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Glück am Morgen (eBook)

Roman | Ein berührender Schmöker um zwei junge Liebende gegen alle Widerstände

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
383 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76238-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
10,99 inkl. MwSt
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Annie liebt Carl. Und Carl liebt Annie. Und so verlässt die Achtzehnjährige heimlich die Wohnung ihrer Mutter in Brooklyn und zieht in die kleine Universitätsstadt im Mittleren Westen, wo Carl Jura studiert. Sie lassen sich gegen den Willen ihrer Eltern trauen und genießen das Glück, endlich beisammen zu sein, auch wenn der Alltag Schatten wirft: Sie müssen mit wenig zurechtkommen, Carl hat kaum Zeit, Annie dafür umso mehr. Doch das Leben meint es gut mit ihnen, Annie findet neue Freunde, Carl bessere Nebenjobs, Annie besucht klammheimlich Literaturseminare und hat erste kleine Erfolge als Schriftstellerin. Und obwohl sie wenig besitzen, fühlen sie sich reich, denn sie wissen, worauf es wirklich ankommt: Sie haben einander.

Nachdem Betty Smith uns in Ein Baum wächst in Brooklyn mit der Geschichte der kleinen Francie verzaubert hat, beglückt sie uns nun mit einem wunderbar leichten Roman über das große Glück, zu lieben und geliebt zu werden.



<p>Betty Smith, geboren 1896, wuchs als Tochter deutscher Immigranten in armen Verh&auml;ltnissen in Brooklyn auf. Mit ihrem ersten Ehemann zog sie nach Michigan, wo sie sich zwar nicht in die Universit&auml;t einschreiben, aber doch an den dortigen Kursen teilnehmen durfte. Ihr erster Roman <em>Ein Baum w&auml;chst in Brooklyn</em> wurde 1943 sofort zum Erfolg. Betty Smith verfasste weitere Romane und Dramen, viele davon sind hochpr&auml;miert. 1972 verstarb sie in Shelton, Connecticut. <em>Gl&uuml;ck am Morgen</em> wurde 1965 verfilmt, u. a. mit Richard Chamberlain.</p>

Betty Smith, geboren 1896, wuchs als Tochter deutscher Immigranten in armen Verhältnissen in Brooklyn auf. Mit ihrem ersten Ehemann zog sie nach Michigan, wo sie sich zwar nicht in die Universität einschreiben, aber doch an den dortigen Kursen teilnehmen durfte. Ihr erster Roman Ein Baum wächst in Brooklyn wurde 1943 sofort zum Erfolg. Betty Smith verfasste weitere Romane und Dramen, viele davon sind hochprämiert. 1972 verstarb sie in Shelton, Connecticut. Glück am Morgen wurde 1965 verfilmt, u. a. mit Richard Chamberlain.

1


Es war ein altertümliches Rathaus in einer modernen, fortschrittlichen Universitätsstadt in einem Staat des Mittleren Westens. Der Korridor war lang und dunkel, an der Wand standen in regelmäßigen Abständen schmale Bänke und neben jeder ein Spucknapf aus Messing.

Obwohl es 1927 war und nur noch wenige Männer Tabak kauten, war niemand befugt, die Spucknäpfe wegzuräumen. Also standen sie weiter da. Jeden Morgen putzte der Hausmeister sie und gab einen Zentimeter frisches Wasser hinein, gerade so wie die Hausmeister in den fünfzig Jahren vor ihm.

Auf einer der Bänke saßen ein junger Mann namens Carl und eine junge Frau namens Annie. Neben der jungen Frau lag ein kleiner, roter, sehr neuer Koffer auf der Bank. Hin und wieder gab sie ihm voller Besitzerstolz einen Klaps. Der junge Mann rauchte Kette, weswegen er nervös wirkte, obwohl er es gar nicht war.

Zwar kannte man ihn als Carl Brown, doch hatte er sein Leben als Carlton Braun begonnen – Carlton nach dem Chef seines Vaters. Mr Braun hatte für Mr Carlton gearbeitet, seit er zwölf war. Die Arbeit war hart, die Arbeitszeit lang, der Lohn gering und Erhöhungen selten.

Jedes Mal, wenn er den Chef um eine Lohnerhöhung bat, legte Mr Carlton Mr Braun den Arm um die Schultern und sagte mit sanfter Stimme, keine Sorge, mein Bester. Sie sind versorgt, mein Bester. Wenn er, Mr Carlton, sterbe, lägen in dem Safe da Wertpapiere, ausgestellt auf William Braun.

Als dann das Kind geboren wurde, nannten sie es Carlton, damit der Chef sich auch bestimmt an die Wertpapiere erinnerte. Als der Junge sechs Jahre alt war, starb Mr Carlton. Als sie den Safe öffneten, lagen keine Wertpapiere für den lieben William Braun darin. Der enttäuschte Vater kürzte den Namen des Jungen auf Carl.

Während des Krieges, als alles »Nieder mit dem Kaiser« schrie und Sauerkraut zu Freiheitskohl wurde, ließ Mr Braun seinen Namen in einem ordentlichen Gerichtsverfahren zu Brown ändern. Er war zwar in Deutschland geboren, doch wollte er keine Zweifel aufkommen lassen, auf wessen Seite er stand.

So kam es zu dem Namen Carl Brown.

Mit dem Namen der jungen Frau, Annie McGairy, war es einfacher. Sie war nach ihrer deutschstämmigen Großmutter mütterlicherseits benannt, und das McGairy war ihr natürlich vom Vater gespendet, der im irischen Dublin zur Welt gekommen war.

Carl war ein hübscher junger Mann – groß, blond und von einer männlichen Reife, die ihn älter als seine zwanzig Jahre machte. Seine Kleidung war billig, doch er trug sie so gut, dass sie teuer wirkte. Er war auf ungezwungene Weise gepflegt. Kurzum, er war ein attraktiver junger Mann, der den Leuten ins Auge fiel.

Annie war achtzehn Jahre alt, wirkte aber wie eine Vierzehnjährige, die sich für diesen Tag die Sachen ihrer Schwester ausgeliehen hatte. Sie war klein, schmal, aber gut gebaut und hatte lange, hübsche hellbraune Haare, die sie als Knoten am Hinterkopf trug. Sie hatte eine schöne, reine Haut, einen lebhaften Mund und traurige graue Augen. Sie war eine, die erst ins Auge fiel, wenn sie sprach. Aber dann sehr. 

Sie saßen eng beieinander auf der Bank, hielten sich an der Hand und warteten darauf, verheiratet zu werden. Hin und wieder zischte es, wenn Carl eine halb gerauchte Zigarette in den Spucknapf warf. Bei jedem Zischen drückte Annie seine Hand und fragte: »Nervös?« Und jedes Mal drückte er zurück und fragte: »Nein. Du?« Jedes Mal sagte sie dann: »Ein bisschen.« Dann drückten sie sich beide die Hand.

Eine Sekretärin trat zu ihnen, und Carl wollte schon aufstehen. »Bleiben Sie nur sitzen«, sagte die Frau freundlich.

»Müssen wir noch lange warten?«, fragte Carl mit einem Blick auf die Uhr. »Wir wollen doch das Spiel nicht verpassen.«

»Normalerweise kommt Richter Calamus samstags gar nicht«, sagte die Angestellte. »Aber in Ihrem Fall macht er eine Ausnahme. Wir haben ihn zu Hause angerufen, in ein paar Minuten ist er da.«

»Prima!«

»Also: Sie haben die Erlaubnis?« Carl wollte sie aus der Innentasche seiner Jacke ziehen. »Oh, ich muss sie nicht sehen. Nur zur Sicherheit«, sagte sie. »Woher sind Sie?«

»Brooklyn«, sagte er.

»Sie beide?«

Carl nickte. »Aber ich bin schon ein Jahr hier.«

»Er geht hier aufs College«, sagte Annie stolz.

»Medizin?«, fragte die Sekretärin.

»Jura«, sagte er.

»Schön«, sagte sie zerstreut. Und an Annie gewandt: »Und wie lange sind Sie schon hier?«

»Zwei Stunden«, sagte Annie.

»Sie ist mit dem Nachtzug aus New York gekommen«, erklärte Carl.

»Dann finden Sie unseren Mittleren Westen bestimmt seltsam«, sagte sie zu Annie.

»O nein. Ich hatte schon eine Vorstellung davon. Ich hab Bücher gelesen, die im Mittleren Westen spielen – Winesburg, Ohio und Die Hauptstraße und Schwester Carrie. Und für mich hat sich der Mittlere Westen gar nicht so anders dargestellt als das, wo ich gelebt habe. Also, Schwester Carrie könnte genauso gut in Brooklyn wie in Chicago spielen.«

Carl drückte Annie warnend die Hand, worauf sie verstummte. Annie fiel auf, dass die Sekretärin sie merkwürdig ansah.

»Ach! Na dann …« Die Sekretärin klang verwirrt. Sie ging zurück zu ihrem Büro, sagte aber noch über die Schulter: »Der Richter wird für seine Mühe aber eine Kleinigkeit erwarten.«

»Ich verstehe«, sagte Carl.

»Carl, hab ich was Falsches gesagt?«, fragte Annie besorgt.

»Nein, mein Herz.«

»Warum sollte ich denn dann nicht mehr weiterreden?«

»Ich wollte nur nicht, dass sie noch länger hier ist.«

Er wollte Annie nicht sagen, dass die Sekretärin über Annies Akzent verwundert war. Carl hatte einen leichten Brooklyner Akzent, Annies dagegen war breit und wurde noch von einer starken irischen Färbung kompliziert.

»Aber die spricht auch komisch«, sagte Annie.

Es war unheimlich, wie Annie manchmal Carls Gedanken zu kennen schien. Das machte ihn beklommen. »Ach, du gewöhnst dich schon dran, wie die hier reden«, sagte er, »so wie die sich auch dran gewöhnen, wie du, vielmehr, wie wir sprechen.«

»Ich weiß ja, dass ich manche Sachen nicht richtig sag, aber ich lern’s, Carl. Wirst sehen. Ich bin eine, die sehr schnell lernt.«

Sie wollte schon sagen: Du sollst dich wegen mir nie schämen. Sagte stattdessen dann aber: »Mach dir wegen mir keine Sorgen.«

»Sorgen! Niemals! Du bist doch klug, Annie. Du weißt nur nicht, wie klug du bist.«

»Nein, Carl. Ich bin bloß bis zur achten Klasse zur Schule gegangen.«

»Du bist so klug wie die meisten, die am College waren.«

»Das sagst du doch bloß so.«

»Nein, mein Herz. Das meine ich so.«

»Ich lern schon, Carl. Wirst sehen.«

»Aber lern mir nicht zu viel. Ich will nicht, dass meine Frau neunmalklug ist.«

»Nie im Leben. Ich bin nicht ehrgeizig oder so. Aber auf jeden Fall will ich so viel wissen, dass du dich nicht wegen mir schämen musst, wenn du mal ein großer Anwalt oder vielleicht sogar Gouverneur bist.«

»Warum nicht gleich Präsident?«, scherzte er. »Viel traust du mir ja nicht zu.«

»Du weißt, was ich meine, Carl.«

»Ich weiß, mein Herz. Aber ich liebe dich gerade so, wie du bist.« Er küsste sie auf die Wange.

»Diese Warterei macht mich ganz nervös. Wie spät ist es auf deiner Uhr?«, fragte sie.

»Zehn nach elf. Verdammt, das Spiel fängt um halb zwei an, und ich muss noch deinen Koffer wegbringen, und wir müssen zu Mittag essen und …«

»Und ich würde das Spiel auch nicht gern verpassen«, sagte sie. »Ich hab noch nie ein Football-Spiel gesehen, ich bin schon ganz gespannt.« Sie strich über die gelbe Chrysantheme mit der Schleife in den College-Farben, die Carl ihr an den Mantel geheftet hatte, als sie aus dem Zug stieg, hielt den blauen Wimpel hoch, den er ihr in die Hand gedrückt hatte, schwenkte ihn und flüsterte: »Hipp-hipp-hurra!«

Die Sekretärin kam und sagte, der Richter sei nun da und ob sie ihr folgen wollten. Und den Koffer mitnehmen. Nicht, dass jemand ihn...

Erscheint lt. Verlag 9.4.2019
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Original-Titel Joy in the morning
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20er Jahre • Adaption • Brooklyn • Buch zum Film • Das erste Jahr • Ein Baum wächst in Brooklyn • Erste Liebe • Erstes Ehejahr • Film • grosse Liebe • Große Liebe • Hochzeit • insel taschenbuch 4787 • IT 4787 • IT4787 • Joy in the Morning • Junge Liebe • Kinofilm • Klassiker • Leidenschaft • Literaturverfilmung • Sonntagsfilm • USA • Zwei gegen den Rest der Welt
ISBN-10 3-458-76238-8 / 3458762388
ISBN-13 978-3-458-76238-6 / 9783458762386
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