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Friesisches Gift (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
416 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-6145-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Auf Langeoog wird häufig Treibgut angespült. Das ist nichts Besonderes. Eines Tages jedoch machen drei Freunde am Strand der Insel einen ungewöhnlichen Fund: etliche Pakete, klein und gut verschweißt. Als Langeooger sind sie sich der Tradition bewusst, wonach Treibgut demjenigen gehört, der es einsammelt. Also behalten sie die Pakete. Als sich herausstellt, dass die Nordsee ihnen eine große Menge Heroin vor die Füße gespült hat, treffen zwei von ihnen eine verhängnisvolle Entscheidung: Statt zur Polizei zu gehen, wollen sie die Drogen zu Geld machen. Das hat Folgen. Tödliche Folgen. Und ruft Kommissarin Rieke Bernstein vom LKA auf den Plan.



Wolf S. Dietrich studierte Germanistik und Theologie und war als Lehrer tätig. Weitere berufliche Stationen bildeten die eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters an der Universität Göttingen und die des Didaktischen Leiters einer Gesamtschule. Heute lebt und arbeitet er als freier Autor in Göttingen und an der Nordsee. Wolf S. Dietrich ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Weitere Informationen finden Sie auf www.nordsee-krimi.de

Wolf S. Dietrich studierte Germanistik und Theologie und war als Lehrer tätig. Weitere berufliche Stationen bildeten die eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters an der Universität Göttingen und die des Didaktischen Leiters einer Gesamtschule. Heute lebt und arbeitet er als freier Autor in Göttingen und an der Nordsee. Wolf S. Dietrich ist Mitglied im Syndikat, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. Weitere Informationen finden Sie auf www.nordsee-krimi.de

1


2018


»Was willst du auf der Insel?« Hannah Holthusen verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Aufmerksam betrachtete sie den jungen Volontär, der ihr gerade von der Schönheit Langeoogs vorgeschwärmt hatte. Sie saß an ihrem Schreibtisch, er stand vor ihr und zappelte herum wie ein aufgeregtes Kind.

Florian Andresen war noch keine zwei Wochen in der Redaktion, hatte aber schon fast alle Herzen erobert. Nur nicht das des Chefredakteurs, der vom jugendlichen Elan des Volontärs irritiert war. Zum einen behagte ihm die Sprache nicht, in der sich der Nachwuchs-Journalist ausdrückte, zum anderen war er von den Themenvorschlägen genervt, die Florian fast täglich in die Redaktionskonferenz rülpste, wie der Chef einmal säuerlich angemerkt hatte. Hannah dagegen gefiel seine unbekümmerte Art. Florian war groß und schlank, hatte ein hübsches Gesicht und trug eine wild wuchernde weißblonde Mähne. Obwohl er mit vierundzwanzig Jahren älter war, als sie ihn bei der ersten Begegnung geschätzt hatte, hätte er ihr Sohn sein können. Er wirkte wie siebzehn, aber das lag möglicherweise an Hannahs Unfähigkeit, deutlich jüngere Menschen altersmäßig richtig einzuschätzen.

Florian hob eine Hand mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger. »Zwei coole Themen«, verkündete er strahlend. »Vielleicht findet sich ein drittes. Dafür lohnt sich die Reise allemal, meinst du nicht? Erstens gibt es eine gewaltige Sandaufspülung – mehr als eine halbe Million Kubikmeter Sand werden aus dem Meer an den Strand gespült. Küstenschutzmaßnahme. Da kommen kilometerlange Rohrleitungen zum Einsatz. Und schweres Gerät: Schaufellader, Bagger, Bulldozer und so’n Zeug. Das gibt schon mal imposante Bilder. Zweitens fehlt auf der Insel Wohnraum. Geldsäcke vom Festland zahlen astronomische Preise für Eigentumswohnungen. Eine halbe Million für fünfzig Quadratmeter, das kann sich kein Insulaner leisten. Familiengründung kannst du vergessen. Hotels, Restaurants und Geschäfte kriegen kein Personal, weil es für die Leute keinen bezahlbaren Wohnraum gibt. Wenn das so weitergeht, können eines Tages nur noch Camper die Insel besuchen.«

»Wieso Camper?«, fragte Hannah, obwohl sie die Antwort ahnte.

Florian hielt in seinen Bewegungen inne und breitete die Arme aus. »Ist doch klar. Wenn die Gastronomie im Arsch ist und du nichts kaufen kannst, musst du morgens deine Frühstücksbrötchen selber backen, mittags Ravioli aus der Dose essen und abends in die mitgebrachte Knackwurst beißen.«

Hannah lächelte. »Und du willst den kulinarischen und gastgewerblichen Niedergang der Insel verhindern?«

»Genau.« Der Volontär nickte ernsthaft. »Man muss die Leute aufrütteln, den Immobilienhaien das Handwerk legen, das Ruder herumreißen.«

»Aber warum auf Langeoog? Gilt das, was du gesagt hast, nicht für alle Ostfriesischen Inseln? Borkum, Juist, Norderney, Spiekeroog …«

»Natürlich. Und nicht nur für die. Auch für die Nordfriesischen. Auf Sylt zum Beispiel –«

»Okay.« Hannah hob abwehrend die Hände. »Du kannst nicht die ganze Welt retten. Hab schon verstanden, Langeoog ist nur ein Beispiel. Und nun soll ich dafür sorgen, dass dir der Chef die Reisekosten genehmigt?«

»Ich brauche nicht viel. Fahrkarten für die Bahn nach Esens, für den Bus nach Bensersiel und für die Fähre nach Langeoog. Und natürlich zurück.«

»Und wo willst du übernachten?«, fragte Hannah skeptisch. »Die Inseln sind nicht gerade billig. Wir haben Saison. Da sind Unterkünfte erst recht teuer.«

Florian zuckte mit den Schultern. »Jugendherberge. Oder irgendwo bei Leuten. Ich komm schon unter.«

»Daran zweifle ich nicht.« Hannah schmunzelte. »Reichen dir drei Tage? Einen streicht dir der Chef sowieso. Aus Prinzip. Also beantragen wir vier Tage, damit du drei bekommst. Okay?«

Florian Andresen hob beide Daumen, umrundete Hannahs Schreibtisch und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Du bist die Beste! Danke!« Er wirbelte herum und stürmte zur Tür. »Ich bringe dir was mit«, rief er über die Schulter und verschwand.

Hannah seufzte und wandte sich wieder dem Monitor zu. Der Text, den sie über den Haushalt der Stadt Wittmund für das kommende Jahr verfasst hatte, passte nicht in den vorgegebenen Container des Seitenlayouts. Obwohl sie fünf Spalten zur Verfügung hatte, würde sie ihn kürzen müssen. Außerdem war ein Foto aus der Sitzung der Dezernenten unterzubringen. Und ein Kasten mit den Eckdaten: Aufwände, Erträge, Schuldenstand. Zahlen, die Außenstehenden wenig sagten, aber zur professionellen Berichterstattung gehörten. Der Stadt ging es finanziell nicht schlecht, so konnte Hannah über die Erschließung neuer Baugebiete, Fördermaßnahmen im sozialen Bereich und Zuwendungen für Schulgebäude, den Straßenbau und die Feuerwehr berichten. Trotzdem wäre ihr ein anderes Thema lieber gewesen. Auf Langeoog zu recherchieren war allemal spannender, als sich mit dem Zahlenwerk des Haushaltsentwurfs auseinanderzusetzen. Florian hatte wirklich gute Ideen. Mit seinen forschen Auftritten in der Redaktionskonferenz ärgerte er zwar den Chef, aber Hannah erinnerte er damit immer an ihre eigenen Erfahrungen während der ersten Jahre bei der Zeitung. Sie wandte sich vom Bildschirm ab und beobachtete gedankenverloren die Wolken, die unter dem blauen Himmel vorüberzogen.

Angefangen hatte sie bei der Ostfriesen-Zeitung in Leer. Von dort war sie zur Emder Zeitung gewechselt, wo sie durch ihre Recherchen auf Borkum an einen Kriminalfall geraten war, bei dem ein Vergewaltigungsopfer grausame Rache genommen hatte. Wegen ihrer Alkoholsucht hatte sie das Blatt verlassen müssen und war nach monatelanger Arbeitslosigkeit beim Ostfriesischen Kurier in Norden gelandet. Dessen Archiv war für sie eine Fundgrube für Recherchen gewesen, mit denen sie die Kriminalbeamtin Rieke Bernstein bei Ermittlungen auf Norderney unterstützt hatte.

Ich muss mich unbedingt bei Rieke melden, dachte Hannah. Sie weiß noch gar nicht, dass ich jetzt in Wittmund beim Anzeiger für Harlingerland bin.

Obwohl sie sich beim Kurier nichts hatte zuschulden kommen lassen, war eines Tages ihr Ruf beschädigt worden. Ein missgünstiger Kollege war aufgetaucht, der von ihren Abstürzen in der Vergangenheit wusste und ihr das Leben schwer gemacht hatte. Hannah war mit den Jahren dünnhäutiger geworden, und ihr hatte die Energie gefehlt, den Kampf aufzunehmen, darum hatte sie gekündigt. Beim Anzeiger war sie neben der Redaktionsarbeit für die Betreuung der Volontäre zuständig. Erfrischende junge Leute wie Florian Andresen brachten nicht nur Abwechslung in ihren Alltag, sondern auch Herausforderungen mit sich. Mal war mütterliche Fürsorge gefragt, mal Lebenserfahrung, mal journalistische Kenntnisse. Oft entwickelte sich ein freundschaftliches Verhältnis. Florian war ihr besonders ans Herz gewachsen.

Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sich wieder auf ihren Text zu konzentrieren. Doch sie konnte nicht verhindern, dass Bilder von weißen Stränden unter blauem Himmel an der türkisfarbenen Nordsee vor ihrem inneren Auge erschienen. Am liebsten hätte sie den Volontär bei seinen Recherchen begleitet.

*

Der Anblick der Langeoog III erfüllte Florian mit einer Mischung aus freudiger Erregung und erwartungsvoller Neugier. Nicht zum ersten Mal würde er eine der weißen Fähren zu den Inseln nehmen, aber die Hochstimmung befiel ihn am Anleger jedes Mal, spätestens, wenn er das Schiffsdeck betrat. Bei jeder Überfahrt stellte sich dieses Gefühl von Freiheit und Abenteuer ein, das er schon als Kind empfunden hatte, zu Beginn der großen Ferien, beim Aufbruch zu einer der Ostfriesischen Inseln. In seiner Kindheit waren ihm die Wochen am Strand endlos vorgekommen. Später, als er mit Freunden unterwegs gewesen war, waren die Aufenthalte kürzer geworden. Sie hatten auf Juist und Norderney, Langeoog und Spiekeroog die Nächte durchgefeiert und die Tage verschlafen. Meistens hatten sie die Rückreise schneller als geplant antreten müssen, weil das Geld nicht gereicht hatte. Nach dem Abi am Auricher Ulricianum war er allein aufgebrochen, um die Inseln zu erkunden. Dabei hatte er erstmals Flora und Fauna wahrgenommen und die Schönheit der Inseln entdeckt. Seine Beobachtungen und Erlebnisse hatte er aufgeschrieben und in Videos dokumentiert und auf Floris Inselblog ins Netz gestellt. Dafür hatte er viel Beifall bekommen. So war sein Entschluss entstanden, Journalist zu werden.

Beim Anzeiger für Harlingerland hatte er es gut getroffen. Hannah Holthusen war zwar schon über vierzig, aber total in Ordnung. Mit ihr konnte er über alles reden. Auch über Privates. Sie hatte ihm mit Tipps und Tricks den Start in die Berufspraxis erleichtert und – als sich Antonia von ihm getrennt hatte – in einem langen Gespräch erklärt, warum es besser war, eine Beziehung zu beenden, als sich ohne Ende zu quälen.

An diesem Morgen gehörte er zu den ersten Fahrgästen, die an Bord gingen, nachdem Urlauber und Insulaner das Schiff verlassen hatten. Obwohl es noch recht kühl war, ließ er sich im Außenbereich auf dem Oberdeck nieder, verstaute seinen Rucksack unter der Bank und sah sich um. Hier leisteten ihm nur wenige Reisende Gesellschaft, die meisten drängten ins Innere der Fähre. Während die überwiegend erholt aussehenden und teilweise braun gebrannten Rückkehrer nicht unbedingt heiter wirkten, war in den Gesichtern der Mitreisenden der Ausdruck froher Erwartung zu lesen. Ihnen ging es wohl wie früher ihm,...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Deutschland • Ermittler • insel-krimi • Klaus-Peter Wolf • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Langeoog • Mord • Mörder • Ostfriesland • Polizei • Polizist • regional • Regionalkrimi • Serienkrimi (Serienermittler) • Spannung • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-6145-3 / 3732561453
ISBN-13 978-3-7325-6145-2 / 9783732561452
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