Der Kommissar und die Toten von der Loire (eBook)

Philippe Lagarde ermittelt

(Autor)

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2019 | 2. Auflage
352 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
978-3-8412-1694-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Kommissar und die Toten von der Loire - Maria Dries
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Monsieur le Commissaire und der Mord aus dem Hinterhalt.

Nach einem Ritterturnier auf einem Schloss an der Loire machen die Gäste einen grausamen Fund: Ein Mann wurde von Pferden zu Tode getrampelt. Der vermeintliche Unfall entpuppt sich schnell als Mord, das Opfer wurde mit einem Pfeil erschossen. Die örtliche Polizei ist überfordert und holt sich Hilfe von Commissaire Philippe Lagarde. Kurz darauf ereignet sich auf dem Areal eines anderen Schlosses ein ähnlicher Fall. Zwischen den Opfern scheint es keine Verbindung zu geben, doch Lagarde hat einen Verdacht, der ihn an seine Grenzen bringt ...



Maria Dries wurde in Erlangen geboren. Seit sie mit siebzehn Jahren das erste Mal an der Côte d'Azur war, damals noch mit einem alten Käfer Cabrio, kehrt sie immer wieder nach Frankreich zurück. Jedes Jahr verbringt sie dort längere Zeit, um für ihre Kriminalromane zu recherchieren, die französische Küche auszukosten und das unvergleichliche Lebensgefühl zu genießen. Sie lebt mit ihrer Familie in der Fränkischen Schweiz.

Der Kommissar von Barfleur, Die schöne Tote von Barfleur, Der Kommissar und der Orden von Mont-Saint-Michel, Der Kommissar und der Mörder vom Cap de la Hague, Der Kommissar und der Tote von Gonneville, Der Kommissar und die Morde von Verdon, Der Kommissar und die verschwundenen Frauen von Barneville, Der Kommissar und das Rätsel von Biscarrosse, Der Kommissar und das Biest von Marcouf, Der Kommissar und die Toten von der Loire, Der Kommissar und die Tote von Saint-Georges, Der Kommissar und der Teufel von Port Blanc, Der Kommissar und die Toten im Tal von Barfleur, Das Grab in Medoc, Der Fluch von Blaye, Schatten in der Gironde.

Die Ritterspiele von Chambord


Das Schloss Chambord, erbaut aus weißem Kalktuffstein, wirkte geradezu atemberaubend, wenn es hinter der Biegung einer Waldstraße plötzlich auftauchte. Es entstand auf Wunsch König Franz’ I., der im Park Hirsche und Wildschweine jagte und prunkvolle Feste gab. Die ersten Pläne dafür hatte angeblich Leonardo da Vinci entworfen.

Die Terrassen des Schlosses waren einzigartig, da sie aufwendig mit Kuppeln, Giebeln, Luken, Spitzbögen, Glockentürmchen und zahlreichen Kaminen verziert waren.

In den Stallungen, die für zweihundert Pferde erbaut worden waren, und der dazugehörigen Arena organisierte man in der Sommersaison regelmäßig verschiedene Veranstaltungen für die Besucher des Schlosses, beispielsweise Ritterturniere oder Raubvogelvorführungen.

Gerade fanden dort Ritterspiele statt. Zwei Reiter galoppierten in Harnisch und Helm aufeinander zu, attackierten sich mit Lanzen und versuchten, sich gegenseitig vom Pferd zu stoßen. Als der Verlierer nach zähem Kampf auf den sandigen Boden stürzte und der Sieger seine Lanze stolz in den Himmel stieß, sprangen die Zuschauer von den Holzbänken der Tribüne auf und klatschten begeistert, dazu schmetterten Fanfaren.

Jean-Pascal Garot, ein hochgewachsener schlanker Mann mit markanten Gesichtszügen, schwarzen Haaren und aufmerksamen dunklen Augen, stand missmutig mit verschränkten Armen hinter der Absperrung und dachte darüber nach, ob er sich nicht eine andere Beschäftigung suchen solle. Er liebte die Arbeit mit den Pferden, aber diese ständigen Shows langweilten ihn, und er konnte nicht verstehen, warum man aus allem ein Event machen musste. Die Besucher konnten sich doch an der Schönheit des Schlosses und der Blumengärten erfreuen.

Nach der Raubvogelvorführung wurden als Höhepunkt und Schluss des Unterhaltungsprogramms zwei Reiterkunststücke aufgeführt, die die Touristen liebten und sie immer zu frenetischen Beifallsbekundungen hinrissen. Eine Frau in Samtkleid und Haube trabte im Damensitz auf einem rabenschwarzen Pferd über eine Rasenfläche, links und rechts auf ihren Schultern saßen zwei große Rabenvögel, die aufgeregt flatterten. In der ausgestreckten behandschuhten Hand hielt sie eine goldglänzende südafrikanische Kobra mit quadratischem Kopf, die sich aufgerichtet hatte und gereizt züngelte. Kinder kreischten vor wonnigem Grausen auf.

Als die mutige Reiterin unter tosendem Beifall den Platz verlassen hatte, folgte das letzte Kunststück. Eine Reiterin mit schwarzem Rock und Zylinder saß auf einem weißen Pferd, das über einen festlich gedeckten Tisch sprang, während die Frau dabei nach einem Glas Champagner griff, das ihr ein livrierter Lakai auf einem Tablett servierte. Kaum war sie auf der Wiese gelandet, wendete sie ihr Pferd und setzte erneut über das Hindernis, ohne dass ein Tropfen aus dem halbvollen Glas in ihrer Hand verschüttet wurde. Danach wandte sie sich zur Haupttribüne, verbeugte sich mit einem charmanten Lächeln und trank den Champagner in einem Zug aus. Die Zuschauermenge tobte, während die Dame vom Platz trabte.

Der Trainer der Artisten, ein Hüne mit flammend roten Haaren, der bei den Vorführungen immer einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine silberne Krawatte trug, lehnte an der Seitenwand der Tribüne und lächelte zufrieden. Heute hatten die Kunststücke auf Anhieb geklappt, das war nicht immer der Fall. Sie hatten ein Kunststück schon bis zu dreimal wiederholen müssen, wobei sich die Spannung im Publikum dabei mehr und mehr aufbaute und die Begeisterung bei Gelingen schier überschäumend war. Kaum einer der Zuschauer ahnte, wie viel Nerven, Disziplin, Training und vor allem Professionalität dafür notwendig waren.

Jean-Pascal atmete erleichtert auf, als das Spektakel endlich vorbei war, jetzt konnte er sich bald um die Pferde kümmern. Er schlenderte zu dem Unterstand, wo Helfer den Tieren die nachtblauen, mit Goldornamenten verzierten Decken und die Sättel abnahmen, ihnen mit lobenden Worten die feuchten Hälse tätschelten und sie schließlich über einen Trampelpfad zu einer Koppel führten. Jean-Pascal folgte ihnen. Das weitläufige Gehege befand sich in einem Wäldchen abseits der Wege, auf denen die Besucher spazieren gingen, dort war es still und friedlich. Thomas, ein kräftig gebauter junger Mann mit hellbraunen Locken und einem sanften Gemüt, verließ das Gatter als Letzter und verschloss sorgfältig das Tor, dabei winkte er Jean-Pascal kurz zu.

»Kommst du später auf ein Bier zur alten Brücke?« Dort, unter einer alten Linde mit spektakulärem Blick auf das Schloss, trafen sie sich häufig nach der Arbeit mit Kollegen.

Jean-Pascal winkte zurück. »Gern, aber es wird noch eine Weile dauern, bis ich so weit bin.«

»Bei mir auch, ich muss die Arena noch in Ordnung bringen und die Rasenfläche mähen. Dann bis später.«

»Bis später.«

Thomas entfernte sich rasch und verschwand zwischen einer Gruppe von Birken. Als Jean-Pascal allein mit den Pferden war, begann er die Tröge mit Wasser und Heu zu füllen. Nach den Vorführungen waren die Tiere immer aufgeregt und unruhig, der Aufenthalt in ihrer vertrauten Koppel, das Fressen und die sanften Worte ihres Pflegers beruhigten sie. Später würde er sie in ihre Boxen in die Stallungen bringen, sie striegeln und die Hufe säubern.

Lächelnd sah er zu, wie sie sich stärkten, einander anstupsten und sich entspannten. Die Nachmittagssonne stand inzwischen schon tief am Horizont und wärmte trotzdem noch seine bloßen Arme, es duftete nach frisch gemähtem Gras, durch die Bäume fuhr ein lauer Wind. Es war still, nur aus dem Café neben der Kapelle erklang leises Lachen. Als er auf der obersten Strebe des Zaunes saß und auf einem Grashalm herumkaute, hätte sich fast eine friedliche Stimmung über ihn gesenkt, doch plötzlich tauchte eine Erinnerung auf, die seine gute Laune trübte. Rasch schob er sie beiseite und versuchte, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er sprang vom Zaun und wollte zu einem der Tröge gehen, um Heu nachzufüllen.

Plötzlich fuhr ein brennender Schmerz durch seine Brust, mit einem Stöhnen krümmte er sich und stürzte zu Boden. Ihm wurde schwarz vor Augen, Sternchen blitzten auf, und er verlor jegliches Orientierungsgefühl. Die Pferde wieherten unruhig, zogen sich an den Zaun zurück und drängten sich aneinander.

Als ein Stein Odin, den Leithengst, am Kopf traf und sein Auge um Haaresbreite verfehlte, brach die Hölle aus. Er bäumte sich auf und blähte die Nüstern, sein Wiehern klang wie verzweifeltes Schreien. Daraufhin wurden auch die anderen Pferde panisch, erhoben sich ebenfalls und galoppierten unkontrolliert los. Odin drehte sich um die eigene Achse, schlug mit den Hinterläufen aus und verfehlte Jean-Pascals Kopf um Haaresbreite, kurz tänzelte er, dann erhob er sich erneut, ließ seinen massigen Leib wieder fallen und traf dabei mit den Vorderläufen den Oberkörper des Pflegers. Außer sich vor Angst preschte er auf den Zaun zu und sprang darüber, wie vorhin über den gedeckten Tisch in der Arena. Dabei blieb er mit dem rechten Hinterlauf an einer Strebe hängen, die krachend abriss, geriet ins Straucheln, fing sich wieder und galoppierte mit wehender Mähne und aufgerissenen Augen auf den Wald zu, der ihn bald darauf verschluckte.

Einige Zeit später saßen Thomas und einige seiner Kollegen im Schatten der Linde an einem Wasserlauf, tranken im Bach gekühltes Bier aus der Flasche und unterhielten sich gutgelaunt. Die Schau war wieder super gelaufen, sie hatten ihre Arbeit gut gemacht, und ihr Chef René, der Stallmeister, hatte sich sogar zu einem Lob hinreißen lassen. Lyla, eine Pferdepflegerin, die reiten konnte wie John Wayne, hatte Schuhe und Strümpfe ausgezogen und planschte mit ihren Füßen im Wasser. Ihre pinkfarben lackierten Zehennägel glänzten. Das Piratenkopftuch, das sie um ihre dicken schwarzen Haare geschlungen hatte, ließ die Ohrläppchen frei, in denen winzige goldene Kreolen steckten.

»Ich habe Hunger«, sagte sie. »Was haltet ihr davon, wenn wir Steaks kaufen und bei mir im Garten grillen? Meine Tomatenpflanzen gedeihen prächtig, ich kann daraus einen leckeren Salat machen.«

Sie wohnte in einem Eisenbahnwaggon, der auf einer Wiese am Waldrand in der Nähe der Ortschaft Muides-sur-Loire stand.

»Prima Idee«, fand Thomas. »Ich frage mich nur, wo Jean-Pascal bleibt? Er müsste mit seiner Arbeit doch inzwischen fertig sein, bestimmt will er mit uns grillen.«

»Schau doch mal nach, wo er steckt«, schlug Lyla vor.

Thomas erhob sich und klopfte sich die Hosenbeine ab. »Ich bin gleich wieder da.« Er wusste, dass er seinen Kollegen nicht auf dem Handy erreichen konnte. René hatte angeordnet, dass die Geräte bei der Arbeit mit den Pferden immer ausgeschaltet sein mussten, da die Tiere durch die Klingeltöne erschreckt werden konnten.

»Lass dir Zeit«, grinste Gérard. »In der Zwischenzeit trinken wir noch ein Bier.« Er fischte eine Flasche aus dem moosgrünen Bachbett und betrachtete dabei die Füße von Lyla. Sie waren so klein und zart.

Thomas überquerte die steinerne Brücke und wich einer Gruppe japanischer Touristen aus, die elegant gekleidet waren. Die Männer trugen schwarze Anzüge, die Frauen bonbonrosafarbene Kleider und derart hochhackige Schuhe, dass sich der Pferdepfleger fragte, wie man darin laufen konnte, ohne sich den Knöchel zu brechen. Ein Mann hielt eine Kamera mit einem gewaltigen Objektiv vor sich, rief etwas und fotografierte schließlich ein Brautpaar, das glücklich in die Linse strahlte. Im...

Erscheint lt. Verlag 17.5.2019
Reihe/Serie Kommissar Philippe Lagarde
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Atlantik • Barfleur • Bretonische Verhältnisse • Cluburlaub • Commissaire • Dupin • Frankreich • frankreich-krimi • Frankreichkrimi • Frankreich Krimi • französische Küche • französischer Krimi • Jean-Luc Bannalec • Kommissar • Krimi • Loire • Normandie • Normandie Krimi • Philippe Lagarde • Remy Eyssen • Sommer • Sophie Bonnet • Spannung • Südfrankreich
ISBN-10 3-8412-1694-3 / 3841216943
ISBN-13 978-3-8412-1694-6 / 9783841216946
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