Hamburger Blut (eBook)

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
hansanord Verlag
978-3-947145-16-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Hamburger Blut - Rob Lampe
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Es ist Februar. Es ist kalt. Es ist nass. Doch Max Goedeke erhofft sich viel von diesem Treffen in einer kleinen Dönerbude nahe des Stadtparks am U-Bahnhof Borgweg.
Anders als erwartet werden ihm dort allerdings drei belastende Blätter Papier übergeben, die sein komplettes Lebenswerk infrage stellen. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Wer kann noch wem vertrauen? Und was hat das alles mit dem Kiezboss Tarek zu tun?
'Hamburger Blut' nimmt uns mit auf eine rasante Achterbahnfahrt durch das heutige Hamburg. Spannend, raffiniert und ohne Zwischenstopp - bis zum furiosen Finale.

Nachdem Rob Lampe im Jahr 2017 mit seinem Debüt-Roman 'Unschuldig Schuldig' ein erstes Ausrufezeichen setzen konnte, folgten mit 'Hamburger Blut' (2018) und 'Die Senatorin' (2019) zwei weitere rasant geschriebene Krimis rund um den findigen High-Society Anwalt Adalbert von Gerte, besser bekannt als der schöne Bertie. <br><br> Der in Hamburg geborene Autor begann bereits während seiner Schulzeit eine Vielzahl an Kurzgeschichten durch alle Genres zu schreiben, die er allerdings nicht veröffentlichte. Während seines Studiums arbeitete er als Konzeptioner und Texter. Im Anschluss folgten weitere aufregende Jahre in der Medien- und Werbewelt in Hamburg, Berlin und München u.a. als stv. Anzeigen-Leiter bei BILD im Axel Springer Verlag, als Marketing-Direktor im Hubert Burda Verlag und als Unit-Leiter für Content-Management und Redaktion im Bereich eCommerce. Rob Lampe ist Mitglied im SYNDIKAT, der Autorengruppe deutschsprachiger Kriminalliteratur. <br><br> In seinem aktuellen Buch 'Elbmörder' hat Rob Lampe die Perspektive aus Berties' Anwaltsbüro zur Mordkommission um Hauptkommissar Thoelke verlegt.

Kapitel 2




Max Goedeke wusste kaum, wie er aus dem Imbiss gekommen war. Er ließ die feuchte Februarnachmittagsluft in seine Lungenflügel strömen und hoffte, sich zu beruhigen. Einige Kanten der Gehwegplatten am Borgweg standen hoch, die Stadt tat wenig zur Pflege. Er achtete darauf, nicht ins Stolpern zu geraten.

Bis zum Imperial waren es nur einige hundert Meter, Max sah die Rhododendren und die mächtigen Buchen, die den Beginn des Stadtparks signalisierten.

Hinter sich hörte er einen Schrei.

Gegenüber der Dönerbude entdeckte er eine Frau mit schulterlangem, schwarzem Haar. Sie wurde von einem Mann mit orientalischem Aussehen bedrängt und geschlagen; er war größer und älter als sie. Die Wucht des Schlags schleuderte ihr Kopf zur Seite, der Klang ihres Schmerzes wurde von den Klinkern der Hauswand zurückgeworfen.

„Hey, lassen Sie das!”, rief Max Goedeke.

Wieder schlug der Mann die Frau. Sie versuchte zu fliehen, der Peiniger erwischte ihr Haar, zog so heftig, dass die Frau das Gleichgewicht verlor.

Max Goedeke eilte zurück:

„Lassen Sie das!”

Statt abzulassen, ballte der Mann die Faust und trommelte auf den Hinterkopf der Frau, die auf den Knien kauerte und mit Unterarmen versuchte, den Kopf zu schützen.

Der Mann überschüttete sie mit Beschimpfungen in einer Sprache, die Max nicht verstand.

„Hören Sie auf damit.” Er packte den Schläger an der Schulter.

Der Mann schaute auf, in den Augen unter buschigen Brauen loderte es. Max erschrak und ließ die Schulter los.

Die Frau befreite sich und kam auf die Beine. Der Schläger fauchte Max an: „Was willst du?”

„Kommen Sie besser”, sagte die Frau und zog Max weg.

Doch der Schläger folgte ihnen: „Nicht so schnell, Alder. Ich mach dich tot. Bleib stehen!”

„Kommen Sie”, drängte die Frau und zog Max über die Fahrbahn zum U-Bahneingang.

„Wir sollten die Polizei rufen.”

„Das hat keinen Zweck. Er ist mein Ehemann.”

„Was?” Max schaute zurück. - Der Schläger war stehen geblieben und pöbelte nun einen Jugendlichen an, der ein Smartphone in der Hand hielt. Es war derselbe Junge, der vorhin vor dem Imbiss gestanden hatte.

„Du hast gefilmt, Alder?”, fauchte der Schläger. „Mich gefilmt? Mach dich tot!”

Der Jugendliche stritt es ab. Er hatte die Haare an den Seiten kurz rasiert, einen blonden Pony, der hin und her schwang.

„Doch hast du gefilmt, Alder!” Peng - der Jugendliche bekam einen Schlag vor die Brust, torkelte nach hinten. Er fing sich, drehte sich, wollte davonlaufen. Der Schläger stellte ihm ein Bein, der Junge fiel … Sein Smartphone schlidderte über die Straße, prallte gegen die Bürgersteigkante fast vor die Füße der Frau, der Akku sprang heraus.

„Nehmen Sie es!” Die Frau griff das Smartphone und drückte es Max in die Hand.

„Aber, was soll ich -”

„Er nimmt es mir weg!” Sie zeigte auf ihren Mann, und schon war sie auf den Treppen hinunter zum Bahnsteig.

„Soll ich es der Polizei geben?”

Sie schaute hinauf zu ihm. Nickte sie ihm zu?

„Wie heißen Sie?”, rief er.

„Aische …” Den Rest verstand Max nicht, Aische verschwand in der geöffneten Tür der wartenden U-Bahn.

Max Goedeke guckte zurück. Der Jugendliche war aufgestanden und lief davon. Der Schläger wurde indes von dem Wirt, der aus dem Imbiss gekommen war, am Arm festgehalten.

Er wollte die Situation beruhigen. In der anderen Hand hatte der Wirt einen seiner Baseballschläger. Besser verschwindest du jetzt, dachte Max. Vom Bahnsteig tönte ein Warnpiepen, die Zugtüren schlossen. Aische schien in Sicherheit. Max Goedeke schob das Smartphone in die Manteltasche und brach auf zum Wiesendamm, so käme auch er aus dem Sichtfeld des Schlägers.

Könnte der Junge nicht auch sein Treffen mit Rosenfeld gefilmt haben?


Der Wiesendamm bedeutete einen Umweg zum Imperial. Das war Max Goedeke recht. Er brauchte frische Luft und Zeit, sich zu sortieren.

Der Schläger schien ihm nicht zu folgen. Früher gab es das nicht, dass Frauen auf offener Straße geschlagen wurden. Oder wurde er alt und das Früher verklärte sich?

Er nahm die scharfe Kurve in den kleinen Wiesenstieg, der ihn wieder näher an den Stadtpark heranführte.

Es war Feierabendzeit und in der nächsten Stunde würden die unbefestigten Seitenstreifen auf beiden Seiten des Stiegs mit Autos dichtgeparkt werden. Die letzten Heimkehrer, die Überstunden gemacht hatten und die informellen Plätze an den Seitenstreifen belegt fanden, rangierten ihre Wagen dann mit gewagten Manövern schräg unter die U-Bahnbrücke oder quetschten das Blech dicht an die Hecken der Kleingartenanlage. Nach hinten wurde der Wiesenstieg schmaler, so dass es für manche Autofahrer morgens schwierig war, überhaupt wieder mit dem Wagen herauszukommen, da sie über Nacht zugeparkt worden waren. Seit die Stadtverwaltung auf dem Wiesendamm Parkplätze durch Poller unnutzbar gemacht hatte, wurde es immer enger.

Langsam beruhigte Max sich, der Verstand begann wieder normal zu funktionieren. Er holte tief Luft.

Rosenfeld wollte ihn erpressen. Das war ihm klar geworden.


Der Asphalt endete, der Boden war aufgeweicht, Max wich Pfützen aus. Am Kindergarten vorbei gelangte er wieder auf festen Belag, der angestrahlte Schriftzug des Imperials wurde sichtbar. Max kam sich wie ein Abenteurer vor, der heimkehrte. Das Imperial bedeutete Familie und Geborgenheit, es bedeutete Wissen um die eigene Herkunft und es bedeutete Erfolg. Es bildete das Fundament von allem, was ihm wichtig war.

Rosenfeld wollte das gefährden? Mit der Kopie eines alten Gutachtens? Im ersten Moment war das schwer vorstellbar. Max Goedeke knöpfte den Mantel auf, fasste in die Innentasche, raschelte mit der Kopie, als wolle er sich versichern, die Sache nicht geträumt zu haben.

Seine Aufgabe war es, das Hotel für die nächste Generation zu sichern. Laura, seine Schwester, war dazu nicht in der Lage. Er würde mit Sascha telefonieren. Sascha hatte Ideen und Beziehungen. Er war Max' Freund und von Max pro forma als Finanzberater beschäftigt. Saschas eigentliches Talent lag woanders. Sascha hatte eine Nase für Immobilien.

Max griff zum Handy - das Falsche, es war das Smartphone des Jungen vom Borgweg. Da er es in der Hand hatte, prüfte er, ob das Handy eine Speicherkarte hatte. Das war nicht so. Schade, dachte Max. Er hätte die Speicherkarte herausgenommen, in seinen Laptop gesteckt und geschaut, ob ein Film mit Rosenfeld und ihm auf der Karte wäre. - Max steckte das Handy wieder ein und holte sein eigenes Handy heraus.

Sascha war gleich dran. Im Hintergrund hörte Max Klatschen und Johlen, als feiere Sascha eine Party. Was vorstellbar war, Sascha liebte Partys. Fast so sehr wie schwere Geländewagen und schöne Frauen. Seit Sascha das Steuerbüro des Vaters zuerst geerbt und dann versilbert hatte, war er finanziell unabhängig.

„Sascha, wir müssen etwas bereden.”

„Unbedingt, und zwar schnell.”

„Wie meinst du das?”

„Deine Schwester, Max … Wann kannst du hier sein?”

„Wo bist du?”

„Im Imperial. Deine Schwester auch. Leider.” Das Johlen im Hintergrund schwoll an zu einem Begeisterungssturm.


Er wollte zum Imperial schlendern wie ein Stadtparkspaziergänger. Flanieren wie ein Tourist, der vom Hauptbahnhof Süd die U3 genommen und am Borgweg ausgestiegen war: mit Appetit auf ein Steak im Imperial-Grill, Vorfreude auf das Wellness-Spa in der obersten Etage, auf eine gediegene Suite für die anschließende Nachtruhe. So hatte Max Goedeke es sich vorgenommen, als er kurzzeitig glaubte, Rosenfeld würde ihm helfen, Genossenschaftsanteile zu kaufen.

Nun ging Max schneller als ein Tourist und banger als ein Abenteurer. Er hatte eine Erpressung am Hals und seine Schwester Laura schien wieder einmal über die Stränge zu schlagen.

Das Imperial kannte Max seit Kindertagen, er war praktisch darin aufgewachsen. Dadurch war es schwierig, einen frischen Blick zu behalten. Den brauchte er, um zu ergründen, woran es lag, dass die Auslastung des Hotels auf 40 Prozent abgesackt war. Noch bescheidener sahen die Buchungen für den Sommer aus.

Die spätklassizistische Fassade war angeschmutzt. In der Dämmerung fiel das kaum auf. In Katalogen und Prospekten glänzte das Haus frisch, daran konnte der Buchungsrückgang kaum liegen. Im Frühjahr würde dennoch ein neuer Anstrich fällig sein. 80.000 Euro wären zu investieren … okay, wenn Max nur die Fassade streichen ließe, die Seitenwände ungestrichen blieben, dann käme er mit 40.000 hin; seine polnische connection mochte es sogar für 20.000 machen. Allerdings bestände dann die Gefahr, dass der Anstrich fleckig ausgeführt wurde. Außerdem würde er den Chef der Leiharbeitsfirma aus Posen mit einigen Frei-Urlauben für die Familie locken müssen.

Zu Zeiten von Max' Vater begrüßte ein Portier den Besucher und öffnete die messingbeschlagene Flügeltür. Der Portier war eingespart worden. Das war eine der ersten Amtshandlungen des nerdigen Hotelmanagers Paul gewesen, den Max vor einigen Jahren engagiert hatte, da sich der Buchungsrückgang abzuzeichnen begann. Max öffnete die Türen selbst und betrat die Hotelhalle.

Warme Luft quoll ihm entgegen, hüllte ihn mit dem Geruch ein, der entstand, wenn viele Personen sich in der Halle aufhielten. Hinein mischte sich der Duft der Abendparfums vermögender Damen. Die Lobby war voller Hotelgäste. Eine...

Erscheint lt. Verlag 8.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Blut • Bordell • Elbe • Gefängnis • Hafen • Hamburg • Justiz • Krimi • Kriminalroman • Polizei • Roman • Spannung
ISBN-10 3-947145-16-0 / 3947145160
ISBN-13 978-3-947145-16-4 / 9783947145164
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