Esslinger Hausbücher: Es war einmal... (eBook)

Die schönsten Märchenklassiker
eBook Download: EPUB
2018
184 Seiten
Esslinger Verlag in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-480-60002-1 (ISBN)

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Esslinger Hausbücher: Es war einmal... -  Brüder Grimm
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Märchen-Schatz für die ganze Familie! Eine Kindheit ohne die Märchen von Schneewittchen oder Hänsel und Gretel? Undenkbar! Dieser sorgfältig gestaltete Sammelband vereint die schönsten Märchen von den Brüdern Grimm über Wilhelm Hauff und Ludwig Bechstein bis zu Hans Christian Andersen. Behutsam nacherzählt und wunderschön zeitgemäß bebildert für Kinder ab 5 Jahren von heute!

Die Brüder Grimm, Jacob (* 4. Januar 1785 in Hanau, ? 20. September 1863 in Berlin) und Wilhelm Grimm (* 24. Februar 1786 in Hanau, ? 16. Dezember 1859 in Berlin), sind als Sprachwissenschaftler und Sammler von Märchen (Grimms Märchen) bekannt. Die Brüder Grimm sammelten und gaben u.a. die Kinder- und Hausmärchen heraus, die nach Inhalt und Form verschiedene Arten prosaischer Volksdichtung (Zauber-, Schwank-, Tiermärchen, Lügengeschichten, Gleichniserzählungen, Legenden) enthielten. Diese Sammlung wurde von ihnen in sieben Neuauflagen erweitert und verbessert. Die Ausgabe letzter Hand (1857) enthält 200 Geschichten. Die Märchen der Brüder Grimm wurden bis heute immer wieder neu aufgelegt, in fast alle Sprachen übersetzt und erlangten so weltliterarische Wirkung.

Tischlein deck dich


or langer, langer Zeit lebte einmal ein Schneider, der hatte drei Söhne und eine Ziege. Weil die Ziege sie alle mit ihrer Milch versorgte, brauchte das Tier gutes Futter und musste jeden Tag auf die Wiese geführt werden. Die Jungen teilten sich diese Aufgabe, mal war der eine dran, dann der andere.

Eines Tages brachte der älteste Sohn die Ziege auf den Kirchhof, wo die besten Kräuter wuchsen. Dort durfte sie fressen und herumspringen.

Abends fragte er die Ziege: „Na, Ziege, bist du satt?“ Darauf antwortete die Ziege: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt! Mäh, mäh!“ Da nahm der Junge den Strick und führte die Ziege nach Hause in den Stall.

„Hat die Ziege heute gutes Futter bekommen?“, fragte der alte Schneider, als sein Sohn in die Hütte trat.

„Oh ja“, antwortete der Sohn, „die ist so satt, die mag kein Blatt.“

Aber der Vater wollte sich selbst davon überzeugen. Er ging in den Stall und fragte die Ziege: „Na, Ziege, bist du denn satt?“ Da antwortete die Ziege: „Wovon soll ich satt sein? Sprang nur über Stock und Stein, fand kein einzig Blättelein! Mäh, mäh!“

Wütend lief der Schneider hinüber zu seinem Sohn und schimpfte: „Du elender Lügner! Du behauptest, die Ziege sei satt, dabei hast du sie hungern lassen!“ Und in seiner Wut jagte er den Jungen aus dem Haus.

Am nächsten Tag führte der zweite Sohn die Ziege hinaus. Er suchte einen guten Platz an der Hecke aus, wo viele gute Kräuter wuchsen, und ließ die Ziege fressen.

Am Abend fragte er die Ziege: „Na, Ziege, bist du satt?“ Die Ziege antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt! Mäh, mäh!“ Da führte der Junge die Ziege nach Hause in den Stall.

„Hat die Ziege heute gutes Futter bekommen?“, fragte der alte Schneider, als sein Sohn in die Hütte trat.

„Oh ja“, antwortete der Junge, „die ist so satt, die mag kein Blatt.“

Aber der Vater wollte sich darauf nicht verlassen und ging in den Stall, um die Ziege zu fragen: „Na, Ziege, bist du denn satt?“ Wieder antwortete die Ziege: „Wovon soll ich satt sein? Sprang nur über Stock und Stein, fand kein einzig Blättelein! Mäh, mäh!“

„Du nichtsnutziger Bösewicht! So ein gutes Tier hungern zu lassen!“, schrie der Schneider und jagte auch seinen zweiten Sohn aus dem Haus.

Am Tag darauf musste der jüngste Sohn die Ziege versorgen. Er hatte gesehen, was passiert war und wollte seine Sache gut machen. Darum suchte er einen Strauch mit den schönsten Blättern aus und ließ die Ziege daran fressen.

Abends, als er nach Hause gehen wollte, fragte er die Ziege: „Na, Ziege, bist du auch wirklich satt?“ Die Ziege antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt! Mäh, mäh!“ Da nahm der Junge den Strick und machte sich mit der Ziege auf den Heimweg.

„Hat die Ziege heute gutes Futter bekommen?“, fragte der alte Schneider, als sein jüngster Sohn in die Hütte trat.

„Oh ja“, antwortete der Junge, „die ist so satt, die mag kein Blatt.“

Aber der Vater erinnerte sich nur zu gut an die Lügen seiner anderen beiden Söhne und ging zu der Ziege in den Stall.

„Na, Ziege, bist du denn satt?“, fragte er sie. Und wieder antwortete das boshafte Tier: „Wovon soll ich satt sein? Sprang nur über Stock und Stein, fand kein einzig Blättelein! Mäh, mäh!“

„Oh ihr Lügenbande! Einer so hinterhältig und verlogen wie der andere!“, wütete der Schneider und jagte auch seinen jüngsten Sohn aus dem Haus.

Nun war der alte Schneider mit der Ziege allein, und so musste er sie am nächsten Morgen selbst zur Weide bringen. Er führte das Tier zu einer saftigen Wiese, wo all das wuchs, was Ziegen gerne fressen.

„Hier kannst du dir endlich einmal nach Herzenslust den Bauch vollschlagen“, sagte er zu der Ziege und ließ sie bis zum Abend fressen. Dann fragte er sie: „Na, Ziege, bist du satt?“ Und die Ziege antwortete: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt! Mäh, mäh!“

„Dann gehen wir nach Hause“, sagte der Schneider und führte die Ziege an ihren Platz im Stall.

Ehe er sie allein ließ, drehte er sich noch einmal um und sagte zufrieden: „Nun bist du endlich einmal satt.“ Aber was musste er da hören?! Die Ziege rief: „Wovon soll ich satt sein? Sprang nur über Stock und Stein, fand kein einzig Blättelein! Mäh, mäh!“

Da merkte der Schneider, dass er seine drei Söhne zu Unrecht fortgejagt hatte.

„Oh, du undankbares Tier!“, schrie er. Voller Wut holte er sein Rasiermesser, seifte der Ziege den Kopf ein und schor sie ganz glatt, sodass kein einziges Haar übrig blieb.

„So, du falsches Biest, nun kannst du dich unter ehrbaren Leuten nicht mehr sehen lassen“, brüllte er und griff nach seiner Peitsche. Das Tier, das jetzt eine Glatze hatte, sprang mit großen Sprüngen davon.

Als der Schneider nun so einsam war, wurde er sehr traurig. Er hätte seine Söhne gerne wiedergehabt, aber niemand wusste, wo sie hingegangen waren.

Der Älteste war Lehrling bei einem Schreiner geworden. Er war fleißig und geschickt, und als seine Lehrzeit um war, schenkte ihm der Schreiner als Lohn ein kleines Tischlein. Es war aus gewöhnlichem Holz und nicht schöner als andere, aber es hatte doch etwas Besonderes: Wenn man es hinstellte und die Worte „Tischlein, deck dich!“ sprach, dann erschienen wie aus dem Nichts ein sauberes Tischtuch, Teller, Besteck und vor allem Schüsseln mit den herrlichsten Gerichten, die man sich nur vorstellen konnte!

Der junge Schreiner war froh, denn so würde er sich bis an sein Lebensende nicht mehr um Essen sorgen müssen. Egal ob im Wald oder auf einer Wiese, überall konnte er sein Tischlein aufstellen und es versorgte ihn mit allen Speisen, die sein Herz begehrte.

Frohen Mutes beschloss er, zu seinem Vater zurückzukehren, in der Hoffnung, dass der nicht mehr wütend auf ihn war und sich mit ihm an dem wundersamen Tischlein erfreuen würde.

Unterwegs kam er eines Abends an einem Wirtshaus vorbei. Es war voller Gäste, die fröhlich zusammen aßen. Sie luden ihn ein, sich zu ihnen zu setzen und sich an ihrem Essen zu bedienen, aber der junge Schreiner lehnte dankend ab. „Ich will euch nichts wegessen, lieber sollt ihr meine Gäste sein.“ Er stellte sein Tischlein auf, sprach „Tischlein, deck dich!“, und im Nu war das Tischlein voll mit leckeren Speisen, die der junge Schreiner großzügig an die anderen Gäste verteilte. Diese sahen verwundert zu, wie sich eine Schüssel wie durch Zauberhand wieder füllte, sobald sie leer geworden war.Auch der Wirt hatte das Spektakel mitbekommen, und dachte bei sich: ‚Nun, so ein Tischlein könnte ich auch gebrauchen, das ist ja besser als der tollste Koch!‘

Als sich alle satt gegessen hatten, legte sich der junge Schreiner schlafen. Der Wirt aber schlich in die Abstellkammer, wo er ein ganz ähnliches Tischlein aufbewahrte, und vertauschte es gegen das Wundertischlein. Am Morgen zahlte der Schreiner für seine Übernachtung, packte das Tischlein ein, ohne zu merken, dass es das falsche war, und zog vergnügt seines Weges.

Noch am selben Tag erreichte er das Haus seines Vaters, der überglücklich war, seinen ältesten Sohn wiederzusehen. „Mein Sohn, was hast du gelernt?“, fragte der Vater.

„Ich bin ein Schreiner geworden“, antwortete der Sohn.

„Das ist ein guter Beruf, aber das Tischlein dort ist nicht gerade ein Meisterstück“, lächelte der Vater.

„Es ist etwas viel Besseres“, erklärte der junge Schreiner. „Dieses Tischlein kann zaubern! Ich zeige es dir.“ Er stellte das Tischlein ab und sprach: „Tischlein, deck dich!“

Aber das Tischlein regte sich nicht und blieb so leer, wie ein ganz gewöhnliches Tischlein. Da merkte der junge Schreiner, dass das Tischlein vertauscht worden war. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Essen wieder mühsam zu verdienen, und er nahm eine Stelle als Schreiner an.

Der zweite Sohn war unterdessen zu einem Müller gekommen und dort ausgebildet worden. Als seine Lehrzeit vorbei war, sagte sein Meister: „Du hast mir gute Arbeit geleistet, daher will ich dich mit etwas ganz Besonderem belohnen. Du sollst diesen Esel haben. Es ist kein gewöhnliches Tier, denn er wird dir keine Säcke tragen und lässt sich auch nicht vor einen Wagen spannen. Aber wenn du ihn auf ein Tuch stellst und das Wort ‚Bricklebrit‘ sprichst, so spuckt er Goldstücke aus seinem Maul.“

Solch einen Esel nahm der Müllerlehrling natürlich nur zu gerne, und so zog er mit ihm in die Welt hinaus. Wenn er Gold brauchte, sagte er zu ihm „Bricklebrit“, schon regnete es Goldstücke, und der junge Müller musste nichts weiter tun, als sie aufzusammeln.

Als er eine Weile durch die Welt gereist war, beschloss er, zu seinem Vater zurückzukehren. ‚Wenn er den Goldesel sieht, wird er mich sicher wieder aufnehmen‘, dachte er.

Nun kehrte er auf dem Heimweg aber zufällig in dem gleichen Wirtshaus ein, in dem seinem älteren Bruder das Tischlein vertauscht worden war. Er ließ sich das beste Essen bringen und trank den teuersten Wein. Als es ans Bezahlen ging, merkte er, dass seine Goldstücke aufgebraucht waren.

„Einen Moment“, sprach er daher zum Wirt, „ich gehe kurz Gold holen.“ Er stand auf, nahm das Tischtuch vom Tisch und ging zu seinem Esel in den Stall.

Der Wirt...

Erscheint lt. Verlag 20.11.2018
Reihe/Serie Esslinger Hausbücher
Illustrationen Günther Jakobs
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Vorlesebücher / Märchen
Schlagworte Brüder Grimm • Geschichten zum Vorlesen • Hans Christian Andersen • Klassiker • Ludwig Bechstein • Märchen • Märchen Bilderbuch ab • Märchenbuch ab • Märchen Kinderbuch ab • Wilhelm Hauff
ISBN-10 3-480-60002-6 / 3480600026
ISBN-13 978-3-480-60002-1 / 9783480600021
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