No Exit (eBook)

Diese Nacht überlebst du nicht - Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
416 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-24206-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

No Exit -  Taylor Adams
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In den Bergen von Colorado gerät die junge Darby Thorne in einen Schneesturm und sucht Zuflucht in einer Raststätte. Dort trifft sie auf eine Gruppe von Schutzsuchenden. Darby scheint in Sicherheit zu sein. Doch auf dem Parkplatz macht sie eine schreckliche Entdeckung: Im Fond eines Vans sieht sie ein gefesseltes Mädchen. Wie Eiswasser schießt die Erkenntnis durch Darby: Der brutale Täter muss unter den Anwesenden sein. Aber es gibt keine Verbindung nach außen, keine Fluchtmöglichkeit. Darby muss das Mädchen retten - und die Nacht überleben ...

Taylor Adams ist Filmregisseur und Autor. Sein Thriller »No Exit« war international ein großer Erfolg und wurde 2022 verfilmt. Adams lebt im Bundesstaat Washington.

20:17 Uhr


Darby ging zurück zum Gebäude.

Ashley blickte auf, als sie hereinkam. »Hat’s geklappt?«

Sie gab ihm keine Antwort.

Er saß an dem Holztisch und spielte Karten mit Ed. Eine Frau war auch mit dabei – offenbar Eds Ehefrau, denn sie saß neben ihm. Sie war eine bieder wirkende Mitvierzigern mit schwarzem Topfschnitt und zerknittertem gelbem Anorak, die mit einem Spiel auf ihrem Tablet beschäftigt war, bei dem sie Blasen zum Platzen brachte. Sie musste diejenige sein, die auf der Toilette gewesen war.

Darby zählte drei mögliche Verdächtige: den gesprächigen Ashley, Ed mit den traurigen Augen und Eds spießige Frau. Also wem gehörte der graue Transporter?

Mein Gott, da ist ein Kind in diesem Wagen.

In einem Käfig eingesperrt.

Es traf sie aufs Neue. Ein Geschmack von rohen Austern machte sich in ihrem Mund breit. Ihre Beine fühlten sich an wie Gummi. Eigentlich musste sie sich hinsetzen, schreckte aber davor zurück.

Einer von diesen drei Leuten hat es getan –

»Achten Sie darauf, dass die Tür auch wirklich zu ist«, sagte Ed.

Und dann setzten sie ihr Kartenspiel fort, als wäre nichts geschehen. Ashley betrachtete das Blatt in seiner Hand und warf Ed einen Seitenblick zu. »Herz-Vier?«

»Ziehen Sie eine. Pik-Zwei?«

»Nö.«

Da stimmte noch etwas anderes nicht. Die Rechnung ging nicht auf. Außer ihrem eigenen Wagen befanden sich drei weitere auf dem Parkplatz. Drei Verdächtige waren hier. Ed und seine Frau reisten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gemeinsam, richtig? Also musste sich noch eine vierte Person in der Raststätte befinden. Aber wo?

Ihr Blick wanderte von Ashley zu Ed und weiter zu Eds Frau, dann suchend durch den ganzen Raum, während ihr Herz von einer panischen Angst ergriffen wurde. Wo sonst könnte

Mit einem Mal spürte sie warmen Atem in ihrem Nacken. Hinter ihr stand jemand.

»Kreuzbube.«

»Eine ziehen.«

Darby stand regungslos da. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf, ihre Haut kribbelte, und es lief ihr eiskalt den Rücken hinunter. Sie wollte sich umdrehen, konnte es aber nicht. Ihr Körper weigerte sich, sich zu bewegen.

Er steht genau hinter mir.

Atmete ihr in den Nacken. Es war ein kräftiger Hauch, der ihr Haar anhob, ihre nackte Haut kitzelte und an ihrem Ohr vorbeistrich. Irgendwie wusste sie bereits, dass der vierte Reisende ein Mann war – Frauen atmeten einfach nicht auf diese Weise. Er stand weniger als einen halben Meter hinter ihr. Nahe genug, um ihren Rücken zu berühren oder ihr von hinten die Hand um die Kehle zu legen.

Sie wünschte, sie könnte sich umdrehen und dieser vierten Person ins Gesicht sehen, wer auch immer sie sein mochte, aber dieser Moment fühlte sich so merkwürdig an, alles schien irgendwie dahinzuschweben. Ganz so, als versuche sie, in einem Albtraum einen Schlag zu landen.

Dreh dich um, mahnte sie sich. Dreh dich sofort um.

Vor ihr ging das Kartenspiel weiter. »Herzdame?«

»Aha! Da haben Sie Glück. Bitte schön.«

»Karo-Neun?«

»Nö.«

Hinter ihr setzte der Atem für ein paar Sekunden aus – lange genug, dass sie für einen kurzen Moment die Hoffnung hatte, sich das alles nur eingebildet zu haben –, und dann hörte sie, wie vernehmlich Luft eingesogen wurde. Mundatmung. Wie sie so dastand, ohne ein Wort herauszubringen, wurde Darby klar, dass es ihr wieder passiert war. Sie hatte den Raum betreten, ohne einen Blick nach links zu werfen.

Verdammt, Darby, dreh dich einfach um.

Schau ihm ins Gesicht.

Und endlich gelang es ihr.

Eine langsame Körperdrehung, ganz beiläufig, mit einer Handfläche nach oben, als folge sie lediglich Eds Aufforderung, sicherzustellen, dass die Tür geschlossen war. Und dann stand sie dem Mann gegenüber.

Mann war vielleicht ein wenig übertrieben. Er war groß, spindeldürr und ließ die Schultern hängen. Sie schätzte ihn auf höchstens neunzehn. Im Profil glich er einem Nagetier, sein Gesicht war mit Akne überzogen, er hatte einen Überbiss, und sein Kinn, das von Pfirsichflaum umhüllt war, ließ jegliche Kontur vermissen. Er trug eine Deadpool-Beanie und eine himmelblaue Skijacke. Seine Schultern waren nass von geschmolzenem Schnee, als wäre auch er gerade draußen gewesen. Winzige haselnussfarbene Pupillen, die mit ihrem dümmlichen Ausdruck denen eines Nagetiers glichen, starrten sie an, also erwiderte sie seinen Blick und schenkte ihm ein zurückhaltendes Lächeln.

Der Moment war rasch dahin, als sie seinen Atem roch, der nach Milchschokolade und der erdigen Säure von Kautabak stank. Als er plötzlich ohne Vorwarnung den Arm hob, zuckte Darby zusammen. Doch er griff lediglich an ihr vorbei und drückte die Tür zu. Sie rastete mit dem Klicken eines Schließriegels ein.

»Danke«, sagte Ed und wandte sich wieder Ashley zu. »Herz-Ass?«

»Nö.«

Darby wandte den Blick ab und ließ den Mann an der Tür stehen. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. Ihre Schritte kamen ihr ungewöhnlich laut vor. Sie ballte beide Hände zu Fäusten, um ihr Zittern zu verbergen, und trat zu den anderen an den Tisch. Sie zog einen Stuhl zwischen Ashley und dem älteren Ehepaar zu sich heran. Die Holzbeine schrammten über die Fliesen.

Ashley bleckte die Zähne angesichts des unangenehmen Geräuschs. »Ah, Herz-Neun.«

»Scheiße.«

Eds Frau versetzte ihrem Mann einen Klaps auf den Ellenbogen. »Pass auf, was du sagst!«

Darby wusste, dass der Typ mit dem Rattengesicht sie immer noch mit seinen kleinen, begriffsstutzigen Augen beobachtete, sie studierte. Und sie bemerkte, dass sie steif dasaß – zu steif –, also lümmelte sie sich ein wenig in den Stuhl und tat so, als würde sie mit ihrem iPhone herumspielen. Zog ihre Knie bis zur Tischkante hoch. Sie schauspielerte jetzt, bloß eine Kunststudentin mit zu viel Koffein im Blut, einem Honda voller Grabstein-Radierungen und einem fast leeren Handy-Akku, die wie alle anderen hier am Rande der Zivilisation gestrandet war. Eine harmlose Studentin an der CU Boulder.

Er verharrte an der Tür. Beobachtete sie immer noch.

Darby begann sich Sorgen zu machen. Konnte er etwas wissen? Hatte er vielleicht aus dem nach Westen gehenden Fenster geschaut und gesehen, wie sie in seinen Lieferwagen gespäht hatte? Möglicherweise hatte er auch ihre Fußspuren gesehen. Oder aber ihr Benehmen hatte sie in der Sekunde verraten, als sie mit ihren blank liegenden Nerven und ihrem wild pochenden Herzen in die Lobby hereingetaumelt war. Für gewöhnlich war sie eine gute Lügnerin. Aber heute Abend nicht. Nicht jetzt.

Sie versuchte eine einfache Erklärung für das zu finden, was sie gesehen hatte – zum Beispiel, dass das bislang nicht erwähnte Kind von einem dieser Menschen hier gerade ein Nickerchen hinten im Lieferwagen machte. Das wäre doch plausibel, nicht wahr? Kam doch gewiss andauernd vor. Dafür waren Raststätten ja schließlich da. Um zu rasten und sich auszuruhen.

Aber das erklärte nicht das Schloss. Oder die Gitterstäbe, die die Hand umklammert hatte. Oder, jetzt wo sie darüber nachdachte, die verhängten Heckfenster, um damit das, was drinnen war, zu verbergen. Richtig?

Oder war das eine Überreaktion von ihr?

Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ihre Gedanken wurden immer wirrer. Das Koffeinhoch ließ nach. Sie benötigte dringend einen Kaffee.

Apropos Überreaktion: Darby hatte draußen bereits mehrfach versucht, die 911 für den Notruf zu wählen, was ihr aber in Ermangelung eines Handysignals nicht gelungen war. Auch nicht an dieser Zauberstelle in der Nähe der Albtraumkinder, die Ashley ihr beschrieben hatte. Sie hatte sogar versucht, eine Textnachricht an die 9-1-1 zu senden, weil sie einmal irgendwo gelesen hatte, dass Textdateien nur einen Bruchteil der erforderlichen Bandbreite benötigten und die beste Möglichkeit darstellten, in Funklöchern Hilfe zu rufen. Aber auch das hatte nicht funktioniert: Kindesentführung grauer Lieferwagen Kennzeichen VBH9045 State Route 7 Wanapa-Raststätte schicken Sie Polizei.

Diese Textnachricht, die als KONNTE NICHT VERSENDET WERDEN markiert war, war immer noch offen. Sie schloss sie vorsichtshalber, für den Fall, dass Rattengesicht ihr über die Schulter sah.

Sie hatte auch versucht, die Hecktür des Lieferwagens zu öffnen (was wohl ein verhängnisvoller Fehler gewesen wäre, hätte das Fahrzeug eine Alarmanlage besessen), aber sie war verschlossen gewesen, wie es ja eigentlich auch sein sollte. Sie hatte noch eine Weile dort verbracht, erneut die Handkanten gegen die Scheibe gelegt und in die Dunkelheit gestarrt, mit den Knöcheln an die Scheibe geklopft, versucht, die kleine Gestalt dazu zu bringen, sich noch einmal zu bewegen. Aber ohne Erfolg. Es war stockdunkel im Inneren des Lieferwagens, und an den Hecktüren waren Decken und irgendwelcher Kram gestapelt. Sie hatte diese kleine Hand nur für ein paar Sekunden gesehen. Doch es hatte ausgereicht. Sie hatte sie sich nicht eingebildet.

Richtig?

Richtig.

»Pik-Ass?«

»Verflucht noch mal.«

»Also wirklich, Eddie …«

»Herrgott noch mal, Sandi, wir sind in diesem mit Steuergeldern finanzierten Scheißhaus in Colorado eingeschneit, und es ist beinahe Heiligabend. Ich stecke einen Zwanziger in meine Fluchkasse, wenn wir wieder zu...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2019
Übersetzer Angelika Naujokat
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel No Exit
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Colorado • eBooks • Kidnapping • Psychopathen • Schneesturm • Thriller • Van
ISBN-10 3-641-24206-1 / 3641242061
ISBN-13 978-3-641-24206-0 / 9783641242060
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