Perfekt sein muss nur, wer sonst nichts kann (eBook)
224 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45305-6 (ISBN)
Steffi von Wolff kam 1966 auf die Welt, war lange Zeit beim Hessischen Rundfunk beschäftigt und veröffentlichte 2003 ihren ersten Roman, »Fremd küssen«, der ein großer Erfolg wurde. Seitdem hat sie über zehn Bücher herausgebracht und schreibt schon wieder am nächsten. Steffi von Wolff wohnt mit ihrem Mann in Hamburg und will dort auch bleiben!
Steffi von Wolff kam 1966 auf die Welt, war lange Zeit beim Hessischen Rundfunk beschäftigt und veröffentlichte 2003 ihren ersten Roman, »Fremd küssen«, der ein großer Erfolg wurde. Seitdem hat sie über zehn Bücher herausgebracht und schreibt schon wieder am nächsten. Steffi von Wolff wohnt mit ihrem Mann in Hamburg und will dort auch bleiben!
Was wir uns von unseren Männern wünschen!
Es gibt so viel, was wir für unsere Männer tun können, und das machen wir auch sehr gern. Je älter wir werden, desto milder werden wir. Wir sehen ihnen viel nach, und das ist gut so. Das ist zumindest meine persönliche Meinung. Deswegen werde ich später noch erklären, warum ich meinen Mann nicht mehr zwinge, samstags mit mir in die Stadt zu fahren.
Nun ist es aber so, dass wir Frauen es manchmal ebenfalls gern hätten, dass unsere Männer einiges für uns tun, tun könnten. Aber manchmal haben sie bei Dingen dieser Art ein Brett vorm Kopf, und das sah noch vor einiger Zeit so aus:
Clara, eine Freundin, rief mich morgens um halb acht an, sie klang verzweifelt: »Du kannst dir nicht vorstellen, wie Robert schon wieder geschnarcht hat, wie soll das nur weitergehen? Jeden Abend, jede Nacht dasselbe. Ich geh extra schon früher ins Bett, damit ich schnell einschlafe und nichts von seinem Schnarchen mitbekomme, aber natürlich schlafe ich dann nicht schnell ein, weil ich die ganze Zeit darauf achte, ob Robert jetzt ins Bett kommt oder noch fernsieht. Dann lausche ich automatisch auf den Ton vom Fernseher. Irgendwann nehme ich dann meine Silikon-Ohrstöpsel, aber trotzdem bin ich noch in einer Habachtstellung. Ist es zu fassen? Und dann taucht Robert im Schlafzimmer auf, und das merke ich, obwohl ich die Augen zuhabe. Er legt sich ins Bett, und kurze Zeit später fängt er an zu schnarchen. Er hat einen gottgesegneten Schlaf, den hätte ich gern mal, und dann geht es los: chhhhhr, chhhhhhhhhr. Unfassbar. Ich rüttle ihn, sage: ›Robert, du schnarchst.‹ Weißt du, was er sagt? Kannst du es dir vorstellen?«
Ja, das konnte ich. Aus jahrelanger Erfahrung wusste ich es: »Er sagt, ziemlich giftig: ›Ich schlaf doch gar nicht, wie kann ich denn da schnarchen?‹«
»Man könnte meinen, du liegst neben ihm.« Ein kleiner Hauch Misstrauen war in Claras Stimme nicht zu überhören. Glaubte sie, ich würde mich an Robert kuscheln und ihn schnarchen hören?
»Nein. Aber bei mir ist es genau das Gleiche«, erklärte ich meiner Freundin. »Schon vergessen?«
»Keine Nacht kann ich richtig schlafen«, sagten wir dann synchron.
Ich konnte tatsächlich Claras Wut nachvollziehen. Wenn mein Mann schlief, wurden ganze Regenwälder gerodet, und natürlich schnarchte er nicht, niemals, und wenn er doch schnarchte, dann hieß es, ich stelle mich an, sei wahnsinnig empfindlich.
Ich erinnere mich noch an eine Nacht in einem schwedischen Hotel. Wir hatten in einem Lokal gegessen und waren dann zurück ins Hotel gegangen. Mein Mann fiel wie ein nasser Sack ins Bett, ich fummelte meine Kontaktlinsen aus den Augen und schminkte mich vorbildlich ab. Mit dem Zähneputzen hatte ich noch nicht angefangen, da hörte ich es: Die Baumstämme fielen lautstark um. Ich konnte leider nicht in ein anderes Zimmer ausweichen, und zu allem Unglück hatte ich auch meine Ohrstöpsel vergessen. Ein Albtraum sondergleichen.
Es war Sommer, das Fenster stand offen, ich lag neben meinem Mann im Bett und versuchte unterschiedlichste Dinge: anstupsen, umdrehen, die Nase zuhalten, mir Tempos in die Ohren stopfen, mir Tampons in die Ohren stopfen, Zahnpasta in die Ohren schmieren und dann Taschentücher rein. Ich war sogar kurz davor, mein Trommelfell zu durchstechen, nur um endlich Ruhe zu haben. Das nicht so Lustige an der ganzen Sache war auch, dass mein Mann ziemlich gruselig schnarchte. Er hatte Atemaussetzer, und ich hatte Angst, dass er, während er weder schnarchte noch atmete, versterben könnte.
Unten am Fenster Schritte. Zwei Männer.
Einer von ihnen sagte mit tiefer Stimme: »Sam, stop. Do you hear that?«
Der andere antwortete heiser: »Yes, Mike. Listen …«
Mein Mann zersägte gerade einen vierhundert Jahre alten Mammutbaum.
»Oh my god, Sam, it’s horrible!«
»Yes, Mike, it’s like an wild, hungry animal. Let’s go fast! Maybe it will come out from the window.«
Die beiden Männer gingen raschen Schrittes von dannen, auf der Flucht vor einem möglichen wilden und hungrigen Tier. Hektisch sprang ich aus dem Bett und lief ans Fenster, um zu gucken, was für Männer das waren. Vielleicht dünne, kleine Kerlchen mit Bleistiftärmchen? Aber unten auf der Straße rannten zwei Wikinger um ihr Leben.
Ich war damals so verzweifelt, dass ich meine Matratze nahm (zum Glück war es ein Bett mit zwei Matratzen) und sie ins winzige, fensterlose Badezimmer schleppte. Dort versuchte ich dann in Embryohaltung einzuschlafen. Am nächsten Morgen war ich wie gerädert, und mein Mann fragte, auf was für schwachsinnige Ideen ich denn kommen würde. Ins Badezimmer auswandern? Warum das denn?
An diesem Morgen fasste ich einen Entschluss.
Ich wusste ganz genau, dass mein Mann diesen Entschluss unmöglich finden und mich dafür verfluchen würde, aber es ging nicht mehr anders. Die Nacht in dem engen Bad auf der Matratze war der berühmte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
Ich machte heimlich einen Termin beim HNO für ihn aus. Nur unter Androhung von Folter ging er zu diesem hin, und was stellte sich heraus: Er hatte eine schwere Apnoe, also Atemaussetzer, die aufs Herz gehen konnten, wenn’s ganz dumm lief.
Ich tobte, weil der Arzt gemeint hatte, das sei nicht erst seit gestern so. Meinem Mann gab er zu verstehen, warum er denn nicht schon viel früher zu ihm gekommen sei. Er müsse dringend ins Schlaflabor, um das untersuchen zu lassen.
Mein Mann war auf 180. »Wegen dir muss ich jetzt in so ein blödes Labor, schönen Dank auch, das war das letzte Mal, dass ich auf dich gehört habe. Wieso habe ich das überhaupt noch getan?« Und so weiter. Natürlich war ich schuld, natürlich.
Er ging dann ins Schlaflabor.
Warum erzähle ich eigentlich diese Geschichte? Aus drei Gründen:
-
Weil diese Apnoe verdammt gefährlich ist und unsere Männer nicht nur für uns was tun, wenn sie ihr Schnarchen untersuchen lassen, sondern auch für ihre Gesundheit.
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Und wo wir schon bei der Apnoe sind: Jeder Mensch sollte ab einem gewissen Alter Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Ich will hier keinen Finger hochhalten, aber irgendwie tue ich es dann doch.
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Ich möchte in Ruhe und Frieden leben und das lange, und das möglichst auch mit meinem Mann. Also muss ich ihn dazu bringen, zum Arzt zu gehen. Später kann man gemeinsam darüber lachen, wie blöd er sich angestellt hat, aber erst mal muss er dort hin.
Zwei Nächte war er in diesem Labor, und was stellte sich heraus: Diese Apnoe war so schlimm, dass das richtig bedrohlich für ihn war. Mein Mann kam nach Hause und war sehr zerknirscht. Und dankbar. Das war kein Spaß. Fortan musste er ein Atemgerät tragen, von uns Schnarchomat genannt. Das Ding sieht aus wie eine Darth-Vader-Maske, und ich muss heute noch lachen, wenn ich ihn mit dem Ding sehe. Manchmal lachen wir auch zusammen.
Nach drei Nächten hatte er jedenfalls morgens so gute Laune wie noch nie, und das Wundervolle: Auch ich kann seitdem super schlafen.
Sicher, man kann, wenn man ausgeschlafen ist, übers Schnarchen herzhaft lachen, aber in diesem Fall spielte die Gesundheit auch eine Rolle.
Liebe Frauen, schickt eure schnarchenden Männer zum Arzt. Ihr tut ihnen was Gutes und sie euch.
Und dann kann man wirklich gemeinsam lachen, weil ein Mann mit Schnarchgerät nicht nur aussieht wie Darth Vader, sondern auch so klingt. Nur die Lebenserwartung ist höher.
»Na, die hat gut reden«, höre ich nun einige Frauen sagen. »Krieg du mal meinen Mann zum Arzt, eher würde er sich einen Finger abhacken.« Das stimmt. Männer verbringen ungern ihre Zeit beim Urologen, was ich auch verstehen kann. Aber wir gehen ja auch zum Gynäkologen, und ich kenne keine einzige Frau, die sagt: »Juhu, morgen werden wieder lustige Gerätschaften in mich geschoben und Abstriche gemacht, nur noch einmal schlafen!« Aber wir gehen trotzdem.
Mittlerweile habe ich ein wunderbares Mittel gefunden, um meinen Mann zum Arztbesuch zu bewegen: Ich sagte ihm, ich fände nichts unmännlicher als einen Mann, der nicht zum Arzt geht.
Es funktionierte. Wirklich.
Ich habe viel zu lange gewartet, ihn zum HNO zu jagen. Jahrelang habe ich es ausgehalten, dass ich nicht richtig schlafen konnte, dabei hätten wir es doch schon viel früher viel einfacher haben können.
Heute machen wir uns einen Witz draus: »Weißt du noch, damals, als du ins Schlaflabor musstest und so sauer auf mich warst? Und ich kurz davor war, die Scheidung einzureichen.«
»Du würdest dich wohl nie von mir scheiden lassen.«
Natürlich nicht. Sag ich aber nicht, sondern zucke nur so halb bedrohlich mit den Schultern, um vorzubeugen, dass er nicht auf die Idee kommt, die Darth-Vader-Maske nicht mehr zu benutzen.
Ist das herrlich, gut schlafen zu können.
Noch Abschließendes zum Thema Schlafen (vielleicht liegt...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2018 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Alexandra Reinwarth • Älter werden • Älter werden Frauen • Am Arsch vorbei geht auch ein Weg • Buch zum Lachen • Frauen • Frauen ab 50 • Fremd küssen • für Frauen ab 50 • Gelassenheit • Geschenk Frauen ab 50 • Geschenk für Freundin • Humor • Humor im Alltag • Humorvoller Ratgeber • Ich hatte mich jünger in Erinnerung • Kann weg • Lebensfreude • Lebenslust • Lebensmitte • Lebensratgeber • Loslassen lernen • lustiges Buch • Monika Bittl • Mut • Mutmach-Buch • Mut machen • Nein sagen • Neuanfang • Ratgeber Älter werden für Frauen • Schluss mit Muss • sei du selbst • selbstbewusste Frauen • Selbsthilfe Ratgeber • Selbstliebe • Selbstvertrauen • Selbstverwirklichung • steffi wolff • Susanne Fröhlich • Tanja Mairhofer • Über Fünfzig und fabelhaft |
ISBN-10 | 3-426-45305-3 / 3426453053 |
ISBN-13 | 978-3-426-45305-6 / 9783426453056 |
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