Bluthaus (eBook)

Kriminalroman. Atmosphärische Spannung aus Norddeutschland: Band 2 der SPIEGEL-Bestsellerserie

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
320 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-6323-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bluthaus -  Romy Fölck
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Nach ihrem letzten Fall erholt sich Frida Paulsen in der Elbmarsch, als sie der Hilferuf ihrer alten Freundin Jo erreicht. Vergangene Nacht fand diese in der Marsch die Leiche einer Frau und ist nun überzeugt, dass man sie des Mordes verdächtigt. Kurz darauf verschwindet Jo spurlos. Besorgt begibt sich Frida auf die Suche nach ihrer Freundin. Die Spur führt auf die Halbinsel Holnis zu einem einsam gelegenen Haus, das die Inselbewohner nur das Bluthus nennen. Vor vielen Jahren wurde dort eine Familie grausam hingerichtet - den Täter hat man nie gefunden ...



Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in der Elbmarsch bei Hamburg. Bluthaus ist der zweite Band ihrer Krimiserie um die beiden Polizisten Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn.

Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin in der Elbmarsch bei Hamburg. Bluthaus ist der zweite Band ihrer Krimiserie um die beiden Polizisten Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn.

1


Frida kuppelte aus und gab Gas. Die Räder des Treckers drehten im Schlamm durch, der Deutz bewegte sich nicht. Sie sah ihren Vater ein Zeichen mit der Hand geben. Sein Daumen zeigte nach unten. Sie stellte den Motor ab und kletterte aus dem Fahrerhaus. »Mist!«

»Das hat keinen Sinn. Du fährst ihn nur weiter fest«, sagte er und wischte sich ein paar Schlammspritzer aus dem Gesicht.

»Was machen wir jetzt?«

Fridtjof, ihr Vater, schwieg und sah nachdenklich auf den Trecker, der mit den Rädern im Morast eingesunken war. Einer der polnischen Arbeiter, die auf seinem Obsthof arbeiteten, war am Morgen in dieses Schlammloch gefahren. Er hatte sich die Drainage ansehen sollen, da der Apfelhof durch den anhaltenden Regen der letzten Wochen an einigen Stellen unter Wasser stand, und war zu weit in den verschlammten Bereich hineingefahren, wo der Trecker schnell versackt war.

»Ich hole eine Fuhre Mutterboden. Wir müssen ihn auf festen Untergrund bekommen, sonst sinkt er noch mehr ein.«

Sie nickte. »Okay, ich warte hier.«

Fridtjof Paulsen ging zu seinem Pick-up, stieg ein und fuhr weg. Frida sah auf ihre Uhr. Die Bergung des Treckers würde mehr Zeit brauchen, als sie eingerechnet hatte. Vor Mittag würden sie hier nicht fertig werden. Dabei hatte sie nach Hamburg fahren wollen, um die letzten persönliche Dinge aus ihrer Wohnung zu holen, die sie ab nächster Woche untervermietet hatte.

Frida hatte entschieden, einige Monate in der Marsch auf dem Hof ihrer Eltern zu bleiben und in ihr altes Kinderzimmer zu ziehen. Sie hatte sich einige Zeit vom Polizeidienst beurlauben lassen. In den ersten Wochen, nachdem sie von einem Gewaltverbrecher verschleppt und beinahe mit ihrer eigenen Dienstwaffe erschossen worden war, hatte sie die posttraumatische Belastungsstörung nicht wahrhaben wollen. Aber schon bald hatte sie die Symptome nicht mehr ignorieren können: Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlaflosigkeit und Albträume. Sie fühlte sich in großen Menschenansammlungen nicht wohl, konnte nicht mehr mit dem Rücken zu einer Tür sitzen, reagierte bei Knallgeräuschen schreckhaft, ja fast panisch. Trotzdem stellte sie sich immer wieder die Frage, wie es in Zukunft mit ihr weitergehen würde. Wollte sie irgendwann in den Polizeidienst zurückkehren? Die Abschlussprüfung der Polizeiakademie hatte sie mit guten Noten bestanden. Das hieß, sie könnte endlich die kriminalistische Laufbahn einschlagen, die sie lange Zeit angestrebt hatte, und irgendwann zur Mordkommission gehen, was immer ihr Traum gewesen war.

Frida spürte einen Tropfen im Gesicht. Sie zog sich die Kapuze der Regenjacke über den Kopf, ging zu ihrem Jeep und öffnete die Tür. Vom Beifahrersitz nahm sie eine verschrammte Thermoskanne, goss sich Tee in einen Metallbecher und lehnte sich an die Motorhaube. Es regnete stärker, und ein leichter Dunst stieg zwischen den Apfelbäumen hoch. Die Luft war feucht. Es roch nach Erde und Moder.

Das Frühjahr war vollkommen verregnet gewesen. Ihr Vater sprach es nicht aus, aber das Wetter bereitete ihm Sorgen. Tag für Tag hoffte er darauf, dass es endlich trocken blieb und das Ausschwärmen der Hummeln zur Baumblüte nicht durch weitere Regenfälle gefährdet wurde. Wenn das passierte und dieses Jahr ein Großteil der Apfelernte ausfiele, würde sein Obsthof, der sich in den letzten Monaten von der drohenden Insolvenz erholt hatte, das nicht überleben.

Frida trank einen Schluck Tee. Hier draußen im Apfelhof fühlte sie sich frei. Und diese Freiheit war es, die sie in ihrer derzeitigen Situation am meisten brauchte. Sie trank aus, setzte sich hinter das Steuer und zog die Tür zu, um den Wolkenbruch abzuwarten, der immer heftiger wurde. Sie stützte sich mit den Unterarmen auf dem Lenkrad auf, während der Regen seinen monotonen Beat auf das Jeepdach trommelte.

Mordkommission. Sie fragte sich, ob sie das überhaupt noch wollte. Ihre Leidenschaft für den Beruf war in Gleichgültigkeit umgeschlagen. In jenem Moment, als sie in die Mündung ihrer Waffe und dem Tod ins Auge geblickt hatte, hatte sich alles verändert. Ihr altes Leben gab es nicht mehr.

Die Frau stand plötzlich vor ihr im Regen, starrte sie einen Moment durch die Windschutzscheibe an. Sie trug eine enge Motorradjacke und eine Hose aus Leder, die ihre schlanke Figur betonte. Die Füße steckten in schweren Bikerstiefeln. Sie ging zur Seite, öffnete die Tür zum Jeep und schwang sich neben Frida auf den Beifahrersitz. Erst hier nahm sie ihren Motorradhelm ab, auf dem der Regen abperlte.

»Jo?«, fragte Frida ungläubig. Sie wusste nicht, was sie zu diesem Überraschungsbesuch sagen sollte.

Johanna Arndt war auf dem Internat in Süddeutschland ihre Mitbewohnerin gewesen. Sie hatten sich mit dreizehn kennengelernt und jahrelang in einem winzigen Zimmer zusammenrücken müssen.

»Wie hast du mich gefunden?«, fragte Frida.

»Deine Mutter hat mir gesagt, wo du bist.« Jo schüttelte ihre dunklen Haare auf und legte den Helm in den Fußraum. »Hier draußen hast du dich also verkrochen.«

»Verkrochen?« Frida trank den Tee aus und stellte den Becher auf die Ablage hinter dem Lenkrad.

Jo überhörte den Sarkasmus in ihrer Stimme. Denn sie war es gewesen, die sich nach ihrer letzten Begegnung im Herbst nicht mehr gemeldet hatte. »Mistwetter!« Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke auf.

»Trotzdem bist du mit der Harley unterwegs?«

Jo zuckte die Schultern. »Gute Regenkleidung. Da kommt nichts durch.«

»Und heute hast du dir gedacht, du machst einen kleinen Ausflug in die Marsch und besuchst mich mal?«

Jo sah sie an. Ein sanfter Zug um ihren Mund, ihre Lippe zuckte, aber sie lächelte nicht. »So ähnlich.«

Frida fühlte sich schon wieder unsicher unter ihrem Blick. Die toughe und schöne Jo, die alles im Griff hatte. Die sich ihren Erfolg in der Detektei, deren Inhaberin sie war, hart erarbeitet hatte. Und sie, Frida, die Polizistin, die mit psychischen Problemen hier auf dem Land in Wartestellung gegangen war, die sich vor der Entscheidung, wie es weitergehen sollte in ihrem Leben, drückte.

»Geht es dir gut?«, fragte Jo, und Frida hörte ehrliche Sorge darin. »Ich hab’s in der Presse verfolgt, was dir passiert ist. Sorry, dass ich mich nicht früher gemeldet habe.«

Frida musste diese Entschuldigung erst einmal verdauen. Sie hätte damals im Herbst gern mit Jo gesprochen, aber sie hatte nie auf ihre Anrufe reagiert. Die Freude, die Freundin wiederzusehen, war stärker als Fridas Enttäuschung.

»Ja, hier draußen geht es mir gut. Hamburg war mir zu eng. Ich habe keine Luft mehr bekommen.«

»Kann ich verstehen. Gemütlich hier …« Jo wies nach draußen. »Im Schlamm.«

Sie blickten einen Moment schweigend hinaus auf die Apfelbaumreihen. Der Regen trommelte seine beruhigende Melodie aufs Dach.

Frida sah Jo an. Ihre Haare waren länger als bei ihrem letzten Treffen. Diese Frisur machte sie weicher, auch wenn Jo immer ein Hauch von etwas Dunklem umwehte. Es war das Geheimnisvolle, das sie ausstrahlte, was die Menschen in ihrer Umgebung anzog, obwohl sie die Gefahr spürten. Wer sich mit Jo einließ, musste auf der Hut sein. Aber Frida mochte diese aufgeladene Stimmung zwischen ihnen beiden. Die kleinen Rangeleien, ihr unterschwelliges Kräftemessen, das nie nachgelassen hatte, auch wenn sie heute befreundet waren.

Frida fragte sich plötzlich, warum sie sich nach dem Internat fast ganz aus den Augen verloren hatten. »Warum bist du hier?«

Ein langer Blick, der mit einer Gegenfrage endete. »Hast du einen Kaffee für mich?«

»Nein, nur Tee.« Frida füllte ihren zerbeulten Becher und reichte ihn ihr.

Jo trank nachdenklich. »Du hast mir gefehlt«, sagte sie schließlich.

Frida stieß langsam die Luft aus. Ein warmes Gefühl brach sich in ihr Bahn und ließ den Ärger, der sich wochenlang bei dem Gedanken an Jo aufgestaut hatte, zerplatzen wie eine Seifenblase. »Dafür kommst du hier raus? Das hättest du mir auch am Telefon sagen können.«

»Wollte ich aber nicht.« Sie hielt den alten Metallbecher mit beiden Händen, trank noch einen Schluck Tee. »Ich wollte dich sehen. Wollte wissen, wie es dir wirklich geht. Ein Telefon kann Lügen nicht filtern.«

Ja, sie hatte recht. Natürlich hätte Frida behauptet, alles sei in Ordnung, wenn Jo angerufen hätte. Sie wusste, dass Jo ihr ansah, dass nichts in Ordnung war. Dass diese Nacht in der Marsch, in der der Tod nur einen Flügelschlag entfernt gewesen war, alles verändert hatte.

»Du bist ein hartes Mädchen, aber nicht hart genug, um mich anzulügen. Ich merke doch, dass es dir nicht gut geht«, sagte Jo.

Frida schluckte. Jo schaffte es immer, tief zu ihren Zweifeln durchzudringen und sie an die Oberfläche zu befördern. »Ich weiß nicht, ob ich das noch kann«, sagte sie schließlich. »Polizistin sein, meine ich. Irgendwas ist in mir zerbrochen. Ich spüre nichts mehr von der Leidenschaft, die ich mal für den Job hatte.«

Jo stellte die Tasse ab und kreuzte die Arme. »Dem Tod so nahe zu kommen, verändert Menschen.«

Frida sah sie an. »Du meinst, ich habe Angst, in meinen Beruf zurückzugehen?«

»Natürlich hast du Angst. Aber das ist völlig normal! Frida, du bist eine Kämpferin. Du hast es drei Jahre mit mir in einem Zimmer ausgehalten. Und ich habe dich hart rangenommen, ich weiß.«

»Du warst ein richtiges Miststück. Ich hab dich gehasst.«

Jo lachte, ein dunkles Glucksen, das Frida viel zu selten bei ihr hörte. »Du aber auch. Du hast Juckpulver in meine Schlafanzughose gekippt. Ich habe mich...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2018
Reihe/Serie Elbmarsch-Krimi
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Bjarne Haverkorn • Deutschland • Elbmarsch • Elisabeth Herrmann • Eric Berg • Familie • Flensburg • Frida Paulsen • Glücksburg • Holnis • Kriminalroman • Krimis • Nele Neuhaus • Ostseekrimi • Polizei / Geheimdienste • Polizistin • Regionalkrimi • Serienkrimi (Serienermittler) • Strandkrimi • Totenweg • Trauer / Tod
ISBN-10 3-7325-6323-5 / 3732563235
ISBN-13 978-3-7325-6323-4 / 9783732563234
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