Die Stadt der Symbionten (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
720 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99375-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Stadt der Symbionten -  James A. Sullivan
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Nach einer Alien-Invasion ist die Erde verseucht. Der letzte Rest der Menschheit lebt in einer ?Oase im Winter?: in Jaskandris, einer von Künstlichen Intelligenzen gesteuerten Kuppelstadt in der Antarktis. Als Symbiont, ein durch Computerinterfaces erweiterter Mensch, kann Gamil Dellbridge mit den Maschinen der Stadt per Gedanken kommunizieren. Eines Tages fängt er über seine Interfaces ein Flüstern auf, das sich unter die Signale der Stadt mischt. Voller Neugier folgt er dem mysteriösen Ruf und ahnt nicht, dass ihn die Spur geradewegs zu einem Geheimnis führt, das nicht nur sein Leben in Gefahr bringt, sondern auch alles, woran er glaubt, mit einem Mal infrage stellt.

James A. Sullivan wurde 1974 in West Point (Highlands, New York) geboren und wuchs in Deutschland auf. Er studierte Anglistik, Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Köln. Gemeinsam mit Bernhard Hennen schrieb er einen der erfolgreichsten Fantasyromane aller Zeiten, »Die Elfen«. Nach dem Bestseller »Nuramon« folgten mehrere Science-Fiction-Romane, bis er 2022 mit der Dilogie »Die Chroniken von Beskadur« in die High Fantasy zurückkehrte.  

PROLOG  Pareidolia


Kaum hatte Yarden die Anweisung in Gedanken formuliert, spürte er, wie der Befehl durch das Interface in seinem Hinterkopf strömte und dabei alle Durchgangssignale auslöste, dann nach außen drang und ins Steuersystem hineinstrahlte. Das Raumschiff schaltete den Antigrav-Antrieb ein, und sanft wie bei den letzten Testläufen hob die Pareidolia mit ihm und der Crew vom Dach seiner Fakultät ab. Noch schwebte das Schiff langsam; noch konnte es von all jenen mit eigenen Augen betrachtet werden, die dort unten die Straßen und Plätze füllten, um diesen historischen Moment mitzuerleben.

Endlich erfüllte sich das, woran sie all die Jahre gearbeitet hatten. Sie würden mit der Pareidolia ins All fliegen – vorbei an den Satelliten der Invasoren, hin zu der verlassenen Raumstation. Dort würden sie die Kontrolle über die Satelliten übernehmen und die Stadt ein für alle Mal von dem letzten Rest der Bedrohung befreien, die die Invasoren zurückgelassen hatten. Dann mochte vielleicht sogar eine Rückkehr auf die anderen Kontinente möglich sein.

So sehr er Jaskandris, die letzte Zuflucht der Menschheit, liebte, so neugierig war Yarden darauf, wie es dem großen Rest der Erde ergangen war. Hatte sich der Planet erholt oder waren die Maschinen der Invasoren, die Seuchen und die Gifte, vor denen ihre Vorfahren in die Antarktis geflohen waren, immer noch eine Gefahr?

Im Zentrum der Stadt richtete Yarden das Schiff mit dem linken Steuerstick nach oben in Richtung Kuppel aus, die sich über die gesamte Stadt spannte; und mit dem rechten Stick gab er ein wenig mehr Schub. Sie stiegen in die Höhe, und früher als erwartet öffneten sich einige Segmente des grünblau getönten Kuppelschildes, sodass sie mit dem Schiff hindurchfliegen konnten.

Yarden manövrierte die Pareidolia hinaus in die Eiswüste. Sein Blick wurde durch das Cockpitfenster in die Ferne gezogen. Vor ihnen erstreckte sich das Weiß des Polarplateaus unter dem blauen Himmel scheinbar endlos. Die Skyline der Stadt, vom Kuppelschild behütet, auf dem Rückschirm zu sehen, befremdete Yarden. In Jaskandris waren sie sicher gewesen, hier draußen aber wuchs die Gefahr mit jedem Meter, den sie sich von ihrer Heimat entfernten.

Per Gedankenbefehl prüfte Yarden die Statusdaten ihrer Mission und bemerkte die Präsenz der anderen Crewmitglieder, die über das Schiff verteilt auf ihren Posten saßen und ihren Aufgaben nachgingen. Er schaute zur Seite zu Emeline, mit der er hier im Cockpit allein war. Sie zeigte kein Anzeichen von Sorge. Ihr Gesicht war von der Haube wie gerahmt und wirkte zu konzentriert, um ihn wie so oft anzulächeln. Nicht der Hauch eines Zweifels stand in ihrer klaren Miene. Seit sie zu ihm zurückgekehrt war, machte sie ihm Mut und war zu einem unentbehrlichen Teil der Crew geworden. Sie hatte das Steuersystem verbessert und niemand kontrollierte die Schildkonstrukte, über die sie den Schub kanalisieren würden, besser als sie.

»Wir sind so weit«, sagte sie und lächelte ihn nun endlich an. Yarden lächelte zurück, und mit einem Gedankenbefehl startete er den Countdown. Während er auf dem Schirm in der Konsole sah, wie sich das Schildkonstrukt zu vier Schubkanälen formte, prüfte er per Gedanken das Tarnsystem. Es war fragil und musste ständig nachjustiert werden, und die halbe Crew befand sich im Kern des Schiffes und machte nichts anderes, als das System zu kontrollieren. Denn sollte es ausfallen, würden sie zur Zielscheibe der Satelliten.

Der Countdown war bei Fünf, als Emeline ihm Glück wünschte, und er sagte ihr, dass er sie liebte, und zum ersten Mal hatte er Angst, dass die Mission scheiterte. Bei Drei prüfte er noch einmal das Tarnsystem, bei Zwei atmete er tief ein, bei Eins atmete er weit aus.

»Also los!«, sagte er und gab per Gedanken den Startbefehl. Der Schub setzte mit einem Dröhnen ein, das durch das gesamte Schiff bis zu ihnen ins Cockpit drang, und Yarden und Emeline wurden fester in ihre Sitze gepresst. Alles zitterte, während die Pareidolia mit ihnen in die Höhe schoss.

Binnen Sekunden waren sie so hoch gestiegen, dass ihre Sensoren zwei Satelliten erfassten, die sich weit entfernt schräg über ihnen auf ihrer Bahn bewegten. Das Tarnsystem zeigte keine Fehler an. Was bei Drohnen und anderen automatisierten Flugsystemen bereits im Ansatz gescheitert war, schien nun mit einer bemannten Mission zu funktionieren. Er hatte recht behalten: Symbionten, die das Tarnsystem aktiv steuerten, waren der Schlüssel zum Erfolg.

Ein Ruck ging, begleitet von einem Krachen, durch das Schiff, und auf der Anzeige vor Yarden blinkte mit einem Mal einer der Satelliten, während die Statusdaten ihm ein Loch in einem der Schildkanäle anzeigten.

»Uns hat was getroffen!«, rief Emeline.

»Die Satelliten!«, erwiderte Yarden. Das Tarnsystem zeigte zwar keinen Fehler an, aber die korrumpierten Daten, die sie den Satelliten sandten, kamen zu ihnen zurück. Sie prallten wie von einem Schutzschild ab. Was die Stadt dort unten auf dem Polarplateau schützte, zeigte hier oben trotz aller Tests keine Wirkung.

Yarden wurde schwindelig, und erst jetzt merkte er, dass das Schiff ins Drehen geraten war; die Schildkonstrukte lösten sich allmählich auf. Ein Blick zur Seite, und er sah das verzweifelte Gesicht Emelines.

Eine weitere Erschütterung, und alles um Yarden herum verwirbelte; und das Dröhnen der Triebwerke verstummte, als machten sie Emelines Schrei Platz, der sich nun erhob, dann aber schlagartig verstummte.

Trotz allen Schwindels schaute Yarden ins System und sah die Unruhe, die sich unter seinen Crewmitgliedern verbreitete. Sie verloren die Kontrolle und feuerten mit wilden Anweisungen um sich, um das Schiff zu stabilisieren.

Mit seinen symbiontischen Sinnen erfasste Yarden die Bewegungsdaten des Schiffes und spielte Emeline ein Programm zu, das eigentlich für ihre Rückkehr vorgesehen gewesen war und aus dem Schildkonstrukt, das nun die Kanäle für den Antrieb formte, Tragflächen erzeugen sollte, aber auch zur Stabilisierung geeignet war.

Yarden merkte, dass Emelines Signale verstummten, als überlegte sie, was er mit dem Programm meinte, das er ihr zugeschoben hatte. Dann spürte er, wie sie die Befehle an das System weiterleitete.

Etwas traf von schräg vorne auf das Cockpit und ließ alles um Yarden und Emeline herum erbeben. Sie wurden hin- und hergerissen. Schreiend startete Emeline einige Parallelprozesse, die das Programm verstärken sollten. Nur langsam und schrittweise stabilisierte sich das Schiff – jedes Mal mit einem heftigen Ruck.

Hatten sie sich gerade noch mit wilden Richtungswechseln dem Himmel entgegenbewegt, sah Yarden nun durch das weite Sichtfenster die Eisflächen des Polarplateaus.

Die Statusdaten erzählten eine Geschichte des Scheiterns: Die Bremstriebwerke waren zerstört, das Tarnsystem war nutzlos geworden, das Sauerstoffsystem beschädigt. Die Speicherkapazität des Bordcomputers schrumpfte, und es zeigte sich das als Warnmeldung, was Yarden nun über eine der wenigen intakten Außenkameras erkennen konnte: Im hinteren Teil ihres kugeligen Schiffes war ein Feuer ausgebrochen.

»Der Antigrav-Antrieb!«, rief Yarden. »Das ist die Lösung!«

»Zu schwach, um den Absturz abzuwenden«, erwiderte Emeline.

»Wir könnten das Cockpit und die anderen Stationen mit reaktionsschnellen Schildkonstrukten auffüllen«, sagte er. »Die wären beinahe wie eine Flüssigkeit.«

»Wird wahrscheinlich nicht klappen, aber ich mach’s«, sagte Emeline.

Yarden sprach per Gedanken zur übrigen Besatzung. Die ruhige Stimme, die die anderen nun in ihren Köpfen hörten, verschleierte seine Verzweiflung. Für sie war es immer noch die selbstbewusste Stimme des Archonten. Er teilte ihnen seinen Plan mit, und während die Helme sich nun auf ihn und Emeline herabsenkten, lauschte er auf das System. Dabei spürte er, dass auch bei den anderen die Helme zum Einsatz kamen.

Eine unerwartete Ruhe breitete sich in Yarden aus, während er in den Daten las, die im Schiff umherströmten. Die Flammen im hinteren Teil griffen um sich und näherten sich dem zentralen Maschinenbereich des Schiffes. Dort war mit acht Besatzungsmitgliedern die Hälfte von ihnen versammelt.

Yarden wehrte sich mit dem Antigrav-Antrieb gegen den Absturz, als würde sich seine Gewissheit letztlich doch als Fehler herausstellen. Er merkte sofort, dass es keinen Sinn hatte. Sie würden irgendwo auf dem Polarplateau abstürzen. Da er es nicht verhindern konnte, wollte er zumindest den Sturzwinkel so klein wie möglich machen. Doch mit einem Mal entglitt ihm die Kontrolle über das Steuersystem. Der Antigrav-Antrieb spie wie wild Daten aus.

Eine der Außenkameras erfasste Jaskandris, aber sie würden weit davon entfernt steil zu Boden gehen und sterben – nahe genug an der Stadt, dass die Reste der Pareidolia vielleicht zu bergen waren. Möglicherweise würde der Statusspeicher den Absturz überstehen, dann könnte man in der Stadt Schlüsse daraus ziehen.

Welch eine Tragödie musste all das für die Bewohner der Stadt sein, die auf sie gehofft hatten und nun auf den Schirmen oder gar mit bloßem Auge dabei zusehen mussten, wie die Pareidolia als Feuerball in die Tiefe stürzte. Es würde ihren Mut brechen.

Grünes Licht breitete sich im Cockpit aus und verdichtete sich zu einer geleeartigen Masse. Die Schildkonstrukte! Emeline hatte es tatsächlich geschafft, sie im Inneren des Schiffes einzusetzen. Überall an den Kontrollstationen würde dieses Polster sich verbreiten.

Emeline schaute zu ihm herüber und lächelte. »Du weißt es, nicht wahr?«, fragte sie. »Du weißt doch, dass wir es nicht...

Erscheint lt. Verlag 2.4.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Alien-Invasion • Buch • Bücher • Bücher für Erwachsene • deutsche Science-Fiction • eBook • Einzelband • Fakultäten • Gamil Dellbridge • Jaskandris • Künstliche Intelligenz • Neuerscheinung 2019 • Oase im Winter • Science Fiction • SciFi • Symbiont
ISBN-10 3-492-99375-3 / 3492993753
ISBN-13 978-3-492-99375-3 / 9783492993753
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