Hamish Macbeth und das tote Flittchen (eBook)

Kriminalroman

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
223 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-6148-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hamish Macbeth und das tote Flittchen -  M. C. Beaton
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Maggie Baird verdankt ihr Vermögen einem Leben als Mätresse reicher Männer - und einem guten Händchen für Investitionen. Nun kommt sie als Frau mittleren Alters, dick und in Tweed gehüllt, ins schottische Lochdubh, wo sie ein luxuriöses Cottage besitzt. Auf Maggies Einladung hin ziehen bald weitere Gäste ein: ihre Nichte und vier frühere Liebhaber, allesamt in Geldnöten. Als Maggie auf mysteriöse Weise stirbt, hat Lochdubhs Dorfpolizist Hamish Macbeth genau diese fünf Hausgäste im Verdacht, nachgeholfen zu haben. Und Hamish wäre nicht Hamish, wenn er einen Mörder einfach so entwischen ließe, mag dieser auch noch so ausgefuchst sein ...

M. C. Beaton ist eines der zahlreichen Pseudonyme der schottischen Autorin Marion Chesney. Nachdem sie lange Zeit als Theaterkritikerin und Journalistin für verschiedene britische Zeitungen tätig war, beschloss sie, sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Mit ihren Krimi-Reihen um den schottischen Dorfpolizisten Hamish Macbeth und die englische Detektivin Agatha Raisin feiert sie bis heute große Erfolge in über 17 Ländern. M. C. Beaton lebt abwechselnd in Paris und in den Cotswolds.

Erstes Kapitel


Wo die Highlands ländlich grün,
rosig der alten Männer Wangen glühn,
und der holden jungen Maid
ruhiger Blick auf Heide weilt.

R. L. STEVENSON

»Du solltest eigentlich wissen, dass man sich in den Highlands zum Dinner gut anzieht.« Maggie Baird rückte auf dem Fahrersitz hin und her und ließ schaurig die Kupplung kreischen.

Neben ihr auf dem Beifahrersitz des klapprigen Renault 5 saß ihre unglücklich schweigende Nichte Alison Kerr. Ihre Tante Maggie hatte sich bereits endlos über Alisons schäbigen Aufzug ausgelassen, bevor sie aus dem Haus gegangen waren. Alison hatte versucht, ihr zu erklären, dass sie sich das Haar gewaschen und möglicherweise sogar ein neues Kleid gekauft hätte, wäre ihr früher von der Dinner-Einladung nach Tommel Castle erzählt worden. Nun war ihr schwarzes Haar schlaff und strähnig, und sie trug einen schlichten blauen Rock zu einer weißen Bluse.

Während Maggie Baird ihren Wagen gen Tommel Castle trieb – wobei sie ohne ersichtlichen Grund die Gangschaltung malträtierte und immer wieder auf die Bremse stampfte –, hockte Alison stumm da und grübelte über ihr Pech nach.

Dabei schien sich neue Hoffnung in ihrem Leben aufzutun, als Maggie Baird, die Schwester ihrer Mutter, in dem Krankenhaus in Bristol aufgetaucht war, wo Alison sich von ihrem Lungenkrebs erholt hatte. Alisons Eltern waren beide tot, und zu Lebzeiten hatten sie kaum über diese Verwandte gesprochen, außer: »Wir reden nicht über sie, Liebes, und wollen nichts mit ihr zu schaffen haben.«

Als sie glaubte, sterben zu müssen, hatte Alison dann doch an Maggie geschrieben. Schließlich war sie allem Anschein nach ihre einzige noch lebende Verwandte, und es musste zumindest jemand Alisons Beerdigung arrangieren. Daraufhin war Maggie in den Aufenthaltsraum für Patienten gerauscht gekommen, hatte eine Menge mütterliche Wärme ausgestrahlt und verkündet, Alison mit in ihr neues Heim in den Highlands zu nehmen, wo sie in Ruhe genesen könnte.

So wurde Alison in Maggies großzügigen Bungalow mit Meerblick in den Hügeln außerhalb des Dorfes Lochdubh in Sutherland verfrachtet, das im äußersten Norden Schottlands lag. In Wahrheit war der sogenannte »Bungalow« ein eineinhalbgeschossiges Gebäude.

Die erste Woche war angenehm gewesen. Das Haus war mit unzähligen dicken Teppichen ausgelegt, überheizt und mit zu vielen Möbeln vollgestellt. Doch es gab eine fleißige Haushälterin – in früheren Zeiten hätte man wohl von einem »Mädchen für alles« gesprochen –, die täglich aus dem Dorf heraufkam, um zu putzen und zu kochen. Diese Perle hieß Mrs. Todd, und obwohl Alison einunddreißig Jahre alt war, behandelte Mrs. Todd sie wie ein kleines Mädchen und backte ihr besondere Kuchen zum Nachmittagstee.

In der zweiten Woche wollte Alison nur noch fliehen. Maggie war häufig zum Einkaufen im Dorf, nahm sie jedoch nie mit. Ihre mütterliche Wärme war vollständig verflogen und einer nörgelnden Gehässigkeit gewichen. Alison, die sich, knapp dem Tod entronnen, noch schwach, benommen und wehrlos fühlte, konnte sich nicht gegen ihre Tante behaupten und ertrug die zunehmenden Kränkungen finster schweigend.

Dann kam die Dinner-Einladung der Halburton-Smythes, hiesiger Grundbesitzer, die jenseits des Dorfes auf Tommel Castle lebten, und Maggie hatte Alison erst in allerletzter Minute davon erzählt. Daher das strähnige Haar und die schlichte Kleidung.

Maggie brachte die Kupplung abermals zum Kreischen, als sie den steilen Hügel hinauffuhren. Alison verzog das Gesicht. So ging man nicht mit einem Auto um! Könnte sie doch selbst fahren! Oh, hinauf und über die Berge zu flitzen, frei zu sein anstatt eingekerkert in Maggies überheiztem Bungalow! Natürlich hätte Alison einfach weggehen und sich irgendwo einen Job suchen können, aber die Ärzte hatten ihr empfohlen, es noch mindestens ein halbes Jahr ruhig anzugehen, und irgendwie fühlte sie sich zu kraftlos, um auch nur eine Flucht vor Maggie zu versuchen. Sie hatte panische Angst, dass der Krebs zurückkam. Es war ja schön und gut, wenn andere behaupteten, eine Krebserkrankung müsse heutzutage nicht mehr tödlich sein. Alison war ein kleiner Teil der Lunge entfernt worden, und dessen war sie sich entsetzlich bewusst. Sie stellte sich ein großes Loch in ihrer Brust vor. Täglich sehnte sie sich nach einer Zigarette und weigerte sich oft zu glauben, dass zwei Packungen, die sie früher pro Tag geraucht hatte, zu ihrer Krankheit beigetragen hatten.

Maggie lenkte den kleinen roten Wagen zwischen zwei mächtigen Torpfosten hindurch und eine gepflegte Einfahrt hinauf.

Alison wappnete sich. Wie würden diese Leute wohl sein?

Priscilla Halburton-Smythe schob das Essen auf ihrem Teller hin und her und wünschte, der Abend wäre vorbei. Sie mochte Maggie Baird nicht, die in ihrem riesigen grün-goldenen Kaftan dasaß und genüsslich speiste. Sie sprach mit vornehm näselnder Stimme, als sie sich mit Colonel Halburton-Smythe über die Frevelhaftigkeit von Wilderern unterhielt. Einzig Alison wusste um Maggies Talent, sich zu allen erdenklichen Themen wissend zu äußern, selbst wenn sie sich so gut wie gar nicht auskannte.

Ich verstehe das nicht, dachte Priscilla. Maggie Baird ist eine große, fettleibige Frau und richtig gemein zu ihrer verhuschten Nichte, trotzdem gibt mein Vater sich galant wie ein mittelalterlicher Ritter. Er scheint ganz hingerissen von Maggie zu sein.

Priscilla sah wieder zu Alison. Alison Kerr war ein dünnes Mädchen – nun ja, womöglich war sie schon in den Dreißigern, dennoch fiel es schwer, solch ein zierliches Ding als Frau zu sehen. Sie trug eine dicke Hornbrille, und ihr schwarzes Haar bedeckte einen Großteil ihres Gesichts. Sie hatte sehr reine Haut, die so blass war, dass sie beinahe durchsichtig wirkte. Priscilla lächelte ihr zu, worauf Alison stirnrunzelnd auf ihren Teller starrte.

Priscilla verkörperte alles, was Alison verachtete. Sie war auf kühle, selbstsichere Art schön mit schimmerndem, blassgoldenem Haar, das sie sehr schlicht frisiert trug. Ihr rotes Seidenkleid musste ein Vermögen gekostet haben. Sie war charmant und wirkte amüsiert.

Ich wäre auch charmant und amüsiert, würde ich mit liebevollen Eltern auf einer Burg leben, dachte Alison bitter. Ich weiß, was dieses Lächeln heißen soll. Sie hat Mitleid mit mir, die blöde Kuh!

»Sie werden feststellen, dass Sie in den Highlands viel Auto fahren müssen, Mrs. Baird«, sagte der Colonel gerade.

Maggie seufzte und sah ihn mit einem kecken Augenzwinkern an. »Wie wahr! Ich rausche die Dorfstraße rauf und runter wie der Slip eines Flittchens.«

Für einen Moment verstummten alle. Mrs. Halburton-Smythe öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder.

Dann lachte der Colonel nachsichtig. »Es ist eben nicht London«, sagte er. »Hier finden Sie nicht an jedem Feldrand einen asiatischen Supermarkt. Ich empfehle Ihnen, Einkaufslisten zu führen. Man kann durchaus alle Lebensmittel für eine Woche auf Vorrat kaufen. Aber erledigt denn Ihre Haushälterin nicht die Einkäufe?«

»Das mache ich lieber selbst«, antwortete Maggie, die wieder in die Rolle der Landadligen zurückfiel. »Ich lege Wert darauf, von allem das Beste zu bekommen, auch wenn die Auswahl in Lochdubh ziemlich begrenzt ist. Ich glaube, die Einheimischen ernähren sich nur von Fischstäbchen.«

»Sie sollten nach Inverness fahren und sich dort mit Vorräten eindecken«, schlug Mrs. Halburton-Smythe vor. »Da gibt es jetzt alles. Die Stadt ist schon seit einer Weile im Aufwind und wird praktisch mit jedem Tag größer. Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen es ein verschlafener Ort war und die Bewohner die Highland-Rinder durch die Hauptstraße zum Markt trieben. Heute sieht man nichts als Autos, Autos, Autos.«

»Und die Verbrechensrate steigt«, ergänzte der Colonel. »Was sich diese Idioten in Strathbane dabei gedacht haben, uns hier draußen den einzigen Polizisten wegzunehmen, ist mir ein Rätsel.«

»Hamish?«, fragte Priscilla. »Das habt ihr mir gar nicht erzählt.« Sie lächelte Alison zu. »Ich bin erst gestern Abend angekommen und bei den neuesten Dorfnachrichten noch nicht auf dem Laufenden. Hamish ist weg? Wohin?«

»Sie haben die Polizeistation geschlossen und den faulen Hund nach Strathbane versetzt«, antwortete ihr Vater. »Witzig, ich hätte nie gedacht, dass Macbeth tatsächlich auch nur einen Finger rührt. Aber jetzt ist er weg, und jemand fischt mit einem Netz die Lachse aus dem Fluss. Wenigstens hätte Macbeth gewusst, wie man dem ein Ende setzt, obwohl er nie jemanden verhaftet hat.«

»Aber das ist furchtbar!«, rief Priscilla aus. »Hamish fort! Das ist ein schrecklicher Verlust für das Dorf.«

»Tja, natürlich denkst du das«, sagte ihr Vater spitz.

Priscillas kühle Haltung schien sich zu verändern. Oh-oh!, dachte Alison, ich frage mich, ob die Tochter des Burgherrn in den abwesenden Dorfpolizisten verliebt ist.

Maggie wirkte amüsiert. »Wenn Sie ihn zurückhaben wollen, müssen Sie bloß für ein Verbrechen im Dorf sorgen.« Sie bedachte den Colonel mit einem koketten Blick.

Als schlummerte eine Schönheit unter dieser Fettschicht, dachte Priscilla. Laut sagte sie: »Was für eine gute Idee! Warum berufen wir keine Gemeindeversammlung ein und schlagen es den Einheimischen vor?«

Der Colonel schien widersprechen zu wollen, doch der Vorschlag befeuerte Maggies Fantasie. Sie malte sich gern aus, an der Spitze der Highland-Dorfgemeinschaft zu stehen.

»Wenn Sie wollen, organisiere ich das für Sie«, sagte sie. »Alison kann mir helfen....

Erscheint lt. Verlag 30.11.2018
Reihe/Serie Schottland-Krimis
Übersetzer Sabine Schilasky
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Original-Titel Death of a Hussy
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Agatha Christie • agatha raisin • Ann Granger • BBC • Charmant • Cosy Crime • Cozy Crime • Detektiv • Deutsche Krimis • England / Großbritannien • Ermittler • Highlands • Humor • humorvoll • Inspector Banks • Inspector Barnaby • Kommissar • Krimi • Kriminalroman • Krimis • Landhauskrimi • lustig • Mord • Mörder • Nett • Polizei • Polizeiruf • Polizist • Schottland • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen • Verfilmung
ISBN-10 3-7325-6148-8 / 3732561488
ISBN-13 978-3-7325-6148-3 / 9783732561483
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