Elias & Laia - In den Fängen der Finsternis (eBook)
528 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-7334-9 (ISBN)
Wo Leben ist, ist Hoffnung
Das Martialenimperium steht am Abgrund: Imperator Marcus überzieht das Land mit dem Blut der Unschuldigen, während Blutgreif Helena diese zu schützen versucht. Weit im Osten weiß Laia, dass sie den Nachtbringer aufhalten muss, und das ohne Elias. Denn Elias ist nun als Seelenfänger an die Zwischenstatt, das Geisterreich, gebunden. Dazu verdammt, einer uralten Macht bedingungslos zu dienen - auch wenn dies bedeutet, die Frau aufzugeben, die er liebt.
Sabaa Tahir war Redakteurin bei der Washington Post. Berichte über den Nahen Osten beschäftigten sie und führten schließlich dazu, dass sie ihren ersten Roman schrieb. Sie wollte eine Geschichte erzählen, die die Gewalt in unserer Welt abbildet. Sie wollte aber auch Figuren erschaffen, die in dieser Welt Hoffnung finden. Die nach Freiheit suchen und sich für die Liebe entscheiden, egal gegen welche Widerstände. Aus diesem Impuls heraus entstanden die Elias & Laia-Romane.
Sabaa Tahir war Redakteurin bei der Washington Post. Berichte über den Nahen Osten beschäftigten sie und führten schließlich dazu, dass sie ihren ersten Roman schrieb. Sie wollte eine Geschichte erzählen, die die Gewalt in unserer Welt abbildet. Sie wollte aber auch Figuren erschaffen, die in dieser Welt Hoffnung finden. Die nach Freiheit suchen und sich für die Liebe entscheiden, egal gegen welche Widerstände. Aus diesem Impuls heraus entstanden die Elias & Laia-Romane.
II: LAIA
Alles an diesem Überfall fühlt sich falsch an. Darin und ich wissen es beide, auch wenn keiner von uns es laut aussprechen will.
Ohnehin redet mein Bruder nicht viel dieser Tage.
Die Geisterwagen, deren Spuren wir folgen, kommen endlich vor einem Martialendorf zum Stehen. Ich erhebe mich aus dem schneebeschwerten Buschwerk, in dem wir Deckung gesucht haben, und nicke Darin zu. Er nimmt meine Hand und drückt sie. Pass auf dich auf.
Ich rufe meine Unsichtbarkeit, eine Macht, die erst kürzlich in mir erwacht ist und an die ich mich noch gewöhnen muss. Mein Atem wölkt weiß aus meinem Mund, wie eine Schlange, die sich zu den unhörbaren Klängen eines Liedes emporreckt. Andernorts im Imperium hat der Frühling schon seine Blüten verstreut. Aber so dicht bei Antium, der Hauptstadt, peitscht uns der Winter immer noch mit seinen frostigen Fingern ins Gesicht.
Mitternacht geht vorüber, und die wenigen Laternen, die im Dorf brennen, flackern im auffrischenden Wind. Als ich die Einfriedung rund um die Gefangenenkarawane überwunden habe, dämpfe ich meine Stimme, um den Ruf einer Schneeeule nachzuahmen, die in diesem Teil des Imperiums weit verbreitet ist.
Während ich auf die Geisterwagen zuschleiche, kribbelt meine Haut. Ich fahre herum, weil mein Instinkt mich lärmend warnt. Der nahe Hügelkamm ist verlassen, und die wachhabenden martialen Hilfssoldaten geben keinen Mucks von sich. Es scheint alles in Ordnung zu sein.
Du bist nur ein bisschen schreckhaft, Laia. Wie immer. Von unserem Lager am Rande der Zwischenstatt aus, über dreißig Kilometer von hier, haben Darin und ich sechs Überfälle auf imperiale Gefangenenkarawanen geplant und durchgeführt. Mein Bruder hat kein noch so kleines Stückchen Serrastahl geschmiedet. Ich habe nicht auf die Briefe von Araj geantwortet, dem Kundigenführer, der mit uns aus dem Gefängnis von Kauf ausgebrochen ist. Aber zusammen mit Afya Ara-Nur und ihren Männern haben wir in den letzten zwei Monaten dazu beigetragen, mehr als vierhundert Kundige und Stammesleute zu befreien.
Aber das garantiert nicht den Erfolg bei dieser Karawane hier. Denn diese Karawane ist anders.
Jenseits der Einfriedung, bei den Bäumen, setzen sich vertraute, schwarz gekleidete Gestalten in Bewegung. Afya und ihre Männer, die meinem Signal folgen und sich zum Angriff bereitmachen. Ihre Anwesenheit macht mir Mut. Die Stammesfrau, die mir geholfen hat, Darin aus Kauf zu befreien, ist der einzige Grund, warum wir von diesen Geisterwagen wissen – und von den Gefangenen, die sie transportieren.
Die Dietriche sind wie Klingen aus Eis in meiner Hand. Sechs Wagen sind zu einem Halbkreis gruppiert, zwei Vorratskarren stehen geschützt zwischen ihnen. Die meisten Soldaten sind mit den Pferden und Feuern beschäftigt. In Böen gräbt mir das Schneegestöber seine Stacheln ins Gesicht, während ich das erste Fuhrwerk erreiche und mich am Schloss zu schaffen mache. Die Metallstifte darin sind meinen gefrorenen, ungelenken Händen ein Mysterium. Schneller, Laia.
Im Wagen kein Laut, als wäre er leer. Aber ich weiß es besser. Bald durchbricht das Wimmern eines Kindes die Stille. Es wird schnell zum Schweigen gebracht. Die Gefangenen haben gelernt, dass Lautlosigkeit der einzige Weg ist, Leiden zu vermeiden.
»Wo zur Hölle sind denn alle?«, bellt eine Stimme in meiner Nähe. Ich lasse beinahe den Dietrich fallen. Ein Legionär stiefelt vorbei, und Panik kriecht mir den Rücken hinab. Ich wage nicht zu atmen. Was, wenn er mich sieht? Was, wenn meine Unsichtbarkeit weicht? Das ist mir schon passiert, wenn ich angegriffen wurde oder mich in einer großen Menschenmenge befand.
»Weckt den Gastwirt.« Der Legionär wendet sich dem Aux zu, der auf ihn zuhastet. »Sagt ihm, er soll ein Fass herausrollen und ein paar Räume vorbereiten.«
»Die Schenke ist leer, Herr. Das Dorf sieht verlassen aus.«
Martiale verlassen ihre Dörfer nicht, nicht einmal mitten im tiefsten Winter. Es sei denn, eine Seuche hätte den Ort heimgesucht. Aber dann hätte Afya davon gehört.
Die Gründe, warum sie gegangen sind, haben dich nicht zu kümmern, Laia. Brich die Schlösser auf.
Der Aux und der Legionär stolzieren zur Schenke hinüber. Sobald sie außer Sichtweite sind, stecke ich den Dietrich wieder ins Schloss. Aber das Metall ächzt, weil es vom Raureif eingerostet ist.
Komm schon! Ohne Elias Veturius, der eine Hälfte der Schlösser übernehmen könnte, muss ich zweimal so schnell sein. Ich habe keine Zeit, an meinen Freund zu denken, und doch kann ich meine Besorgnis nicht unterdrücken. Seine Anwesenheit bei all den Überfällen hat uns davor bewahrt, geschnappt zu werden. Er hat doch beteuert, er würde kommen.
Himmel, was kann Elias zugestoßen sein? Er hat mich noch nie im Stich gelassen. Jedenfalls nicht, was die Überfälle betrifft. Hat Shaeva erfahren, dass er Darin und mich von der Hütte in den Freien Landen quer durch die Zwischenstatt zurückgeschmuggelt hat? Bestraft sie ihn jetzt dafür?
Ich weiß wenig über die Seelenfängerin – sie ist scheu, und ich nahm an, dass sie mich nicht mag. An manchen Tagen, wenn Elias aus der Zwischenstatt auftaucht, um mich und Darin zu besuchen, fühle ich, dass die Dschinnfrau uns beobachtet, doch ich nehme keinen Groll wahr. Nur Traurigkeit. Aber der Himmel weiß, dass ich verborgene Bösartigkeit nicht zu erkennen imstande bin.
Für jede andere Karawane – jeden anderen Gefangenen, den wir zu befreien versuchten – hätte ich Darin oder die Stammesleute oder mich selbst nicht in Gefahr gebracht.
Aber wir sind Mamie Rila und dem Rest der Saif-Gefangenen diesen Versuch, sie zu befreien, schuldig. Elias’ Stammesmutter hat sich, ihre Freiheit und ihren Stamm geopfert, damit ich Darin retten konnte. Ich kann sie nicht im Stich lassen.
Elias ist nicht hier. Du bist allein. Beweg dich!
Endlich springt das Schloss auf, und ich steuere den nächsten Wagen an. Unter den Bäumen, nur ein paar Schritte entfernt, muss Afya stehen und die Verzögerung verfluchen. Je länger ich brauche, desto wahrscheinlich wird es, dass die Martialen uns erwischen.
Als ich das letzte Schloss knacke, summe ich ein Signal. Wusch. Wusch. Wusch. Wurfpfeile sausen durch die Luft. Die Martialen innerhalb der Einfriedung fallen lautlos, ihres Bewusstseins beraubt durch das seltene südliche Gift, mit dem die Pfeile bestrichen sind. Ein halbes Dutzend Stammesleute nähert sich den Soldaten und schlitzt ihnen die Kehle auf.
Ich schaue weg, obwohl ich trotzdem das Reißen von Fleisch höre, das Rasseln letzter Atemzüge. Ich weiß, dass es getan werden muss. Ohne Serrastahl können sich Afyas Leute den Martialen nicht im offenen Kampf stellen, weil ihre Klingen brechen könnten. Aber an ihrer Art zu töten ist eine solche Effizienz, dass mir das Blut gefriert. Ich frage mich, ob ich mich je daran gewöhnen werde.
Eine kleine Gestalt taucht mit schimmernder Waffe aus dem Schatten auf. Die verschlungenen Tätowierungen, die verraten, dass sie eine Zaldara ist, das Oberhaupt ihres Stammes, werden von langen, dunklen Ärmeln verdeckt. Ich zische, damit Afya Ara-Nur weiß, wo ich bin.
»Hat lange genug gedauert.« Sie blickt sich um, und ihre schwarzroten Zöpfe schwingen hin und her. »Wo zur Hölle ist Elias? Kann er sich jetzt auch unsichtbar machen?«
Elias hat Afya endlich von der Zwischenstatt erzählt, von seinem Tod im Gefängnis von Kauf, von seiner Auferstehung und seiner Vereinbarung mit Shaeva. An jenem Tag verwünschte die Stammesfrau ihn rundweg als Narren. Vergiss ihn, Laia, sagte sie. Es ist verdammt dumm, sich in einen Geisterflüsterer zu verlieben, der schon mal tot war – egal, wie gut er aussieht.
»Elias ist nicht gekommen.«
Afya flucht auf Sadhesisch und geht auf die Fuhrwerke zu. Leise erklärt sie den Gefangenen, dass sie Afyas Männern folgen müssen und dass sie keinen Lärm machen dürfen.
Schreie und das hohe Sirren eines Bogens werden vom Dorf her hörbar, fünfzig Schritte von dort, wo ich stehe. Ich lasse Afya zurück und renne auf die Häuser zu. In einer düsteren Gasse vor der Dorfschenke tanzen Afyas Kämpfer leichtfüßig vor einem halben Dutzend imperialer Soldaten herum, darunter auch der befehlshabende Legionär. Die Stammesleute lassen Pfeile und Wurfpfeile als flinke Antwort auf die tödlichen Schwerter der Martialen fliegen. Ich stürze mich ins Getümmel und schlage einem Aux mit dem Knauf meines Dolchs an die Schläfe. Ich hätte mir die Mühe sparen können. Die Soldaten fallen rasch.
Zu rasch.
Es müssen weitere Männer in der Nähe sein – eine verborgene Einheit. Oder eine Maske, die unsichtbar auf der Lauer liegt.
»Laia.« Ich zucke beim Klang meines Namens zusammen. Darins goldfarbene Haut ist dunkel von Schlamm – so will er sich tarnen. Eine Kapuze bedeckt sein widerspenstiges honigfarbenes Haar, das endlich nachgewachsen ist. Man würde ihm niemals ansehen, dass er sechs Monate im Gefängnis von Kauf überlebt hat. Aber der Geist meines Bruders kämpft noch immer gegen die Dämonen. Es sind diese Dämonen, die ihn davon abgehalten haben, Serrastahl zu schmieden.
Er ist jetzt hier, sagte ich streng zu mir. Er kämpft. Hilft. Die Waffen werden kommen, wenn er so weit ist.
Ich tippe ihm auf die Schulter, und er dreht sich um. »Mamie ist nicht hier«, sagt er. Seine Stimme klingt dünn, weil er lange nicht gesprochen hat....
Erscheint lt. Verlag | 28.2.2019 |
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Übersetzer | Barbara Imgrund |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | A Reaper at the Gates |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Fantasy |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Schlagworte | 20. - 21. Jahrhundert • All Age • All Age (Bücher für Jugendliche + Erwachsene) • Arabische Welt • A Reaper at the Gates • Bücher ab 14 Jahre • Bücher für Jugendliche • Chroniken der Verbliebenen • Das Reich der sieben Höfe • das wilde Herz der See • Der Winter erwacht • Die Farbe des Blutes • Die rote Königin • Eine Fackel im Dunkeln der Nacht • Elias & Laia • Elite • Ember Quartet • Fantasy • Fantasy Bücher • Flucht • Freiheit • Große Gefühle • Herrschaft • Herrschaft der Masken • Hingabe • Hof • Identität • In den Fängen der Finsternis • Jennifer L. Armentrout • Jugendbuch • Konflikt • Kuss der Lüge • Liebe • Liebe / Beziehung • Masken • Mörder • Rache und Rosenblüte • Romantasy • Romantik • Sabaa • Sarah J. Maas • Schicksal • Schwester • Spannung • tahir • Tahir, Sabaa • Teenager • Teil 3 • Throne of Glass • Verrat • Widerstand • Wütender Sturm • YA • Zorn und Morgenröte |
ISBN-10 | 3-7325-7334-6 / 3732573346 |
ISBN-13 | 978-3-7325-7334-9 / 9783732573349 |
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