Vanitas - Schwarz wie Erde (eBook)

Thriller

*** 1 Bewertung

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2019 | 1. Auflage
400 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45458-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vanitas - Schwarz wie Erde -  Ursula Poznanski
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Tödliche Blumengrüße: 'Vanitas - Schwarz wie Erde' ist der Auftakt zur neuen Thriller-Reihe von Spiegel-Bestseller-Autorin Ursula Poznanski. Eine Wiener Blumenhändlerin mit dunkler Vergangenheit ermittelt gegen ein skrupelloses Verbrecher-Syndikat. Auf dem Wiener Zentralfriedhof ist die Blumenhändlerin Carolin ein so gewohnter Anblick, dass sie beinahe unsichtbar ist. Ebenso wie die Botschaften, die sie mit ihren Auftraggebern austauscht, verschlüsselt in die Sprache der Blumen - denn ihre größte Angst ist es, gefunden zu werden. Noch vor einem Jahr war Carolins Name ein anderer; damals war sie als Polizeispitzel einer der brutalsten Banden des organisierten Verbrechens auf der Spur. Kaum jemand weiß, dass sie ihren letzten Einsatz überlebt hat. Doch dann erhält sie einen Blumengruß, der sie zu einem neuen Fall nach München ruft - und der sie fürchten lässt, dass sie ihren eigenen Tod bald ein zweites Mal erleben könnte ... Ein psychologisch dichter Thriller mit ungewöhnlicher Heldin und Gänsehaut-Garantie!

Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie in Wien. Die ehemalige Medizinjournalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern und Thrillern für Erwachsene ist sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden, ihre begeisterte Leserschaft hat ihr zu einer deutschen Gesamtauflage von bereits über 4 Millionen Exemplaren verholfen.

Ursula Poznanski wurde 1968 in Wien geboren, wo sie mit ihrer Familie auch heute lebt. Die ehemalige Medizin-Journalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern steht sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten, ihre Thriller für Erwachsene erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit. Nun hat sie eine der ungewöhnlichsten Heldinnen der Kriminalliteratur geschaffen – eine Blumenhändlerin mit dunkler Vergangenheit…

1


Immer, wenn die Angst zurückkehrt, sehe ich mir Fotos meiner eigenen Beerdigung an. Der helle Holzsarg in der Aufbahrungshalle. Die vielen Kerzen und das riesige Bild, auf dem ich den Gästen entgegenlächle. Meine Augen sind grüner als in Wirklichkeit, mein Haar ist in glänzende Locken gedreht und eine Spur dunkler als der Sarg. Die Frisur ist untypisch für mich, aber ich wollte dem Mann hinter der Kamera gefallen, damals.

Rund um den Sarg: Kränze. Die mit Rosen sind klar in der Überzahl. Rot, rosé, gelb, weiß. Die Schleifen tragen die üblichen Sprüche: In tiefer Trauer. In ewiger Liebe. In Dankbarkeit.

Nur einer davon birgt eine tiefere Wahrheit in sich. Er hängt an dem mit Abstand hässlichsten Kranz, der gleichzeitig einer der größten ist und schräg rechts unterhalb des Sargs steht. Die Kombination aus knallpinkfarbenen Lilien und leuchtend orangefarbenen Gerbera würde jeden Betrachter sofort schaudernd den Blick abwenden lassen, wären da nicht ein paar irritierende Details, die stutzig machen. Die einsame Narzisse zum Beispiel, die wie irrtümlich zwischen zwei Lilien herausragt. Eine Distel, wahrscheinlich die einzige, die je ihren Weg auf einen Trauerkranz gefunden hat. Und zu guter Letzt ein kleiner Strauß Vergissmeinnicht, der als blauer Fleck das Gerberaorange durchbricht.

Ich wüsste gerne, wie viele Trauergäste angesichts solcher Scheußlichkeit ratlos den Kopf geschüttelt haben, aber natürlich haben sie die Botschaft hinter dieser optischen Beleidigung nicht begriffen. Auch ich musste erst einige Monate lang mit der Materie arbeiten, um alle Feinheiten zu verstehen.

 

Die Signalwirkung von Pink und Orange sollte meinen Blick auf den Kranz lenken und somit sicherstellen, dass ich die versteckten Hinweise nicht übersehe.

In der Sprache der Blumen steht die Distel für Kraft, aber auch für Sünde. Narzissen symbolisieren Wiedergeburt – nichts wünsche ich mir weniger. Die Vergissmeinnicht sind selbsterklärend, aber sollten trotzdem Zweifel bleiben, werden sie von dem Spruch auf der Schleife restlos beseitigt. Sie ist blutrot und gibt dem Kranz farblich den Rest. Auf ewig unvergessen, steht in goldenen Lettern darauf.

Es ist eine Warnung, und ich weiß, von wem sie kommt.

 

Unsere Auftragslage ist gut, Matti läuft pfeifend durchs Geschäft, während ich in der Werkstatt sitze und Tischgestecke für eine Hochzeit fertige. Eine angenehme Abwechslung, auch wenn ich nicht begreife, warum jemand den Blumenschmuck für seine Trauung von einem Friedhofsfloristen richten lässt. Hätte ich die Wahl gehabt, wäre ich lieber in einem Gartencenter oder einer normalen Blumenhandlung gelandet, irgendwo in der Vorstadt, wo man hauptsächlich Geburtstagssträuße und Valentinstagsrosen verkauft. Aber Robert war dagegen. »Wer auf dem Friedhof arbeitet, wird nicht wahrgenommen. Die Menschen sind mit ihrer Trauer beschäftigt, sie wollen so schnell wie möglich wieder verschwinden. Unsichtbarer als dort wirst du nirgendwo sein.«

Kann sein, dass er damit recht hat. Kann aber ebenso gut sein, dass er nur seinem seltsamen Sinn für Humor nachgeben wollte und mich deshalb zu den anderen Toten geschickt hat.

Cremefarbene Rosen, Schleierkraut, weiße Schleifen, eine grüne Hortensie. Das Ganze locker umwickelt mit Silberdraht, auf den Perlen aufgezogen sind. Fünfzehn Tische macht fünfzehn Gestecke. Ich schaffe drei in einer Stunde; wenn ich fertig bin, werde ich noch eine Runde über den Friedhof drehen.

Beethovens Grab ist der Ort, an den es mich üblicherweise zieht, wenn ich mich so verloren fühle wie heute. Gruppe 32 A, Nummer 29. Er wurde in Bonn geboren, starb in Wien und wurde hier auch beerdigt. Allein dadurch fühle ich mich ihm verbunden, obwohl der Schauplatz meiner Geburt Köln und der meines Todes Frankfurt ist. Begraben bin ich trotzdem in Wien, und das ist vermutlich der beste Ort dafür, denn das Klischee stimmt. Nirgendwo sonst ist man mit dem Tod so gerne per Du.

»Caro?«

Ich bin so vertieft in Tischgesteck Nummer sieben, dass ich wieder einmal zu spät begreife, wer gemeint ist. Mit einem Ruck fahre ich herum. Es ist Eileen, und sie schüttelt den Kopf. »Manchmal frage ich mich, ob du schwerhörig bist.«

»Tja.« Ich lächle bemüht. Denke wieder an Beethoven. Besser, sie hält mich für gehörgeschädigt, als sie wittert die Wahrheit: Dass ich mich nach acht Monaten immer noch nicht an meine neue Identität gewöhnt habe. Vor zwei Wochen ist mir beinahe mein echter Name herausgerutscht, als ein Kunde am Telefon nachfragte, mit wem er denn gesprochen habe. Mir war mit einem Schlag übel vor Schreck, fast hätte ich in die Nelken gekotzt.

Eileen ist clever, und sie ist neugierig. Mit ihren siebzehn Jahren fallen ihr Dinge auf, die Matti oder Paula nie bemerken würden. Trotzdem ist sie ein klassischer Fall von schuluntauglich – mit schwerer Dyslexie und Dyskalkulie geschlagen und aus einem Elternhaus, für das Nachhilfestunden finanziell nie drin waren.

»Kann ich dir helfen?« Sie greift nach einer der Hortensien und dreht sie im Sonnenlicht, das durch das trübe Glas der Fenster hereinfällt. »Die Kombination ist voll hübsch. Auch wenn ich keine reinweißen Schleifen gewählt hätte. Stell dir vor, wie schön das mit Lindgrün aussehen würde!«

»Kundenwunsch«, sage ich und lächle ihr zu. »Aber du hast absolut recht.«

Sie sieht mich an und legt den Kopf schief, als würde sie meinen Worten nachlauschen. Eileen ist die Einzige, bei der ich gelegentlich befürchte, dass sie zu viel Hochdeutsch in meiner Sprachfärbung wittert. Aber sie fragt nicht nach, sie blickt nur zur Seite. »Also. Kann ich dir helfen?«

»Gern.« Ich schiebe ihr eine der Schalen zu, die die Basis der Gestecke bilden. Sie neigt den Kopf mit dem kurzen, lackschwarz gefärbten Haar, wirft einen Blick auf eines der fertigen Mittelstücke und nickt. »Okay. Wetten, ich bin schneller als du?«

Das ist sie – und nicht nur das. Ihre Gestecke sehen am Ende besser aus als meine, obwohl wir exakt die gleichen Bestandteile nach exakt dem gleichen Muster verarbeiten. Trotzdem wirkt ihre Arbeit natürlicher, müheloser und gleichzeitig origineller. Sie hat einfach Talent, im Gegensatz zu mir.

»Gut geworden«, lobe ich, und sie gibt das Kompliment zurück, weil sie ein netter Mensch ist.

»Es sind vorhin noch vier Kranzbestellungen reingekommen. Ich habe alles ins Buch eingetragen, könntest du …« Sie beendet den Satz nicht, doch ich weiß, worum sie mich bittet. Matti ist ein gutmütiger Kerl, aber nicht allzu einfühlsam. Er kann sich stundenlang über Eileens Rechtschreibfehler amüsieren.

»Ich seh es mir an. Irgendwas Dringendes dabei?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Bloß ziemlich viel Kitsch und Geschmackloses, aber alles Sachen, die mindestens eine Woche Zeit haben.«

»Okay.« Gemeinsam verpacken wir die Gestecke für den Transport, Goran wird sie später ausliefern. Der Weg nach draußen führt durch den Laden, wo Matti eben einen Blumenstrauß für eine ungeduldige ältere Dame zusammenstellt.

»Ich drehe eine kurze Runde«, sage ich. »Frische Luft schnappen.«

»In Ordnung.«

Während die Frau eine der Tulpen beanstandet, weil angeblich ein Blütenblatt beschädigt ist, schlüpfe ich nach draußen. Der schnelle Blick rundum, jedes Mal wenn ich in einen Raum oder ins Freie trete, ist eine Gewohnheit, die ich allmählich ablegen könnte.

Nichts Bedrohliches. Mir ist zwar klar, dass ich die Gefahr nicht kommen sehen werde, bis sie direkt vor mir steht, trotzdem habe ich meine Augen überall, zumindest, bis ich allein zwischen den Gräbern verschwinden kann.

Der Haupteingang an Tor zwei ist nicht weit von unserer Gärtnerei entfernt, allerdings sammeln sich dort gerade die Trauergäste für eine der nächsten Beerdigungen. Umarmungen werden ausgetauscht, Schultern geklopft. Niemand beachtet mich in meinem grünen Kittel, trotzdem bin ich versucht, wieder kehrtzumachen.

Unsinn, sage ich mir und haste mit gesenktem Kopf an den Trauergästen vorbei. Es ist nicht deine Stadt hier, nicht einmal dein Land. Du bist unauffälliger als die Steine auf dem Weg. Keiner wird dich erkennen.

Weiter. Durch die alten Arkaden, dort biege ich schräg links ab, laufe vorbei an den Gruppen 31A und 31B, um schließlich zu 32A zu gelangen.

Beethoven, Mozart und Schubert. Man ist hier selten allein, die Stelle lockt Touristen an, die Blumen auf die Grabplatten legen. Oder, in Mozarts Fall, zu Füßen des Grabdenkmals.

Heute sind es Japaner, die sich erst gegenseitig vor den Gräbern fotografieren, dann packt eines der Mädchen einen Selfiestick aus. Aufgerissene Münder, verzücktes Hindeuten auf die Grabsteine, zu Victory-Zeichen gespreizte Finger.

Ich bleibe in ein paar Schritten Entfernung stehen. Die Fotosession wird nicht lange dauern, japanische Touristen haben normalerweise einen sehr engen Zeitplan. Anders schafft man zehn europäische Städte in einer Woche nicht.

Ein paar Minuten später sind sie weitergezogen, und ich lehne mich gegen eine der hüfthohen Säulen, die das Grab rechts und links flankieren.

Auf dem hohen, nach oben spitz zulaufenden Stein sind weder Geburts- noch Sterbedatum vermerkt. Nur »Beethoven«. Über dem Namen zwei vergoldete Symbole: eine Leier und eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Sie bildet einen perfekten Kreis, in dessen Mitte ein Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln schwebt. Beides Zeichen der Auferstehung, habe ich mir sagen lassen.

Ich sehe das anders. Für mich sind es zwei Wesen, die einander belauern. Die Schlange würde sich eher selbst fressen, als den Schmetterling aus seinem Gefängnis zu lassen....

Erscheint lt. Verlag 29.1.2019
Reihe/Serie Die Vanitas-Reihe
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Baulöwen • Bestseller-Autorin • Blindenschrift • Blumenhandel • Blumenhändlerin • Blumen Symbolik • Erebos • Ermittlerin • Ermittler-Thriller • Floristin • Frankfurt • Fünf • geheimbotschaften • Geheime Botschaften • Geheimsprache • Kaspary • Krimi Neuerscheinungen 2019 • München • München-Thriller • neue Thriller Poznanski • Organisiertes Verbrechen • Polizeispitzel • Scharfschützin • Sprache der Blumen • Thalamus • Thriller Action • Thriller Autorinnen • thriller deutsch • Thriller deutsche Autoren • Thriller Deutschland • thriller österreich • thriller reihe • Thriller-Reihe • Thriller-Serie • undercover • Verbrecher-Syndikat • verdeckte Ermittlerin • Wien • Zentralfriedhof
ISBN-10 3-426-45458-0 / 3426454580
ISBN-13 978-3-426-45458-9 / 9783426454589
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3 Auftaktband mit Potential

von (Oberhausen), am 20.04.2021

Schwarz wie Erde ist der erste Band der Vanitas Trilogie der Autorin Ursula Poznanski.

Die Geschichte entwickelt sich langsam und als Leser bekommt man nur spärliche Informationen warum die Protagonistin Carolin Bauer untergetaucht ist und als Blumenhändlerin am Wiener Zentralfriedhof arbeitet. Die Figur Carolin scheint einerseits Angst davor zu haben entdeckt zu werden, andererseits lässt sie sich immer wieder zu unverständlichen Aktionen hinreißen die ihre Tarnung auffliegen lassen kann. Diese Widersprüchlichkeit zieht sich durch den gesamten ersten Band und die Geschichte plätschert eher so vor sich hin. Erst zum Schluss des ersten Bandes gewinnt die Erzählung an Spannung und Tempo, wobei mich die Auflösung des Falles, in dem Carolin in München verstrickt wird, ziemlich überrascht hat.

Für mich hat die Trilogie noch Potential nach oben und mit weiteren Information zur Hauptfigur wird die Geschichte hoffentlich spannender und temporeicher.
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