Schwarze Seele (eBook)

Ein Fall für Patsy Logan. Kriminalroman

(Autor)

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2019 | 1., Originalausgabe
400 Seiten
Insel Verlag
978-3-458-76022-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarze Seele - Ellen Dunne
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Ein ertrunkener Ire wird aus dem Schwabinger Bach im Englischen Garten gefischt. Spuren gibt es keine, Motive dafür umso mehr. Keine gute Ausgangslage für Patsy Logan, deutsch-irische Kommissarin bei der Münchner Mordkommission. Mehr als je zuvor ist ihr Instinkt gefragt - doch ausgerechnet der scheint sie plötzlich im Stich zu lassen.
Patsy Logan ist im seelischen Tief: ihr Kinderwunsch will sich nicht erfüllen, die Hormonbehandlungen setzen ihr zu. Da kommt ihr der Fall um einen toten Iren gerade recht: Donal McFadden, ein Mann mit Charme und vielen Feinden, war in München, um seine Exfrau Fiona zurückzugewinnen, wenn nötig mit Gewalt. Doch ob er aus Versehen im Wasser gelandet ist oder jemand nachgeholfen hat, lässt sich nicht sagen. Gründe, ihn loszuwerden, hatten jedenfalls viele - Gelegenheit auch. Und Patsys Theorien führen eine nach der anderen in die Sackgasse. Erst ein zweiter Todesfall scheint einen entscheidenden Hinweis zu liefern. Ungünstig nur, dass Patsys Krise sich ausgerechnet jetzt wieder in den Vordergrund drängt ...

<p>Ellen Dunne, 1977 geboren, arbeitete als Texterin/Konzeptionistin in Werbeagenturen, danach in verschiedenen Positionen bei Google im Europa-Hauptquartier in Dublin. Sie lebte in Berlin, München und Mexiko-Stadt, seit 2004 in Dublin. Von ihr wurden bereits zwei Kriminalromane veröffentlicht. <em>Harte Landung</em> ist der Auftakt einer neuen Krimireihe im insel taschenbuch.</p>

Ellen Dunne, 1977 geboren, arbeitete als Texterin/Konzeptionistin in Werbeagenturen, danach in verschiedenen Positionen bei Google im Europa-Hauptquartier in Dublin. Sie lebte in Berlin, München und Mexiko-Stadt, seit 2004 in Dublin. Von ihr wurden bereits zwei Kriminalromane veröffentlicht. Harte Landung ist der Auftakt einer neuen Krimireihe im insel taschenbuch.

Hoch soll sie leben


1


Ein Traum spülte mich aus der Schwärze zurück ins Schlafzimmer. Eine dunkle Welt aus Schemen und Schatten. Und doch immer noch besser als die, aus der ich gerade kam.

Eine Weile wartete ich. Nichts als Stille. Der Schein der Straßenlaternen, gedämpft von cremefarbenen Vorhängen. Der Traum hatte nicht mehr als ein diffuses Grauen hinterlassen und die Gewissheit, dass ich ihm nicht zum ersten Mal begegnet war heute Nacht. Ein Wiedergänger, der mich seit fast einem Jahr regelmäßig heimsuchte.

Fünfter Dezember.

Mein Puls vibrierte gegen die Bettdecke, die ich mit Stefan teilte. Mein Mann schlief, geräusch- und regungslos wie immer, ein menschlicher Anker, der seine Seite des Bettes ganz ausfüllte und trotzdem nie die Grenze zu meiner überschritt.

Meine Hände unter der Decke betasteten meinen Unterleib. Auch so ein Reflex der letzten Monate. Die Suche nach einem zweiten Herz in meinem Bauch. Dem Flimmern von neuem Leben. Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen. Letzten Dezember bei Dr. Wahlheimer in der Klinik. Ein Wunder, so lange Klischee, bis es vor den eigenen Augen pulsiert; ein Wunder, das mich die Sprache gekostet hatte und Stefan spontane Freudentränen. Nur Dr. Wahlheimer war ruhig geblieben, sein sonst strahlendes Lächeln gedimmt.

»Es ist ein wenig klein für acht Wochen«, hatte er gesagt. »Das muss aber nichts bedeuten. Beim nächsten Termin sehen wir nochmal nach dem Rechten.«

Der Termin hatte nie stattgefunden.

Nach zwei Tagen voller Ängste in einer bisher nie gekannten Intensität, die in mir hochgestiegen waren wie Giftblasen, hatten die Krämpfe eingesetzt. Dann die Blutungen. Krankenhaus. Das Ende.

Fünfter Dezember. Fast ein Jahr.

Es sei bloß der erste Versuch gewesen, hatte Stefan mich mit erstickter Stimme getröstet. Das nächste bleibt bei uns, du wirst sehen.

Inzwischen waren wir beim vierten Versuch.

Ich stand auf, sah den Schneeflocken draußen zu, wie sie hinunter auf die Breisacher Straße taumelten. Tappte dann barfuß und im T-Shirt hinaus auf den Gang, in die Wohnküche, zum Kühlschrank. Öffnete ihn versuchsweise. Letzten Dezember hatte mich Kühlschrankgeruch regelmäßig zum Kotzen gebracht. Diesmal: nichts. Nur Medikamentenschachteln, Einwegspritzen und Applikatoren. Ein Menü an Ersatzhormonen, überlebenswichtig für meine im Labor erzeugte Schwangerschaft. Falls es eine war.

Positiv denken. Negative Gedanken sind schlecht fürs Kind, hatte Stefan mir schon beim ersten Versuch eingebläut. Ganz der Psychologe.

Ich schloss die Kühlschranktür wieder. 5.16 Uhr.

Sich noch einmal hinlegen? Sinnlos. Dann lieber früher ins Präsidium. Dort konnte ich immer noch positiv denken.

2


Ludwig, der Labrador, war nougatbraun, wedelfreudig und trotz seines fortgeschrittenen Alters noch äußerst agil – ein Lichtblick für alle, die ihm begegneten.

Dasselbe konnte man von seinem Besitzer nicht behaupten. Seit er die Menschen kenne, liebe er die Tiere, bediente sich Martin Geiselmayr gerne bei Schopenhauer, um seinen in die Mittvierziger vorgezogenen Altersgrant zu legitimieren.

Er führte das Antiquariat seiner Eltern in der Siegesstraße, war nach frühen Enttäuschungen in der Liebe überzeugter Junggeselle und hing, wie er gern betonte, nicht besonders an seinem »Drecksleben«. Eine Einstellung, die sich an diesem Morgen ändern sollte, denn da begegnete er dem Tod.

Bei ihrer üblichen Runde um fünf Uhr morgens waren er und Ludwig die Ersten am Kleinhesseloher See. Wenig überraschend: Einem föhnigen Allerheiligen mit knapp zwanzig Grad war der Wintereinbruch auf dem Fuß gefolgt. Die Schauer vom Abend hatten sich in der Nacht zuerst zu Dauerregen, dann zu patzigem Schnee verdichtet, der sein Spitzendeckchen über den Englischen Garten breitete. Bis zum Morgengrauen waren noch mehrere Zentimeter dazugekommen.

Kein guter Tag. Bei diesem Wetter würden sich wieder viel zu viele Passanten ins Antiquariat flüchten und mit ihren feuchtkalten Fingern über die Sammlung historischer Magazine tappen, ohne etwas zu kaufen. Nur Ludwig würde glücklich sein über all die zusätzliche Aufmerksamkeit. Aber der war ja immer glücklich, so wie alle, die es nicht besser wissen.

»Alles Zeitverschwender. Schönwetter-Indianer«, murmelte Geiselmayr. Aber zumindest konnte er den Hund jetzt mal frei rumlaufen lassen, ohne dass sich gleich jemand darüber aufregte.

Ludwig war, kaum von der Leine befreit, zurück in Richtung Schwabinger Bach davongestoben. Er liebte es, darin ohne Rücksicht auf die Wassertemperatur nach Treibgut zu fischen und es an Land zu schleppen.

»Ludwig!«

Das Tier war ein hechelndes Phantom, das – immer dem Instinkt nach, dem Wasser entgegen – nur hin und wieder, in stetig wachsender Entfernung den Lichtkegel von Geiselmayrs Stirnlampe kreuzte, während sein Besitzer ihm vergeblich befahl zurückzukommen.

Es war selten, dass Ludwig sich und seine Folgsamkeit vergaß. Vielleicht lag es am Schnee. Der kostete auch die Menschen regelmäßig den Verstand.

Schnaufend lief Geiselmayr hinterher. Flocken fegten in seine Augen, gegen seinen Anorak. Der Gehweg hinüber in Richtung Schwabing schlüpfrig vom Schnee und den vielen Blättern, die der Sturm über Nacht von den Bäumen gerissen hatte. Auf den zweihundert Metern zur Brücke hinüber zur Liebergesellstraße kam er gleich mehrmals ins Rutschen.

»Ludwig, Herrschaftszeiten!«

Der war bereits die Böschung hinunter verschwunden. Ein entschlossenes Bellen, ein Platschen, weg war er. Geiselmayr ihm nach, ohne nachzudenken. Wäre nicht der erste Hund, den es wegen Hochwasser abtreibt – und dann gute Nacht.

Noch mehr Schneematsch, feuchte Blätter, regengesättigter Boden. Geiselmayr fiel und rutschte. Erst am Rand des schon fast über die Ufer getretenen Baches fing er sich. Hier war es geringfügig heller als im Park. Straßenlampen und die ersten Lichter in den Fenstern des Gästehauses am gegenüberliegenden Ufer blinzelten zaghaft durch das entlaubte Geäst der Böschung und den dichter werdenden Schneefall. Nach der Schwärze im Park nun überall weichgraue Schemen. Von den Bäumen tropfte der Schneematsch …

Und da war er, sein Ludwig, auf halbem Weg zwischen dem Ufer und einer von Stauden und Bäumen überwucherten kleinen Insel, die den Schwabinger Bach spaltete. Er paddelte gegen die Strömung an, seine Kiefer verbissen in einen dicken Ast, den er mit sich an Land zu bringen versuchte. Prustete vor Anstrengung und kam doch kaum voran. Der Ast hing irgendwo unter der Wasseroberfläche fest.

»Lass gut sein, Luggi. Komm raus.«

Ludwig ließ nicht gut sein. Grunzte durch die Lefzen, zerrte weiter an seiner Beute. Atemwölkchen stiegen auf. Ruckartig machte er einen halben Meter Fortschritt, steckte dann wieder fest.

Sturschädel.

Zumindest war er jetzt nah genug am Ufer, dass Geiselmayr ihn rausziehen konnte, notfalls gemeinsam mit dem Ast. Er kniete sich auf den schlammig schmatzenden Untergrund. Nach zwei Fehlschlägen bekam er Ludwig am Halsband zu fassen. Noch immer weigerte der sich loszulassen.

»Jetzt lass aus, du saufst mir noch ab.«

Geiselmayr versuchte, den Ast aus den Fängen seines Hundes zu reißen. Die Rinde war weich und schleimig. Der Ast drohte ihm zu entgleiten, doch er hielt ihn fester, zog ...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2019
Reihe/Serie Patsy-Logan-Reihe
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Domestic Noir • Dublin • Englischer Garten • Entwurzelung • Familie und Karriere • Fehlgeburt • Fremde • Identität • insel taschenbuch 4683 • Irland • IT 4683 • IT4683 • Kinderwunsch • Kriminalroman • Künstliche Befruchtung • München • Scheidung • Verrat
ISBN-10 3-458-76022-9 / 3458760229
ISBN-13 978-3-458-76022-1 / 9783458760221
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