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Kill 'em all (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019
400 Seiten
Heyne Verlag
978-3-641-22016-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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2017 - die Ära von Trump, Brexit und Fake-News. Zwanzig Jahre sind seit Steven Stelfoxs mörderischem Rundumschlag in Kill Your Friends vergangen. In Gott bewahre trat er noch einmal als unerbittlicher Juror der größten amerikanischen Casting-Show in Erscheinung.

Nun, mit siebenundvierzig Jahren genießt er ein geruhsames Jetset-Leben. Wenn er Langeweile hat, verdingt er sich als Berater in der Musikindustrie. Und löst Probleme.

Und sein alter Freund James Trellick, mittlerweile CEO der größten amerikanischen Plattenfirma, hat ein massives Problem: Sein Künstler Lucius Du Pre ist der erfolgreichste Popstar auf Erden. Nun ja, er war der erfolgreichste Popstar auf Erden. Inzwischen ist er ein hoffnungsloser Junkie und unberechenbares Sexmonster. Um die irrsinnigen Vorschüsse wieder einzuspielen, ist eine weltweite Comeback-Tour geplant. Doch dafür müsste er erst wieder in Form kommen. Und es gilt einen Erpressungsversuch abzuwenden - ein Video mit kompromittierenden Szenen, das nie an die Öffentlichkeit gelangen darf.

Welcome back, Steven Stelfox. Er kennt keine moralischen Bedenken und geht bekanntlich über Leichen. Und das Klima des »amerikanischen Gemetzels« - des Populismus, der puren Gier und der großen Lügen - spielt ihm zu. Aber in dieser Zeit der Unsicherheit weiß man natürlich nie, was als Nächstes geschieht.



John Niven, geboren 1966 in Schottland, spielte in den 80er-Jahren Gitarre bei der Indieband »The Wishing Stones« und arbeitete nach dem Studium der Literatur als A&R-Manager einer Plattenfirma, bevor er sich 2002 dem Schreiben zuwandte. 2006 erschien sein erstes Buch »Music from Big Pink«. 2008 landete er mit dem Roman »Kill Your Friends« einen internationalen Bestseller, der auch fürs Kino verfilmt wurde. Es folgten zahlreiche weitere Romane, darunter Kultklassiker wie »Coma« oder »Gott bewahre«. Neben Romanen schreibt John Niven Drehbücher. Er wohnt in der Nähe von London.

1

Hertfordshire, England, Freitag, 20. Januar 2017, 6:40 Uhr

Im Maybach ist es zu kalt.

Ich weise Grahame an, die Klimaanlage auszuschalten. Leichte Graupelschauer prasseln gegen die getönten Scheiben, Winternebel liegt über den lautlos vorbeiziehenden Wiesen und Feldern. Die Scheinwerfer erfassen ein Schild mit den Wörtern »Flughafen Luton, 3 Meilen«. Wir verlassen die M1, und das Schild verschwindet hinter uns in der kalten, schwarzen Nacht. Ich sitze auf der Rückbank und lese auf dem Smartphone die neuesten Nachrichten – heute ist die Amtseinführung – und Fachmagazine: Billboard, Variety, Music Week. Angesichts der jüngsten Erfolge von Ariane Grande, Bruno Mars und den Chainsmokers in den wöchentlichen Single-Charts empfinde ich weder Genugtuung noch Verbitterung. Für Unigram war es dagegen mal wieder keine gute Woche, der Aktienkurs des Labels hat es irgendwie geschafft, noch weiter zu fallen. Das Cover des Billboard-Magazins schmückt mit Lucius Du Pre der erfolgreichste Künstler von Unigram, der dem Vernehmen nach in Kürze mit den Proben für seine Comeback-Shows im Sommer beginnt: Geplant sind zwanzig Konzerte im New Yorker Madison Square Garden und im Anschluss daran zwanzig weitere in der Londoner O2 Arena.

Mit Schrecken erinnere ich mich an die lange zurückliegende Zeit, in der die wöchentliche Lektüre dieser Branchenmagazine ein steter Quell von Panik und Nervosität für mich gewesen ist. Jedes Mal zitterte ich abwechselnd freudig oder verängstigt der Antwort auf die Frage entgegen, welche Kollegen und Konkurrenten aufgestiegen (traumatisch) oder gestürzt (erfreulich) waren, wer eingestellt und wer gefeuert würde. Und heute? Heute lesen sich diese Blätter wie Berichte von Kriegen und Schlachten, deren Fronten nicht weiter von mir entfernt verlaufen könnten. In einem anderen Land. Auf einem anderen Planeten.

Falls ihr euch in den letzten fünfzehn Jahren den Taliban angeschlossen, in einer Höhle gehaust, Nagelbomben gebaut und Bergziegen penetriert haben solltet, stelle ich mich gerne noch mal kurz vor. In meinem Wikipedia-Eintrag steht: »Nach einer erfolgreichen Karriere als A&R-Manager in der Musikindustrie rief Stelfox 2003 die ABN-Fernsehshow American Pop Star ins Leben, für die er eine Zeit lang auch als Juror tätig war.« Und das lief auch alles wie geschmiert, bis eines Tages dieser kleine Spinner auftauchte, der sich für Jesus Christus hielt und wegen dem der ganze Laden den Bach runterging. Ihr habt die Show sicher gesehen: Unterschichtenprolls singen Mariah-Carey-Songs zur Unterhaltung anderer Unterschichtenprolls, die ihre Sozialhilfeschecks auf den Kopf hauen, um am Telefon für sie abzustimmen. Wir lizenzierten die Rechte an Gott und die Welt, bevor wir das Format Ende 2011 verkauften und dafür zweihundert Millionen Dollar einsackten. Das war vor sechs Jahren. Mit zweiundvierzig in den vorzeitigen Ruhestand. Wie es mir seitdem ergangen ist, wollt ihr wissen? Was ich den ganzen Tag so treibe? Was für ein Leben ich führe? Okay, nehmen wir mal den letzten Monat …

Mitte Dezember habe ich mein Haus im arschkalten London (700 Quadratmeter in Holland Park) den Angestellten (Roberta, meiner Londoner Haushälterin, und Grahame, der mich gerade fährt) überlassen, und wir (das heißt ich, eine Bekannte sowie meine Kumpels Hedgefonds-Paul und Investmentbanking-Mel) sind mit dem Privatjet nach Barbados geflogen, um dort an Bord einer Jacht zu gehen. Ich habe die Mistrial bereits zum zweiten Mal gemietet, und sie ist der absolute Hammer. Ihr solltet sie sehen: knapp sechzig Meter lang, sieben Zimmer inklusive einer (meiner) riesigen Mastersuite, Platz für bis zu fünfzehn Crewmitglieder (auch wenn wir nur sieben an Bord hatten – ganz so anspruchsvoll bin ich dann auch wieder nicht), Fitnessraum, Jacuzzi, eine Reichweite von 8000 Kilometern und eine Spitzengeschwindigkeit von sechzehn Knoten. Das perfekte Schiff für einen Törn durchs Mittelmeer oder die Karibik.

Auf Barbados haben wir dann erst einmal ordentlich auf die Kacke gehauen. An den üblichen Orten und mit den üblichen Verdächtigen: im Sandy Lane, The Cliff, Cin Cin, The Tides und Daphne’s mit Todd, Wayne, Philip, Simon, Lev, Vlad, Roman und einer ständig wechselnden, austauschbaren Entourage von ISBs – internationalen Spitzenbräuten –, den Kellys, Meghans, Swetlanas und Brooks dieser Welt. Bestimmte Qualitäten sind allen von ihnen gemein: Keine ist über dreißig, alle haben riesige Brüste, schmale Taillen und die Fähigkeit, lang und überzeugend über unsere Witze zu lachen. Auch die Herren der Schöpfung haben etwas gemeinsam. Na, könnt ihr euch denken, was? Richtig: Keiner von uns nagt am Hungertuch.

Nachdem wir eine Woche lang nichts als groben Unfug getrieben hatten, lichteten wir schließlich den Anker und setzten Kurs auf Grand Cayman – über St. Lucia, Montserrat sowie die Turks- und Caicosinseln –, wo ich geschäftlich zu tun hatte. Auf sämtlichen Inseln, die man auf so einem Trip besucht, folgt das Prozedere mehr oder weniger demselben Prinzip: Man ankert und fährt mit dem Speedboot (zur Mistrial gehört ein Van-Dutch-Zehnsitzer mit einer Spitzengeschwindigkeit von locker 100 km/h) in die Stadt, um dort im gerade angesagtesten Laden ein ausgedehntes, von reichlich Alkohol begleitetes Essen zu sich zu nehmen. Beim Essen zieht man die Blicke zahlreicher Bräute auf sich, die die coolen Restaurants rund um den Hafen durchforsten und denen nicht entgangen ist, wie du Anker gesetzt hast und an Land gegangen bist. Nach dem Essen geht es für ein Nachmittagsschläfchen zurück aufs Schiff, um anschließend vielleicht noch ins Wasser zu springen und eine Runde zu schwimmen, ein paar Gesellschaftsspiele zu spielen oder mit dem Jet-Ski über die Wellen zu rasen, bevor gegen 19 Uhr die Cocktails gereicht werden. Hat man ein paar davon intus, geht es mit dem Van Dutch zum Abendessen in einen weiteren Aufreißerschuppen zurück in die Stadt. Danach zieht man weiter, gewöhnlich in einen Club, um ein paar von diesen Super-Groupies aufzugabeln, die einen schon den ganzen Abend begaffen, um mit ihnen zur Jacht zurückzukehren, auf Deck die Musik aufzudrehen und bis drei oder vier zu feiern, bevor man dann mit wem auch immer unter Deck verschwindet. Am frühen Nachmittag quält man sich aus dem Bett, einer von der Crew schippert die ISBs an Land, und dasselbe Spiel geht wieder von vorne los.

Nachdem das nun gute vierzehn Tage so gelaufen war, freute ich mich richtiggehend darauf, die Caymans zu erreichen und mich ein paar Tage ums Geschäft zu kümmern. Edgar, der Leiter meines Finanzteams, war aus London eingeflogen, um mir ein paar Formulare vorzulegen, für die im Zusammenhang mit verschiedenen Firmen, die ich hier auf Grand Cayman unterhalte, meine Unterschrift benötigt wurde. Selbstverständlich sind die Caymans kein Steuerparadies mehr. Wer etwas anderes behauptet, der lügt! Inzwischen haben sie sich nämlich den Titel »internationales Finanzzentrum« zugelegt. Ein echter Geniestreich. Das ist in etwa so, als würde sich Peter Madsen einen Pressebetreuer nennen. Ich schwöre bei Gott, dass ich mich manchmal nur mit Mühe und Not zurückhalten kann, meinen Schwanz aus der Hose zu holen und mir einen von der Palme zu wedeln beim Gedanken an all die Schulen, Krankenhäuser und Straßen, die von meinem Geld nie etwas abbekommen werden. Zahlt ihr Steuern? Ich schätze schon. Vermutlich drückt ihr irgendwas zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig Prozent von dem erbärmlichen Hungerlohn, den ihr Einkommen schimpft, ans Finanzamt ab. Im Fiskaljahr 2015/16 betrug mein Steuersatz knapp zwölf Prozent. Was natürlich immer noch zu hoch ist. Kein Wunder, dass ich mich jeden Januar dabei ertappe, wie ich Edgar ungläubig anbrülle: »Wie viel wollen diese Wichser von mir haben?«

Aber hier auf Grand Cayman gibt es keine Steuern. Gar keine. Du kannst dein gesamtes Geld behalten und es weiterleiten, wohin du willst. Diese Insel ist die Inkarnation der »Pferdeäpfel-Theorie«. Ihr wollt wissen, was die einheimische Bevölkerung davon hat? Tja, vierzig Prozent dieser armen Würstchen leben in Armut, und ein Päckchen Fischstäbchen kostet sie acht Pfund. Spitzenresultat!

Seht euch euer eigenes Leben an. Na los. Wie ihr wohnt. Was ihr anzieht. Die Restaurants, in denen ihr esst. Wohin ihr in Urlaub fahrt. Ganz ordentlich, oder? Euch geht’s doch nicht schlecht.

Ihr seid nichts.

In einer Welt, in der nur das Geld zählt, ist euer Leben ein Pisspott. Ein menschliches Urinal. Eure bloße Existenz ist blanker Selbstmord. Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Großbritannien beträgt 28000 Pfund. Ich habe das Zwanzigfache damit verdient, dass ich vor dem Brexit gegen das britische Pfund gewettet habe. Mit einer einzigen Wette auf die amerikanischen Präsidentschaftswahlen habe ich sogar noch mehr verdient. Warum? Woher ich wusste, wie das geht? Wie ich diese Kaninchen aus dem Hut gezaubert habe, als ihr auf eurem billigen Kunstledersofa gesessen, euch eure ekligen Eier gekrault und beim Pizzaservice eine große Pädophilia mit extra Pimmelkäse bestellt habt, während eure adipösen Monsterweiber in ihren »Jeggings« über den quietschenden und knarrenden, hauchdünnen...

Erscheint lt. Verlag 21.1.2019
Übersetzer Stephan Glietsch
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Kill em all
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Donald Trump • eBooks • Gott bewahre • Kill Your Friends • Los Angeles • Musikindustrie • Roman • Romane • Satire • Schottland • Skandal • Steven Stelfox • Superstar
ISBN-10 3-641-22016-5 / 3641220165
ISBN-13 978-3-641-22016-7 / 9783641220167
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