Zärtlich ist der Tod (eBook)

Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
336 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99172-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zärtlich ist der Tod -  Susanne Mischke
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Hauptkommissar Bodo Völxen hatte keine Ahnung, dass es im Leben seiner altgedienten Sekretärin, Edeltraut Cebulla, einen Mann gibt. Oder vielmehr: gab. Denn der Herr ist seit ein paar Tagen spurlos verschwunden - mitsamt ihrem Geld. Die Indizien weisen auf einen Profi-Heiratsschwindler hin. Die Ereignisse überschlagen sich, als eine seiner Verflossenen tot aufgefunden wird. Ist Frau Cebulla womöglich auch in Gefahr?   Band 8 der Hannover-Krimis von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Susanne Mischke »Susanne Mischke versteht es, ihrem Ermittlerensemble auf unterhaltsame Art Charakter zu verleihen.« NDR 1 Kulturspiegel

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Wertach. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der »Sisters in Crime« und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch »Wer nicht hören will, muß fühlen« erhielt sie die »Agathe«, den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg.

Susanne Mischke wurde 1960 in Kempten geboren und lebt heute in Wertach. Sie war mehrere Jahre Präsidentin der "Sisters in Crime" und erschrieb sich mit ihren fesselnden Kriminalromanen eine große Fangemeinde. Für das Buch "Wer nicht hören will, muß fühlen" erhielt sie die "Agathe", den Frauen-Krimi-Preis der Stadt Wiesbaden. Ihre Hannover-Krimis haben über die Grenzen Niedersachsens hinaus großen Erfolg.

Samstag, 28. April


 

Edeltraut Cebulla ist abfahrbereit. Der Haaransatz ist frisch gefärbt, die Nägel sind lackiert, die Augenbrauen gezupft, sie hat ihre Wimpern mit der Zange hochgebogen, und die hochhackigen Schuhe stehen vor der Tür bereit. Spieglein, Spieglein, an der Wand …

Ist dieser Ausschnitt nicht ein bisschen zu gewagt? Und durchsichtig ist die elfenbeinfarbene Bluse auch. Was hat sie sich nur beim Kauf dieses teuren Fetzens gedacht, dass sie noch knusprige dreißig ist? Andererseits kann sich ihr Dekolleté durchaus noch sehen lassen, das hat Viktor erst neulich bemerkt, freilich ohne das Wort noch zu benutzen, denn ein derartiger Fauxpas würde ihm niemals über die Lippen kommen.

Beim Gedanken an ihn huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. So viele Komplimente wie in den vergangenen drei Monaten hat sie in den gesamten sechsundfünfzig Jahren ihres Lebens nicht bekommen. Ihr vor elf Jahren verstorbener Ehemann Paul war in dieser Hinsicht eher nüchtern und knauserig gewesen, genau wie sonst auch.

Sie zieht die Bluse wieder aus und schlüpft in das legere Kleid, das sie gleich während der Autofahrt tragen wird. Es ist blaugrau, so wie ihre Augen, die ihr jetzt aus dem Spiegel entgegenstrahlen. Die Bluse ist für das Candle-Light-Dinner am Abend vorgesehen.

Hat sie die Perlenkette eingepackt? Für den Fall, dass sie der Mut zur Lücke doch noch verlässt, legt sie rasch noch ein seidenes Halstuch in den Koffer. Nun ist sie startklar, muss nur noch den Koffer zumachen.

Leichter gesagt als getan, das Ding ist übervoll, obwohl sie nur vier Tage verreist sein wird. Aber sie will für alles gerüstet sein – sie braucht Elegantes und Sportliches, denn wer weiß, was Viktor mit ihr vorhat. Und eine warme Jacke. Anfang Mai kann es an der Ostsee noch kühl werden.

Nach minutenlangem, vergeblichem Kampf gibt sie es auf. Den Bademantel wird sie doch gar nicht brauchen, oder? Im Kempinski Heiligendamm wird es doch wohl Bademäntel auf dem Hotelzimmer geben. Ja, natürlich, wie dumm von ihr! Sie würde sich ohnehin nur lächerlich machen mit dem ollen rosaroten Ding. Also raus damit, am besten gleich in die Tüte für den Altkleidercontainer.

Jetzt könnte sie vielleicht doch die Reisetasche nehmen. Die sieht nämlich wesentlich eleganter aus als der alte Koffer, der dreißig Jahre Pauschalreisen mit der TUI auf dem Buckel hat.

Fünf vor drei, sie hat also noch fünf Minuten zum Umpacken. Das schafft sie locker. Ganz pünktlich ist Viktor sowieso nie, das ist ihr schon ein paarmal aufgefallen. Und das als Schweizer, so viel zu Klischees. Doch die Unpünktlichkeit ist bisher sein einziges Manko. Abgesehen davon, dass er ein bisschen schnarcht und länger im Bad braucht als sie, weil er so sehr auf sein Äußeres bedacht ist. Aber Letzteres ist bei einem Mann ja nicht verkehrt. Besser jedenfalls so als einer, der sich gehen lässt. Nein, bei Viktor ist vom Scheitel bis zur Sohle immer alles tipptopp.

Um mit seiner blendenden Erscheinung einigermaßen mithalten zu können, war bei ihr erst einmal ein Rundumschlag in den oberen Etagen von Mäntelhaus Kaiser angesagt gewesen. Fast zwei Monatsgehälter waren dabei draufgegangen, wobei sie sich eingeredet hat, dass die Erneuerung ihrer Garderobe schon seit Langem einmal fällig gewesen war. Tatsächlich fühlte sie sich in den neuen Sachen wie ein neuer Mensch. Sogar auf der Arbeit gab es das eine oder andere Kompliment. Nur ihr Chef, dieser Büffel, hatte mal wieder nichts bemerkt.

Die Kosmetikerin, die sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben gegönnt hatte, konnte natürlich auf die Schnelle nicht so viel bewirken wie die neuen Klamotten. Das Rad der Zeit ließ sich nicht zurückdrehen, aber ein paar wertvolle Schminktipps und dazu das gute Gefühl, etwas für sich getan zu haben, waren das Geld wert.

Vorsichtig schichtet sie ihr Gepäck um. Na also, wer sagt’s denn, mit der Reisetasche sieht das doch gleich viel lässiger aus. Den schäbigen Koffer verbannt sie in die Abstellkammer, damit Viktor ihn erst gar nicht zu sehen bekommt.

Ein klein wenig außer Atem sinkt sie auf die Sofakante.

Fünf nach drei, jetzt könnte er langsam auftauchen.

Vorsichtshalber geht sie aber noch mal auf die Toilette.

Neben dem Waschbecken liegt der dünne, zweisprachige Kriminalroman, der ihre eingerosteten Französischkenntnisse wiederaufleben lassen soll. Für einen Moment überlegt sie, ihn einzupacken. Quatsch! Sie wird mit Sicherheit nicht zum Lesen kommen. Tagsüber werden Viktor und sie das Wellnessangebot nutzen, oder sie wird ihn auf den Golfplatz begleiten, und nachts … Der Gedanke an seine Berührungen bringt ihre Wangen zum Glühen.

Für alle Fälle entfernt sie die Lektüre aus der Toilette, denn er soll nichts mitbekommen von ihrer Unart, auf dem WC zu lesen. Wenn sie erst einmal zusammenwohnen, wird sie einige Gewohnheiten aufgeben müssen, die sich mit den Jahren eingeschliffen haben. Aber bei ihm wird das sicherlich genauso sein. So ist das eben, man muss in einer Partnerschaft Kompromisse eingehen, und Viktor zuliebe wird sie das gerne tun. Es grenzt ohnehin an ein Wunder, dass sie in ihrem Alter und mit ihrer nicht gerade elfenhaften Figur noch einen so wunderbaren Mann erobert hat. Noch dazu einen, der es ernst meint und der gemeinsame Zukunftspläne mit ihr hat. Das kommt ihr in manchen Augenblicken noch immer so unwirklich vor wie ein Traum.

 

Viertel nach drei. Sie steht hinter der Gardine und beobachtet die Straße. Da es sonst nichts zu sehen gibt, sieht sie dem Einparkversuch eines älteren Herrn zu, der nach zwei ungeschickten Anläufen entnervt aufgibt und weiterfährt. Und dem Hundebesitzer, der verstohlen in alle Richtungen schielt und dann so tut, als wäre der frisch gesetzte Haufen neben dem Laternenpfahl seiner Aufmerksamkeit entgangen.

Ab und zu fährt ein Auto vorbei, aber nicht Viktors. Diese Unpünktlichkeit muss sie ihm noch abgewöhnen, die nervt.

Herrgott, wo bleibt er denn so lange? Sie will sich doch vor dem Candle-Light-Dinner noch frisch machen. Ob er vielleicht keinen Parkplatz findet? Es sieht schon wieder ziemlich voll aus da unten. Wenigstens könnte er anrufen.

Ob sie schon mal runtergehen soll? Nein, wie sieht das denn aus?

Contenance, Madame!

Sie macht noch einen Kontrollgang durch die Wohnung, bevor sie das Handy aus der Handtasche fischt. Keine Nachricht von ihm, also wird er wohl jeden Moment hier sein.

Auf der Strecke Hamburg–Hannover ist am Samstagnachmittag des ersten Maiwochenendes bestimmt die Hölle los. Dafür muss er keine SMS schicken, das kann sie sich auch so denken.

 

Zwanzig nach. Vor lauter nervöser Unruhe fängt sie nun auch noch an zu schwitzen. Sie läuft ins Bad und bemüht sich mit feuchten Tüchern und einem Deodorant um Schadensbegrenzung.

Okay, wenn er um halb vier noch nicht da ist, wird sie ihn anrufen. Das ist dann eine halbe Stunde Verspätung, da kann man schon mal nachfragen, ohne dass es hysterisch oder allzu besitzergreifend wirkt. Oder?

Ja, doch.

 

In einem Akt von schier übermenschlicher Beherrschung bekommt sie es sogar hin, bis zwanzig vor vier zu warten, ehe sie seine Nummer wählt. Sie zwingt sich zu einem Lächeln, damit auch ihre Stimme freundlich klingt und keinesfalls vorwurfsvoll oder gar weinerlich – so wie ihr inzwischen längst zumute ist.

Dann hört sie seine schöne, sonore Stimme, aber es ist nur der Ansagetext seiner Mailbox. Schnell legt sie auf und lässt das Telefon aufs Sofa fallen, als hätte sie sich daran verbrannt.

Wenn er gerade am Steuer sitzt, kann er wohl nicht rangehen. Obwohl – hat sein Mercedes denn keine Freisprechanlage? Wenn er mit ihr im Auto gefahren ist, hat er nie telefoniert, aber es würde sie wundern, wenn ein Wagen, der sogar über Massagesitze verfügt, so etwas nicht besäße.

Und jetzt?

Vor allen Dingen ruhig bleiben. Das sagt sie sich, während sie die Erkenntnis zu ignorieren versucht, die unaufhaltsam in ihr Bewusstsein sickert: Etwas stimmt da nicht.

Aber noch will sie es nicht wahrhaben. Stattdessen entwirft sie ein alternatives Szenario: Viktor weiß jetzt, dass sie angerufen hat, also wird er sich so rasch wie möglich zurückmelden. Sie wird seine Stimme hören, sein Lachen, und die Welt wird von einer Sekunde auf die andere wieder in Ordnung sein.

Sie hypnotisiert das Handy und hofft gleichzeitig auf den Türgong.

 

Schon vier Uhr. Er ist nun eine ganze Stunde zu spät. Die Nerven liegen blank: Er versetzt dich. Er hat eine Jüngere kennengelernt und ist gerade mit ihr auf dem Weg ins Kempinski.

Unsinn!

Ihr Gemütszustand schwankt zwischen Verärgerung und Besorgnis. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird die Angst, und die steigert sich allmählich zur Verzweiflung. Sie keucht und wedelt sich Luft zu, während sie vergeblich versucht, die Tränen am Aufsteigen zu hindern.

Nein, nein, nein, nicht heulen, bloß nicht heulen, willst du mit verquollenen Augen dastehen, wenn er doch noch kommt?

Hektisch kramt sie nach einem Taschentuch.

Er wird sehen, dass sie geweint hat. Ihre Augen werden noch stundenlang dick und gerötet sein. Sie ist raus aus dem Alter, wo man danach gleich wieder präsentabel aussieht.

Inzwischen ist sie sicher: Es muss etwas passiert sein, sonst hätte er angerufen. Viktor ist unpünktlich, aber nicht unzuverlässig, er hat immer angerufen, wenn es länger gedauert hat oder wenn etwas dazwischengekommen ist.

Schreckensszenarien wandern ihr durch den Kopf, von Geisterfahrern und Lastwagen, die auf Stau-Enden auffahren.

Vielleicht hat er aber auch einen Herzinfarkt...

Erscheint lt. Verlag 11.1.2019
Reihe/Serie Hannover-Krimis
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte aktuell • Bestseller • Bestseller 2019 • Bestseller Autor • Bestseller-Autorin • Bestseller Krimi • Bestsellerliste • Bestseller mit Heimatbezug • Betrüger • Buch 2019 • eBook • gebrochene Herzen • Heimat • Heirat • Heiratsschwindler • Krimi • Krimiserie • Liebe • Mord • Mordverdacht • Rache • Regiokrimi • Regionalkrimi • Taschenbuch • Taschenbücher 2019 • Urteil • Wolfgang Burger
ISBN-10 3-492-99172-6 / 3492991726
ISBN-13 978-3-492-99172-8 / 9783492991728
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