Eis und Schwert (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
640 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1782-3 (ISBN)

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Eis und Schwert -  Linnea Hartsuyker
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Die Fjordlandsaga: Krieg, Liebe, Verrat  Norwegen, Ende des 9. Jahrhunderts: Die junge Svanhild hat sich gegen ihren Bruder Ragnvald gestellt hat und ist mit ihrem Geliebten Solvi nach Island geflohen. Als jedoch ihr Sohn erkrankt, kehren die beiden nach Norwegen zurück. Die Sorgen um das Kind drohen ihre Liebe zu erdrücken. Svanhild sucht Trost - und zwar ausgerechnet bei Solvis Erzfeind, dem mächtigen Wikingerkönig Harald. In dessen Rängen ist ihr Bruder Ragnvald mittlerweile zum Herrscher von Sogn aufgestiegen. Doch der Frieden ist brüchig. Schon bald müssen die tapferen Wikinger erneut für König Harald in die Schlacht ziehen. Denn Solvi sinnt auf Rache und schwört, erbarmungslos um Svanhild zu kämpfen ...  

Linnea Hartsuyker wuchs in den Wäldern von Ithaca, New York auf und studierte später an der Cornell University und der New York University. Sie hat sich intensiv mit der Geschichte Haralds I. von Norwegen beschäftigt, seit sie durch Recherchen in historischen Kirchenbüchern erfahren hat, dass er zu den Vorfahren ihrer Familie zählt. Sie lebt als freie Autorin mit ihrem Mann in New York City.

Linnea Hartsuyker wuchs in den Wäldern von Ithaca, New York auf und studierte später an der Cornell University und der New York University. Sie hat sich intensiv mit der Geschichte Haralds I. von Norwegen beschäftigt, seit sie durch Recherchen in historischen Kirchenbüchern erfahren hat, dass er zu den Vorfahren ihrer Familie zählt. Sie lebt als freie Autorin mit ihrem Mann in New York City.

Kapitel 1


Hilda saß auf einer groben Holzbank vor der großen Halle in Sogn. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück, sodass das überhängende Dach ihr Gesicht beschattete und die Nachmittagssonne ihren Körper wärmte. Nach einem kalten, regnerischen Frühling löste die sommerliche Wärme fast ein Gefühl angenehmer Trunkenheit in ihr aus. Sie roch die tröstlichen Düfte von Heu, fruchtbarer Erde und vom Rauch des Herdfeuers in der Küche. Ihr Jüngster, Hrolf – Rolli genannt – nuckelte an ihrer Brust. Wenn sie ruhig dasaß, die Augen halb geschlossen, und sich nicht bewegte, konnte sie die Schmerzen und ihre Erschöpfung vergessen, das Gefühl des Ausgelaugtseins, das sie seit Rollis schwieriger Geburt plagte. Immerhin hielten Ragnvalds Schlachten ihn und seine Männer diesen Sommer fern. Sie fand es viel einfacher, die Halle zu bewirtschaften, wenn nur ein paar Männer da waren, dann gehorchten ihr alle widerspruchslos aufs Wort.

Das Kreischen eines Jungen riss sie aus ihrer Schläfrigkeit, und sie öffnete die Augen. Einar, ihr Stiefsohn und Ragnvalds Sohn von seiner früheren Konkubine Vigdis, lag bäuchlings auf dem Ast eines Baums, der vor der Halle stand. Er hielt seinen Halbbruder Ivar am Handgelenk, sodass Ivars Füße in der Luft baumelten. Ivar schrie und wand sich, holte Schwung, dann noch einmal, und hakte sich mit dem anderen Ellbogen in den Ast ein. Unter Einars Führung brachte er beide Füße hoch und schlang alle viere um den Ast, unter dem er nun hing. Am Fuß des Baums stand sein jüngerer Bruder Thorir und sah sehnsüchtig von seinem Spiel auf. Er war noch zu klein, um mit ihnen auf Bäume zu klettern.

»Einar, pass auf mit deinem Bruder. Er renkt sich noch die Schulter aus!«, rief Hilda.

»Ich pass doch immer auf«, erwiderte Einar, mürrisch wie üblich. Wenn Hilda ihn schalt, reagierte er wie ein Mann, dessen Ehre angegriffen worden war, so als hätte er am liebsten das Schwert gezückt, das er eines Tages tragen würde. Einar hatte Vigdis’ goldblonde Haare und auch ihre hohen Wangenknochen, doch an ihm sahen sie eher grob aus als schön. Ragnvald hatte ihn nach seinem Ziehbruder Einar benannt, den er töten musste, als er sich sein Geburtsrecht von seinem Stiefvater zurückeroberte. »Du musst dich hochschwingen«, sagte er zu Ivar. »Lass los mit den Armen, und schwing dich hoch.«

Ivar folgte dem Rat seines Bruders und gab einen Triumphschrei von sich, als es ihm gelang, den Ast mit beiden Armen von einer Seite her zu umfassen. Er ließ die Beine los, holte wieder Schwung, was Hilda vor Schreck einen Stich versetzte, und zog sich auf den Ast hinauf.

»Ich hab’s geschafft, Mutter. Sieh doch!«, schrie Ivar. Die beiden Jungen lagen sich auf dem Ast gegenüber und grinsten sich an. Mit Ivars rostbraunem und Einars goldenem Schopf gaben sie ein Bild sorgloser Jugend ab: oben in einem grünen Baum, der sich gegen den weiß-blauen Himmel abzeichnete – zwei Jungen, die ebenso dick befreundet waren, wie ihre Mütter sich einst gehasst hatten. Hilda verspürte wieder einen Anflug von Schuldbewusstsein, dass sie Vigdis weggeschickt und Einar dadurch die Mutter genommen hatte. Der Junge verdiente mehr Mutterliebe, als sie ihm geben konnte, aber sie hasste Vigdis zu sehr, um sie des Jungen wegen am Hof zu behalten.

Als Ragnvald Hilda als seine Braut auf den Hof gebracht hatte, war Vigdis, die eigentlich seine Stiefmutter gewesen war, im sechsten Monat mit seinem Sohn Einar gewesen. Schwanger ähnelte sie Freya noch mehr, der Göttin von Sinnlichkeit und Fruchtbarkeit, einer Göttin, der Honig und Blut geopfert wurden, süß und bitter, Leben und Tod. Gegen sie kam Hilda nicht an, und auch nicht gegen die Art, in der Vigdis sich Ragnvald hörig gemacht hatte. Aber als Hilda Ivar zur Welt gebracht und Ragnvald seinen Sohn angenommen hatte, indem er über Hildas Schoß das Schwert legte, das sie für Ivar bis zu dessen Mannesreife aufbewahren würde, da hatte Hilda ihn um eine weitere Gabe gebeten: dass er Vigdis vom Hof schicken sollte, und das hatte er getan, wenn auch sehr ungern.

»Ich sehe Onkel Sigurd«, sagte Ivar von seinem Sitz aus. Er hockte nun auf dem Ast und suchte sein Gleichgewicht.

Auch Einar hockte auf diesem Ast, gespannt wie eine Wildkatze vor dem Sprung. »Das ist doch gar nicht Sigurd. Das ist … Warum sind das denn so viele?«

»Wir haben genug Essen da, falls Sigurd Freunde mitbringt«, sagte Hilda. In diesen langen Sommertagen verbrachte Sigurd nur wenig Zeit auf dem Hof, und Hilda gönnte ihm diese Auszeit. Die Erntezeit würde seiner Freiheit bald mit viel Arbeit ein Ende setzen, und dann wäre es auch damit vorbei, dass sie sich mit den Kindern auf dem Hof entspannen konnte. Auch würde Ragnvald bald zurückkommen, mit Neuigkeiten und mit Wünschen, die sie zufriedenstellen musste.

»Herrin, das waren zu viele Männer dort im Feld«, entgegnete Einar. »Und es war auch nicht Sigurd.«

Hilda stand auf und umschlang Rolli noch fester. Einar machte sich zwar hin und wieder mal wichtig, aber sein Blick war scharf. Hilda sah hinter dem Zaun nur Gras, das sich golden und grün im Wind wiegte. »Wo?«, fragte sie.

»Jetzt sind sie weg«, erwiderte Einar.

»Aber ich kann Sigurd sehen«, sagte Hilda. Sie schob Rolli auf die Hüfte, sodass sie ihn mit einem Arm tragen konnte, und winkte Sigurd zu. Sigurd winkte freundlich mit einer schwungvollen Geste zurück, ebenso wie sein Begleiter Dusi, einer der Gefolgsleute von Ragnvald, der hiergeblieben war und die Tochter eines Bauern ohne Söhne geheiratet hatte.

»Herrin!«, rief Sigurd, als er das Gatter öffnete und in den Hof trat. Während er unter dem Baum entlangging, sprang ihm Ivar auf den Rücken, damit Sigurd ihn an den Armen herumschleudern und ihn sich dann auf die Schultern setzen konnte. Einar wartete, bis Sigurd Ivar ein paar Schritte weit getragen hatte, dann ließ er sich vom Ast gleiten und landete leicht auf seinen Füßen. Sigurd hätte auch ihn getragen, aber Einar mochte Körperkontakt nicht besonders.

»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Hilda, der Sigurds warmes Lächeln guttat.

Sigurd beugte sich vor, um Ivar gegen seinen Kopf zu lehnen, und hob die Handflächen, um Hilda zu zeigen, dass sie von schwarzem Staub und Asche bedeckt waren. »Das Haus von Köhler Svein ist abgebrannt.«

»Schon wieder? Ist jemand verletzt?«

»Svein hat Blasen an den Händen, und seine Frau hat ein blaues Auge, weil ihr ein Balken auf den Kopf gefallen ist«, antwortete Sigurd.

»Ich glaube, Svein ist zu dumm, um Köhler zu sein«, sagte Hilda. Dusi, der sich dazugesellt hatte, lachte. Einar ging auf ihn zu und nahm ihm ein Bündel toter Vögel ab. Er schwang sie sich auf den Rücken, sodass sie von dort herunterhingen und mit ihren Köpfchen fast den Boden streiften.

»Na dann, kommt mal rein«, sagte Hilda freundlich zu Sigurd und Dusi. »Ich sage Thora, sie soll euch etwas Bier bringen. Dann könnt ihr mir mehr davon erzählen, was dem Köhler passiert ist. Was für ein Trottel!«

Hilda ging in die Küche voraus, während Sigurd erzählte. Ihre Augen gewöhnten sich langsam von der Helle des Tages draußen an die Dunkelheit im Innern, wo das Herdfeuer das meiste Licht bot. Es war niemand im Raum, außer einem tauben Hörigen, der die Aufgabe hatte, das Feuer zu versorgen und den Boden zu fegen.

»Thora«, rief Hilda nach der Dienerin, die die Küche und Hörigen beaufsichtigen sollte. »Wo bist du? Wo sind alle?« Um diese Tageszeit sollte die Küche voller Frauen sein. Ein Schweißtropfen perlte Hildas Rücken hinunter, und sie zuckte irritiert zusammen. Sie beugte sich vor, um Rolli an Ivar abzugeben, und berührte Thorirs Lippen, um sein Plappern abzustellen. Ivar war noch zu klein, um Rolli richtig zu halten, sodass dieser anfing, unruhig zu werden, bis Einar hinüberging und dem Baby mit ernster Miene über den Kopf streichelte. Obwohl sie gerade andere Sorgen hatte, stieg wieder Schuldbewusstsein in Hilda hoch. Sie sollte viel netter zu dem Jungen sein.

Durch die Stille hörte Hilda Stimmengemurmel vom Hauptraum der Halle, in dem die Hausangehörigen schliefen und bei schlechtem Wetter arbeiteten. War vielleicht ein reisender Händler eingetroffen und bot billigen Schmuck an, der auch für Hörige erschwinglich war und der alle Frauen aus der Küche gelockt hatte? Seit Harald seinen Hof nach Nidaros verlegt und Ragnvald die Herrschaft von Sogn übertragen hatte, mussten die Bauern nicht mehr wie früher ständig Angst vor Überfällen haben. Aber ohne ihre Erlaubnis sollte sich eigentlich niemand in der Halle aufhalten, und Einar hatte schließlich Männer auf dem Feld gesehen.

Hilda zog ihr Messer aus der Gürtelscheide. Gegen einen geschulten Krieger hatte sie zwar keine Chance, aber der Stahlgriff verlieh ihr doch ein wenig Sicherheit.

»Was ist los?«, fragte Sigurd laut. Hilda zuckte zusammen und legte einen Finger an die Lippen. Sie schlich auf die Türe zu. »Lass mich mal«, sagte Sigurd und zog das Schwert. »Ich sag dir, ob es was zu fürchten gibt.«

Bevor Hilde ihn...

Erscheint lt. Verlag 26.10.2018
Reihe/Serie Die Fjordland-Saga
Übersetzer Edigna Hackelsberger
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2018 • Bernard Cornwell • buch neu • Buch neu 2018 • Frühes Mittelalter • Game of Thrones • Historischer Roman • Legenden des Krieges • Neu • Neu 2018 • Neuerscheinung • Neuerscheinung 2018 • Neuheit • Norwegen • Rebecca Gablé • Ulf Schiewe • Uthred • Vikings • Wikinger • Wikingersaga
ISBN-10 3-8437-1782-6 / 3843717826
ISBN-13 978-3-8437-1782-3 / 9783843717823
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