach Küstenwache aus. Außerdem hatte ich mindestens zwei Küstenwachenhubschrauber bemerkt.

Die Floridastraße zwischen den Keys und Kuba steht unter ständiger Überwachung. Küstenwache und Drug Enforcement Agency halten pausenlos nach Drogenschmugglern, Schleusern und verzweifelten Flüchtlingen Ausschau, die die kurze, aber gefährliche Fahrt in die Freiheit wagen.

Jeder auf den Keys weiß, dass sich Jahr für Jahr Tausende von Kubanern mit selbst gebauten Booten oder kaum seetauglichen Flößen auf den Weg machen. Man nennt sie balseros. Die Flößer. Sie beten um eine ruhige See, günstigen Wind und darum, dass keine Haie auftauchen. Dann legen sie ihr Leben in Gottes Hände.

Keine Ahnung, wie viele es schaffen, wie viele ertrinken oder was mit denen geschieht, die von den kubanischen Patrouillenbooten erwischt werden. Jedenfalls besagen die gegenwärtigen Gesetze, dass alle, die auf See von der Küstenwache der Vereinigten Staaten aufgegriffen werden, wieder nach Kuba zurückkehren müssen. Wer jedoch das Land erreicht, darf bleiben. Meiner Meinung nach ist das eine grausame und willkürliche Regel. Wieder mal ein Beweis dafür, wie unfair das Leben ist.

Wie die meisten meiner Kapitänskollegen habe ich mir geschworen, jeden balsero, den ich aus dem Wasser fische, auch an Land...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2020
Übersetzer Kristof Kurz
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Cuban Affair
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Agententhriller • Castro • eBooks • Kuba • Politthriller • Schmuggel • Thriller • Trump • USA
ISBN-10 3-641-23806-4 / 3641238064
ISBN-13 978-3-641-23806-3 / 9783641238063
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