Die Zeit der Schatten - Blut und Knochen 1 (eBook)

Roman

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2019 | 1. Auflage
576 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-23545-1 (ISBN)

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Die Zeit der Schatten - Blut und Knochen 1 -  John Gwynne
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In einer Welt erbaut auf Blut und Knochen kann es keinen Frieden geben ...
Die Verfemten Lande haben den Krieg überstanden, doch die Herrschaft der siegreichen Ben-Elim wird bedroht. Die Anzeichen häufen sich, dass ihre Erzfeinde, brutale Dämonenwesen, zurückkommen. Im verschneiten Norden findet der Pelzjäger Drem zerfetzte Leichen im Wald - scheinbar Opfer schwarzer Magie. Im Süden gerät Riv, eine ungestüme junge Soldatin, in einen Konflikt mit den Ben-Elim. Drem und Riv hüten Geheimnisse, die das Schicksal der Verfemten Lande verändern könnten. Doch sie wissen nicht, welche Rolle sie spielen werden. Und in den Schatten warten die Dämonen nur darauf, sich zurückzuholen, was früher ihnen gehörte.

Alle Bücher der Serie:
Die Zeit der Schatten. Blut und Knochen 1
Die Zeit des Feuers. Blut und Knochen 2
Die Zeit der Finsternis. Blut und Knochen 3

John Gwynne studierte an der Brighton University, wo er später auch unterrichtete. Er spielte Kontrabass in einer Rock'n'Roll-Band, bereiste die USA und lebte in Kanada. Heute ist er verheiratet, hat vier Kinder und führt in England ein kleines Unternehmen, das alte Möbel restauriert. Nach seiner preisgekrönten Saga »Die Getreuen und die Gefallenen« und der daran angelehnten Reihe »Blut und Knochen« beginnt mit »Nordnacht« die nächste große Fantasy-Serie des SPIEGEL-Bestsellerautors: »Die Saga der Blutgeschworenen«.

KAPITEL 1


BLEDA


Im Jahr 132 des Zeitalters der Kunde, Schnittermond


»Ich sollte da unten sein«, sagte Bleda. Er hockte auf einem steilen Hang und hielt seinen Bogen in der verkrampften Faust, während er staunend die Szene unter sich beobachtete.

Eine Schlacht.

Pferde mit Reitern wirbelten in unaufhörlicher Bewegung über die Ebene. Von seiner hohen Position aus wirkten sie wie zwei Vogelschwärme, die sich immer enger umkreisten, und das schwache Trommeln der Hufe ließ den Boden unter Bledas Füßen vibrieren. Während er fasziniert und ein wenig neidisch zusah, hallten die Beleidigungen und Herausforderungen, die Vorboten der Gewalt, zu ihm herauf.

»Nein, du solltest eben nicht dort unten sein«, sagte jemand hinter ihm. Der Alte Ellac rieb sich gedankenverloren den Stumpf, wo einst seine rechte Hand gewesen war. Die Haut um seine ­Augen lag in tiefen Falten wie altes Leder, als er auf die Schlacht hinabstarrte, die sich auf der Ebene unter ihnen anbahnte.

»Natürlich sollte ich dort sein«, widersprach Bleda leise. »Meine Mutter ist da unten und führt unseren Clan an. Mein Bruder reitet auf der einen Seite neben ihr und meine Schwester auf der anderen.«

Nur mein Vater nicht.

»Richtig, aber sie sind alle erheblich älter als zehn Sommer«, erklärte Ellac nachdrücklich.

»Na und?«, fuhr Bleda auf. »Ich kann kämpfen und bin mit einem Bogen viel geschickter als die meisten anderen. Und auch geschickter als du.«

»Das ist jetzt wahrlich nicht mehr allzu schwer.« Ellac schnaubte verächtlich und gab Bleda mit seiner linken Hand eine Kopfnuss.

Bleda schämte sich wegen seiner Bemerkung, und diese Scham war schmerzhafter als der Schlag. Er wusste, dass keiner von ihnen gern untätig hier oben auf dem Hügel hockte, während ihre Familien und Angehörigen kämpften und auf dem Schlachtfeld unter ihnen bluteten.

Deine Zunge ist schärfer als dein Schwert, hatte sein Vater ihn schon immer getadelt.

»Sieh!« Ellac deutete mit seinem Stumpf nach unten. »Altan.«

Auf der Ebene unter ihnen trennte sich ein einzelner Reiter von ihrem Clan. Bleda erkannte in ihm sofort seinen älteren Bruder ­Altan.

Siebzehn Sommer ist gar nicht so viel älter. Und doch ist er bereits alt genug, um kämpfen zu dürfen. Ich aber nicht. Bledas Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken an diese Ungerechtigkeit, obwohl sich sein Zorn nicht gegen Altan richtete. Er liebte seinen Bruder von ganzem Herzen.

Altan trieb sein Pferd zu vollem Galopp an und näherte sich der feindlichen Kriegerhorde, aus der sich im gleichen Moment ebenfalls ein Krieger löste, der genauso schnell galoppierte. Beide Krieger neigten sich in ihren Sätteln zur Seite und streckten die Arme aus, als sie ihre Bögen spannten.

Bleda wurde von glühendem Stolz durchströmt, doch gleichzeitig schien eine kalte Faust sein Herz zu umklammern.

Ziele gut, Altan. Ich darf dich nicht auch noch verlieren.

Die Welt schien sich plötzlich zu verlangsamen, und die Geräusche wurden gedämpft, während Bleda die beiden Kämpfer beobachtete.

Dann drehte Altan ab, während der andere Reiter im Sattel schwankte, zur Seite kippte und dann zu Boden stürzte. Er wurde von seinem Pferd mitgerissen, weil er mit einem Stiefel im Steigbügel hängen geblieben war. Ellac knurrte bewundernd, und Bleda stieß triumphierend die Faust in die Luft, während er laut seinen Stolz hinausschrie. Er spürte Ellacs Missbilligung wegen seines Gefühlsausbruchs, denn von den Kriegern seines Clans erwartete man, dass sie ihre kalte Miene wie einen Schild vor sich her trugen. Aber das da unten war Altan, und er hatte gerade einen Krieger ihrer ewigen Rivalen getötet.

Lautes Jubelgeschrei stieg zu ihnen empor, das sich rasch in Schlachtrufe verwandelte, als die beiden Kriegerhorden mit einem ungeheuren Krachen aufeinanderprallten. Bleda schluckte, und Angst machte sich in ihm breit. Er hatte den Tod schon erlebt, hatte die kalte, wächserne Hand seines Vaters gehalten, hatte die Geschichten der Krieger von ihren Überfällen gehört, sogar geholfen, ihre Wunden zu versorgen – aber das hier …

Die Todesschreie von Menschen und Pferden hallten zu ihnen empor, und nach wenigen Augenblicken war die Ebene unter ihnen von einer erstickenden, brodelnden Masse von Kriegern bedeckt. Blut spritzte, und Eisen klirrte laut.

»Was ist das da?« Ellac hinter ihm deutete in den Himmel. »Deine Augen sind besser als meine.«

»Geier und Krähen«, erwiderte Bleda flüchtig, als er kurz in das strahlende Blau blickte und die Umrisse von Schwingen sah.

»Dafür sind sie zu groß«, murmelte Ellac.

Jetzt riss Bleda widerwillig seinen Blick von der Schlacht los und sah genauer hin. Immer mehr geflügelte Umrisse tauchten am Himmel auf und schienen zum Schlachtfeld zu fliegen. Während sie näher kamen, wurden sie größer. Gewaltige, weiße Schwingen durchschnitten die Luft, dann sah Bleda das Blitzen von Stahl in der Sonne.

»Die Ben-Elim«, flüsterte er.

Geflügelte Krieger in schimmernden Kettenhemden senkten sich auf das Schlachtfeld hinab, zischten unmittelbar über die Köpfe der Männer hinweg und stachen wahllos mit ihren Speeren und Schwertern zu, hoben die Menschen steil empor in die Luft und ließen sie dann fallen, sodass sie schreiend und um sich schlagend in den Tod stürzten.

»Nein!«, zischte Bleda und griff nach einem Pfeil in dem Köcher an seinem Gürtel, während er aufstand. Er wollte den Hügel hinablaufen. Ellac hielt ihn am Handgelenk fest.

»Wir müssen ihnen helfen!«, schrie Bleda. »Das ist nicht der Kampf der Ben-Elim; sie sollten sich da raushalten!«

»Sie haben angekündigt, dass sie kommen würden, weil sie den Clans nicht erlauben, sich zu bekriegen«, erwiderte Ellac. »Und ob es jetzt ihr Kampf ist oder nicht, sie sind da. Sieh selbst.«

Westlich vom Schlachtfeld erstreckte sich das Reich von Arcona bis zum Horizont – ein unendliches Meer aus Gras, dessen riesige Ebenen hier und da von kleinen Gruppen niedriger Hügel durchbrochen wurden. Bleda sah von der nächsten Hügelgruppe eine Wand aus Staub aufsteigen und wusste, dass eine derartige Wolke nur von sehr vielen Füßen aufgewirbelt werden konnte. Eine große Heerschar war unterwegs.

Die Heiligen Heerscharen der Ben-Elim. Giganten auf gewaltigen Bären. Der Schildwall.

Dann zog Ellac ihn den Hügel hinauf, zu ihren angebundenen Pferden.

»Was machst du da? Wir müssen meiner Mutter helfen!«, schrie Bleda. Ellac ignorierte ihn und hob ihn ohne viel Federlesens in den Sattel. Dann stieg er, sehr geschickt für einen einhändigen Mann, auf sein eigenes Pferd und packte Bledas Zügel. Mit einem Zungenschnalzen und einer kurzen Aufmunterung seiner Hacken trieb er sein Pferd an, und im nächsten Moment galoppierten sie den Hügel hinauf.

»Bitte!«, schrie Bleda. Er war ein Prinz der Sirak, und dieses Wort kam nur selten über seine Lippen.

Ellac sah von Bleda zu der Schlacht.

»Ich darf dich nicht da hinunterlaufen lassen«, erwiderte der alte Krieger. »Deine Mutter würde mir meine andere Hand ab­hacken und mir dann noch die Augen ausstechen.« Er spornte sein Pferd an, den Hügel hinauf, fort von der Schlacht. Bleda blickte zurück, als sie den Kamm erreichten, und sein Herz schmerzte in seiner Brust. Auf dem Schlachtfeld unter ihnen tobte das Chaos, geflügelte Krieger stürzten sich unaufhörlich hinab und töteten jeden, den sie erwischten. Dann verschwand das Schlachtfeld hinter der Kuppe, und sie ritten in vollem Galopp zu ihrem Lager.

Bleda starrte auf den Horizont, als er über einen Graspfad vor ihrem Lager schlich, seinen Reiterbogen in der Hand. Sein Bruder Altan hatte den Bogen für ihn angefertigt. Er hatte Monate gebraucht, um ihn zu vollenden, während Bleda fasziniert zugesehen und dabei viel gelernt hatte.

Er ist viel zu groß für dich, hatte Altan zu ihm gesagt und ihm über das schwarze Haar gestrichen. Es ist ein Bogen für einen erwachsenen Mann, weil der Zug zu schwer ist. Aber wie willst du sonst stark werden?

Das war vor über einem Jahr gewesen, und jetzt konnte Bleda bereits den dritten Pfeil abschießen, bevor der erste auch nur sein Ziel getroffen hatte.

Die Anspannung der Wartenden lag greifbar in der Luft. Hinter ihm drängte sich eine große Schar von Kindern, Alten und Kranken. Alle anderen, die auf einem Pferd sitzen und einen Bogen halten konnten, mussten kämpfen. Zelte und Karren standen leer und unbewacht da, Hunde kläfften und Ziegen meckerten.

»Da!«, sagte jemand hinter Bleda. Alle blickten in den Himmel. Geflügelte Gestalten tauchten auf, und auf der Erde unter ihnen bewegte sich ein dunkler Fleck: Reiter, die näher kamen.

»Mutter«, flüsterte Bleda, der sie früher als alle anderen erkannte.

Erdene, Königin der Sirak, ritt in ihr Kriegslager. Ihr Helm war verschwunden, und sie hatte den Kopf gesenkt. Eine lange Schnittwunde schimmerte auf ihrem rasierten Schädel. Der dicke Kriegerzopf, den sie sorgfältig geflochten und wie eine schlafende Schlange um ihre Schulter gewickelt hatte, war jetzt aufgelöst und zerfranst, mit Blut bedeckt. Am Morgen noch hatte ihre Schuppenrüstung im Sonnenlicht gefunkelt; jetzt jedoch war sie matt und verbeult. Der Rest ihrer Leibwache umringte sie, stumm und ebenso mitgenommen, und hinter ihnen und um sie herum drängten sich Geschöpfe, bei deren Anblick Bleda der Atem stockte.

Riesige Bären, gewaltige Bestien, die nur aus Zähnen und Klauen zu bestehen schienen, trotteten mit ihren Giganten-Reitern heran: Männer und Frauen in Leder, Stahl und Pelzen, die ihre Streitäxte und Streithämmer über die Schultern geschlungen...

Erscheint lt. Verlag 20.5.2019
Reihe/Serie Blut und Knochen
Übersetzer Wolfgang Thon
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel A Time of Dread (Of Blood and Bone 1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte das lied von eis und feuer • eBooks • epische Fantasy • Fantasy • Helden • Heroische Fantasy • High Fantasy • Mittelerde • Robert Jordan • Saga • Trilogie
ISBN-10 3-641-23545-6 / 3641235456
ISBN-13 978-3-641-23545-1 / 9783641235451
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