Cool in 10 Tagen (eBook)

(Autor)

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2019 | 1. Auflage
176 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-40550-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Cool in 10 Tagen -  Katja Reider
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Eigentlich könnte sich die schüchterne Juli wirklich Besseres vorstellen, als sich um den neu zugezogenen Nachbarsjungen August zu kümmern. Aber Julis Mutter verdonnert sie einfach dazu - als Coach und Unternehmensberaterin weiß sie schließlich, wo es langgeht! Herausforderungen angehen, die eigenen Grenzen ausloten und so was. Tja - genau die Dinge, die Juli und August schwerfallen. Aber vielleicht lässt sich das ja ändern? Mit Hilfe von Mamas Job-Broschüren basteln sich die zwei einen straffen Erfolgsplan: Cool werden in 10 Tagen! So schwer kann das ja nicht sein - oder doch?

Katja Reider begann nach einem Germanistik-Studium, Stationen in einer PR-Agentur und als Pressesprecherin während eines verregneten Urlaubs mit dem Schreiben und hörte bis heute nicht mehr damit auf. Sie schreibt für Kinder jeden Alters: leichtfüßig, augenzwinkernd - und vor allem sehr gern. Die Autorin lebt mit Familie und Hund in Hamburg, wo sie sich seit langem in der Leseförderung engagiert.

Katja Reider arbeitete als Pressesprecherin, bevor sie das Schreiben für sich entdeckte. Inzwischen hat sie über 150 Bücher veröffentlicht und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sich Katja Reider auch für die Leseförderung. So hat sie 2015 mit anderen Autoren das Kinder-Lesefestival «Hamburger VorleseVergnügen» ins Leben gerufen.

4


«Na, wie war es mit August?», erkundigt sich Mama, während sie Salat und Pizza auf unsere Teller verteilt.

Mama ist heute früher nach Hause gekommen und hat Essen aus dem italienischen Restaurant nebenan mitgebracht. Nach der Arbeit hat Mama oft keine Lust mehr, richtig zu kochen, und macht ‹etwas Einfaches›, wie sie das nennt. Deshalb kenne ich inzwischen alle denkbaren Formen von Omelette. Manchmal fühle ich mich schon wie ein wandelndes Hühnerei.

Ein Essen wie heute ist echt Luxus! Ich schnappe mir gierig das erste Stück Pizza und beiße hinein. Autsch … warum vergesse ich immer, wie heiß dieser geschmolzene Käse ist?!

«Er heischt nischt Auschuscht», nuschele ich mit vollem Mund.

Mama wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. «Jetzt kau bitte erst mal, Juli!»

Schnell schlucke ich das Pizzastück hinunter. «Er will Gus genannt werden. Kann man ja auch verstehen, oder? August zu heißen, ist nun mal echt blöd!»

Mama schenkt uns beiden Wasser nach, obwohl mein Glas noch fast voll ist. Sie achtet immer darauf, dass wir genug trinken, weil sonst ‹das Gehirn nicht optimal arbeiten kann›. Auf meinem Schreibtisch muss immer eine Flasche Wasser stehen. Darauf achtet Mama.

«Na ja, August ist wirklich ein sehr altmodischer Name», gibt sie zu. «Ich weiß auch nicht, warum man sein Kind heute noch so nennen muss.»

«Oh, dafür gibt es eine Erklärung! Gus hat mir vorhin erzählt, wie er zu seinem Namen gekommen ist!»

Die Geschichte geht so: Als Michael Sperling, also Gus’ Vater, klein war, hatte er einen besten Freund, Arne. Weil Arnes Eltern ein Lebensmittelgeschäft hatten und ständig gearbeitet haben, hat Arne viel Zeit bei seinem Großvater verbracht. Der hieß August und muss ein richtig toller Opa gewesen sein. Er hat ganz viel gemeinsam mit Michael und Arne unternommen. Sie haben zusammen ein Floß gebaut, der Opa hat ihnen gezeigt, wie man angelt und wie man die Fische hinterher ausnimmt! Na ja, solche Sachen eben. Und eines Tages hat er Gus’ Vater sogar das Leben gerettet!

«Stell dir vor, dieser Opa August hat ihn aus einem Gully gezogen!», erkläre ich Mama.

Sie macht große Augen. «Aus einem Gully?»

«Ja, damals hatte es wohl tagelang geregnet, so doll, dass alle Gehwege und Straßen überflutet waren! Einige Gullys waren mit Laub verstopft. Sie mussten gereinigt werden, damit das Regenwasser abfließen konnte. Und anscheinend hatte ein Arbeiter vergessen, einen der Gullydeckel wieder zu schließen, oder die Stelle war nicht abgesperrt, jedenfalls ist Gus’ Vater in den Schacht gefallen und wäre fast von dem Wasser mitgerissen worden.» Ich mache eine Pause. «Stell dir das mal vor, Mama! Das muss echt schrecklich gewesen sein! Und da hat Opa August sich kopfüber in den Schacht gehängt, Arne hat sich auf seine Beine gesetzt, um ihn festzuhalten, und dann hat der Opa Gus’ Vater im letzten Moment herausgezogen.»

Über der Geschichte der dramatischen Rettung habe ich sogar fast meine Pizza vergessen. Ich hole tief Luft. «Wahnsinn, oder?»

Mama nickt beeindruckt.

«Jedenfalls hat Michael Sperling damals beschlossen, seinen Sohn – also, wenn er später mal einen bekommt – nach seinem Lebensretter August zu taufen!» Ich nehme einen großen Bissen von meiner Pizza.

«Das ist ja eine tolle Geschichte!», sagt Mama.

«Finde ich auch!»

Einen Moment essen wir schweigend, dann fragt Mama: «Es war heute also doch nicht so doof mit August, wie du befürchtet hattest?»

«Mit Gus», verbessere ich. «Nö, er scheint ganz in Ordnung zu sein.»

«Na, siehst du! Habe ich doch recht behalten.» Mama nickt, sichtlich zufrieden, dass ihr ‹Networking› mal wieder so perfekt funktioniert hat.

Weil es gerade so gemütlich ist und Mama sogar noch Schokoeis zum Nachtisch anbietet, erzähle ich ihr ausführlich von meinem Nachmittag mit Gus. Auch die Begegnung mit den Quietscheentchen lasse ich nicht aus.

«Es war so ätzend, Mama, vor allem für Gus! Er tat mir echt leid!»

Mama runzelt die Stirn. «Verhalten sich Sarah und ihre Freundin denn öfter so? Also auch in der Schule?», fragt sie. «Das geht ja schon fast in Richtung Mobbing!»

«Quatsch, das war kein Mobbing! Das war einfach nur doof und nervig!»

Beim Thema Mobbing machen Erwachsene ja inzwischen total die Welle. In der Schule reden wir auch ständig darüber. Kürzlich war sogar ein Typ von der Behörde da, der hat in der Aula einen Vortrag darüber gehalten, dass keiner fertiggemacht werden darf und was man tun soll, wenn einem selbst so was passiert. Und zum Schluss haben wir alle eine Broschüre gekriegt mit Telefonnummern, wo man Hilfe bekommen kann und so. Klar ist das superwichtig, aber darum geht es ja hier gar nicht! Mir würde es reichen, im richtigen Moment gut kontern zu können, wenn mir jemand blöd kommt. Das muss man doch irgendwie lernen können!

Na okay, unter uns: Wenn ich ehrlich bin, wünsche ich mir manchmal ein bisschen mehr, als gut kontern zu können.

Meine Freundin Stine hat kürzlich mal gesagt: «Du und ich, wir gehören eben nicht grad zu den Angesagten in der Klasse!»

Ich habe erst so getan, als würde ich nicht kapieren, was sie meint. Dabei war es mir eigentlich sofort klar: Stine und ich, wir werden in der Schule so gut wie nie nach unserer Meinung gefragt. Wenn unsere Klassenlehrerin Frau Bolz Ideen für ein Fest oder irgendeine besondere Aktion sammelt, guckt uns beide garantiert keiner erwartungsvoll an. Die meisten haben uns gar nicht auf dem Schirm. Wir sind nämlich nicht gerade für besondere Geistesblitze bekannt. Und selbst WENN ich mal eine Idee habe, äußere ich sie nicht oder so spät, dass jemand anders inzwischen schon etwas Ähnliches vorgeschlagen hat. Ich bin sicher: Nach Klassenausflügen weiß hinterher kaum jemand, ob ich eigentlich auch dabei war. Und wenn ich im Unterricht beim Kippeln mit dem Stuhl nach hinten falle, wie es mir kurz vor den Ferien passiert ist, ist das einfach nur megapeinlich! Die anderen lachen sich halbtot über mich oder – noch schlimmer: – seufzen genervt, und ich würde mir am liebsten ein Loch buddeln und erst zu Weihnachten (übernächstes Jahr) wieder rauskommen. Wenn aber genau das Gleiche einem der Coolen passiert, Leon, David oder Emmi, dann ist das Ganze plötzlich ultrawitzig! Ein Typ wie Leon, der steht auf, schüttelt lässig seine Haare nach hinten, grinst in die Runde und lässt sich wieder auf seinen Stuhl fallen, als hätte er soeben eine Wahnsinnsvorstellung gegeben. Ein Wunder, dass die anderen nicht hinterher noch Beifall klatschen! – Verdammt, warum ist das so?

«Juli? – JULI?!» Mama blickt mich missbilligend an. «Hast du mir eben überhaupt zugehört? Wo bist du denn wieder mit deinen Gedanken?»

«Entschuldige!» Ich habe tatsächlich nicht mitgekriegt, was Mama zuletzt gesagt hat.

Sie seufzt. «Ich habe dich gefragt, ob du Gus die neue Skateranlage im Stadtpark gezeigt hast.»

Klar habe ich das! Und da war jede Menge los. Einige der Skater waren richtig gut. Die haben in der Halfpipe tolle Tricks gezeigt, während andere nur lässig auf ihren Boards herumgewippt sind und so getan haben, als würden sie normalerweise einen atemberaubenden Stunt nach dem anderen hinlegen, nur halt im Moment grad nicht. Ehrlich, manche von denen sind nicht ein einziges Mal gefahren, während Gus und ich zugeguckt haben! Die haben nur wichtig unter ihren langen Haarfransen hervorgeschielt und kamen sich cool vor.

«Wie lange die wohl ihren Blick vor dem Spiegel geübt haben?», hat Gus gefragt.

«Mindestens so lange, wie es gedauert hat, diese Frisen hinzustylen», hab ich gemeint.

Und dann haben wir gelacht.

«Du brauchst mal wieder ein paar neue Sachen», unterbricht Mama meine Gedanken. Anscheinend hat sie inzwischen das Thema gewechselt. «Schau dich mal an, Juli: Deine Hosen sind alle zu kurz!»

Das klingt, als hätten die Hosen und ich uns verbündet, um Mama zu ärgern. Also echt, ich wachse nun mal! Das ist ja kein Verbrechen. Außerdem will ich jetzt nicht über Klamotten reden, sondern übers Cool-Sein. Vielleicht hat Mama ja ein paar geheime Tricks auf Lager, wie ich cooler werden könnte (und Gus gleich mit. Großzügig wie ich bin, wäre ich bereit, mein Wissen mit anderen Bedürftigen zu teilen). Schließlich hilft Mama in ihrem Job doch ständig Leuten, ihre Ziele zu erreichen. Dann kann sie uns doch auch ein bisschen Nachhilfe geben.

Während Mama die Packung mit dem Schokoeis aus der Kühltruhe holt und unsere Schälchen füllt, lotse ich sie also zurück zum Thema. «Sag mal, was lernen die Leute eigentlich genau bei dir? Also, wenn du sie berätst, meine ich?»

Mama guckt mich so verwundert an, als hätte ich gefragt, ob wir am Sonntag einen kleinen Ausflug zum Mond unternehmen wollen. Klar, bisher habe ich nicht allzu viel Interesse an ihrem Job gezeigt. Ich bin immer eher genervt, dass Mama so viel Zeit damit verbringt.

«Du meinst, wie ich meine Klienten unterstütze?»

Ich nicke eifrig. ‹Klienten› – so nennt Mama die Leute, die sie berät.

Mama lehnt sich zurück und schlägt die Beine übereinander. So sitzt sie bei der Arbeit bestimmt auch immer da. Mama ist jetzt auf ‹Job-Modus›, selbst ihre Stimme verändert sich, sie klingt irgendwie sachlicher und tiefer.

«Na ja, das kommt natürlich auf das jeweilige Problem an», beginnt Mama. «Aber im Grunde arbeite ich mit jedem Klienten zuerst heraus, was er – oder sie – eigentlich genau will. Das können sehr unterschiedliche Dinge...

Erscheint lt. Verlag 18.6.2019
Illustrationen Anke Kuhl
Zusatzinfo Zahlr. s/w Ill.
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Coolness • Freundschaft • Mut • Mutprobe • Persönlichkeitstraining
ISBN-10 3-644-40550-6 / 3644405506
ISBN-13 978-3-644-40550-9 / 9783644405509
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