125 Jahre Kirche Wankendorf -  Volker Griese

125 Jahre Kirche Wankendorf (eBook)

1894-2019
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
128 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-0447-6 (ISBN)
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Turbulent ging es zu, bis im Jahr 1892 die eigenständige Kirchengemeinde Wankendorf durch Abtrennung des nördlichen Bezirks vom Bornhöveder Kirchspiel entstand. Das zuvor jahrelange Ringen um den richtigen Weg, die Baugeschichte des Kirchengebäudes seit 1894 und das Zusammenwirken der örtlichen Pastoren und Pastorinnen mit den Gemeindegliedern in Stolpe und Wankendorf wird anhand authentischer Berichte durch wechselvolle Zeiten bis heute beleuchtet.

Volker Griese, Dipl.-Ing. und Privatgelehrter, ist seit 1986 literaturwissenschaftlich tätig. Neben regionalgeschichtlichen Essays verfasste er Biografien über die holsteinischen Autoren Iven Kruse und Dietrich Theden, novellenartig zugespitzte Darstellungen entscheidender Momente der Schleswig-Holsteinischen Landes- und Kriminalgeschichte, Schriftstellerchroniken zu Theodor Storm, Detlev von Liliencron und Gustav Frenssen, eine Ortschronik und anderes mehr. Website: www.volkergriese.jimdo.com

EINE KIRCHENGEMEINDE ENTSTEHT
| 1884–1892 |


1873 begann Pastor Conrad Heinrich Petersen seinen Dienst in Bornhöved. »Das Wohnhaus des Predigers ist dauerhaft, aber nicht recht bequem eingerichtet, auch ist es feucht, der Keller schlecht; doch hat es Ziegeldach […]. Die Einkünfte der Stelle bestehen in Naturallieferungen, ansehnlichen Accidentien und in dem Ertrag der recht gut zu verpachtenden Ländereien«.4 Von jetzt an hatte er sich um rund 6150 Kirchenmitglieder zu kümmern und war als Schulinspektor verantwortlich für 13 Landschulen mit insgesamt 17 Lehrern. Seit der Zeit von Pastor Oertling Jahrzehnte zuvor hatte sich nur wenig im Dienstablauf geändert, einmal abgesehen von der Zunahme der Landbevölkerung um gut ein Drittel. Bei Oertling galt damals bei 4500 zu betreuenden Menschen: »Die Predigergeschäfte häufen sich fast alle auf den Sonntag zusammen; ausser der Predigt und Communion sind fast sonntägliche Copulationen (35 im Jahr) und mehrere Taufen (140). Die Zahl der Sterbenden ist 100; die der Confirmanden 105.«5 So gesehen wird Petersen Jahre später um ein Mehrfaches an Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen zu bearbeiten gehabt haben.

Auf dem Land änderte sich zunächst nichts. Kaum wurde der Pastor außer zu den fälligen Schulvisitationen einmal als Seelsorger in den umliegenden Dörfern gesehen. Die besitzende Klasse musste aber mit für den Unterhalt des Bornhöveder Pastors und des Organisten aufkommen.

Die Hufner [Bauern] haben zu leisten: [...]

An das Pastorat zu Bornhöved sind zu leisten:

Roggen 12 Scheffel 12 Spind.

Grütze 12 Kannen.

Flachs 12 Pf.[Pfund]

Ferner für jede Feuerstelle 3 S[chilling] Feuerstellengeld.

An Fuhren für das Pastorat sind zu leisten:

  1. Wenn der Prediger Kranke außerhalb des Kirchdorfes besuchen muß.
  2. zu den Sitzungen des Segeberger Konsistoriums.
  3. zu den Schulvisitationen.
  4. Zum Vicariren in anderen Gemeinden während eines Gnadenjahres.
  5. muß der Prediger mit Familie u. Effekten da abgeholt werden, wo er sich befindet.

An den Organisten ist zu leisten

  1. Jeder Hufner 2 Kannen Roggen.
  2. ½ Pt. Flachs; ½ Kanne Buchweizengrütze; ein Brot und 5 Schilling Cour.6 Feuerstellengeld. (Halbhufner u. Viertelhufner geben pro rata.7 ) [...]

Die Eigenkäthner [Hausbesitzer] haben zu leisten:
Ans Pastorat für jede Feuerstelle 3 S[chilling] Feuerstellengeld.

An den Organisten 1 S[chilling] Feuerstellengeld.8

Heinrich Petersen wurde schon bald nach seinem Amtsantritt klar, dass die von ihm eigentlich geforderte Arbeit als Prediger, Seelsorger, zudem als oberster Schulaufseher, die Leistungsfähigkeit eines einzelnen Pastors einfach überstieg, zudem die kirchliche Betreuung, so wie er seinen Dienst verstand und wie es immer mehr Menschen auch von ihm forderten, kaum von einer Person zu leisten war. So bemühte er sich schon bald, eine Hilfskraft zu erhalten, und sandte seinen Sohn Gotthold Hermann Emil Petersen – selbst angehender Theologe – nach 1880 zum bischöflichen Oberhirten für Holstein, dem Generalsuperintendenten in Rendsburg, um ihm das Problem persönlich auseinanderzusetzen. Doch der Sohn wurde mit nichtssagenden Versprechungen abgespeist. Pastor Petersen wandte sich daraufhin mit mehr Erfolg an den ›Oertgenschen Verein für Innere Mission‹. Der Verein stellte einen »Sendboten« bzw. Laienprediger,9 der seinen Wohnsitz in Wankendorf hatte und für einige Zeit in den Schulgebäuden von Wankendorf und Stolpe predigte und auch auf Gut Depenau seelsorgerisch tätig war.

Abb.1 Conrad Heinrich Petersen.

Noch einige Jahre sollte dieser unbefriedigende Zustand dauern. Als Generalsuperintendent Imken 1884 zur Visitation der Bornhöveder Gemeinde eintraf und schließlich mit eigenen Augen die Situation überblickte, wurde auch ihm schnell klar, dass es so mit dem großflächigen und inzwischen auch um weitere Mitglieder angewachsenen Kirchspiel in Bornhöved nicht weitergehen konnte. Die Notwendigkeit eines geistlichen Mitarbeiters war ihm jetzt deutlich geworden. Und noch etwas: Erstmals wurde in einem Schreiben an die oberste holsteinische Kirchenbehörde, das Kieler Konsistorium, eine Teilung des »weit ausgedehnten Kirchspiels Bornhöved« in Aussicht gestellt, wenn auch Imken selbst hinzufügte, dass sich dies »nicht alsbald werde bewerkstelligen lassen«.10 Immerhin wandte sich das Kieler Konsistorium am 24. April 1885 an den preußischen Minister für geistliche Angelegenheiten in Berlin und bat um »Vermehrung der geistlichen Kräfte in Bornhöved«. Die Mühlen der Behörden mahlten allerdings langsam. Erst am 11. November des Jahres folgte eine Antwort, die sich dann im politischen Einerseits und Anderseits erging: Zwar stünden zur Gründung neuer Pfarrstellen keine Mittel zur Verfügung, es wurde aber anerkannt, dass etwas getan werden müsse, doch das habe jedenfalls erst einmal auf unterster Ebene zu erfolgen. So erging die Bitte an den ›Synodal-Ausschuss von Plön‹, »wegen der so dringend nötigen Vermehrung der geistlichen Kräfte in Bornhöved die weiteren Verhandlungen einzuleiten, wobei von einer Beihilfe aus Staatsfonds abzusehen ist«. Wenn der preußische Staat sich auch noch außerstande sah, eine neue Pastorenstelle einzurichten, so ließ er der unmittelbar betroffenen Kirchenbehörde freie Hand, wenn ihr zur Lösung etwas einfallen sollte. Diese wiederum informierte den Bornhöveder Pastor. Doch bevor Heinrich Petersen noch recht aktiv werden konnte, verstarb er überraschend am 23. Juli 1886.

Zwar übernahm der Plöner Pastor Johann Heinrich Hardt zunächst offiziell die Amtsgeschäfte, doch einen Großteil erledigte hinter den Kulissen der Sohn des Verstorbenen. Gotthold Petersen war es dann auch, der sich in der folgenden Zeit energisch um die Anstellung eines ›Hilfsgeistlichen‹ für den Bereich Stolpe und Wankendorf einsetzte. Einen engagierten Fürsprecher fand er dabei in einer der mächtigsten politischen und wirtschaftlich unabhängigsten Persönlichkeiten der Umgebung: Bernhard von Donner, Besitzer von Gut Bockhorn, dabei Kreistagsabgeordneter und wenige Jahre später auch Vorsteher des Amtes Perdoel sowie in Personalunion auch des Amtes Depenau.11 Gemeinsam schafften sie es, das Bornhöveder Kirchenkollegium und den von diesem gewählten Kirchenvorstand zu überzeugen. Und so folgte am 25. September deren Beschluss, für den in Frage stehenden Bezirk einen zweiten Geistlichen anzustellen, dafür 1200 Mark vom jährlichen Gehalt des Bornhöveder Pastors abzuzweigen, weiterhin 400 Mark aus der Kirchenkasse zum Gehalt dazuzulegen, wenn gleichzeitig die Besitzenden in dem Stolpe-Wankendorfer-Bezirk selbst noch 500 Mark beisteuern würden. Der Bezirk, um den sich der neue Geistliche fortan kümmern sollte, waren einerseits die Dörfer Stolpe und Wankendorf sowie die Güter Bockhorn, Depenau, Horst, Löhndorf, Nettelau und Perdoel mit Diekhof. Wegen der von Wankendorf aus kaum als Weg zu bezeichnenden Verbindung wurde Kalübbe ausgeklammert, obwohl es wesentlich dichter an diesem Ort lag als zu Bornhöved.

Unmittelbar nach der gefassten Entscheidung erhielt von Donner von Pastor Hardt die Aufforderung, dafür zu sorgen, dass die geforderten 500 Mark aus dem Bezirk auch wirklich fest zugesagt werden. Der leistete in den kommenden Wochen dann auch entsprechende Überzeugungsarbeit. Am 20. Januar 1887 war es schließlich so weit: Nach einer beglaubigten Abschrift verpflichteten sich fast 100 Einwohner aus Stolpe und Wankendorf, jährlich 624 Mark zum Unterhalt des neuen Geistlichen beizusteuern. Allein Bernhard von Donner sagte die runde Summe von 100 Mark zu. Unter diesen Umständen waren das Kieler Konsistorium und das Berliner Ministerium sich einig: Am 9. Mai 1887 erfolgte in Kiel der Beschluss, »auf Grund eines Rescripts [rechtsverbindlichen Antwortschreibens] des Herrn Ministers für geistliche Angelegenheiten vom 23. April«12 die Anstellung eines Hilfsgeistlichen in die Wege zu leiten. Als Wohn- und Amtssitz des Geistlichen wurde im selben Schreiben der Ort Wankendorf festgelegt sowie als Gehalt die seinerzeit beschlossenen 400 Mark aus der Bornhöveder Kirchenkasse und – da mit den 624 Mark mehr als die geforderten 500 Mark zugesagt wurden – nur noch 1000 Mark vom Gehalt des Bornhöveder Pastors. Zu dem zukünftigen Aufgabengebiet sollten neben der Seelsorge und den üblichen geistlichen Geschäften, wie unter anderem der Führung der neu anzulegenden Kirchenbücher, auch die sonntäglichen Predigten gehören. Insgesamt galten diese Bestimmungen für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren, »in der Erwartung,...

Erscheint lt. Verlag 15.1.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7481-0447-2 / 3748104472
ISBN-13 978-3-7481-0447-6 / 9783748104476
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