Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin (eBook)

Roman - Die?TikTok-Sensation aus den USA - Die deutsche Ausgabe von »The Poppy War«

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
672 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-24387-6 (ISBN)

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Im Zeichen der Mohnblume - Die Schamanin -  R.F. Kuang
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Die?TikTok-Sensation aus den USA! Rebecca F. Kuang erschafft eine Welt voller Kampfkunst, Götter und uralter Magie.
Rin ist ein einfaches Waisenmädchen, das im Süden des Kaiserreichs Nikan lebt. Ihre Adoptiveltern benutzen sie als billige Arbeitskraft, und um sie herum gibt es nur Armut, Drogensucht und Ödnis. Um diesem Leben zu entfliehen, setzt sie alles daran, um an der Eliteakademie von Sinegard aufgenommen zu werden. Doch auch dort wird Rin wegen ihrer Herkunft verspottet und ausgegrenzt. Da bricht ein Krieg gegen das Nachbarreich aus. Rin muss nun kämpfen und entdeckt dabei, dass ihre Welt nie so einfach war, wie sie geglaubt hatte - und dass sie zu viel mehr in der Lage ist, als sie selbst je für möglich gehalten hätte.
RF Kuang wurde 2020 der Astounding Award for Best New Writer verliehen, der renommiertesten Auszeichnung, die ein Fantasy-Debütautor erlangen kann. Sie wird auf dem WorldCon als Teil der Hugo-Awards-Zeremonie verliehen.
Im Zeichen der Mohnblume bei Blanvalet:
1. Die Schamanin
2. Die Kaiserin
3. Die Erlöserin

Rebecca F. Kuang wanderte im Jahr 2000 aus Guangzhou, China, in die USA aus. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in International History von Georgetown, wo sie sich auf chinesische Militärstrategien, kollektive Traumata und Kriegsdenkmäler konzentrierte. Im Jahr 2018 erhielt sie ein Stipendium und studiert seitdem an der University of Cambridge Sinologie. Rebecca F. Kuang liebt Corgis, trinkt gerne guten Wein und guckt immer wieder die Fernsehserie »Das Büro«.

Kapitel 2


Als das letzte Mal ein Schüler aus Tikany nach Sinegard gegangen war, hatte der Dorfvorsteher ein dreitägiges Fest veranstaltet. Diener hatten körbeweise Kuchen mit roter Bohnenpaste und Krüge mit Reiswein auf den Straßen verteilt. Der Schüler, der Neffe des Vorstehers, war unter dem Jubel betrunkener Bauern in die Hauptstadt aufgebrochen.

In diesem Jahr war es dem Adel von Tikany einigermaßen peinlich, dass ein verwaistes Ladenmädchen den einzigen Platz in Sinegard ergattert hatte. In der Prüfungsstelle gingen mehrere anonyme Nachfragen ein. Als Rin im Rathaus erschien, um sich anzumelden, wurde sie eine Stunde lang festgehalten, in der die Aufseher versuchten, ihr das Geständnis abzupressen, dass sie gemogelt hatte.

»Ihr habt recht«, sagte sie. »Ich habe die Antworten vom Prüfungsverwalter erhalten. Ich habe ihn mit meinem schönen jungen Körper verführt. Ihr habt mich erwischt.«

Die Aufseher glaubten nicht, dass ein Mädchen ohne richtige Schulbildung das Keju bestanden haben könnte.

Sie zeigte ihnen ihre Brandnarben.

»Ich habe euch nichts zu sagen«, erklärte sie, »weil ich nicht betrogen habe. Und ihr könnt das Gegenteil nicht beweisen. Ich habe für diese Prüfung gelernt. Ich habe mich selbst verstümmelt. Ich habe gelesen, bis mir die Augen brannten. Ihr könnt mich nicht durch Einschüchterung zu einem Geständnis bringen, denn ich sage die Wahrheit.«

»Denk an die Folgen«, blaffte die Aufseherin. »Verstehst du, wie ernst es ist? Wir können dein Ergebnis für ungültig erklären und dich dafür ins Gefängnis werfen lassen. Du wirst bis an dein Lebensende Strafe zahlen. Aber wenn du jetzt gestehst, können wir die Anschuldigung zurücknehmen.«

»Nein, denkt ihr über die Folgen nach«, fauchte Rin. »Wenn ihr mein Ergebnis für ungültig erklärt, bedeutet das, dass dieses schlichte Ladenmädchen so schlau war, eure berüchtigten Maßnahmen zur Verhinderung von Betrug zu umgehen. Und das bedeutet, dass ihr Stümper seid. Und ich wette, der Dorfvorsteher wird euch mit Freuden die Schuld für einen möglichen Betrug zuweisen.«

Eine Woche später wurde sie von allen Anschuldigungen freigesprochen. Der Dorfvorsteher von Tikany verkündete, die Ergebnisse seien ein »Versehen« gewesen. Er bezeichnete Rin zwar nicht als Betrügerin, aber er erkannte ihr Prüfungsergebnis auch nicht an. Die Aufseher baten Rin, das Dorf unauffällig zu verlassen, und drohten ihr unbeholfen, sie in Tikany festzuhalten, wenn sie nicht gehorchte.

Rin wusste, dass es eine leere Drohung war. Die Aufnahme an der Akademie von Sinegard entsprach einem kaiserlichen Ruf, und eine Behinderung jedweder Art – selbst durch Provinzbehörden – kam einem Verrat gleich. Das war auch der Grund, warum die Fangs sie nicht daran hindern konnten zu gehen – ganz gleich, wie sehr sie sie zu einer Heirat zwingen wollten.

Rin brauchte keine Bestätigung aus Tikany, weder vom Dorfvorsteher noch von den Adligen. Sie ging fort, sie hatte einen Ausweg, und allein darauf kam es an.

Formulare wurden ausgefüllt, Briefe verschickt. Am Ersten des nächsten Monats würde Rin sich in Sinegard einschreiben.

Der Abschied von den Fangs fiel verständlicherweise nicht schwer. Niemand tat so, als sei er besonders traurig, den anderen loszuwerden.

Nur Kesegi, Rins Ziehbruder, zeigte echtes Bedauern.

»Geh nicht weg«, jammerte er und klammerte sich an ihren Reiseumhang.

Rin kniete sich hin und zog Kesegi fest an sich.

»Ich hätte dich ohnehin verlassen«, antwortete sie. »Wenn ich nicht nach Sinegard gegangen wäre, dann in das Haus eines Ehemannes.«

Kesegi wollte sie nicht loslassen. »Lass mich nicht mit ihr allein«, murmelte er kläglich.

Rin zog sich der Magen zusammen. »Es wird schon alles gut werden«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Du bist ein Junge. Und du bist ihr Sohn.«

»Aber es ist nicht gerecht.«

»So ist das Leben, Kesegi.«

Kesegi begann leise zu weinen, aber Rin löste sich aus seiner schraubstockartigen Umarmung und stand auf. Er wollte sich an ihre Taille klammern, aber sie stieß ihn heftiger von sich, als sie beabsichtigt hatte. Kesegi stolperte verdutzt zurück, dann brach er in lautes Heulen aus.

Rin wandte sich von seinem tränenüberströmten Gesicht ab und tat so, als würde sie die Riemen ihrer Reisetasche befestigen.

»Oh, halt den Mund.« Tante Fang packte Kesegi am Ohr und zog daran, bis er aufhörte zu weinen. Sie funkelte Rin an, die in ihren schlichten Reisekleidern in der Tür stand. Es war Spätsommer, und Rin trug eine leichte Baumwolltunika und zweimal ausgebesserte Sandalen. Ihre einzige Kleidung zum Wechseln trug sie in einer geflickten Tasche über der Schulter. Rin hatte auch das Buch von Mengzi eingepackt, einen Satz Schreibpinsel, die ein Geschenk von Lehrer Feyrik waren, und einen kleinen Geldbeutel. Die Tasche enthielt alles, was sie auf der Welt besaß.

Tante Fang verzog den Mund. »Sinegard wird dir das Genick brechen.«

»Darauf lasse ich es ankommen«, erwiderte Rin.

Zu Rins großer Erleichterung gab ihr das Büro des Dorfvorstehers zwei Tael als Fahrgeld mit – der Ruf der Kaiserin hatte den Vorsteher gezwungen, für ihre Reisekosten aufzukommen. Mit anderthalb Tael war es Rin und Lehrer Feyrik gelungen, zwei Plätze in einem Karawanenwagen zu ergattern, der nach Norden in die Hauptstadt unterwegs war.

»In den Tagen des Roten Kaisers konnte eine Braut mit ihrer Mitgift ohne Begleitung vom Südzipfel der Provinz Hahn bis zum nördlichsten Gipfel der Wudang-Berge reisen.« Als sie in den Wagen stiegen, schlug der Lehrer in Feyrik durch. »Heutzutage würde ein einzelner Soldat es keine zwei Meilen weit schaffen.«

Schon lange patrouillierten keine Wachen der Kaiserin mehr in den Bergen von Nikan. Allein auf den ausgedehnten Straßen des Reiches unterwegs zu sein bedeutete mit hoher Wahrscheinlichkeit, ausgeraubt, ermordet oder gefressen zu werden. Manchmal alles zusammen – und manchmal nicht in dieser Reihenfolge.

»In Eurem Fahrpreis ist mehr als ein Platz im Wagen enthalten«, erklärte der Karawanenführer, als er die Münzen einsteckte. »Damit bezahlt Ihr für Eure Leibwachen. Unsere Männer sind die Besten auf ihrem Gebiet. Wenn wir der Roten Dschunke begegnen, nimmt sie sofort Reißaus.«

Die Rote Dschunke war eine religiöse Sekte von Banditen und Gesetzlosen, die für ihre Anschläge auf das Leben der Kaiserin nach dem Zweiten Mohnkrieg berühmt geworden war. Inzwischen war sie zu einem Mythos verblasst, in der Fantasie der Nikara aber lebte sie fort.

»Die Rote Dschunke?« Lehrer Feyrik kratzte sich nachdenklich den Bart. »Den Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Treibt sie immer noch ihr Unwesen?«

»In den letzten Jahren ist es stiller um sie geworden, aber ich habe Gerüchte gehört, dass sie im Kukhonin-Gebirge gesichtet wurde. Aber wenn unser Glück beständig bleibt, werden wir keine Spur von ihr zu sehen bekommen.« Der Karawanenführer schlug sich auf den Gürtel. »Ladet eure Sachen auf. Ich will aufbrechen, bevor es noch heißer wird.«

Die Karawane war drei Wochen unterwegs und kroch in einem quälend langsamen Tempo nach Norden. Lehrer Feyrik verbrachte die Reise damit, Rin mit alten Geschichten von seinen Abenteuern in Sinegard zu unterhalten, aber seine schillernden Beschreibungen der Stadt machten sie nur wild vor Ungeduld.

»Die Hauptstadt schmiegt sich an den Fuß der Wudang-Berge. Der Palast und die Akademie sind in den Hang hineingebaut, doch der Rest der Stadt liegt darunter im Tal. Manchmal, wenn man an nebligen Tagen hinausschaut, scheint es, als stünde man über den Wolken. Schon der Marktplatz ist größer als ganz Tikany. Auf dem Markt könnte man sich verlaufen … Du wirst Musikanten sehen, die auf Kürbismundorgeln spielen, Straßenhändler, die Pfannkuchen in Form deines Namens backen können, Meisterkalligrafen, die für nur zwei Kupferpfennige vor deinen Augen Fächer bemalen. Da wir gerade davon sprechen, das hier werden wir irgendwann wechseln müssen.« Lehrer Feyrik klopfte auf die Tasche, in der er den Rest ihres Reisegeldes aufbewahrte.

»Kann man im Norden nicht mit Taels und Kupferpfennigen zahlen?«, fragte Rin.

Lehrer Feyrik lachte leise. »Du bist wirklich noch nie aus Tikany herausgekommen, wie? Im Reich gibt es wahrscheinlich zwanzig verschiedene Währungen – Schildpatt, Kaurischnecken, Gold, Silber, Kupferbarren … jede Provinz hat ihre eigene Währung, weil sie der kaiserlichen Verwaltung die Geldversorgung nicht zutraut, und die größeren Provinzen haben zwei oder drei Währungen. Das Einzige, womit man überall zahlen kann, sind die normalen sinegardischen Silbermünzen.«

»Wie viele können wir dafür bekommen?«, fragte Rin.

»Nicht viele«, antwortete Lehrer Feyrik. »Aber der Wechselkurs wird schlechter, je näher wir der Hauptstadt kommen. Am besten tauschen wir sie um, solange wir noch in der Provinz Hahn sind.«

Lehrer Feyrik war außerdem voller Warnungen vor der Hauptstadt. »Bewahr dein Geld immer in der Vordertasche auf. Die Diebe in Sinegard sind kühn und verzweifelt. Ich habe einmal ein Kind mit der Hand in meiner Tasche erwischt. Der Junge hat noch um meine Münze gekämpft, obwohl ich ihn schon ertappt hatte. Jeder wird dir etwas verkaufen wollen. Wenn du Werber hörst, richte den Blick geradeaus und tu so, als hättest du sie nicht bemerkt, sonst werden sie dich die ganze Straße lang verfolgen. Sie werden dafür bezahlt, dich zu belästigen. Lass die Finger von billigem Schnaps. Wenn dir jemand...

Erscheint lt. Verlag 20.1.2020
Reihe/Serie Die Legende der Schamanin
Im Zeichen der Mohnblume-Reihe
The Poppy War
"The Poppy War"-Saga
Übersetzer Michaela Link
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel The Poppy War (1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Akademie • Anthony Ryan • Babel • Booktok • China • eBooks • Fantasy • Für Leser von Trudi Canavan • Heroische Fantasy • High Fantasy • Japan • Krieg • New York Times Bestsellerautorin • New York Times Platz 1 Bestsellerautorin • Opiumkrieg • Schule • TikTok • TikTok-Hype • tiktok made me buy it • tiktok trend
ISBN-10 3-641-24387-4 / 3641243874
ISBN-13 978-3-641-24387-6 / 9783641243876
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