Hinter den drei Kiefern -  Louise Penny

Hinter den drei Kiefern (eBook)

Der 13. Fall für Gamache

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
496 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70004-3 (ISBN)
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Three Pines. In den Wäldern Kanadas, nur eine Stunde von Montréal entfernt, liegt dieses idyllische Dorf. Aber am Morgen nach Halloween legt sich ein Schatten über Three Pines. Mitten im Dorf steht eine düster verkleidete Gestalt. Niemand weiß, wer sie ist und was sie vorhat. Auch Armand Gamache, der Polizeichef von Québec, der in Three Pines ein Wochenendhaus besitzt, um sich von seiner aufreibenden Arbeit zu erholen, kann ihr kein Wort entlocken. Was sollte er auch tun? Herumzustehen ist schließlich keine Straftat. Aber spätestens als eine Leiche gefunden wird, bricht Unruhe aus: Warum hat Gamache es nicht geschafft, die Dorfbewohner zu schützen? Monate später, als der Fall vor Gericht kommt, zweifeln allean der Kompetenz des Superintendent. Und auch Gamache ist sich nicht sicher, ob sein Plan wirklich aufgeht. Ein riskanter Plan ...

Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Angewandten Kunst achtzehn Jahre lang als Rundfunkjournalistin und Moderatorin in ganz Kanada. Mit dem Schreiben begann sie erst spät. Ihr erster Roman Das Dorf in den roten Wäldern wurde 2005 weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, und auch die folgenden Gamache-Krimis wurden vielfach ausgezeichnet und eroberten die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern. Louise Penny lebt in Sutton bei Que?bec, einem kleinen Städtchen, das Three Pines zum Verwechseln ähnelt.

Louise Penny, 1958 in Toronto geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Angewandten Kunst achtzehn Jahre lang als Rundfunkjournalistin und Moderatorin in ganz Kanada. Mit dem Schreiben begann sie erst spät. Ihr erster Roman Das Dorf in den roten Wäldern wurde 2005 weltweit als Entdeckung des Jahres gefeiert, und auch die folgenden Gamache-Krimis wurden vielfach ausgezeichnet und eroberten die Bestsellerlisten in zahlreichen Ländern. Louise Penny lebt in Sutton bei Québec, einem kleinen Städtchen, das Three Pines zum Verwechseln ähnelt.

1


»Nennen Sie uns bitte Ihren Namen.«

»Armand Gamache.«

»Und Sie sind der Leiter der Sûreté du Québec?«

»Der Chief Superintendent, oui

Gamache saß aufrecht auf dem Holzstuhl. Es war heiß an diesem Vormittag im Juli. Drückend. Er schmeckte den Schweiß auf seiner Oberlippe, dabei war es erst zehn Uhr. Es fing erst an.

Er konnte sich schönere Orte als den Zeugenstand vorstellen. Und auch schönere Beschäftigungen, als Zeuge zu sein. Gegen einen anderen Menschen auszusagen. Nur wenige Male in seiner Laufbahn hatte er Befriedigung dabei empfunden, sogar Freude, aber dieses Mal gehörte nicht dazu.

Armand Gamache saß auf dem unbequemen Stuhl, unter Eid, und gestand sich ein, dass er zwar an das Gesetz glaubte, in dessen Dienst er sein ganzes Leben gearbeitet hatte, mehr noch aber seinem Gewissen verpflichtet war.

Und das erwies sich als ziemlich unerbittlicher Richter.

»Soweit ich weiß, haben Sie auch die Festnahme vorgenommen.«

»Das stimmt.«

»Ist es nicht ungewöhnlich, dass der Chief Superintendent selbst eine Festnahme vornimmt?«

»Ich bekleide diesen Posten erst seit kurzem, wie Sie wissen. Daher ist für mich alles noch ungewöhnlich. Aber in diesem besonderen Fall konnte ich praktisch nicht anders.«

Der Staatsanwalt lächelte. Da er mit dem Rücken zu den Zuschauern und den Geschworenen stand, sah das sonst niemand. Außer vielleicht die Richterin, der nur wenig entging.

Und was Judge Corriveau sah, war kein besonders freundliches Lächeln. Eher ein höhnisches Grinsen. Es überraschte sie, weil der Staatsanwalt und der Chief Superintendent doch eigentlich auf derselben Seite standen.

Wobei ihr klar war, dass die beiden sich deswegen noch lange nicht mögen oder schätzen mussten. Auch sie hatte Kollegen, die sie nicht besonders schätzte, allerdings glaubte sie nicht, dass sie sie jemals mit einem solchen Ausdruck angesehen hatte.

Während sie versuchte, aus den beiden schlau zu werden, wurde sie von Gamache taxiert. Er versuchte ebenso, aus ihr schlau zu werden.

Welcher Richter einem Fall zugeteilt wurde, war entscheidend. Es konnte Einfluss auf das Urteil haben. Und es hatte noch nie so viel Bedeutung gehabt wie in diesem Fall. Nicht nur die Auslegung des Gesetzes hing davon ab, sondern auch die Atmosphäre im Gerichtssaal. Wie streng würde es zugehen? Wie viel Spielraum gäbe es?

War der Richter aufmerksam? Schon halb im Ruhestand? Fieberte er dem Feierabendbier entgegen? Oder hatte er es sich schon morgens gegönnt?

Diese Richterin gewiss nicht.

Maureen Corriveau war neu auf dem Richterstuhl. Es war ihr erster Mordprozess, wie Gamache wusste. Sie tat ihm leid. Sie hatte keine Ahnung, welches Pech sie mit diesem Fall hatte. Dass sie hier wenig Erfreuliches erwartete.

Sie war mittleren Alters, und ihr Haar wurde langsam grau, ohne dass sie etwas dagegen unternahm. Vielleicht ein Zeichen von Autorität oder Reife. Oder weil sie niemanden mehr beeindrucken musste. Sie war eine hervorragende Prozessanwältin und Partnerin in einer Kanzlei in Montréal gewesen. Sie war blond gewesen. Dann kam der Aufstieg. In Großbritannien würde man sagen, sie sei Kronanwältin geworden. Ein wenig musste sie sich wie ein Fallschirmspringer beim Absprung aus einem Flugzeug fühlen.

Die Richterin drehte sich wieder zu ihm. Sie hatte einen durchdringenden Blick. Klug. Aber Gamache fragte sich, wie viel sie tatsächlich sah. Und wie viel ihr entging.

Sie wirkte gelassen. Aber das hieß nichts. Er wirkte wahrscheinlich auch gelassen.

Er sah sich im vollbesetzten Gerichtssaal des Palais de Justice in Vieux-Montréal um. Die meisten, die man hier hätte erwarten können, waren zu Hause geblieben. Einige, wie Myrna, Clara und Reine-Marie, würden in den Zeugenstand gerufen werden und wollten erst kommen, wenn sie mussten. Andere Dorfbewohner – Olivier, Gabri, Ruth – hatten einfach keine Lust, Three Pines zu verlassen, nur um die Fahrt in die stickige Großstadt auf sich zu nehmen und die Tragödie erneut zu durchleben.

Dafür war Jean-Guy Beauvoir hier, Gamaches Stellvertreter, ebenso Chief Inspector Isabelle Lacoste, Leiterin der Mordkommission.

Früh genug würden sie in den Zeugenstand gerufen werden. Vielleicht würde es aber auch nicht dazu kommen.

Er wandte seinen Blick wieder zum Chief Crown Prosecutor, Generalstaatsanwalt Barry Zalmanowitz. Dabei streifte er den von Judge Corriveau. Zu seinem Verdruss neigte sie leicht den Kopf. Und ihre Augen wurden ein kleines bisschen schmaler.

Was hatte sie in seinen Augen gesehen? Hatte die frischgebackene Richterin mitbekommen, was er zu verbergen versuchte? Unbedingt zu verbergen versuchte?

Wenn sie es sah, dann würde sie es bestimmt missverstehen. Sie würde glauben, dass er Zweifel an der Richtigkeit der Anklage hatte.

Die bezweifelte Armand Gamache jedoch keineswegs. Er wusste genau, wer den Mord begangen hatte. Er machte sich nur ein wenig Sorgen, dass etwas schiefgehen könnte. Und ein überaus hinterhältiger Mörder entkäme.

Er sah zu, wie der Staatsanwalt bedächtig zu seinem Tisch ging, seine Brille aufsetzte und sorgfältig, geradezu effekthascherisch, ein Blatt Papier studierte.

Das Blatt war vermutlich leer, dachte Gamache. Oder es war eine Einkaufsliste. Ziemlich sicher war es ein Kniff, eine Finte. Ein Zaubertrick.

Gerichtsverfahren waren, genau wie katholische Messen, das reinste Theater. Er meinte den Weihrauch zu riechen und das Glockengebimmel zu hören.

Die Geschworenen, die von der Hitze noch nicht ganz betäubt waren, folgten jeder Bewegung des gewieften Staatsanwalts. Wie von ihm bezweckt. Aber er spielte nicht die Hauptfigur in diesem Drama. Diese Rolle hatte jemand inne, der nicht auf der Bühne stand und höchstwahrscheinlich niemals ein Wort sagen würde.

Der Staatsanwalt nahm seine Brille wieder ab, und Gamache hörte das leise Rascheln der Seidenrobe der Richterin, die ihre Ungeduld kaum noch verbarg. Die Geschworenen mochten beeindruckt sein, die Richterin war es nicht. Und die Geschworenen würden es auch nicht mehr lange sein. Dafür waren sie zu klug.

»Soweit ich weiß, gibt es ein Geständnis«, sagte der Staatsanwalt und bedachte den Leiter der Sûreté mit einem professoralen Blick, den er sich bei Gamache hätte sparen können.

»Es gab ein Geständnis, ja.«

»Geschah das im Lauf der Vernehmung, Chief Superintendent?«

Gamache bemerkte, dass der Staatsanwalt erneut seinen Rang genannt hatte, als könnte jemand in dieser Position eigentlich keinen Fehler machen.

»Nein. Das war bei mir zu Hause, und das Geständnis wurde freiwillig abgelegt.«

»Einspruch.« Der Verteidiger sprang auf, ein wenig spät, dachte Gamache. »Das ist irrelevant. Es gab kein Mordgeständnis.«

»Das stimmt. Das Geständnis, von dem ich spreche, betraf nicht den Mord«, sagte der Staatsanwalt. »Aber es führte direkt zu der Anklage, stimmt das, Chief Superintendent?«

Gamache sah zur Richterin. Wartete auf ihre Entscheidung über den Einspruch.

Sie zögerte.

»Abgelehnt«, sagte sie. »Sie dürfen antworten.«

»Der Besuch erfolgte freiwillig«, sagte Gamache. »Und ja, das Geständnis war zum damaligen Zeitpunkt von zentraler Bedeutung für unser weiteres Vorgehen, das zur Anklageerhebung führte.«

»Waren Sie von diesem Besuch überrascht?«

»Euer Ehren«, sagte der Verteidiger und sprang erneut auf. »Einspruch. Subjektiv und irrelevant. Warum soll es von Bedeutung sein, ob Monsieur Gamache überrascht war oder nicht?«

»Stattgegeben.« Die Richterin wandte sich an Gamache. »Antworten Sie nicht.«

Gamache hatte nicht vorgehabt, die Frage zu beantworten. Die Richterin hatte recht. Seine Antwort wäre subjektiv. Aber er hielt sie nicht für irrelevant.

War er überrascht gewesen?

Als er gesehen hatte, wer da auf der Veranda seines Hauses in dem kleinen Dorf in Québec stand, war er natürlich überrascht gewesen. Erst hatte er nicht genau sagen können, wer sich in dem schweren Mantel mit der über den Kopf gezogenen Kapuze verbarg. Mann, Frau? Jung, alt? Gamache meinte noch, die Hagelkörner zu hören, die gegen sein Haus prasselten, als sich der bitterkalte Novemberregen in Eisregen verwandelt hatte.

Wenn er jetzt, in der Julihitze, nur daran dachte, fröstelte ihn.

Ja. Er war überrascht gewesen. Er hatte nicht mit dem Besuch gerechnet.

Für das, was dann kam, war das Wort Überraschung zu schwach.

»Ich möchte nicht, dass mein erster Mordprozess vor einem Berufungsgericht endet«, sagte die Richterin so leise, dass nur Gamache sie hören konnte.

»Ich glaube, dafür ist es zu spät, Euer Ehren. Dieser Fall begann vor einem höheren Gericht und dort wird er auch enden.«

Die Richterin rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. Ihr war unbehaglich. Etwas hatte sich geändert. Durch diesen seltsamen Austausch.

Worte konnte sie entschlüsseln, egal wie kryptisch sie waren. Es war Gamaches Blick, der sie irritierte. Sie fragte sich, ob er sich dieses Blicks bewusst war.

Auch wenn Judge Corriveau nicht sagen konnte, was es war, wusste sie, dass der Chief Superintendent der Sûreté nicht so schauen sollte. Während er sich im Zeugenstand befand. Bei einem Mordprozess.

Maureen Corriveau kannte Armand Gamache kaum. Nur vom Hörensagen. Allerdings waren sie sich im Lauf der Jahre oft auf den Fluren des Palais de Justice über den Weg gelaufen.

Sie hatte damit gerechnet, den Mann nicht zu mögen. Einer, der andere Menschen jagte. Ein Mann, der seinen Lebensunterhalt dem Tod verdankte. Nicht, dass er ihn provozierte, aber er...

Erscheint lt. Verlag 6.9.2018
Reihe/Serie Ein Fall für Gamache
Übersetzer Andrea Stumpf, Gabriele Werbeck
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte armand gamache • Band 13 • Cobrador • deutsche Erstausgabe • Ermittler • Kanada • Kommissar • Krimi • Montreal • Québec • Reihe • Three Pines
ISBN-10 3-311-70004-X / 331170004X
ISBN-13 978-3-311-70004-3 / 9783311700043
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