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Das Leben ein Alptraum (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
142 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-688-11385-9 (ISBN)
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Es gibt Menschen, deren Leben so geradlinig verläuft wie eine Geschoßbahn; sie rasen einem vorausbestimmten Ziel entgegen, und der Punkt steht fest, an dem sie aufprallen werden. Raoul Duval hat bisher geglaubt, zu dieser Sorte zu gehören. Aber dann ist das Wunder geschehen: Er, der kleine Masseur, das uneheliche Kind aus den Slums von Marseille, hat ein riesiges Vermögen geerbt ... Na ja, da ist auch noch Véronique, seine Frau; die Frau, die er aus Gründen geheiratet hat, die er selber nicht mehr begreift. Die Frau aus dem Großbürgertum, das er haßt wie die Pest. Die Frau, die sich nun von ihm scheiden lassen will ... Soll er das Geld mit ihr teilen? Das Gesetz verlangt es. Aber ... Nein. Er wird nicht teilen. Allerdings - Véronique hat ihn in der Hand. Sie besitzt ein Dokument, das ihm gefährlich werden kann; da heißt es vorsichtig sein ... Aber dann hat Véronique einen schweren Autounfall. Duval eilt ins Krankenhaus - verwirrt, zur Versöhnung bereit. Er tritt an ihr Bett. Die Schwerverletzte ist nicht Véronique ...

Die beiden französischen Autoren Thomas Narcejac (1908-1998) und Pierre Boileau (1906-1989) haben zusammen zahlreiche Kriminalromane verfasst. Ihre nervenzerreißenden Psychothriller haben viele Regisseure zu spannenden Filmen inspiriert, am bekanntesten sind wohl «Die Teuflischen» und sein amerikanisches Remake «Diabolisch» und «Vertigo - Aus dem Reich der Toten», sicher einer der besten Filme von Alfred Hitchcock.

Die beiden französischen Autoren Thomas Narcejac (1908–1998) und Pierre Boileau (1906–1989) haben zusammen zahlreiche Kriminalromane verfasst. Ihre nervenzerreißenden Psychothriller haben viele Regisseure zu spannenden Filmen inspiriert, am bekanntesten sind wohl «Die Teuflischen» und sein amerikanisches Remake «Diabolisch» und «Vertigo – Aus dem Reich der Toten», sicher einer der besten Filme von Alfred Hitchcock. Die beiden französischen Autoren Pierre Boileau (1906–1989) und Thomas Narcejac (1908–1998) haben zusammen zahlreiche Kriminalromane verfasst. Ihre nervenzerreißenden Psychothriller haben viele Regisseure zu spannenden Filmen inspiriert, am bekanntesten sind wohl «Die Teuflischen» und sein amerikanisches Remake «Diabolisch» und «Vertigo – Aus dem Reich der Toten», sicher einer der besten Filme von Alfred Hitchcock.

1


Seit Stunden stritten sie sich nun schon. Sie stritten sich behutsam, sozusagen, denn sie waren schließlich auf der Autobahn, und es herrschte starker Verkehr – da muß man sich zusammennehmen. Véronique hielt mitten im Satz inne, wenn sie einen Lkw überholte, und sprach erst weiter, die Augen starr auf den Rückspiegel gerichtet, wenn sie die rechte Fahrbahn wieder erreicht hatte. Dann Stille; sie ließ Duval Zeit, sich die Antwort zu überlegen. Sie sahen sich nie an – dafür fuhr sie zu schnell. Sie tauschten Argument und Gegenargument schreiend aus, denn das Verdeck des Triumph-Cabriolet war offen, und der Wagen fraß sich gleichsam durch einen Tunnel aus Lärm und Wind. Manchmal klatschte ein Insekt gegen die Windschutzscheibe und blieb kleben; es sah aus wie blutiger Auswurf. Dann setzte Véronique die Scheibenwaschanlage in Gang, und die Straße verschwamm vorübergehend vor ihren Augen.

Jetzt schwiegen sie. Sie spürten beide, wie müde sie waren. Nicht daß der Streit zu Ende gewesen wäre – er würde wohl nie zu Ende gehen. Auf jeden Fall nicht so schnell; dafür hatte sich das Gewitter zu lange zusammengebraut. Seit Monaten schon.

«Es geht mir dabei eben ums Prinzip», sagte sie jetzt. Sie sprach zur Straße hin, gleichsam zu der allmählich hereinbrechenden Dämmerung. Die meisten Fahrzeuge fuhren bereits mit Standlicht; auch Véronique schaltete es ein.

Gewiß, sie hatte recht. Duval war sich schmerzlich der Tatsache bewußt, daß alles seine Schuld war, ganz allein seine Schuld; er hatte nun mal ein besonderes Talent, sich in die Nesseln zu setzen – so wie andere für Klavierspielen oder Malen begabt sind. Warum um alles in der Welt hatte er ausgerechnet an diese Frau geraten müssen? Sie hatte recht, ja. Und doch … Die Geschwindigkeit und der Lärm betäubten ihn; es war wie ein aufsteigender Rausch. Worte brachen aus ihm hervor – harte, grausame, schneidende Worte, die er unmöglich selber gewählt haben konnte. So bösartig war er doch gar nicht … Na und? Selbst wenn er bösartig sein sollte, dann hatte er ein Recht dazu.

«Ich bin kein Dieb!» brüllte er.

Sie lachte auf und trat aufs Gas, um einen Wagen zu überholen, der einen riesigen Kabinenkreuzer auf einem Transportanhänger hinter sich herzog. Die Tachonadel schnellte über die 140-Marke hinaus.

«Du hättest mir wenigstens Bescheid geben können», schrie Véronique. «Das war doch das mindeste …»

«Wie oft soll ich dir’s denn noch sagen? Wenn ich doch einfach keine Zeit mehr hatte …»

«Dann ruft man eben an, Herrgott!»

«Ach soo? Man ruft an, sagst du? Und wo, wenn ich fragen darf? Als ob man je wüßte, wo du steckst, wenn du in Paris bist …» Er zögerte. «Und mit wem du zusammensteckst!» fügte er dann rasch hinzu.

Diesmal blickte sie ihn voll an: «Und was soll das nun wieder heißen?»

«Das soll heißen, daß du praktisch verschollen bist, sobald du Cannes verlassen hast.»

«Und ich betrüge dich, ja? Das willst du damit doch sagen?»

«Warum nicht?»

Sie trat so hart auf die Bremse, daß Duval sich mit aller Kraft gegen das Armaturenbrett stemmen mußte.

«Bist du verrückt?» schimpfte er. «Was soll denn das?»

«Jetzt mal Klartext, mein Guter! Also: Ich betrüge dich?»

Sie hatte das Tempo so stark verlangsamt, daß man plötzlich die abendlichen Vogelstimmen hören konnte. Es wurde ohne den scharfen Fahrtwind mit einemmal sehr heiß.

«Also? Tu dir keinen Zwang an … So red schon!»

Duval fuhr sich mit der Hand über die Augen, rieb sich die Schläfen. Jetzt nur nicht durchdrehen. Ruhig … Ganz ruhig …«Du hast mir doch erlaubt, über dein Konto zu verfügen, nicht wahr?» sagte er. Es war eine Wohltat, nicht mehr schreien zu müssen.

«Ich sehe da überhaupt keinen Zusammenhang.»

«Also, dann mal ganz von vorn: Wir hatten doch gleich zu Anfang ausgemacht, daß uns alles gemeinsam gehören sollte, nicht wahr? Was dein war, war auch mein; was mein war, das war auch …»

«Aber du hattest ja überhaupt nichts!»

«Schön, ich hatte nichts», fuhr Duval geduldig fort. «Was nichts daran ändert, daß ich das Recht hatte, Geld abzuheben … Ja oder nein?»

Sie zuckte nur die Achseln.

«Und doch behandelst du mich wie einen Dieb … Warum behandle ich eigentlich dich nicht wie eine …»

«Eine was? Sag’s doch!»

«Hör mal, Véronique – jetzt reicht’s mir aber! Letzten Donnerstag hab ich von morgens bis abends versucht, dich zu erreichen – eben wegen dieses Schecks. Bis nachts zwölf Uhr hab ich’s versucht – keine Antwort … Würdest du mir vielleicht sagen, wo du die ganze Zeit gesteckt hast?»

Der Wagen mit dem Motorboot im Schlepp überholte sie langsam. Duval sah den weißen Schiffsbauch und die beiden Schrauben schräg über sich – wie aus der Perspektive eines Tauchers, der zur Wasseroberfläche hochsteigt. Véronique blendete auf. Die Kupferbuchstaben am Heck des Schiffes leuchteten im Scheinwerferlicht auf … LORELEY, las Duval.

«Wenn ich in Paris bin», sagte Véronique, «bin ich immer sehr beschäftigt.»

«Sicher. Fragt sich nur womit.»

«Ich sehe mir alles mögliche an, stell dir vor: Filme, Ausstellungen, Modenschauen …» Sie gab Gas, gab dem Cabriolet die Sporen, und der Fahrtwind begann wieder zu rauschen. «Du und ich, wir sind eben grundverschieden, siehst du … Ich bin an allem interessiert, das ist der Unterschied. Cannes … Gott, ja, ganz hübsch. Aber richtig atmen kann man nur in Paris.»

«Ja, meinst du vielleicht, mir liegt was an Cannes? Scheiß doch auf Cannes! Ich bin bloß hin, weil’s nirgendwo so viele überkandidelte Weiber gibt wie dort – Weiber von deiner Sorte im Grunde: sie haben den lieben langen Tag nichts zu tun; sie sind nicht kränker als du und ich, aber es reizt sie, sich von ihrem Masseur befummeln zu lassen …» Er blickte auf seine spatenförmigen, behaarten Hände und ballte sie langsam zu Fäusten. «Spaß macht’s ihnen schon, sag ich dir, all diese Finger auf ihrer Haut! Die Finger eines Sklaven, der obendrein noch alles mögliche ist – ein bißchen Arzt, ein bißchen Hypnotiseur und so was wie eine Kreuzung zwischen Lebensberater und Putzfrau … Und einer, der immer schön kuscht und katzbuckelt!»

Sie gab wütend Gas, und das schöne weiße Boot wurde zum zweitenmal überholt. Sie näherten sich Lyon; der Verkehr war nicht mehr so flüssig.

«Zünd mir eine Zigarette an», sagte sie. «Im Handschuhfach liegt ein frisches Päckchen.»

Er riß das Päckchen auf und steckte sich widerwillig eine Zigarette zwischen die Lippen. Scheußlich, dieser Mentholgeschmack – einfach widerlich. Typisch: Schon was den Tabak anbetraf, paßten sie nicht zusammen … Erbeeilte sich, Véronique die angezündete Zigarette hinüberzureichen. «Als ich beschloß, mich selbständig zu machen, da warst du doch sehr einverstanden … Aber das kostet natürlich was; das kostet sogar viel – darüber hab ich dich nicht im unklaren gelassen. Allein die Geräte, die Apparaturen – fast eine Million Francs …»

«Bevor man Apparate bestellt, muß man doch zumindest wissen, ob man an Ort und Stelle bleibt – in unserem Fall in Cannes … Aber wozu brauchst du überhaupt Apparate? Du hast doch deine Hände! Genügen die nicht?»

«Ach was – in Cannes oder anderswo … Den Kram brauche ich immer. Man braucht ziemlich viel davon, wenn man Geld machen will.»

«Geld?» Sie dehnte die Pause. «Klingt doch irgendwie … Na – atavistisch, nicht?»

Sie hatte zugeschlagen – bei der ersten unüberlegten Antwort hatte sie zugeschlagen. Er schloß die Augen und beugte sich vor. Der Zorn würgte ihn wie ein Krampf. Eine runterhauen sollte man ihr … Aber dann verschränkte er bloß die Arme.

Sie warf ihm einen raschen Blick zu; sie spürte, daß sie zu weit gegangen war. «Aber du wirst ’ne Menge Geld verdienen …» Es klang auf einmal ganz versöhnlich: «Du hast doch ganz wunderbare Hände …»

«Ach, halt doch die Klappe!»

Die Hinweisschilder und Wegweiser wurden jetzt immer zahlreicher. Hohe Bogenlampen warfen ihr helles Licht auf die Straße. Wie in einem Operationssaal, dachte Duval. Am liebsten wäre er hier in Lyon ausgestiegen – es gab bestimmt noch einen Zug nach Cannes, und diese Frau ging einfach über seine Kräfte. Seit Wochen machte er sich nun schon verrückt … Sie spielten falsch – alle beide. Aber auf diesem Gebiet war er ein blutiger Anfänger, verglichen mit ihr.

«Sollen wir einen Kaffee trinken?» schlug sie vor.

Er gab keine Antwort. O ja, er wußte schon, wie er sie irritieren konnte – nur keine Einseitigkeiten.

Sie bremste und scherte in die Ausfahrt zum Rasthaus ein. «Komm schon, Raoul … Mach nicht so ’n Gesicht … Schön und gut – ich hab mich nicht besonders nett benommen eben – ich geb’s ja zu. Es war nicht nett von mir …» Sie hielt an der Tanksäule, stieg aus und zupfte über dem Rock ihre Strumpfhose zurecht. «Voll, bitte», sagte sie zu dem Tankwart. «Schauen Sie auch nach dem Wasser … Und fahren Sie ihn dann auf den Parkplatz, bitte? Wir sind im Restaurant … Schönen Dank.» Und dann, zu ihm gewandt: «Kommst du?»

Dieser trockene und kalte Befehlston war einfach nicht mehr auszuhalten. Und so was war seine Frau! Fürs ganze Leben …

Dabei war...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2018
Übersetzer Stefanie Weiss
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Autounfall • Frankreich • Hass • Marseille • Masseur • Spannung • Verwechslung
ISBN-10 3-688-11385-3 / 3688113853
ISBN-13 978-3-688-11385-9 / 9783688113859
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