Der Spielmann (eBook)

Die Geschichte des Johann Georg Faustus | Das große Abenteuer-Epos vom Bestsellerautor

***** 1 Bewertung

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2018 | 1. Auflage
784 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1814-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Spielmann -  Oliver Pötzsch
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Das älteste Spiel der Welt ist das Spiel um deine Seele ... 1486: Knittlingen ist ein ruhiger Ort im Kraichgau. Bis zu dem Tag, als die Gaukler in die Stadt kommen - und plötzlich Kinder verschwinden. Johann Georg, genannt 'Faustus', der Glückliche, kümmert das nicht. Ihn interessiert nur der Spielmann und Magier Tonio del Moravia: Von dem blassen Mann mit den stechend schwarzen Augen, der Johann eine große Zukunft als Gelehrter voraussagt, geht eine seltsame Faszination aus. Johann schließt sich ihm an, gemeinsam ziehen sie durch die deutschen Lande. Der junge Mann saugt alles auf, was Tonio ihm beibringt. Doch von Tonios Lehren geht eine ungeahnte Gefahr aus, und schon bald beschleicht Johann das Gefühl, dass sein Meister mit dunklen Mächten im Bunde steht. Mächte, die Johanns ganzes weiteres Leben bestimmen werden ...  Ein farbenprächtiges Abenteuer-Epos von Bestsellerautor Oliver Pötzsch

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der Henkerstochter-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitete nach dem Studium zunächst als Journalist und Filmautor beim Bayerischen Rundfunk. Heute lebt er als Autor mit seiner Familie in München. Seine historischen Romane haben ihn weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht: Die Bände der "Henkerstochter"-Serie sind internationale Bestseller und wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt.

Prolog


Knittlingen im Kraichgau, 27. Oktober Anno Domini 1486

Im Herbst, als die Kinder verschwanden, kamen die Gaukler in die Stadt.

Mit offenem Mund stand der kleine Johann in einer Nische des Oberen Stadttors und beobachtete den lärmenden, tanzenden, singenden Zug bunter Menschen. Wie eine kleine Armee überquerten sie die Zugbrücke über den morastigen Stadtgraben, durchschritten das weit geöffnete Tor und füllten Knittlingen mit Leben. Vorneweg schlugen zwei fremdländisch aussehende, dunkelhäutige Männer Rad, dazwischen stolzierte eine Handvoll Spielleute mit Einhandpfeifen, Sackpfeifen und Tamburinen. Es folgten maskierte Seil­tänzer, ein buckliger Zwerg im Narrenkostüm, Schwerter schwingende Schaufechter und ein leibhaftiger zottiger Bär, der von einem Riesen an einer Kette geführt wurde. Noch nie hatte Johann eine solche Pracht gesehen! Fast so, als wäre der Kaiser selbst in die kleine Pfälzer Stadt gekommen. Die geduckten Steinhäuser erstrahlten mit einem Mal in einem seltsamen Glanz, und ein exotischer Geruch umwölkte Johanns Nase – der Geruch der fernen Welt.

Einer nach dem anderen zogen die Gaukler an ihm vorbei, gefolgt von einer Schar lachender Kinder, die wie er sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet hatten. Einer der Seiltänzer zwinkerte ihm zu, jemand lachte und gab ihm einen Stups, der ihn zurücktaumeln ließ. Erst jetzt merkte Johann, dass er vor lauter Staunen und Schauen zu weit auf die Straße hinausgetreten war. Die Räder eines Fuhrwerks rollten nur um Haaresbreite an ihm vorbei; tiefe Furchen gruben sich in den vom letzten Regen noch nassen Boden. Von den umliegenden Hügeln und Wäldern senkte sich feuchter, kalter Herbstnebel über die Stadt, doch Johann spürte ihn nicht; er starrte weiter auf die nicht enden wollende Karawane von Menschen, Karren, Pferden und Ochsen, die unter lautem Getöse in die Stadt einzog.

Woher sie wohl alle kommen?, dachte er. Aus dem großen Nürnberg? Aus den welschen Landen hinter den Alpen oder vielleicht sogar von jenseits des Meeres? Dort, wo Kopffüßler, Löwen und Drachen wohnen …

Für ihn selbst hörte die Welt schon hinter den nächsten Hügeln des Kraichgaus auf, dahinter begannen die Sagen, Märchen und Legenden. Wann immer seine Mutter die Kraft dazu aufbrachte, erzählte sie ihm Geschichten, vom schlafenden Kaiser Barbarossa, von Rittern, Gnomen und Feenköniginnen, vom Schwarzen Mann im Wald, von den Reichstagen in Augsburg und Nürnberg und von rauschenden Festen. Johann saß auf ihrem Schoß und lauschte gebannt ihrer sanften Stimme.

Nach den Gauklern folgten die vielen Händler, einige mit rumpelnden Fuhrwerken, andere nur mit einer Kraxe auf dem gebeugten Rücken. Wie jedes Jahr am Simonis-Judae-Tag, dem Feiertag der beiden Apostel, stellten sie ihre Stände entlang der Marktstraße auf, die vom Oberen Stadttor zur Leonhardskirche führte. Der Herbstmarkt war der größte Jahrmarkt Knittlingens, mit dem Cantate-Markt im Frühling. Aus Bretten, Pforzheim, ja sogar aus dem fernen Heidelberg strömten die Menschen herbei, um hier ihre Waren feilzubieten.

Seit Wochen schon freute sich Johann auf diesen Tag. Er war acht Jahre alt, der Markt im letzten Herbst nur noch eine ferne Erinnerung. Schon am frühen Morgen war er zum Stadttor gelaufen, um die ersten Spielleute, Kaufleute und Tandler abzupassen, doch erst jetzt, gegen Mittag, füllte sich der Ort. Als auch der letzte Händler durch das Tor gezogen war, folgte Johann dem Zug hinein in die Stadt. Marktschreier balgten sich um die besten Plätze nahe der Kirche, ein bärtiger, bereits betrunkener Wanderprediger verkündete von einem Weinfass aus den baldigen Weltuntergang, die Musikanten spielten zum Tanz auf, mit lauten Schlägen wurde gegenüber dem Gasthaus »Zum Löwen« das erste Weinfass angezapft. Es roch nach Maische, Most, Pferdemist, Rauch und dem Kochdunst aus den vielen Garküchen, der Johann verführerisch in die Nase stieg. Eine erste Ahnung von Schnee lag in der Luft. Die Bauern sagten, dass mit dem Simonis-Judae-Tag jedes Jahr der Winter bereits leise, aber eindringlich an die Tür klopfe.

Ganz Knittlingen hatte sich für diesen Tag fein gemacht. Die reichen Bauern trugen wie beim Kirchgang Schauben und weiße Barchenthemden, die Frauen bedeckten ihr Haar mit Tüchern, die zu kunstfertigen Hauben gebunden waren. Für Johann war es schwer, zwischen all den lärmenden, lachenden, feilschenden Erwachsenen ein Durchkommen zu finden. Gelegentlich traf er im Gewühl auf andere Kinder aus dem Ort, die rothaarigen Bäckerszwillinge Josef und Max, den breitschultrigen Sohn vom Schmied, der mit seinen zwölf Jahren schon so stark war wie ein Ochse, den kleinen, schmächtigen Hans vom »Adler«-Wirt unten am Graben. Doch wie so oft wichen sie Johann aus oder tuschelten, kaum dass er an ihnen vorbeigegangen war. Johann hatte sich so sehr daran gewöhnt, dass es ihm fast nicht mehr auffiel. Nur gelegentlich, wenn er wieder einmal mit seinen Träumen allein durch die Wälder rund um Knittlingen wanderte, durchbohrte ihn noch ein Schmerz.

Seine Mutter meinte, er solle sich nicht weiter um die anderen Kinder kümmern. Er sei anders als sie, klüger, aufgeweckter, eben nicht ihresgleichen. Von edlem Blut, hatte sie einmal erklärt, auch wenn Johann nicht wusste, was sie damit sagen wollte.

Tatsächlich wurde Johann in der Deutschen Schule drüben im Spital, die er seit letztem Jahr besuchte, schnell langweilig. Was den übrigen Schülern schwerfiel, das Auswendiglernen, das Rechnen, das wenige Latein aus dem Katechismus, ging ihm leicht von der Hand. Gelegentlich verbesserte er sogar den Lehrer, einen alten, verbitterten Mann, der in Knittlingen auch der Frühmesner war. Oft hakte Johann nach, erkundigte sich nach anderen Ländern, dem Lauf des Mondes, der Kraft des Wassers – doch egal, was er wissen wollte, der Alte hatte keine Antwort darauf. Und wenn die anderen Buben Johann schlugen, stand er nur daneben und grinste verstohlen.

»Pass doch auf, du Zwerg! Wenn du mir noch mal auf die Zehen trittst, schlag ich dir das neunmalkluge Gesicht zu Brei!«

Ludwig, der kräftige, zwei Jahre ältere Sohn des Knittlinger Pflegverwalters, hatte ihm einen Hieb in die Magengrube versetzt. Johann keuchte und hielt sich den Bauch, doch er wehrte sich nicht. Ludwig überragte ihn um fast zwei Köpfe. Die Worte seiner Mutter fielen Johann wieder ein. Wenn er wirklich von edlerem Blute war als die anderen Kinder, warum hatte Gott ihn dann so verflucht klein geraten lassen? Gerne hätte er weniger Verstand, aber dafür ein wenig mehr Muskeln besessen, die einzige Währung, die unter Kindern wirklich zählte.

»Jetzt verzieh dich schon!«, drohte Ludwig und pulte sich den Rest einer geräucherten Wurst aus den Zähnen, das Fett tropfte ihm vom Kinn. »Wisch dir den Arsch mit Büchern, anstatt anderen Leuten im Weg herumzustehen!«

Johann schwieg und suchte schnell das Weite, bevor Ludwig noch einmal zuschlug. Endlich hatte er sich mithilfe spitzer Ellenbogen bis zu dem kleinen Platz vor der Kirche durchgekämpft. Hier hatten die Gaukler in der Zwischenzeit ihre Bühne aufgebaut – ein paar Holzlatten und Bretter auf vier Fässern, auf denen sie ihre Kunststücke darboten. Ein Spielmann rührte die Trommel, ein anderer schlug auf ein Becken und kündigte so die nächste Nummer an. Eben waren Jongleure an der Reihe, die bunte Holzkugeln und brennende Fackeln durch die Luft warfen und erst im letzten Moment wieder auffingen – zum wohligen Entsetzen der Knittlinger.

Johann klatschte eifrig, auch bei der nächsten Darbietung, bei der der bucklige Zwerg einige Knittelverse auf Wein, Weib und Gesang zum Besten gab und dann von dem Riesen in einen Humpen, groß wie ein Fass, getaucht wurde. Die Leute lachten laut und grölten, sodass Johann die leise Stimme neben sich zunächst überhörte. Erst als ihn jemand am Ohr zog, zuckte er zusammen. Im ersten Augenblick glaubte er, es wäre wieder Ludwig, der ihm eine Abreibung verpassen wollte.

»He, bist du taub? Hat dich einer der Spielleute verzaubert, dass du hier wie ein tumber Fels herumstehst und Löcher in die Luft starrst?«

Johann drehte sich um und lächelte erleichtert. Vor ihm stand Margarethe, Ludwigs jüngere Schwester. Sie trug ein graues Kleid, dessen blütenweiße Schürze unten bereits mit Mist besprenkelt war, die strohblonden Haare hingen ihr wie so oft wild ins Gesicht. Margarethe war eines der wenigen Knittlinger Kinder, das Johann gut leiden konnte und sich mit ihm abgab. Schon zweimal hatte sie ihn vor den anderen Buben beschützt, indem sie mit ihrem Vater gedroht hatte. Sogar Ludwig hörte auf sie. Zwar hatte Johann hinterher nur umso mehr Prügel kassiert, doch es hatte nicht so wehgetan wie sonst. Er hatte einfach die Augen geschlossen und an Margarethes blondes Haar gedacht, das wie Stroh im Sommer leuchtete. Allerdings gab es ein Problem: Immer wenn Margarethe ihn ansprach, war sein Mund zunächst versiegelt. Es war wie verhext! Auch jetzt brachte er kein Wort her­aus.

»Du magst die Gaukler, nicht wahr?«, fragte Margarethe und biss in einen rot gefleckten, prallen Apfel.

Johann nickte stumm, und...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2018
Reihe/Serie Faustus-Serie
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuer • Abenteuerroman • Daniel Wolf • Das Salz der Erde • Der Medicus • Deutschland • Dr. Faustus • Faust • Faustus • Game of Thrones • Gaukler • Gelehrter • George R.R. Martin • Gilles de Rais • Henkerstochter • Historienroman • Historischer Roman • Historischer Roman Bestseller • Historischer Roman Deutschland • Ken Follett • Kraichgau • Legende • Mittelalter • Noah Gordon • Pakt mit dem Teufel • Rattenfänger von Hameln • Reformation • Ritter • R.R. Martin • Satan • Säulen der Erde • Teufel • Wolf Serno
ISBN-10 3-8437-1814-8 / 3843718148
ISBN-13 978-3-8437-1814-1 / 9783843718141
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5 Der Spielmann

von (Oberhausen), am 16.10.2018

Der Autor Oliver Pötsch verarbeitet in seinem Roman Der Spielmann die Geschichten rund um Dr. Johann Faust der schon in einigen Romanen und Stücken eine Hauptrolle spielen dufte.

Der Autor beschreibt Jugend und mittleres Alter von Johann Faust wie er es sich vorstellen kann, nachdem er diverse Quellen verfolgt hat.

Der Schreibstil des Autors ist schnörkellos und gut lesbar und auch die allgemeine Spannung im Buch bleibt stets erhalten, auch wenn es um das Alltagsleben von Johann geht. Die einzelnen Charaktere werden gut ins Gesamtbild eingefügt und es entwickelt sich ein lebendiges Bild der damaligen Zeit und die Lebensumstände. Die Schicksalsschläge die Johann ereilen sind nicht immer nur von außen herbeigeführt, sondern liegen auch in Johann selbst bedingt und wie er sich und seine Umwelt sieht.

Besonders gut gefallen haben mir die Erläuterungen des Autors zum Werk selber und seine kleiner Reiseführer durch Johanns Welt.
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,4 MB

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