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Alte Feinde (eBook)

Kriminalroman. Ein Fall für Flint und Cavalli (8)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
384 Seiten
Unionsverlag
978-3-293-31009-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
12,99 inkl. MwSt
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Im Haus des erschossenen Albert Gradwohl macht die Spurensicherung eine seltsame Entdeckung: Die abgefeuerte Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Original aus dem 19. Jahrhundert. Die Hinweise führen die Staatsanwältin Regina Flint in die USA. Dort ermittelt bereits Bruno Cavalli in einem Cherokee-Reservat in den Smoky Mountains. Er soll einen Killer stellen, der seine Opfer mit vergifteten Pfeilen tötet. Doch schon seit Monaten hat Cavalli kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Auf der Suche nach ihm stößt Regina Flint auf mysteriöse Hinweise, die sie tief in die Vergangenheit führen. Erst als sich ihre Ermittlungen kreuzen, finden die beiden wieder zueinander.

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).

Petra Ivanov verbrachte ihre Kindheit in New York. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz absolvierte sie die Dolmetscherschule und arbeitete als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Journalistin. Heute ist sie als Autorin tätig und gibt Schreibkurse an Schulen und anderen Institutionen. Ihr Debütroman Fremde Hände erschien 2005. Ihr Werk umfasst Kriminalromane, Thriller, Liebesromane, Jugendbücher, Kurzgeschichten und Kolumnen. Petra Ivanov hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. zweimal den Zürcher Krimipreis (2010 und 2022).

2


Zürich, 26. Juli

Das Einschussloch befand sich mitten auf der Stirn des Toten. Martin Angst presste ein Stück Fließpapier auf die Wunde, um Schmauchspuren zu sichern. Staatsanwältin Regina Flint schaute schweigend zu. Auf dem weißen Schutzanzug des Kriminaltechnikers hatten sich Schweißflecken gebildet. Am Nachmittag war das Thermometer auf über dreißig Grad geklettert, und auch jetzt, fast zwei Stunden nach Sonnenuntergang, war es außergewöhnlich warm. Trotzdem hatten sich erst wenige Fliegen auf der Leiche niedergelassen. Der Todeszeitpunkt lag höchstens zwei bis drei Stunden zurück, vermutete Regina. Eher weniger. Sie betrachtete die Leiche. Sie schätzte den Mann auf Anfang siebzig. Die Wade, die aus dem hochgerutschten Hosenbein schaute, war kräftig, die Haut gebräunt. Beide Augenbrauen waren angesengt. Neben dem Toten lag ein Pfirsich.

»Habt ihr eine Waffe gefunden?«, fragte sie.

»Nein.«

»Also war es kein Suizid?«

»Sieht nicht danach aus, nein.« Angst fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn, stand auf und reichte einem Kollegen das Fließpapier.

»Was ist mit den Augenbrauen des Mannes geschehen?«, fragte Regina.

»Vermutlich kam es bei der Schussabgabe zu einer Stichflamme.«

Regina hatte schon vieles gesehen, das aber nicht.

»Der Abstreifring passt zu einem relativen Nahschuss«, sagte Angst. »Aber auch dann sind die Schmauchspuren nicht normal.«

»Habt ihr die Hülse gefunden?«

Er schüttelte den Kopf.

Ob der Täter sie mitgenommen hatte? Regina betrachtete den Parkettboden. Der Tote lag im Wohnzimmer, zwischen einem Lesesessel und einer Standuhr. Viel Blut war nicht geflossen. »Steckschuss?«

»Vermutlich. Eine andere Erklärung finde ich nicht.« Angst schien darüber genauso erstaunt wie Regina. Aus einer so kurzen Distanz trat das Projektil in der Regel hinten am Kopf wieder aus. »Vielleicht war es ein kleines Kaliber«, meinte er.

Regina hörte ihm an, dass er selber nicht daran glaubte.

Er kniete sich wieder hin und begann, Fingernagelschmutz zu sichern. Der Tatort war bereits fotografiert und vermessen worden, noch war der Rechtsmediziner aber nicht eingetroffen.

»Weißt du, wer heute Brandtour hat?«, fragte Regina.

»Uwe Hahn, glaube ich.«

Regina mochte den Arzt. Er neigte zwar zu langen Ausschweifungen, seine Schlussfolgerungen waren aber nachvollziehbar, seine Gutachten hervorragend.

Eine junge Frau betrat den Raum. Mit ihren blassen Augen, den langen Gliedern und der gewölbten Stirn sah sie aus wie eine weibliche Ausgabe von Uwe Hahn. Regina fiel ein, dass der Rechtsmediziner über die Berufswahl seiner Tochter Sabine geklagt hatte. Stets hatte er versucht, den Tod von seinen vier Töchtern fernzuhalten. Er nahm keine Unterlagen mit nach Hause, sprach selten mit seiner Familie über die Arbeit, dennoch hatte Sabine beschlossen, in seine Fußstapfen zu treten. Regina ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu.

»Regina Flint, von der Staatsanwaltschaft IV. Sie müssen Sabine Hahn sein.«

Die Assistenzärztin schüttelte ihr die Hand. »Die Verwandtschaft ist kaum zu übersehen, ich weiß. Wir haben uns schon einmal getroffen. Vor drei Jahren, als mein Vater nach dem Herzinfarkt operiert wurde.«

Regina dachte daran, wie sie mit Hahns Familie im Warteraum gesessen und um das Leben des Kollegen gebangt hatte. »Tut mir leid, an Ihr Gesicht erinnere ich mich nicht. Ich konnte damals nur an Ihren Vater denken.«

»Wir haben uns beim Vornamen genannt.« Sabine Hahn lächelte. »Bleiben wir doch dabei.«

Während Angst die Rechtsmedizinerin auf den neusten Stand brachte, verließ Regina das Wohnzimmer, um mit dem Brandtouroffizier der Kantonspolizei zu sprechen. Hans-Peter Thalmann stand vor dem Eingang des Reihenhauses und telefonierte.

Als er Regina sah, legte er auf und schob seine Brille die Nase hoch. Er erklärte ihr, dass der Tote Albert Gradwohl hieß. »Pensioniert, einundsiebzig Jahre alt. Wohnt allein. Die Nachbarin hat den Schuss gehört und die Polizei verständigt.« Er wirkte kurz angebunden.

»Hat sie etwas gesehen?«, fragte Regina.

»Nein. Sie war in der Küche, behauptet sie.«

»Wie gelangte der Täter ins Haus?«

»Die Schiebetür zur Terrasse stand offen. Vermutlich kam er durch den Garten. Das FOR ist dort noch nicht fertig. Bald wissen wir mehr.«

Der Kleintransporter des Forensischen Instituts stand vor dem Haus. Ein Kriminaltechniker, den Regina nicht kannte, lud Kisten aus. Schaulustige hatten sich auf der Zufahrtsstraße versammelt. »Gibt es noch andere Zeugen?«

»Bis jetzt nicht. Ein Spazierweg führt unten am Haus vorbei, doch er ist nicht beleuchtet. Dahinter befinden sich nur Felder. Es ist einfach, unbemerkt in den Garten zu steigen, vor allem im Dunkeln. Der Weg ist weder durch eine Hecke noch durch einen Zaun abgetrennt.«

Regina betrachtete die Umgebung. Fünf Reihenhäuser säumten die Straße, Gradwohl bewohnte das Eckhaus. In einem Unterstand befand sich ein Chevrolet, der Briefkasten im Vorgarten war mit »U. S. Mail« beschriftet. In der Ferne war die Autobahn zu hören.

Thalmanns Telefon klingelte. Er schaute aufs Display und entschuldigte sich. Regina kehrte ins Haus zurück. Martin Angst und Sabine Hahn arbeiteten Seite an Seite, sie unterhielten sich über die Verteilung der Verbrennungspartikel auf der Haut des Toten.

»Wisst ihr schon, ob er stand oder saß, als er erschossen wurde?«, fragte Regina.

Angst zeigte auf die Oberschenkel des Opfers. »Siehst du diese feinen Blutspritzer? Ich denke, der Mann lag auf den Knien. Aber sicher wissen wir das erst, wenn wir den Tatablauf rekonstruiert haben.« Der 3-D-Laserscanner stand auf einem Stativ neben dem Sofa.

Regina runzelte die Stirn. »Das Ganze erinnert mich an eine Hinrichtung.«

Martin Angst und Sabine Hahn tauschten Blicke, dann nickte die Rechtsmedizinerin. »Der Gedanke ist mir auch gekommen.«

Angst stand auf und zog die Handschuhe aus. »Ich bin hier fertig, er gehört dir.«

Regina ging neben Sabine Hahn in die Hocke.

Die Rechtsmedizinerin entkleidete die Leiche und suchte nach weiteren Verletzungen. »Die Totenstarre hat noch nicht eingesetzt. Der Todeszeitpunkt liegt demnach nicht länger als drei Stunden zurück. Eher weniger, schätze ich.«

»Passt zum Notruf. Er ging um 21.56 Uhr ein.«

Sabine Hahn überprüfte die Muskelreize, anschließend untersuchte sie die Körperöffnungen. Als sie die Temperatur vom Thermometer ablas, nickte sie. »Zwei Stunden, das kommt hin.«

Regina schmunzelte. Rein äußerlich waren sich Sabine und ihr Vater vielleicht ähnlich, doch da hörten die Gemeinsamkeiten bereits auf. Uwe Hahn äußerte keine Vermutungen, und wenn er einen Befund erklärte, verstand Regina oft nur die Hälfte dessen, was er sagte.

Von draußen hörte sie aufgeregte Stimmen. Sie verließ das Wohnzimmer, um nachzusehen, was los war. Ein älteres Paar stand neben dem Briefkasten und redete auf einen uniformierten Polizisten ein, der ihnen den Weg versperrte.

»Ist Albert etwas zugestoßen?«, fragte die Frau. »Bitte, lassen Sie uns durch! Wir sind mit ihm befreundet!«

Regina stellte sich vor. »Wie gut kannten Sie Herrn Gradwohl?«

»Wir wohnen dort drüben.« Der Mann zeigte auf das zweitletzte Reihenhaus. »Wir sind zur gleichen Zeit wie Albert eingezogen, vor gut elf Jahren.«

»Was ist mit ihm?«, fragte die Frau erneut.

»Es tut mir leid«, sagte Regina. »Es wurde auf ihn geschossen.«

»Geschossen?«, stieß die Frau aus. »Auf Albert?«

»Ist er …?« Der Mann starrte sie mit aufgerissenen Augen an.

»Es tut mir leid«, wiederholte Regina.

Die Frau schlug sich die Hand vor den Mund.

»Die Polizei wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, um Ihnen einige Fragen über Herrn Gradwohl zu stellen«, sagte Regina.

»Natürlich, was immer Sie wollen!« Der Mann rieb sich das Gesicht. »Wissen Sie schon, wer es war?«

Regina lächelte vage und sah zu dem uniformierten Polizisten hinüber. »Würden Sie bitte die Personalien der beiden aufnehmen?«

Der Polizist holte ein iPad hervor. Im Kastenwagen des FOR brummte ein Föhn, mit dem ein Kriminaltechniker die mit Weinsäure getränkten Fließblätter trocknete. Nebenan ging die Tür auf, und Heinz Gurtner kam heraus. Regina seufzte leise. Von allen Sachbearbeitern beim Dienst Leib/Leben war Gurtner derjenige, mit dem sie sich am schlechtesten verstand. Sie fand seine Sprüche geschmacklos, seine Launen unberechenbar.

Er entdeckte Regina und kam auf sie zu. Mit seiner Körperfülle glich er einem Dampfschiff, das durchs Wasser pflügte.

»Weiß die Nachbarin etwas?«, fragte sie.

»Dienstags findet der Jass-Stammtisch statt. Oben im Dorf, im Bären. Der Mann der Nachbarin geht jede Woche hin, genau wie Gradwohl. Kurz nach halb zehn hat sich Gradwohl verabschiedet. Der Nachbar blieb noch auf ein Bier.« Gurtner...

Erscheint lt. Verlag 20.8.2018
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bruno Cavalli • FBI • Indianer • Kriminalroman • Regina Flint • Schweiz • Spannung • USA
ISBN-10 3-293-31009-5 / 3293310095
ISBN-13 978-3-293-31009-4 / 9783293310094
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