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Im Grab ist noch ein Eckchen frei (eBook)

Ein Sauerland-Krimi
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
238 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-6695-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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In Lüdenscheid findet ein feuchtfröhliches Klassentreffen statt. Unter den Teilnehmern ist auch Theo Kettling. Als der Frührentner am nächsten Tag verkatert aufwacht, erreicht ihn eine Hiobsbotschaft: Drei Schulkameraden sind nach der Feier mit ihren Autos tödlich verunglückt, und zwar völlig unabhängig voneinander. Kann das Zufall sein? Nein!, meint Lieselotte Larisch, eine Bekannte von Theo. Die pensionierte Schulrektorin merkt nämlich sofort, wenn eine Sache zum Himmel stinkt. Also nehmen sie und Theo die Ermittlungen auf - und befinden sich bald auf einer abenteuerlichen Mörderjagd quer durchs Sauerland.



Michael Wagner, Jahrgang 1968, ist diplomierter Ingenieur der Produktionstechnik und gelernter Journalist. Heute arbeitet er als PR-Experte für ein großes Industrieunternehmen und lebt in der Nähe von Marburg. Seine Krimi-Reihe um die zwei Rentner Theo Kettling und Lieselotte Larisch ist eine Liebeserklärung an seine Heimat, das Märkische Sauerland.

Michael Wagner, Jahrgang 1968, ist diplomierter Ingenieur der Produktionstechnik und gelernter Journalist. Heute arbeitet er als PR-Experte für ein großes Industrieunternehmen und lebt in der Nähe von Marburg. Seine Krimi-Reihe um die zwei Rentner Theo Kettling und Lieselotte Larisch ist eine Liebeserklärung an seine Heimat, das Märkische Sauerland.

2


Das Erste, was Theo Kettling wahrnahm, war das Gesicht. Es hatte ein verschmutztes Fell, zumindest noch an zwei oder drei Stellen, und gläserne braune Augen mit großen schwarzen Pupillen. Das Gesicht seines Teddybären Fipsi, des besten und treuesten Freundes aus Kindheitstagen. Ein Freund, den er einfach nicht wegwerfen konnte und der deshalb seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten, seinen festen Platz oben auf dem Kleiderschrank im Schlafzimmer hatte.

Aus der Tatsache, dass er Fipsis Gesicht deutlich erkennen konnte, schloss er, dass es draußen bereits hell geworden war – was allerdings nicht viel hieß, weil es der 21. Juni war und die Sonne bereits um kurz nach vier aufging.

Gerade wollte er versuchen, seinen Arm zu befreien, der unter dem Kopfkissen vergraben war, um auf die Uhr zu schauen, als das Telefon schrill klingelte. »Welcher Idiot ruft mich mitten in der Nacht an?«, murmelte er, als er schwankend und von urplötzlich einsetzenden Schmerzen in Kopf und Rücken gepeinigt in die Diele wankte.

Es war Elfriede Nöllenkamp, deren Stimme er auch in seinem Zustand deutlich anmerkte, dass etwas passiert sein musste.

»Du weißt es noch nicht, oder?«

»Äh, nein … was meinst du, Elfriede?«

»Eva … sie ist …«, ihre Stimme wurde brüchig. »Sie ist mit dem Auto … ach Theo, es ist alles so furchtbar.«

Elfriede Nöllenkamp begann zu schluchzen, und Theo spürte eine Übelkeit in sich aufsteigen. Doch er riss sich zusammen und ließ sich nichts anmerken; es reichte, wenn Elfriede ihre Nerven nicht mehr kontrollieren konnte.

»Ich habe gleich heute Morgen bei ihr angerufen, so wie ich es immer nach einem Klassentreffen tue, um mich zu erkundigen, ob sie gut zu Hause angekommen ist. Diesmal ging ihr Mann ans Telefon, und ich habe gleich gemerkt, dass … dass etwas Schlimmes …«

Elfriede war nun völlig aufgelöst, und Theo hatte Mühe, ihre Worte zu verstehen.

»Sie ist wahrscheinlich eingeschlafen und mit dem Auto gegen … gegen eine Brücke gerast.«

Es folgte eine Pause, in der nur Elfriedes Schluchzen zu hören war.

»Sie muss sofort tot gewesen sein, Theo.«

»Oh mein Gott«, hörte er sich selbst sagen, während er das Gefühl hatte, jemand stülpte ihm eine Plastiktüte über den Kopf.

»Und das ist noch nicht alles.«

Theo hätte gern etwas erwidert, hätte gern ›Was ist denn noch passiert?‹ oder etwas Ähnliches gefragt. Aber er konnte nicht sprechen. Er atmete tief ein und versuchte es. Doch er konnte nicht.

»Rolf …«, fuhr Elfriede schließlich auch ohne Aufforderung fort, »… er ist auf der Fahrt nach Stuttgart ebenfalls am Steuer eingeschlafen. Und er hat den Unfall wohl nur deshalb überlebt, weil er diesen riesigen Mercedes fährt. Das Auto ist kaputt, aber ihm selbst ist Gott sei Dank nichts passiert.«

Elfriede Nöllenkamp hatte sich offenbar etwas beruhigt. Ihr Schluchzen wurde weniger, ihr Atem ruhiger. Sie sagte nichts mehr, und auch Theo blieb stumm.

Es tat gut, nicht reden zu müssen, und es war überhaupt nicht peinlich zu schweigen.

Es war Elfriede, die schließlich wieder das Wort ergriff.

»Glaubst du, dass da etwas … etwas nicht stimmt?«

»Äh … ich weiß nicht, was du meinst, Elfriede.«

Das war nicht nur so dahergesagt. Theo hatte tatsächlich keine Idee, was sie damit andeuten wollte.

Sie versprach, sich wieder bei ihm zu melden, wenn sie Details über Evas Beerdigung kenne. Als sie sich mit »Mach’s gut, Theo« verabschiedete, klangen ihre Worte wie eine Umarmung.

Wie angewurzelt stand Theo in der Diele und starrte auf das graue Telefon. Nachdem er den Blick endlich gelöst hatte, sah er auf seine Armbanduhr. Großer Gott – es war nicht etwa sechs oder sieben Uhr, wie er vermutet hatte, auch nicht acht oder neun. Es war Viertel vor elf. Hatte er jemals nach einem Rausch so lange und fest geschlafen?

Die schreckliche Mitteilung, die ihm Elfriede soeben gemacht hatte, wäre schon in normalem Zustand schwer zu verdauen und noch schwerer in einer der Schubladen in seinem Kopf unterzubringen gewesen, die mit der Beschriftung »Akzeptanz« versehen waren. Doch in seinem jetzigen Zustand war es schlicht unmöglich.

Theo ging ins Bad, kniete sich vor die Toilette und übergab sich nach allen Regeln der Kunst. Sofort war die Übelkeit verschwunden, und auch die Schmerzen im Magen verflüchtigten sich erstaunlich schnell.

Als er anschließend vor einer großen Tasse schwarzem Tee und einer dünn mit Butter und Erdbeermarmelade bestrichenen Scheibe Brot am Küchentisch saß, wurde ihm plötzlich klar, was Elfriede Nöllenkamp mit ihrer Bemerkung gemeint hatte. Sie hatte sich gefragt, ob irgendjemand vielleicht dafür gesorgt hatte, dass Eva und Rolf am Steuer eingeschlafen waren. Theo schüttelte es. Allein der Gedanke daran, dass jemand aus der Klasse, aus seiner Schulklasse … Nein, diesem Gedanken konnte und wollte er sich nicht stellen. Nicht jetzt mit diesem Kater. Er fasste den Entschluss, sich den Tag über zu schonen und dann am Abend, wenn er wieder halbwegs auf der Höhe wäre, über das Unerhörte nachzudenken.

Er ließ die noch halbvolle, mit der Aufschrift »Einer spinnt immer« unter dem Goldrand versehene Henkeltasse sowie die halbe Scheibe des Marmeladenbrots stehen, nahm sein beeindruckendes Konvolut an Medikamenten ein und zog seine Wildlederjacke an. Er war sich sicher, dass etwas Bewegung an der frischen Luft in Kombination mit den zwei zuvor zusätzlich und illegal eingenommenen Spalt-Tabletten seinem brummenden Kopf und vor allem seinem gepeinigten Rücken guttun würde.

Als er die zwei Stockwerke hinuntergegangen war und die Haustür öffnete, zeigte sich die Sonne, und es war – alles verdächtig ungewöhnlich für Lüdenscheid – mit 18 Grad angenehm mild.

Er schlurfte über diverse Umwege zum Worthplatz mit der Firma Tropen Schröder, bekannt vor allem für ihre hochqualitativen und niemals schmierenden Tropen-Kugelschreiberminen. Nach einem weiteren großen Bogen rund um sein Zuhause erreichte er um eins wieder die 195 a in der Werdohler Straße.

Als er sich auf das alte Sofa im Wohnzimmer fallen ließ, ging es ihm deutlich besser als am Vormittag. Die Kopfschmerzen waren nahezu verschwunden, die Rückenbeschwerden hielten sich in Grenzen, und seine Gedanken und Gefühle fuhren nicht mehr Karussell. Oder hatten zumindest das Tempo der Fahrt gedrosselt, weshalb er sich nun in der Lage sah nachzudenken.

Trauriger Fakt war, dass Eva Pohl niemals wieder an einem Klassentreffen würde teilnehmen können, weil sie auf der Heimfahrt nach Frankfurt tödlich verunglückt war.

Weiterhin war Fakt, dass Rolf Menkhoff auf seiner Fahrt nach Stuttgart ebenfalls einen schweren Unfall gehabt hatte. Und dass er wohl nur deshalb noch bei guter Gesundheit war, vielleicht sogar nur deshalb überhaupt noch am Leben war, weil er ein so großes und sicheres Auto fuhr. Einen Mercedes 300 SEL 6.3, was für eine wunderbare Luxuslimousine.

Theo besaß zwar selbst kein Fahrzeug, hatte noch nicht einmal einen Führerschein, doch er liebte Autos. Er stellte sich vor, wie der stattliche und so stolze Mercedes nun hässlich deformiert und zerknautscht war …. Nach ein paar Sekunden meldete sich sein schlechtes Gewissen und beendete das Kopfkino. Großer Gott, Eva war tot, und er hatte nichts Besseres zu tun, als die Havarie eines fahrbaren Untersatzes – wenn auch eines höchst eleganten – zu betrauern.

Also am Steuer eingeschlafen. Warum nur? Okay: Rolf hatte sicher einen harten und stressreichen Arbeitstag in seiner Firma gehabt. Und Eva war vermutlich bis spät in den Nachmittag hinein mit ihrem Haushalt beschäftigt gewesen, hatte sich um die Kinder gekümmert und war dann nach Lüdenscheid aufgebrochen. Vor ihr hatte eine rund zweistündige Fahrt gelegen, in einem kleinen, brettharten und lauten Auto. Vielleicht – so genau hatte er da nicht drauf geachtet – hatten beide beim Klassentreffen auch noch zwei oder drei Gläser Alkohol getrunken. Und wenn dann bei der Rückfahrt keine Pause eingelegt wurde, wenn gegen die immer wieder zufallenden Augen angekämpft und gemäß dem unheilvollen Motto »Es wird schon gut gehen« weitergefahren worden war, dann konnte eben genau das passieren, was letzte Nacht passiert war.

Nein, was immer Elfriede konkret damit gemeint hatte, als sie fragte, ob da »etwas nicht stimme« – ihre Vermutung war ganz sicher unbegründet. Der Gedanke war völlig abstrus, dass jemand aus der Klasse – ach was, dass überhaupt irgendjemand – bei den Unfällen von Eva und Rolf nachgeholfen hätte, dass irgendjemand dafür gesorgt hätte, dass die beiden in ihrem Auto einschliefen.

Erleichtert über dieses Ergebnis seiner Betrachtungen, zündete er sich eine Krone an. Es war zwar etwas Furchtbares passiert, was ihm noch lange Zeit zu schaffen machen würde. Doch der unerhörte Gedanke, die Unfälle wären in Wirklichkeit keine Unfälle gewesen, war vom Selbstberuhigungsministerium in Theos Kopf ins Reich der Phantasie verbannt worden.

Als er seine Zigarette aufgeraucht und die Kippe in dem allmählich überquellenden Aschenbecher ausgedrückt hatte, klingelte das Telefon.

Es war wieder Elfriede. Diesmal weinte sie sofort los und noch viel heftiger als am Vormittag. Während sie noch erfolglos versuchte, ihr Schluchzen zumindest so weit in den Griff zu bekommen, dass sie etwas Verständliches sagen konnte, legte sich Theo einige verständnisvolle Worte zurecht, um seiner Klassenkameradin, die mit dem Tod von Eva offenbar noch überhaupt nicht klarkam, etwas Trost zusprechen zu können.

Doch...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2019
Reihe/Serie Kettling und Larisch ermitteln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Deutschland • Ermittler • humorvoller Krimi • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Lüdenscheid • Mord • Mörder • Polizei • Polizist • Provinz • regional • Regionalkrimi • Rentnerkrimi • Sauerlandkrimi • Serienkrimi (Serienermittler) • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-6695-1 / 3732566951
ISBN-13 978-3-7325-6695-2 / 9783732566952
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