Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
576 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-20832-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Gutshaus - Zeit des Aufbruchs -  Anne Jacobs
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Der mitreißende Abschluss der Gutshaus-Saga ist da! Das lange Lese-Wochenende kann beginnen.
So langsam scheint Ruhe im Gutshaus eingekehrt zu sein. Franziska hat ihre alte Heimat wiedergefunden und in Walter ihre große Liebe. Ihre Enkelin Jenny tut alles, um sich mit dem alten Anwesen eine Zukunft aufzubauen, und ist glücklich mit Uli, der neuen Schwung in seinen Bootsverleih gebracht hat. Aber so rosig ist leider nicht alles: Das neu eröffnete Restaurant läuft nicht richtig, und bei Bauarbeiten im Keller tritt ein Fund zutage, der längst Vergangenes wieder lebendig werden lässt. Franziska befürchtet, dass er etwas mit ihrer Schwester zu tun haben könnte. Und sie fragt sich: Wird ihre Vergangenheit sie niemals loslassen?

SPIEGEL-Bestsellerautorin Anne Jacobs bei Blanvalet:

Die Gutshaus-Saga:

1. Das Gutshaus. Glanzvolle Zeiten
2. Das Gutshaus. Stürmische Zeiten
3. Das Gutshaus. Zeit des Aufbruchs

Die Tuchvilla-Saga:

1. Die Tuchvilla
2. Die Töchter der Tuchvilla
3. Das Erbe der Tuchvilla
4. Rückkehr in die Tuchvilla

Anne Jacobs veröffentlichte unter anderem Namen bereits historische Romane und exotische Sagas. Mit »Die Tuchvilla« gestaltete sie ein Familienschicksal vor dem Hintergrund der jüngeren deutschen Geschichte und stürmte damit die Bestsellerliste. Nach ihrer ebenfalls sehr erfolgreichen Trilogie um »Das Gutshaus«, die von einem alten herrschaftlichen Gutshof in Mecklenburg-Vorpommern und vom Schicksal seiner Bewohner in bewegten Zeiten erzählt, legt Anne Jacobs nun den fünften Band der »Tuchvilla«-Saga vor.

Kacpar

Frühjahr 1995

Da war er! Enno Budde. Pünktlich wie die Uhr – genau um halb elf. Parkte seinen silbernen Opel Corsa auf dem Gästeparkplatz gleich neben dem neu erbauten Inspektorenhaus, das Jenny boshaft »Simons Nostalgiehütte« nannte. Blieb noch ein Weilchen im Wagen sitzen, um die Papiere in seiner Aktentasche zu sortieren.

Kacpar stand von seinem Arbeitstisch auf und trat näher zum Fenster. Von seiner Zweizimmerwohnung im Dachgeschoss des Gutshauses hatte er einen ausgezeichneten Blick über das gesamte Anwesen – ein unerwarteter Bonus an dieser bescheidenen Bleibe. Grimmig stützte er beide Hände auf das Fensterbrett, das immer noch auf den zweiten Anstrich wartete, und sah zu, wie Enno Budde langsam ausstieg, die abgegriffene braune Aktentasche unter den linken Arm geklemmt. Lang und hager war der Gerichtsvollzieher aus Waren, ging vornübergebeugt, als müsse er gegen den Küstenwind ankämpfen, und wenn er mit den Leuten redete, hatte er immer ein bedauerndes Lächeln in den Mundwinkeln. Eine scheinbare Solidarität mit den armen Schweinen, die jetzt zahlen oder bluten mussten. Enno Budde hatte keine Probleme, seine Kundschaft bluten zu lassen.

Kacpar fluchte leise vor sich hin. Er war zur Tatenlosigkeit verdammt, sein wiederholtes Angebot, sich finanziell an dem Projekt »Gutshotel Dranitz« zu beteiligen, war abgelehnt worden, die Damen Franziska und Jenny wollten unter sich bleiben.

»Nee, Kacpar – kommt nicht in die Tüte«, hatte Jenny noch vorgestern lautstark getönt. »Da hätten wir ja auch Simon als Teilhaber aufnehmen können.«

Der Vergleich hatte ihn tief getroffen. Simon Strassner war ein Aasgeier, einer, der über Leichen ging, um Geld zu machen. Hätten sie Simon als Partner aufgenommen – keine drei Monate wären vergangen, und der Gutshof samt Park und See hätte ihm allein gehört. Er, Kacpar, war genau das Gegenteil. Ein nützlicher Idiot, der seit fast fünf Jahren die Planung und Bauleitung innehatte und dafür monatlich einen lächerlich kleinen Betrag erhielt. Er hatte sein Wissen und Können, seine Arbeitskraft und fünf Jahre seines Lebens in dieses Projekt investiert, und nun, da ihnen das Wasser bis zum Hals stand, wollte er nichts weiter, als ihnen mit seinen Ersparnissen unter die Arme zu greifen. Freilich mit einer Absicherung als Teilhaber, darauf glaubte er ein Recht zu haben. Aber nein – die Damen wollten es allein durchstehen. Stur waren sie, diese von Dranitz’schen Frauen, aber das hatte er ja schon immer gewusst.

Was hatten sie denn davon, wenn die Banken den Hahn zudrehten und der Gutshof unter den Hammer kam? Wer würde der Erste sein, der sich Dranitz unter den Nagel riss? Der Herr Architekt Strassner natürlich. Bei der Vorstellung, dass dieses traumhaft schöne Anwesen, das sich während der vergangenen Jahre unter seiner Bauleitung zu einer vielversprechenden Anlage gemausert hatte, schon in wenigen Monaten Simon Strassner gehören könnte, wurde Kacpar schwarz vor Augen. So weit durfte es nicht kommen. Schlimm genug, dass Simon ihnen diese kitschige Bilderbuchhütte von Inspektorenhaus vor die Nase gebaut hatte und in unregelmäßigen Abständen hier auftauchte, um mit seiner Tochter spazieren zu gehen und das arme Kind mit Süßigkeiten vollzustopfen.

Kacpar riss sich von seinen bedrückenden Gedanken los und reckte den Hals, um den Gerichtsvollzieher besser sehen zu können. Die vor zwei Jahren gepflanzte Platanenallee war noch ziemlich kahl, hoffentlich hatten alle Bäume den Winter überlebt. Enno Budde betrat den gepflasterten, von einer niedrigen Schmuckmauer eingefassten Hof und steuerte geradewegs auf das rechte Kavaliershäuschen zu, in das Franziska und Walter Iversen vor einem knappen Jahr eingezogen waren. Im linken Häuschen, das zum Park hin gelegen war, dort, wo Kacpar selbst so gern gewohnt hätte, lebte inzwischen Jenny mit ihrer kleinen Tochter. Die junge Mutter mit Kind hatte Vorrang, also war er zurückgetreten und hatte sich mit der halb fertigen Dachwohnung begnügt. Was Jenny als selbstverständlich hinnahm, sie hatte ihn nicht einmal gefragt.

Um diese Zeit war sie mit der Kleinen im Kindergarten, wo sie ihrer Freundin Mücke stundenweise unter die Arme griff und die kleinen Wildfänge bändigte. Das wusste Enno Budde – in einem kleinen Dorf wie Dranitz und den umliegenden Ortschaften wusste jeder alles –, deshalb klingelte er lieber gleich bei Franziska Iversen, denn dort hatte er die größeren Chancen, jemanden anzutreffen.

Kacpar hörte Falko, den Schäferhund, anschlagen – also hatte Franziska die Tür geöffnet und bat Budde vermutlich gerade ins Haus. Nun würde er ihr also die unbezahlten Rechnungen und die gerichtlich festgesetzten Zahlungsbedingungen präsentieren. Und natürlich würde sie später kein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen, was sie jetzt mit ihm aushandelte.

Resigniert schüttelte er den Kopf und stieß einen tiefen Seufzer aus. Es hielt ihn nicht mehr oben in der Wohnung, daher ließ er die Berechnungen, an denen er gearbeitet hatte, liegen und beschloss, einen Kontrollgang durch das fast fertige Restaurant zu machen. Am Karsamstag, der in diesem Jahr auf Mitte April fiel, sollte die Eröffnung gefeiert werden, der Hotelbetrieb sollte spätestens Anfang Juni, zu Pfingsten, nachziehen. Gestern hatten sie in der Küche die letzten Geräte angeschlossen, wobei es – wie üblich – zu Turbulenzen gekommen war, weil die drei großen Herde nicht auf volle Stärke gebracht werden konnten. Angeblich stimmte etwas mit dem Starkstrom nicht, für heute Nachmittag war der Elektriker bestellt. Ob der Mann kommen würde, stand in den Sternen, er war der dritte Elektriker, den sie beschäftigten, die anderen beiden hatten ihre Arbeit auf Gut Dranitz eingestellt. Wegen der ausgesprochen schwachen Zahlungsmoral der Auftraggeberin. Möglich, dass auch der dritte Elektriker, der aus Schwerin kam, inzwischen Wind davon bekommen hatte. In diesem Fall würde es mit der Eröffnung zum geplanten Termin schwierig werden, denn bis dahin blieb ihnen nicht mehr allzu viel Zeit.

Kacpar zog rasch eine Jacke über und stieg die Treppe hinunter. Hier im Dachgeschoss waren die Stufen noch im Urzustand, voller Farbreste, einige sogar durchgefault und brüchig, er musste aufpassen, wohin er die Füße setzte. Weiter unten war aus der verkommenen Stiege ein Schmuckstück geworden. Sie hatten das Holz abgeschliffen, Stücke eingesetzt, das geschnitzte Geländer restauriert und alles gründlich mit Wachs behandelt. Im ersten Obergeschoss, wo Franziska und Walter Iversen eine Weile gewohnt hatten, waren inzwischen acht geräumige Gästezimmer mit Nasszellen entstanden, dazu drei weitere, kleinere Zimmer, die als Wäschekammer, Geräteraum und Bibliothek genutzt werden sollten. Alle Räume waren bereits tapeziert, in einigen fehlten noch die Fußböden, auch die Bäder waren noch nicht fertig. Das Mobiliar würde »echt antik« sein, es gab ein Abkommen mit dem holländischen Antiquitätenhändler, der früher in den Räumen der ehemaligen LPG ein Lager gehabt hatte. Mittlerweile war er nach Neustrelitz gezogen, weil er mehr Platz benötigte. Dort standen all die schönen, alten Möbel, die er den ahnungslosen Ossis gleich nach der Wende billig abgeluchst hatte und die er aufarbeiten ließ, um sie für teures Geld in aller Herren Länder zu verscherbeln. Kacpar prüfte die Wasserhähne und Duschen in zweien der Bäder, sie funktionierten einwandfrei. Nur der Fliesenleger war seit zwei Wochen nicht mehr an der Arbeit. Kacpar vermutete stark, dass sich dessen unbezahlte Rechnung in Enno Buddes Unterlagen befand, die dieser Franziska Iversen wohl gerade unter die Nase hielt.

Ach, es war so ärgerlich, dass sie jetzt, kurz vor dem Ziel, solch einen Mist verzapften! Gewiss – das Restaurant würde vorerst nicht viel abwerfen, da mussten der Koch und die Küchenhilfe bezahlt werden, dazu zwei junge Frauen aus dem Dorf, die bedienten, aber die hatten sie vorerst nur als Aushilfen engagiert, damit sie Kosten sparten und flexibler waren. Elfie und Anke würden vorerst auf Abruf arbeiten. Was sich hoffentlich ändern würde, wenn sie ab Pfingsten die ersten Hotelgäste aufnehmen würden. Mit Vollpension. Alles war bereit. Vier Ruderboote und ein kleiner Badestrand am See. Dazu drei Reitpferde, die stellte Bernd Kuhlmann zur Verfügung, Jennys Vater, wie sich erst vor einiger Zeit herausgestellt hatte. Die perfekte Erholung für gestresste Städter. Auch für Familien. In Sonja Gebauers »Tiergarten Müritz« gab es inzwischen einen kleinen Streichelzoo und einen Rundweg durch das Gelände. Wo allerdings außer Wiesen und Bäumen nicht viel zu entdecken war. Das heimische Wild war scheu und versteckte sich vor den laut einhertrampelnden Besuchern.

Aber wie auch immer – die Talsohle war durchschritten. Die ersten Einnahmen konnten fließen. Es war zum Verrücktwerden. Da stand er mit seinem Bankkonto, das er durch kluge Aktiengeschäfte gefüllt hatte und das vorerst alle Geldsorgen von Gut Dranitz fernhalten konnte, und sie wollten es nicht. Lieber mit Volldampf in den Abgrund segeln, als Kacpar Woronski die Hand zu reichen. Es war deprimierend. Manchmal fragte er sich, warum er nicht seinen Koffer packte. Schließlich gab es hier in der Nähe genügend lohnende Objekte, die man günstig erwerben, sanieren und einem sinnvollen Zweck zuführen konnte. Aber er hing an Dranitz. Vielleicht, weil er schon so viel an Kraft und Begeisterung in das Projekt investiert hatte. Vielleicht auch aus anderen Gründen. Aus Gründen, über die er besser nicht nachgrübelte. Er hatte keine Chance. Jenny liebte ihren Ulli. Und zu allem Unglück war der ein netter Kerl.

Die Treppe hinunter ins Restaurant hatten sie mit dunkelgrünem Teppichboden...

Erscheint lt. Verlag 16.12.2019
Reihe/Serie Die Gutshaus-Saga
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte eBooks • Familiensaga • Finale • Frauenromane • Gutshof • Landhaus • Liebesromane • Mauerfall • Mecklenburg-Vorpommern • schokoladenvilla • Serie • SPIEGEL-Bestsellerserie • Trilogie • Tuchvilla
ISBN-10 3-641-20832-7 / 3641208327
ISBN-13 978-3-641-20832-5 / 9783641208325
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