Verhängnisvolle Schatten (eBook)

Ein Ostsee-Krimi
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
248 Seiten
Boyens Buchverlag
978-3-8042-3059-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Verhängnisvolle Schatten -  Jürgen Vogler
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Der Kriminalschriftsteller Karl-Magnus Lindberg orientiert sich bei der Arbeit an seinen Büchern gerne an wahren Fällen und geht bei der Recherche nicht immer ganz legale Wege. Als auf dem Friedhof im ostholsteinischen Altenkrempe eine weibliche Leiche gefunden wird, ist sein Interesse geweckt. Schnell steht fest, dass es sich um die Tochter des Grafen Ruprecht von Bahrenfeld handelt, der auf dem nahegelegenen Gut Hasselburg residiert. Lindbergs schwesterliche Freundin Anna Severin, Kriminalhauptkommissarin bei der Mordkommission der Polizeidirektion Lübeck, übernimmt die Ermittlungen. Obwohl sie eigentlich zur Verschwiegenheit verpflichtet ist, gelingt es Lindberg, sie geschickt über den Fortgang ihrer Arbeit auszufragen. Seltsamerweise zeigt die Familie der Toten kein großes Interesse an der Aufklärung des Falls, so dass Severin nur schleppend vorankommt. Hat die dubiose Firma des Grafensohns Ferdinand, die gebrauchte Autos nach Russland verschifft, etwas mit dem Mord zu tun? Und was hat es mit der Abrissverfügung der Stadt Lübeck für das Haus des alten Ehepaars Kleinschmidt in Travemünde auf sich? Lindberg und Anna Severin geraten in ein Gewirr aus Lügen und Intrigen, dessen Spuren Lindberg bis nach Schweden führen. Ein spannender Ostseekrimi mit einem verblüffenden Ende - ein Muss für jeden Krimi-Liebhaber und Sessel-Detektiv!

Jürgen Vogler, 1946 am Plöner See in der Holsteinischen Schweiz geboren, wohnt heute an der Ostseeküste. Nach seinem Dienst als Pressesprecher bei der Bundespolizei arbeitet er seit 1988 als freier Journalist und Autor. Seine wöchentlichen Zeitungskolumnen über die Vergangenheit Ostholsteins erschienen 2007 als Buch unter dem Titel 'Ostholstein gestern' - 100 Geschichten über Land und Leute'. 2009 entstand der Seeräuber 'Bottelpott - Der beste Pirat aller Zeiten'. 'Jan-Peter, das Deichlamm' enthält fünf aufregende Geschichten von der Küste für die Kleinsten unter uns. Seit 2011 sind neun augenzwinkernde Kurzkrimis in verschiedenen Anthologien erschienen, außerdem der Kriminalroman 'Schwarzer Nebel' (2017). Jürgen Vogler ist ebenfalls Autor der historischen Romane 'Der Mohr von Plön' (2012), 'Der Narr von Eutin' (2014) und 'Der Marquis von Lübeck' (2016).

Jürgen Vogler, 1946 am Plöner See in der Holsteinischen Schweiz geboren, wohnt heute an der Ostseeküste. Nach seinem Dienst als Pressesprecher bei der Bundespolizei arbeitet er seit 1988 als freier Journalist und Autor. Seine wöchentlichen Zeitungskolumnen über die Vergangenheit Ostholsteins erschienen 2007 als Buch unter dem Titel "Ostholstein gestern" - 100 Geschichten über Land und Leute“. 2009 entstand der Seeräuber „Bottelpott - Der beste Pirat aller Zeiten“. „Jan-Peter, das Deichlamm“ enthält fünf aufregende Geschichten von der Küste für die Kleinsten unter uns. Seit 2011 sind neun augenzwinkernde Kurzkrimis in verschiedenen Anthologien erschienen, außerdem der Kriminalroman „Schwarzer Nebel“ (2017). Jürgen Vogler ist ebenfalls Autor der historischen Romane „Der Mohr von Plön“ (2012), „Der Narr von Eutin“ (2014) und „Der Marquis von Lübeck“ (2016).

Kapitel 1

Naturgewalten entladen sich in ihrer brachialen Macht. Sturmböen lassen das Wasser der Ostsee kochen. Schäumende Wellen donnern mit ohrenbetäubendem Lärm an den Strand. Regenschwere Wolken verschieben das bedrohliche Bild am Himmel in Sekundenschnelle. Mitten in dieser Apokalypse steht ein Mensch. Ein beseeltes Lächeln umspielt seinen Mund. Unberührt von den zügellosen Mächten der Natur. Vereint mit den erschreckenden Elementen, die schon zu Urzeiten dem Zorn der Götter zugeschrieben wurden.

Oh, entschuldigen Sie bitte. Ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen. Mein Name ist Karl-Magnus Lindberg. Und ich muss Sie auch dafür um Verzeihung bitten, dass ich Sie so unvorbereitet mit meinen etwas euphorischen literarischen Ergüssen überschüttet habe. Aber das ist quasi eine Berufskrankheit. Ich bin Schriftsteller. Sie müssen wissen, um diese Profession einigermaßen erfüllen zu können, gibt es nur eine zwingende Voraussetzung: Fantasie. Ein bedeutender Kollege von mir hat es einmal so formuliert: Eine Welt ohne Fantasie lässt Engel weinen! Und er hat recht. Ich für meinen Teil würde die Fantasie-Theorie für Autoren noch um den Begriff „Neugier“ erweitern. Wer nicht wissbegierig ist, der lebt Zeit seines Lebens in einem Kokon seiner Beschränktheit. Ganz im Vertrauen, ohne Neugier würde die Menschheit heute noch in Höhlen hausen.

Es war der ideale Tag für eine Motorradtour durch die Holsteinische Schweiz. Der Spätsommer zeigte sich von seiner besten Seite. Ein strahlend blauer Himmel, verziert mit vereinzelten blumenkohlähnlichen Kumuluswolken.

„Mein Gott, warum hab’ ich mich nicht viel früher wieder auf mein Moped geschwungen“, waren Lindbergs Gedanken, als er in elegantem Schwung den Kurven der Landstraße zwischen dem Bungsberg und Neustadt folgte. Seine schwere Maschine, eine Kawasaki VN 1500 Classic Tourer, brummte gutmütig vor sich hin. Zwei Jahre lang hatte das Motorrad sicher und gut abgedeckt in der Garage gestanden, um heute wie Dornröschen aus seinem tiefen Schlaf wieder erweckt zu werden.

Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es so schön. Doch wen das Schicksal auf brutale Weise aus der Bahn wirft, der will solche Weisheiten nicht hören. Auch Lindberg damals nicht. Zuviel verband ihn mit Katja und seinem Motorrad. Gemeinsame Kurztrips durch Holsteins Rapsfelder gehörten ebenso dazu wie auch ausgiebige Touren durch die Wälder Schwedens oder die Bergwelt der Alpen. Fünf Jahre waren sie ein Paar gewesen. Auch wenn sie in zwei verschiedenen Welten lebten, so gab es zwischen ihnen einen unbeschreiblichen Gleichklang. Während er in Lübeck und an der Ostseeküste als Schriftsteller nach aufregenden Ereignissen und Inspirationen für seine Kriminalgeschichten fahndete, flog sie als Auslandskorrespondentin für das Fernsehen um den Erdball. Nicht selten erblickte er sie in den Nachrichten auf dem Bildschirm, bis er sie erst Tage später wieder in die Arme nehmen konnte. Das Haus in Lübecks Altstadt war ihr kleines Refugium. Sein Arbeitsplatz als Schriftsteller und Katjas Anlaufpunkt und Ruhepol nach ihren Ausflügen in andere Länder bis zu jenem Tag, als das kleine Kartenhaus des Glücks von heute auf morgen zusammenbrach. Katjas Flugzeug war mit dem Kamerateam im Regenwald des Amazonas abgestürzt. Es gab keine Überlebenden. Für Lindberg folgte eine Zeit vollkommener Leere. Ein Leben im Vakuum. Er war monatelang nicht in der Lage gewesen, konstruktiv zu denken oder auch nur eine Zeile zu schreiben. Sein Verlag zeigte Verständnis. Doch irgendwann schwand auch dessen Geduld. Verträge mussten eingehalten, Leserwünsche erfüllt werden. Später war Lindberg dankbar dafür, dass ihn dieser Druck wieder aus seinem Tal der Tränen zurück geholt hatte. Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. Ein bisschen Wahrheit scheint doch daran zu sein.

Auch wenn Lindberg bei seiner ersten Motorradtour nach der schweren Zeit schmerzlich jenes Gefühl vermisste, wenn Katja von hinten ihre Arme um ihn geschlungen und ihren Kopf an seine Schultern gelegt hatte, so genoss er doch die Tour nach der langen Zeit seiner Motorradabstinenz. Lindberg konnte nicht ahnen, dass seine Gedanken in wenigen Sekunden durch ein ungewöhnliches Bild abgelenkt werden würden.

Er hatte gar nicht bemerkt, dass er inzwischen auf dem Weg von Schönwalde nach Neustadt bereits auf der Höhe des Gutes Hasselburg angekommen war. Kurz nach dem Bahnübergang sah er links mehrere Polizeifahrzeuge stehen. Hier lag der Friedhof von Altenkrempe. Seine Neugier war geweckt. Er hielt an, stellte seine Maschine ab und erklomm die wenigen Stufen zum Friedhof. Gebremst wurde er von einer Menschengruppe, die sich vor einem Absperrband der Polizei drängelte. Neugierig verfolgte er die Geschehnisse auf dem Friedhofsgelände. Vor einem weißen Gebäude mit rotem Schindeldach, das wie eine kleine Kapelle aussah, entdeckte er Kriminaltechniker in ihren weißen Overalls. Zwischen ihnen auch Anna Severin. Eine attraktive Erscheinung. Schlank und sportlich. Was ihre kurzen dunkelbraunen Haare noch unterstrichen. Wer sie genau beobachtete, erkannte sofort, wer hier das Sagen hatte. Sie war nicht nur Kriminalhauptkommissarin und Chefermittlerin der Mordkommission bei der Lübecker Polizeidirektion, sondern auch Lindbergs langjährige Freundin. Sie verbanden die menschlichen Abgründe. Wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. Während sie aus beruflichen Gründen das Verbrechen aufklären und die Unholde jagen musste, beschränkte sich sein Interesse auf die literarisch verwertbare Geschichte, die hinter allem Übel stand. Der Faszination der Recherche und der Verbrecherjagd konnte er sich dabei allerdings nie entziehen. Doch darin lag das Problem. Anna durfte als Polizistin natürlich nicht zulassen, dass er ihr bei der Ermittlung von Straftaten, neugierig, wie er nun einmal war, permanent ins Handwerk pfuschte. Lindbergs Penetranz und auch seine etwas unkonventionellen Methoden führten jedoch nicht selten zu hilfreichen Hinweisen und Fahndungserfolgen. Kurzum, sie mochten sich auf eine ganz besondere Weise, halfen sich gegenseitig, soweit die Vorschriften es erlaubten und manchmal auch ein wenig darüber hinaus. Ihre freundschaftliche Verbundenheit erstreckte sich aber nicht nur auf die beruflich kriminellen Elemente ihres Lebens. Auch privat trafen sie sich regelmäßig. Sie vertrauten sich gegenseitig und pflegten eine liebevolle Nähe, die einem Geschwisterpaar gleich kam. Unter einigen Kollegen von Anna gab es daher auch einige Kriminalbeamte, die Lindberg lieber von weitem sahen. Allen voran Kriminalhauptkommissar Heribert Anderlecht, seines Zeichens Leiter der Kriminaltechnik. Für ihn war der Autor ein rotes Tuch. Den wahren Grund dafür konnte Lindberg nur vermuten. Er war eifersüchtig. Anna hatte berichtet, dass sie es unlängst für nötig hielt, den plumpen Annährungsversuchen des Kriminaltechnikers eine unmissverständliche Abfuhr zu erteilen. Was dessen überzogenes Ego offensichtlich nicht gefallen hatte.

Auch heute dirigierte er seine Mitarbeiter mit bedeutungsschwangeren Handzeichen, obwohl alle genau wussten, was sie zu tun hatten.

„Was ist denn hier passiert?“, fragte Lindberg einen der Zaungäste, nachdem er eine Weile die Szene beobachtet hatte.

„Da soll jemand ’ne Leiche gefunden haben“, stellte sein Nachbar bedeutungsvoll fest.

„Ist ja auf einem Friedhof nichts Ungewöhnliches“, konnte sich Lindberg nicht verkneifen.

„Nee, aber nicht wegen eine Beerdigung, sondern ganz frisch. Da inne Kapelle“, wusste eine ältere Frau zu berichten, die eine grüne Gießkanne vor ihrem Bauch mit den Armen umschlungen hielt.

Lindberg trat ein wenig zur Seite, um die Szenerie noch besser beobachten zu können. Dabei trafen sich Annas und seine Blicke. Sie sprach noch kurz mit ihren beiden Satelliten, wie Lindberg ihre Kollegen stets nannte. Kriminaloberkommissar Clemens Korthals. Ein zupackender junger Mann mit Ecken und Kanten, der sich nicht so schnell die Butter vom Brot nehmen ließ und den Anna als zuverlässigen Kollegen schätzte, wie Lindberg wusste. Der Zweite war Kriminalkommissar Malte Bockmann. Er war erst neu im Team und wollte daher alles richtig machen, was ihm in seinem Eifer nicht immer gelang.

Anna kam auf Lindberg zu.

„Lindberg, was machst du denn hier?“, begrüßte sie ihn erstaunt, „und wieso bist du im Rockerdress?“ Bis auf seine Mutter hatte es bisher niemanden gegeben, der ihn Karl-Magnus gerufen hatte. Jeder sagte „Lindberg“. Das war schon in der Schule so. Wie das entstanden war, wusste keiner so genau. Er selbst auch nicht.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, liebe Anna“, erwiderte Lindberg schmunzelnd.

„Verzeih. Du siehst ja. Viel Trubel hier.“ Anna legte ihre Hand versöhnlich auf seinen Arm.

„Todesermittlung?“, tastete er sich vorsichtig vor.

Anna zog ihn ein paar Schritte zur Seite von den Neugierigen fort, die das kurze Gespräch bereits mit langen Ohren belauscht hatten.

„Weibliche Leiche in der Kapelle dort.“ Anna wies mit dem Kopf auf das Häuschen hin, wo die Kriminaltechniker nach Spuren suchten. „Aber du weißt ja, mehr darf ich nicht …“

„Frau Severin, wenn Sie etwas Zeit für unsere Ermittlungen hätten, wäre ich Ihnen überaus dankbar“, wurde Anna unterbrochen. Der Leiter der Kriminaltechnik hielt es für nötig, die Totenruhe auf dem Friedhof lautstark zu stören, indem er quer über den Platz bellte. Dieser Wichtigtuer.

Anna reagierte gelassen und hob lediglich die Hand, als Zeichen, dass sie sein unüberhörbares Signal verstanden hatte.

„Unser spezieller Freund verlangt nach mir“, stellte sie lächelnd fest. „Du bist mit dem Motorrad unterwegs?“

„Ja, das erste Mal...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Belletristik • Holsteinische Schweiz • Kriminalroman • Ostholstein • Regionalkrimi • Schleswig-Holstein
ISBN-10 3-8042-3059-8 / 3804230598
ISBN-13 978-3-8042-3059-0 / 9783804230590
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