Flug und Angst (eBook)

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2019 | 1. Auflage
448 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-24033-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Flug und Angst -  Michael Lewis,  John Varley,  Arthur Conan Doyle,  Ambrose Bierce,  James Dickey,  Richard Matheson,  Thom
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17 turbulente Geschichten - neue Storys von Stephen King und Joe Hill nebst im Deutschen Unveröffentlichtem von Richard Matheson, John Varley u.a., dazu Klassiker von Dan Simmons, Arthur Conan Doyle, Ray Bradbury ...

Nichts ist Stephen King ein größerer Gräuel, als fliegen zu müssen. Zusammen mit Mitherausgeber Bev Vincent teilt er nun seine Flugangst mit seinen Lesern. Die Anthologie versammelt alles, was gründlich schiefgehen kann, wenn man sich auf 30.000 Fuß Höhe mit 500 Knoten in einem Metallgefährt (einem Sarg?) durch die Lüfte bewegt. Flugreisen verwandeln sich hier schnell in Albträume, auf die man nie im Leben gekommen wäre. Da überlegt man es sich lieber zweimal, ob der Weg zum Ziel nicht in einer letzten Reise mündet.

John Varley, geboren 1947 in Austin, Texas, studierte an der Michigan State University Naturwissenschaften und Englisch, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er veröffentlichte zahlreiche preisgekrönte Kurzgeschichten und Romane und schrieb zwei Filmdrehbücher. Der Autor lebt mit seiner Familie in East Hollywood.

Cargo


E. Michael Lewis

E. Michael Lewis, der Pilot unseres Jungfernflugs, studierte Kreatives Schreiben an der University of Puget Sound und lebt an der nördlichen Pazifikküste. Lassen Sie sich von seinem Lademeister an Bord einer Lockheed C-141A Starlifter begleiten (wie der im McChord Air Museum ausgestellten, der ein Fluch nachgesagt wird), die im Begriff steht, von Panama aus zu einem Transportflug in die Vereinigten Staaten abzuheben. Die StarLifter, ein wahrer Lastesel von einem Flugzeug, ist in der Lage, über kürzere Distanzen hinweg bis zu 32 Tonnen Zuladung zu transportieren. Sie kann einhundert Fallschirmspringer plus hundertfünfzig voll ausgerüstete Soldaten transportieren, Lkws und Jeeps, ja sogar Minuteman-Interkontinentalraketen. Oder eben kleinere Frachtstücke. Zum Beispiel Särge. Es gibt Geschichten darüber, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen; hier ist eine, die einem die Wirbelsäule hochkriecht, Zentimeter um Zentimeter, und anschließend lange, sehr lange im Gedächtnis haften bleibt.

Willkommen an Bord.

November 1978


Ich träumte von Fracht. Tausende Kisten füllten den Laderaum des Flugzeugs, alle aus unbehandeltem Weichholz von der Sorte, die Splitter durch Arbeitshandschuhe treibt. Sie waren mit unverständlichen Nummern und seltsamen Akronymen gekennzeichnet, die deutlich rot leuchteten. Es waren angeblich Reifen für Jeeps, aber manche waren so groß wie ein Haus, andere wiederum klein wie eine Zündkerze. Alle waren sie mit Gurten, die an die Riemen einer Zwangsjacke erinnerten, auf Paletten befestigt. Ich bemühte mich, alle zu überprüfen, aber es waren einfach zu viele. Ein leises Scharren war zu hören, die Kisten bewegten sich, und dann krachte die Ladung über mir zusammen. Weil ich nicht an die Gegensprechanlage herankam, konnte ich den Piloten nicht warnen. Die Ladung drückte mich mit tausend scharfen kleinen Fingern nieder, während das Flugzeug schlingerte, sie presste das Leben aus mir heraus, noch als wir uns im Sturzflug befanden, selbst als wir aufschlugen, und jetzt schrillte die Gegensprechanlage wie ein Schrei. Aber da war noch ein Geräusch, aus dem Inneren der Kiste direkt neben meinem Ohr. Etwas strampelte in der Kiste, etwas Durchweichtes und Besudeltes, etwas, was ich nicht sehen wollte, etwas, was herauswollte.

Es verwandelte sich in das Geräusch eines Klemmbretts, das gegen den Metallrahmen meiner Pritsche geschlagen wurde. Ich riss die Augen auf. Der Gefreite – dem Schweißsaum an seinem Kragen nach zu urteilen, war er offenbar erst neu dabei – ragte über mir auf, hielt das Klemmbrett zwischen uns und wollte sich offenbar darüber klar werden, ob ich einer von der Sorte war, die ihm den Kopf abriss, nur weil er seine Arbeit machte. »Tech Sergeant Davis«, sagte er. »Sie werden umgehend draußen gebraucht.«

Ich setzte mich auf und reckte mich. Er reichte mir das Klemmbrett mit dem darauf befestigten Ladungsverzeichnis: ein zerlegter HU-53 samt Besatzung, Mechanikern und medizinischem Hilfspersonal auf dem Weg nach … irgendeinem neuen Ziel.

»Timehri Airport?«

»Das ist außerhalb von Georgetown, Guyana.« Weil ich ihn verdutzt ansah, fuhr er fort: »Das ist eine ehemalige britische Kolonie. Timehri hieß früher Atkinson Air Force Base.«

»Und wie sieht der Auftrag aus?«

»Es geht um so was wie die Evakuierung von Auslandsamerikanern aus einem Ort namens Jonestown.«

Amerikaner in Not. Ich hatte einen Gutteil meiner Zeit bei der Air Force damit verbracht, Amerikaner aus brenzligen Situationen auszufliegen. Abgesehen davon, war es erheblich befriedigender, Amerikaner aus Schwierigkeiten auszufliegen, als Jeepreifen zu befördern. Ich bedankte mich bei ihm und zog schnell einen frischen Overall an.

Ich freute mich auf ein weiteres panamaisches Thanksgiving auf der Howard Air Force Base – dreißig Grad, gefüllter Truthahn aus der Kantine, Football aus dem Armed Forces Radio und genug dienstfreie Zeit, dass ich mir ordentlich die Kante geben konnte. Der Flug von den Philippinen war reine Routine gewesen, und sowohl Passagiere als auch Fracht hatten keine Schwierigkeiten bereitet. Und jetzt das.

Als Lademeister gewöhnte man sich an Störungen. Die C-141 Starlifter war der größte Fracht- und Truppentransporter des Military Airlift Command, fasste gut dreißig Tonnen Fracht oder zweihundert kampfbereite Soldaten und konnte sie an jeden x-beliebigen Ort der Welt fliegen. Die nach hinten geschwungenen Tragflächen des Schulterdeckers – der insgesamt halb so lang wie ein Footballfeld war – hingen wie bei einer Fledermaus über dem Rollfeld. Mit dem hohen Leitwerk in T-Form, den Ausstiegstüren und der integrierten Laderampe war die Starlifter unübertroffen, soweit es um den Transport von Fracht ging. Teils Stewardess und teils Packer, bestand mein Job als Lademeister hauptsächlich darin, die Ladung so platzsparend und sicher wie möglich zu verstauen.

Nachdem alles an Bord war und meine Unterlagen über Gewicht und Verteilung der Fracht komplettiert waren, traf mich derselbe Gefreite dabei an, wie ich das panamaische Bodenpersonal dafür verfluchte, Schrammen an der Außenhaut der Maschine hinterlassen zu haben.

»Sergeant Davis!«, brüllte er gegen das Jaulen des Gabelstaplers an. »Planänderung!« Er gab mir ein weiteres Passagier- und Ladungsverzeichnis.

»Mehr Passagiere?«

»Andere Passagiere. Das medizinische Personal bleibt hier.« Er murmelte irgendwas Unverständliches über einen geänderten Einsatzplan.

»Wer sind die Leute?«

Wieder musste ich mich anstrengen, ihn zu verstehen. Oder vielleicht verstand ich ihn auch sehr gut und wollte angesichts des flauen Gefühls in meinem Bauch nur, dass er es noch einmal wiederholte. Ich wollte ihn falsch verstehen.

»Todesregister«, brüllte er.

Das war zumindest, was ich meinte gehört zu haben.

Timehri war ein typischer Dritte-Welt-Flughafen – groß genug für eine 747, aber überzogen mit Schlaglöchern und voller verrosteter Wellblechbaracken. Der den Landeplatz umgebende Dschungelsaum sah aus, als wäre er erst eine Stunde zuvor gestutzt worden. Überall das Dröhnen von Hubschraubern, und die Rollbahn wimmelte von amerikanischen Soldaten. Da wusste ich, dass es ziemlich übel sein musste.

Außerhalb des Vogels drohte mir die vom Asphalt aufsteigende Hitze die Sohlen von den Stiefeln zu schmelzen, noch bevor ich die Unterlegkeile an Ort und Stelle hatte. Ein aus amerikanischen GIs bestehendes Bodenpersonal rollte an und brannte förmlich darauf, den Hubschrauber zu entladen und zusammenzubauen. Einer mit nacktem Oberkörper, das Hemd um die Taille gebunden, reichte mir ein Ladungsverzeichnis.

»Mach’s dir nicht gemütlich«, sagte er. »Sobald der Hubschrauber klar ist, beladen wir dich.« Er deutete mit dem Kopf über seine Schulter.

Ich ließ den Blick über die flirrende Rollbahn wandern. Särge. Reihen um Reihen Bestattungskisten aus matt glänzendem Aluminium standen in der unerbittlichen tropischen Sonne. Ich erkannte sie von meinen Flügen aus Saigon sechs Jahre zuvor wieder, meinen ersten als Lademeister. Vielleicht schlugen meine Gedärme einen kleinen Salto, weil ich keine Pause gehabt hatte, vielleicht aber auch, weil ich seit Jahren keine Leiche mehr transportiert hatte. Jedenfalls schluckte ich heftig. Ich warf einen Blick auf den Bestimmungsort: Dover, Delaware.

Das Bodenpersonal verlud gerade eine neue Komfortkabine, als ich erfuhr, dass wir auf dem Flug zwei Passagiere haben würden.

Zunächst war da ein junger Mann, anscheinend frisch von der Highschool, mit kurzem, schwarzem Haar und einer zu großen, frisch gewaschenen und gestärkten Dschungeluniform mit den Abzeichen eines Obergefreiten der Luftwaffe. Ich begrüßte ihn an Bord und wollte ihm durch die Tür für die Besatzung helfen, aber er zuckte zurück und stieß sich dabei fast den Kopf an dem niedrigen Türrahmen. Ich glaube, ich hätte auch einen Satz zurück gemacht, wäre dafür Platz gewesen. Sein Geruch, intensiv...

Erscheint lt. Verlag 10.6.2019
Übersetzer Bernhard Kleinschmidt, Gisbert Haefs, Julian Haefs, Friedrich Mader, Sven-Eric Wehmeyer, Kristof Kurz, Marcel Häußler, Jürgen Bürger, Gunnar Kwisinski, Violeta Topalova, Kathrin Bielfeldt, Alfred Scho
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Flight or Fright
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte eBooks • Flugangst • Flugzeug • Horror
ISBN-10 3-641-24033-6 / 3641240336
ISBN-13 978-3-641-24033-2 / 9783641240332
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