Der Läufer (eBook)

Schweden Krimi Neuerscheinung 2019
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
464 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-95967-782-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Läufer -  Gabriella Ullberg Westin
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Dieser Fall geht selbst dem hartgesottenen Ermittler Johan Rokka unter die Haut ...
Eine junge Frau wird am Abend ihrer Abiturfeier mit aufgeschlitzter Kehle auf dem Köpmanberg gefunden. Kriminalinspektor Johan Rokka ist fassungslos, denn der Fall wirft Parallelen zu einem Verbrechen von vor 20 Jahren auf: Auch seine erste große Liebe Fanny verschwand am Abend ihrer Abiturfeier. Sie wurde zuletzt auf dem Köpmanberg gesehen. Zufall? Oder hängen die beiden Verbrechen zusammen? Rokka ermittelt, doch er merkt bald, dass sein Tun überwacht wird. Hat jemand bei der Polizei ein Interesse, ihn an seiner Arbeit zu hindern? Und dann wird er offen bedroht. Ist ihm die Aufklärung des Falls sein Leben wert?
»Ein spannender Roman, der kriminalistische Elemente sehr gut mit psychologisch, menschlichen Aspekten verbindet.«
IN Kiel



Gabriella Ullberg Westin stammt aus der nordschwedischen Stadt Hudiksvall, wo auch ihre Protagonisten leben. Sie studierte Modedesign und Kommunikation und arbeitete für eine der größten Telefongesellschaften Schwedens, bevor sie sich vollzeit dem Schreiben widmete. Sie lebt heute in Stockholm, ist verheiratet mit einem Polizisten und Mutter von zwei Kindern.

1

Tindra Edvinsson schloss die Tür hinter sich und warf ihre weiße Abiturientenmütze aufs Bett. Den ganzen Tag lang war Hudiksvall vom Regen verschont geblieben, aber nun fielen dicke Tropfen gegen die Fensterscheibe. Eine Weile stand Tindra still da und lauschte dem Geprassel. Der Lärm ihrer eigenen Abiturfeier verblasste dabei zu einem gedämpften Gemurmel im Hintergrund.

Sie schmunzelte. Keiner hatte etwas einzuwenden gehabt, als sie erklärt hatte, sie wolle sich für den Ball am Abend noch zurechtmachen. Ihre Mutter war mit den Gästen vollauf beschäftigt gewesen, und ihr Vater hatte sich wie gewohnt bereits um acht Uhr schlafen gelegt. Mit der Ausrede, er sei müde. Tindra wusste, dass er heimlich die Sportsendung schaute, im Schlafzimmer stand nämlich ein Fernseher. Schließlich konnte jederzeit ein Freistoß ins Tor gehen. Tindra konnte nicht verstehen, dass ihre Mutter diese Lüge schluckte, und das Abend für Abend. Aber vielleicht durchschaute sie ihn. Vielleicht hatte sie gar nichts dagegen, dass er verschwand.

Und dann der liebe Opa Bernt, der ihr Geld geschenkt hatte, damit sie sich genau die Kleider kaufen konnte, die ihr gefielen: das kurze weiße, das sie tagsüber getragen hatte, und ein langes hellblaues für den Ball am Abend. Ganz kurz verspürte sie ein schlechtes Gewissen, als sie das Abendkleid auf dem Bügel betrachtete. Zärtlich fuhr sie über den glänzenden Stoff, bevor sie es behutsam ganz nach hinten in den Kleiderschrank hängte. Heute Abend würde sie es nicht tragen.

Sie scrollte die Flut an Bildern auf Instagram durch, wo die Klassenkameraden Selfies posteten, während sie sich für den Abend schick machten. Ohne sie. Ihr Hals schnürte sich zu. Würden sie sie vermissen? Wohl eher nicht, wenn sie an die Ereignisse der letzten Wochen dachte. Sie legte das Handy zur Seite und schlüpfte aus dem weißen Kleid und der Unterwäsche.

Sie betrachtete sich selbst im Spiegel, zupfte dabei ihre blonden Locken zurecht. Dann legte sie den Kopf ein wenig schief und formte einen Kussmund.

Noch einmal rief sie seine Nachricht auf Facebook auf und sah ihn vor sich. Sein Lächeln. Seine dunklen Augenbrauen und das strubbelige Haar, das ihm immer wieder störrisch ins Gesicht fiel. Ein letztes Mal las sie seine kurzen Zeilen, dann war es Zeit, sich anzuziehen. Aus der untersten Schublade der Kommode holte sie die Unterwäsche heraus, presste sie ans Gesicht und atmete ein. Schwarze Spitze, die frisch und neu duftete. Das schwarze Kleid, das sie immer bei ihren Cheerleader-Auftritten trug, machte ihr Outfit perfekt. Sie griff nach den hohen Schuhen und trat ans Fenster.

Der Regen peitschte gegen die Scheibe. Sie würde nass werden, aber das war ihr egal. Ein Stück weiter hinten in der Straße erkannte sie den Wagen. Seinen Wagen. Sie öffnete das Fenster, kletterte aufs Fensterbrett und ließ sich hinunter auf den Rasen gleiten.

Auf dem Fußweg blieb sie kurz stehen, um ein paar Autos vorbeizulassen. Sie fuhren im Schneckentempo vorüber. Tindra fluchte. Einer der Fahrer musterte sie von Kopf bis Fuß, während er sie passierte. Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. Hatten die Leute nichts Besseres zu tun, als zu glotzen?

Als die Straße endlich frei war, rannte sie so schnell sie konnte, öffnete die Beifahrertür und ließ sich auf dem Sitz nieder.

»Wohin fahren wir denn?«, fragte sie, während sie sich anschnallte. In ihrem Magen kribbelte es vor lauter Vorfreude, und sie spürte die Erregung.

»Ssschh«, sagte er und legte den Finger an die Lippen. »Es ist spannender, wenn wir nicht reden.«

***

»Ich mach dich fertig, du Idiot!«

Der Typ mit dem Goldring im Ohr schleuderte die Worte heraus, und mehr war nicht nötig, dass Eddie Martinsson jede Hemmung verlor. Eddie hatte diesen Typen schon mal gesehen, abends vor der Schule, als der Kerl mit seinen Leuten ein paar Jungs, die neu in der Klasse waren, die Handys abnahm.

Eddie zog seine Kappe tiefer ins Gesicht, packte den Typ an den Schultern und schubste ihn. Um ehrlich zu sein, hatte Eddie nur auf einen Grund gewartet, ihn angreifen zu können. Es kribbelte ihm am ganzen Körper, als ob kleine Käfer, die auf Speed waren, unter seiner Haut herumliefen und sich pausenlos vermehrten, bis es einfach zu eng wurde. Sie mussten sich Platz schaffen.

Der Typ torkelte rückwärts und fluchte, als er in eine Pfütze tappte, doch er hatte das Gleichgewicht schnell wiedergefunden. Er kam auf Eddie zu, griff nach seinem Sweatshirt und schlug zurück.

Viele standen vor den roten Bootshäusern am Möljen-Grill um sie herum, doch nun wichen die Jungs langsam zurück. Eddie hörte ihre aufgeregten Stimmen. Ein paar von ihnen waren seine Kumpel. Ein paar andere gehörten zu dem Typ, der ihm gegenüberstand.

Verdammt noch mal, dachten die wirklich, der Kerl hätte irgendeine Chance?

Er spürte das Adrenalin in den Adern und die Hitze im Gesicht. Er war schließlich Eddie. Eddie, der immer sofort loslegte und keine Angst vor niemandem hatte.

Er warf einen Blick auf eins der alten Bootshäuser. Ein paar Typen, die er noch nie zuvor gesehen hatte, standen an die Wand gelehnt, wo sie vor dem Regen geschützt waren. Sie hatten die Arme verschränkt und beobachteten ihn. Wie hatte er die wohl einzuschätzen? Aber wenn sie ihm jetzt zusahen, würde er es ihnen schon zeigen.

Eddie bewegte sich vorwärts, die Hände in Kampfhaltung. Der Typ mit dem Goldring war groß, mindestens so groß wie Eddie selbst, und Eddie wollte vermeiden, dass der andere seine Reichweite nutzte. Er wartete ab. Eine Sekunde. Wollte nicht als Erster zuschlagen. Eine weitere Sekunde, dann kam er, ein rechter Haken. Eddie duckte sich und machte einen Schritt zurück.

Sein Herz pochte. Eddie ging mit einer rechten Geraden auf das Kinn des Typen los. Sein Knöchel traf steinhart auf den Kiefer seines Gegners, und der schwankte kurz. Eddie wich mit dem Oberkörper zurück und trat mit seinem rechten Bein den anderen direkt an den Hals. Der Nike-Turnschuh traf ihn unter dem Ohr, sodass er stolperte. Eddie war im Vorteil.

Plötzlich hielt ihn jemand am Arm fest. Der Freund des anderen. Eddie schüttelte ihn ab und gab ihm einen Stoß.

»Die Bullen!«, schrie da jemand, und im selben Moment hörte Eddie das Martinshorn. Während die Sirenen lauter wurden, schlug sein Herz immer heftiger. Er sah hinüber zum Bootshaus. Die Kerle, die eben noch dort gestanden hatten, waren verschwunden. Die Enttäuschung versetzte ihm einen Stich. Dann musste er die Sache eben zu einem anderen Zeitpunkt zu Ende bringen. Die Bullen würden ihn nicht davon abhalten. Da traf ihn plötzlich ein direkter Schlag ins Gesicht. Einen kurzen Moment lang drehte sich alles, aber er gab sich selbst keine Sekunde Zeit, dem Schmerz nachzuspüren.

Der Streifenwagen machte zwanzig Meter von ihnen entfernt eine Vollbremsung, und die Wagentüren flogen auf.

»Polizei! Auseinander!«, schrie einer der Bullen, schlug die Tür zu und kam auf sie zugelaufen. Der Polizist ganz vorn fuhr mit der Hand an sein Holster. Eine Kollegin folgte ihm.

Ihr könnt mich mal, dachte Eddie, und jetzt war sein Puls, sofern möglich, noch höher. Er machte einen Schritt vor und schlug dem Typ seine Faust auf die Brust, während er die Bullen aus dem Augenwinkel im Blick behielt. Die Frau sprach mit der Einsatzzentrale. Oder schrie vielmehr. Forderte Verstärkung an.

Verdammte Bitch.

Gleichzeitig überkam ihn ein Gefühl von Stolz. Die Polizisten brauchten zwei Einsatzwagen, um ihn aufzuhalten. Eddie.

***

Tindra Edvinsson warf einen Blick durch die Seitenscheibe. Sie fuhren die Hamngata in Richtung Osten, flitzten an den pastellfarbenen Holzhäusern in der Fiskarstan und am Hafen vorbei. Die Bootsmasten wiegten sich im Wind, und ihr fiel ein, dass irgendwo da draußen auch das Segelboot ihrer Familie lag, eine Swan 44. Im letzten Sommer waren sie nicht oft gesegelt. Ihr Vater hatte kaum Zeit gehabt, und ihre Mutter traute sich allein nicht hinaus. In diesem Jahr würde es nicht anders werden, das hatte sie im Gefühl. Ein bisschen vermisste sie die Sommer ihrer Kindheit. Als ihre Eltern noch Zärtlichkeiten austauschten und auch ihre Tochter noch liebevoll in den Arm nahmen.

Die Sehnsucht nach dem Sommer überkam sie, in diesem Jahr würde er perfekt werden. Sie warf einen Blick nach links zum Fahrer neben ihr. Er sah genauso gut aus wie immer, wie er da in Jeans und Kapuzenpullover saß. Er hatte noch immer diese besondere Art, sich durchs Haar zu fahren und sie anzulächeln. Gerade wollte sie noch einmal fragen, wohin sie eigentlich fuhren, aber wieder legte er den Finger an die Lippen. Als er ihren Schenkel streichelte, machte sich dieses Kribbeln zwischen ihren Beinen bemerkbar.

»Okay«, sagte sie lachend, und die Spannung blubberte wie Kohlensäure durch ihren Körper. Mit einem Mal machte der Wagen eine Drehung und bog rechts in eine schmale Straße ab. Sie führte zum Aussichtspunkt auf dem Köpmanberg. Hohe dunkle Tannen säumten den Weg, und plötzlich nagte die Verunsicherung an ihr, wie ein Schuh, der eigentlich drückte, aber viel zu schön war, um ihn wieder abzustreifen. Was hatte er vor?

Als sie oben auf dem Wendeplatz ankamen, hielt er am Straßenrand an. Er schaltete die Scheibenwischer aus und ließ die Windschutzscheibe vom Regen fluten, sodass sie wie hinter einem Vorhang vor der Welt verborgen waren.

»Kannst du nicht bitte mal irgendwas sagen?« Sie streichelte ihm über den Dreitagebart. Es kitzelte an ihrer Handfläche, und ihre Erregung stieg. Er griff nach ihrer Hand und zog sie an sich, bis sie schließlich rittlings auf...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2019
Reihe/Serie Ein Johan-Rokka-Krimi
Übersetzer Stefanie Werner
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Original-Titel Springpojken
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Affäre • Afrika • Ermittler • Erpressung • Gabriella Ullberg Westin • Gang • gute Krimis • Johan Rokka • Krimi 2019 • Krimi Bücher • Krimi deutsch • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen • Krimi Neuerscheinungen 2019 • Krimis • Krimi Schweden • Krimi Taschenbuch • krimi und thriller • Liebe • Mord • neuer schweden krimi • Polizei • Rache • Schweden • Schwedenkrimi • Schweden Krimi • schweden krimi buch • schweden krimi neu • Schweden Krimi Neuerscheinung • schweden krimi stockholm • Serie • Skandinavien
ISBN-10 3-95967-782-0 / 3959677820
ISBN-13 978-3-95967-782-0 / 9783959677820
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