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Odium - 100 Horrorgeschichten -  Oliver Erhorn

Odium - 100 Horrorgeschichten (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 2. Auflage
504 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-3691-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
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Odium bedeutet so viel wie übler Beigeschmack. Ein unangenehmes Kribbeln im Bauch, das Gesicht zu einer angeekelten Fratze verzogen, eine gewisse Bitterkeit im Mund. Im Kopf rasen die Gedanken: Ist das wirklich richtig? Ist es in Ordnung, so etwas zu schmecken, zu fühlen, zu sehen? Soll es so sein? Dieses unangenehme Gefühl erstreckt sich in Odium über 100 einzigartige und schockierende Geschichten. Ein Sammelband aus 100 gruseligen, traurigen, bizarren, dramatischen, klassischen Erzählungen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Einen üblen Beigeschmack.

Oliver Erhorn hat sich schon als Kind Welten und Charaktere ausgedacht und schreibt seit 2016 eigene Horrorgeschichten und kreiert seit 2013 eigene, kleine Hörspiele aller Art. Neben seiner Arbeit als Korrektor und Voice Over Artist verbringt er seine Zeit gerne in der Natur oder taucht durch alle möglichen Medien in ferne Welten ein.

Das ewige Büro


Das graue Auto von Matthias Schrödinger biegt um 8:45 Uhr auf die gigantische, geteerte Fläche ein. Er braucht einige Minuten, um einen freien Parkplatz zu finden. Offenbar fangen die meisten seiner Kollegen recht früh mit der Arbeit an. Er parkt, steigt aus und geht in die Richtung des großen, aus Backstein gebauten Gebäudes. Es hat gut zehn Stockwerke und scheint nach den Wolken greifen zu wollen.

In der Eingangshalle angekommen nickt er der Empfangsdame zu und stellt sich mit einigen anderen Kollegen, die er mit einem freundlichen »Guten Morgen« begrüßt, in den Fahrstuhl.

Im vierten Stock angekommen, steigt er aus und geht in sein Büro. Er hat sogar ein eigenes Zimmer, einen eigenen Schreibtisch und ein eigenes Fenster.

Er richtet sich gemütlich ein, setzt sich und beginnt mit seiner Arbeit. Gestern wurde er bereits von der blonden, noch recht jungen Chefin, Frau Dörth, herumgeführt und eingearbeitet. Er weiß, wo alles ist. Die Toiletten, die Kaffeemaschine, die Kantine. Alles, was man in dem Bürokomplex zum Überleben braucht.

Der Arbeitstag verläuft gut. Er hat immer etwas zu tun, arbeitet die Papiere auf seinem Schreibtisch systematisch ab. Manchmal kommt ein Kollege vorbei, bringt wichtigere Aufgaben und führt mit ihm ein wenig Smalltalk. Sogar die Klimaanlage in seinem Büro kann er nach Belieben regulieren und das Mittagessen in der Kantine schmeckt auch ziemlich gut. Matthias hätte es auf jeden Fall schlechter erwischen können und ist froh bei einem Unternehmen gelandet zu sein, dass sich wirklich um die Angestellten sorgt.

Das ist für ihn absolut wichtig, denn Matthias hat vor Karriere zu machen. Vor einigen Monaten hat sich seine langjährige Freundin von ihm getrennt, mit der er eigentlich geplant hatte eine Familie zu gründen und Kinder zu zeugen. Doch das alles ist ins Wasser gefallen und da es ewig brauchen würde, bis er einer Person wieder so sehr vertrauen kann, hat er sich ein anderes Ziel gesucht.

Gegen 17 Uhr packt er seinen Kram zusammen und geht für ein kurzes Gespräch in den Raum von Steffen Koltz, einem Kollegen, der sein Zimmer neben Matthias Büro hat. Steffen redet sehr wenig und hat eine fahle, käsige Hautfarbe, sieht ziemlich kränklich aus.

»Ich mach dann mal Feierabend, Steffen.«

»Hm, ja, viel Glück dabei«, grummelt er zurück.

Matthias findet diese Art ziemlich unfreundlich, aber was soll’s. Bestimmt hat sein Kollege nur viel zu tun oder einfach einen schlechten Tag. Aber auch, wenn er immer so drauf sein sollte, dann ist es in Ordnung. Irgendwo müssen sozial inkompetente Leute ja auch arbeiten und solange er seine Arbeit gut macht, kann Matthias über die mangelnde Höflichkeit hinwegsehen.

Matthias steigt in den Fahrstuhl und fährt in das Erdgeschoss. Normalerweise ist dort der Eingangsbereich gewesen, doch nun findet er nur einen weiteren Flur mit unzähligen Büroräumen. Er muss kurz über sich selbst lachen. Anscheinend hat er nur irgendwelche Stockwerke miteinander vertauscht oder es wurde ihm einfach nicht gesagt, dass sich der Ausgang auf einem anderen Stockwerk befindet.

Er geht zurück in den Fahrstuhl und fährt in das Untergeschoss. Es kommt ja oft vor, dass, durch einen Hügel oder sonstige Hindernisse, die Gebäude auf der einen Seite Keller sind, auf der anderen allerdings ganz normal zur Straße führen. Doch in diesem Gebäude ist es nicht der Fall.

Matthias findet sich plötzlich in den Räumen des Archivs wieder, schüttelt verwirrt den Kopf und fährt in das erste Stockwerk. Auch hier gibt es nur einen Flur mit Büroräumen. Ein Blick aus dem Fenster verrät ihm, dass er sich auch tatsächlich im ersten Stock befindet.

Also wieder zurück ins Erdgeschoss, irgendwo wird schon eine Tür nach draußen sein. Ein paar Kollegen blicken ihn verwundert an, als Matthias scheinbar ohne Ziel wieder und wieder durch die gleichen Flure geht und bei jedem Mal ein wenig verwirrter aussieht. Irgendetwas wird er hier vertauscht oder falsch verstanden haben.

Also fährt er wieder zurück in den vierten Stock und trottet zurück in sein Büro. Die Hoffnung, dass er Steffen fragen kann zerbricht, als er die Tür zum Büro seines Kollegen aufmacht. Offenbar ist er bereits nach Hause gegangen.

Dafür wartet allerdings Frau Dörth in seinem Zimmer.

»Einen schönen guten Abend, Herr Schrödinger. Na, wie haben Sie sich den ersten Tag gemacht? Ist alles so verlaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben?«

Matthias, der seine Chefin ein Stück weit attraktiv findet und sich dementsprechend nicht blamieren will, entschließt sich nicht nach dem Ausgang zu fragen.

»Ja, soweit alles in Ordnung. Es ist wirklich angenehm ein eigenes Büro zu haben.«

»Das glaube ich Ihnen.« Eine kurze Stille breitet sich in dem Zimmer aus und Frau Dörth starrt auf den Boden, als würde sie über etwas nachdenken oder sich schämen, nicht zu wissen worüber sie reden soll. Dann blickt sie Matthias wieder an. »Haben Sie Hunger? Das Essen in der Kantine ist wirklich angenehm.«

»Ich war dort heute Mittag schon, war wirklich gut.«

»Ach, den Fraß können Sie vergessen. Abends werden die richtigen Geschütze ausgefahren. Kommen Sie mit, ich lade Sie ein.«

Von der Freundlichkeit und Offenheit seiner Chefin verwundert, geht er ihr hinterher. Zu Hause würde er sich eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, da kommt es ihm ganz gelegen auf der Arbeit das Abendessen zu sich zu nehmen. In seiner Wohnung wartet niemand auf ihn und ein gutes Verhältnis mit der Chefin aufzubauen kann für die Karriere auch recht nützlich sein. Und dann auch noch kostenlos. Den Ausgang suchen kann er später immer noch, oder er fragt Frau Dörth beiläufig einfach.

Trotzdem wundert ihn es, dass seine Chefin ihn so ohne weiteres einlädt. Ihm fällt es schwer in diesem Unternehmen, auf diesem Wirtschaftsast an normale Menschenfreundlichkeit zu glauben. Irgendetwas wird es ihr auch bringen, er weiß nur noch nicht, was genau. Das letzte, dass er als neuer Angestellter in einem so vielversprechenden Unternehmen will, ist, als Werkzeug für irgendeine karrieregeile Tusse zu enden.

Das Essen schmeckt tatsächlich viel besser, als das vom Mittag. Nachdem die beiden ein wenig über die Arbeit geredet haben, schweigen sie sich eine Zeit lang an.

»Vielleicht wirkt es ein wenig komisch, Frau Dörth, aber ich hätte eine Frage.«

»Elisabeth, bitte. Was willst du wissen?«

Matthias kommt das plötzliche per du ein wenig komisch vor. Noch komischer, als die Situation sowieso schon ist. Dass man die Chefin in einem so renommierten Unternehmen direkt am ersten Tag duzen kann, fühlt sich nicht richtig an. Aber er spielt mit.

»Ich habe vergessen wo es raus geht. Im Erdgeschoss habe ich jedenfalls keinen Ausgang gefunden. Vielleicht kannst du mir – «

»Oh, der Ausgang. Es gibt schon einen Ausgang, allerdings nicht mehr für heute.«

»W-wie meinen Sie das?«

»Na ja, ich bin zwar deine Chefin, aber mir gehört das Unternehmen nicht. Ich habe auch einen Chef. Herrn Lindenruth. Und er hat gesagt, dass du erst gehen darfst, wenn du den Papierstapel auf deinem Tisch abgearbeitet hast.«

Matthias fällt jeglicher Ausdruck aus dem Gesicht, als er das hört. Sein Chef hält ihn also gegen seinen Willen in dem Gebäude fest, damit er noch mehr arbeitet? Das kann nicht ernst gemeint sein.

»Darf er das denn? Ich habe heute mehr als acht Stunden gearbeitet und habe ein Anrecht auf – «

»Es ist vielleicht streitbar, ja«, meint Elisabeth und nippt an ihrem Tee. »Aber ob das seinen Zweck erfüllt – ich weiß nicht. Auf jeden Fall wird er dich rausschmeißen, wenn du ablehnen würdest. Mach einfach, was er dir sagt. Das macht einen guten Eindruck.«

Deshalb hat Elisabeth ihn auch zum Essen eingeladen. Damit er gestärkt und zufrieden ist, nur damit er einige Überstunden machen kann. Ein ganz perfides Spiel.

Vielleicht hat er sich doch das falsche Unternehmen ausgesucht, wenn er bereits von Tag eins an derartig ausgebeutet wird.

»Danke für das Essen«, grummelt Matthias vor sich hin, während er seinen Stuhl mit einem lauten Knarzen zurückschiebt und sich auf den Weg in sein Büro machen will.

»Ach, Matthias. Was ich vergessen habe zu sagen.«

Matthias dreht sich wieder um und guckt seine Chefin mit ausdruckslosen Augen an. Er zuckt genervt mit den Schultern, was so etwas wie ›Was ist denn noch?‹ bedeutet.

»Dein Büro darfst du nicht mehr zum Arbeiten benutzen. Ich habe dir einen Schreibtisch im Großraumbüro eingerichtet.«

»Für was soll ich es denn sonst nutzen?«

Seine Chefin blickt ihn für einige Sekunden abschätzend an. Matthias merkt, wie in ihrem Kopf die verschiedenen Antworten hin und her rasen.

»Du solltest anfangen zu arbeiten. Je früher dahin, je früher davon«,...

Erscheint lt. Verlag 4.12.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
ISBN-10 3-7481-3691-9 / 3748136919
ISBN-13 978-3-7481-3691-0 / 9783748136910
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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