Frühling auf Gut Fennhusen (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
224 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-8412-1746-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Frühling auf Gut Fennhusen -  Ulrike Renk
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Der Duft von Apfelblüten.

Ostpreußen, 1926: Endlich ist der Frühling da. Bevor Frederike im Herbst die höhere Töchterschule besuchen wird, will sie das Leben auf dem Land noch einmal in vollen Zügen genießen. Mit ihrem Lieblingspferd Caramell unternimmt sie lange Ausritte oder verbringt ihre Zeit im Stall, schließlich werden dieses Jahr gleich drei Fohlen erwartet. Als ihre beste Freundin Thea zu Besuch kommt, scheint das Glück perfekt. Doch mit dem Müßiggang ist es nun vorbei, denn auf Gut Fennhusen soll ein Fest vorbereitet werden, das es so noch nie gegeben hat ...

Eine zauberhafte Frühlingsgeschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht. Ein kleiner Teil dieses E-Books war bereits Bestandteil des nicht mehr verfügbaren E-Books 'Muttertag auf Fennhusen'.



Ulrike Renk, Jahrgang 1967, studierte Literatur und Medienwissenschaften und lebt mit ihrer Familie in Krefeld. Familiengeschichten haben sie schon immer fasziniert, und so verwebt sie in ihren erfolgreichen Romanen Realität mit Fiktion.

Im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Australien-Saga, die Ostpreußen-Saga, die Seidenstadt-Saga, die große Berlin-Saga um die Dichterfamilie Dehmel und zahlreiche historische Romane vor.

Mehr zur Autorin unter www.ulrikerenk.de

Kapitel 1


In Ostpreußen kam der Frühling meist spät und wurde umso sehnlicher erwartet. Der Winter hatte schon Ende Oktober sein frostiges Band über das Land gelegt, die Bäche, Flüsse, Teiche und Seen nach und nach mit einer Eisschicht versehen, die jede Woche dicker zu werden schien. Mitte November hatte Schnee das Land überzogen – erst nur Puderzuckerschnee, dann aber fielen dicke weiße Flocken. Ein eisiger Wind trieb ihn zu meterhohen Verwehungen zusammen. Die Sonne schien oft gar nicht mehr aufzugehen. Aber es gab auch die klaren Tage, mit blauem Himmel, klirrender Kälte und der einzigartigen Wintersonne.

Wie jeden Morgen ging Erik von Fennhusen nach dem Gespräch mit dem Inspektor auf die noch kahlen Felder und prüfte den Boden. Der Frost saß tief, brach aber die Ackerkrumen auf.

»Wir können bald kalken«, sagte Erik beim Mittagessen, das wie stets nur aus einer kleinen Mahlzeit bestand, zu seiner Frau Stefanie. Frederike, die älteste Tochter aus Stefanies erster Ehe, ihre jüngeren Geschwister Fritz und Gerta sowie die Hauslehrerin Fräulein Hansen saßen mit am Tisch. Natürlich nahmen auch Tante Edeltraut, Eriks unverheiratete Schwester, und ihre beste Freundin Martha, die inzwischen dauerhaft auf dem Gut lebte, an den Mahlzeiten teil. Die drei Jüngsten aßen zusammen mit dem Kindermädchen in ihrem Zimmer. Nur nachmittags verbrachten sie ein wenig Zeit mit ihrer Mutter im Salon.

Das Leben auf dem Gutshof bedürfte einer genauen Planung, damit auch alle Arbeiten bewältigt werden konnten. Aber vor allem bestimmten die Jahreszeiten und das Wetter den Tag.

»Wenn du jetzt kalkst«, sagte Fritz, der sich für alles interessierte, was mit der Bewirtschaftung zu tun hatte – und noch mehr für alles Technische –, »dann bringen wir in vier Wochen die Jauche aus.«

»Wenn es das Wetter zulässt, richtig, mein Junge«, sagte Erik zufrieden.

»Wirst du den Traktor zum Kalken nehmen?«

Erik nickte. »Die Zeiten sind vorbei, wo die Knechte und Mägde mit Körben über die Felder laufen mussten. Natürlich nehmen wir den Traktor. Hans überprüft ihn gerade.«

Fritz’ Augen leuchteten. »Darf ich zusehen? Und darf ich mitfahren?«

Erik sah Fräulein Hansen fragend an.

Sie lächelte. »Ich denke, auch das gehört zum Lehrstoff dazu«, sagte sie. »Doch ich kann es nicht vermitteln. Es ist gut, wenn der Junge diese Dinge vor Ort sieht und in der Praxis lernt.«

Fritz strahlte über das ganze Gesicht.

»Allerdings nur«, fuhr Fräulein Hansen fort, »wenn du deine Hausaufgaben darüber nicht vergisst.«

»Natürlich nicht, Fräulein Hansen«, murmelte er.

»Du meinst, der Winter neigt sich endlich dem Ende zu?«, fragte Stefanie nach.

»Nein, das noch nicht. Ich denke, wir werden noch ein paar Wochen Frost haben. Vielleicht schneit es sogar noch einmal. Aber das Frühjahr wird kommen, und dann gibt es viel zu tun.«

»Ich freue mich so auf den Frühling«, sagte Gerta versonnen. »Dann kann ich endlich wieder in die Scheune. Wie viele Katzenbabys wir wohl dieses Jahr haben werden? Minka ist trächtig und Maunzi auch.«

»Was ist mit den Hunden?«, fragte Frederike. Ihr Hektor lag in der Diele. Er war inzwischen sehr alt geworden, aber immer noch ein treuer Begleiter.

»Hexe ist trächtig«, sagte Onkel Erik, und ein gewisser Stolz lag in seiner Stimme. »Das erste Mal. Ich habe sie von Zeus decken lassen.«

»Dem Bernhardiner der von Husen-Wahlheims?«

Erik nickte. »Er ist ein ausgezeichneter Wachhund und schön kräftig. Und unsere Hexe ist ein ausgezeichneter Hofhund.«

»Das stimmt. Schneider liebt Hexe«, sagte Stefanie schmunzelnd. »Die Hündin jagt Marder und die großen Ratten. Darin ist sie sehr erfolgreich, und wir haben nicht so große Verluste beim Geflügel.«

»Auf den Wurf bin ich sehr gespannt«, sagte Erik und wischte sich mit der Serviette über den Mund. Dann schob er den Stuhl zurück und stand auf. »Ich muss jetzt mit dem Inspektor nach dem Saatgut schauen. Ich hoffe, die Mäuse haben nicht zu wild gewütet in diesem Winter.«

Bald ist er vorbei, der Winter, dachte Frederike und schaute nach draußen. Wie um ihre Gedanken zu verhöhnen, trieb der Wind nun kleine Schneeflocken über den Hof. Sie sahen so unschuldig aus, waren aber wie Eiskristalle, spitz und hart, und brannten auf der Haut. Aber auch wenn man es sich nicht vorstellen konnte, Frederike wusste, dass es das letzte Aufbäumen des Winters war, ein Aufheulen und die Drohung, dass nie wieder irgendetwas blühen oder sprießen würde – eine nutzlose Drohung, denn schon längst zeigten sich vorsichtig die ersten Knospen an Sträuchern und Bäumen. Auch einige vorwitzige Winterlinge und die zartgrünen Spitzen einiger Schneeglöckchen hatte sie bereits im Garten entdeckt. Und jeden Tag wurden es mehr.

***

Eine Woche später saß die ganze Familie abends am Esstisch. Die Post war spät gekommen, und Stefanie sah die Briefe durch.

»Julius und Heidi haben uns eingeladen«, sagte sie nachdenklich.

»Ach?«, meinte Erik. »Für wann denn? Wir haben sie so lange nicht mehr gesehen. Weihnachten das letzte Mal.«

Frederike lächelte bei dem Gedanken. Weihnachten waren sie im Schlitten zu ihren Verwandten gefahren, auf der Rückfahrt, in tiefster Nacht, hatten alle selig unter den dicken Decken und Pelzen geschlummert und es Glumse, dem Kaltblut, überlassen, den Weg nach Hause zu finden. Doch statt nach Fennhusen war Glumse zu den von Olechnewitz getrabt, er wollte zu seiner besten Freundin, der Stute Caramell. Herbert von Olechnewitz hatte sie vor kurzem Erik abgekauft, damit seine Tochter Katharina sie reiten konnte, doch beide Pferde litten fürchterlich unter der Trennung.

Natürlich hatte Erik es nach diesem Erlebnis nicht übers Herz gebracht, Caramell zurückzulassen, und hatte sie zu Frederikes großer Freude zurückgekauft. Jetzt im Frühjahr wollte er sie decken lassen und mit ihr eine neue Zucht beginnen.

»Sie wollen zu Ostern ihre Tochter Anna taufen lassen und laden uns dazu ein.«

»Ostern? Ist Julius verrückt?«, meinte Erik und brummte. »Das geht nicht.«

»Warum nicht?«, fragte Stefanie erstaunt. »Das wäre doch eine schöne Gelegenheit, deinen Cousin und seine Frau wiederzusehen.«

»Das wäre es sicherlich«, erwiderte Erik, »aber Ostern ist schon in zwei Wochen, Anfang April, und es ist die Zeit, in der unsere Stuten fohlen. Da kann ich hier nicht weg.«

»Viktor wird sich um die Pferde kümmern, Erik. Es wäre doch auch nur ein Tag.«

»Du kannst gerne fahren und herzliche Grüße von mir bestellen, aber ich bleibe hier. Wir haben zwei Problemstuten – einmal Wenke, die zum ersten Mal fohlen wird, und dann Martje, sie ist schon alt und es wird ihr letztes Fohlen sein.«

»Aber wer sagt dir denn, dass sie an eben diesem Tag fohlen werden?«

»Niemand, Steff. Aber es sagt mir auch niemand, dass sie es nicht tun.«

»Es ist eine Taufe in deiner Verwandtschaft, das wird dir doch wichtiger sein als zwei Fohlen.«

»Nein, Steff«, meinte nun Tante Edeltraut. »Ich verstehe Julius nicht – es ist die Zeit, in der die Kälber kommen, die Schweine ferkeln und die Pferde abfohlen. Da sollte ein gewissenhafter Gutsbesitzer auf seinem Hof bleiben. Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern. Julius sollte das wissen.«

»Ich werde mit ihm reden.« Erik stand auf, ging in die Diele und meldete ein Gespräch nach Witzleben an.

Sie konnten die Mahlzeit noch zu Ende führen, bis endlich die Leitung zum anderen Gut zustande kam.

Eine Weile sprach Erik mit seinem Cousin, dann kehrte er ins Esszimmer zurück. Leni und Gerulis, das erste Hausmädchen und der Hausdiener, hatten den Tisch schon abgeräumt und Likör und Kaffee ausgeschenkt. Fritz und Gerta waren mit Frau Hansen nach oben gegangen, nur Frederike, die das Gut ja bald verlassen würde, durfte noch bleiben.

Erik nahm sich einen Cognac und zündete sich eine Zigarre an, aber erst, nachdem er die Damen fragend angesehen hatte.

»Nun rauch schon«, sagte Tante Edeltraut, »aber erzähl uns auch, was Julius gesagt hat.«

»Nun, es scheint ein großes Missverständnis zu sein. Heidi schwört, dass sie mit Julius den Termin abgesprochen und er zugestimmt hat, Julius kann sich indes nicht mehr daran erinnern.«

Stefanie unterdrückte ein Lachen. Sie warf Edeltraut einen wissenden Blick zu, auch Erik neigte dazu, manche Dinge zu überhören.

»Und was ist jetzt mit der Taufe?«, wollte Edeltraut wissen.

»Die findet statt«, sagte Erik und zog an seiner Zigarre, »allerdings erst Pfingsten. Dann werden wir auch teilnehmen können. Heidi wird neue Einladungen verschicken. Ich war nicht der Erste, der angerufen hat …«

»Siehst du«, sagte Edeltraut und nickte Stefanie zu. »Ich wusste es doch. Anfang April kann man keinen Hof alleine lassen.«

Frederike seufzte auf. Dies war ihr letztes Frühjahr auf Fennhusen. Im Herbst würde sie nach Bad Godesberg auf eine Schule für höhere Töchter gehen und dort in Hauswirtschafts- und Gartenlehre unterrichtet werden. Sie liebte das Leben auf dem Land, das Gut war ihre Heimat, und sie fürchtete sich ein wenig vor der Zukunft. Allein, dass ihre beste Freundin Thea auch auf die Schule in Bad Godesberg ging, tröstete sie ein wenig....

Erscheint lt. Verlag 1.2.2019
Reihe/Serie Die Ostpreußen Saga
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1920er • 1920er Jahre • Amerika • Digital only • Familie • Familienfest • Familiensaga • Feiertag • Freundschaft • Gut Fennhusen • Historischer Roman • Kochen • Kochkunst • Mutter • Muttertag • Ostpreußen • Ostpreußensaga • Ostpreußen-Saga • Sequel • Tradition • Traditionell kochen • Ulrike Renk • weibliche Heldin
ISBN-10 3-8412-1746-X / 384121746X
ISBN-13 978-3-8412-1746-2 / 9783841217462
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