Nie wieder Amore! (eBook)

Roman

(Autor)

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2018 | 1. Auflage
384 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-1759-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nie wieder Amore! -  Tessa Hennig
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Küsse niemals einen Sizilianer Seit sie Rentnerin ist, hat Moni Renner viel zu viel Zeit. Zeit zum Nachdenken über Vincenzo, ihre einst große Liebe, und seinen plötzlichen Tod. Da erreicht Moni eine Nachricht von Lena, einer jungen Deutschen, die in Italien lebt. Von ihr erfährt sie Unglaubliches: Vincenzo ist gar nicht tot, sondern lebt als Orangenbauer auf Sizilien. Wie kann das sein? Moni ist empört und reist mit ihrem Enkel Jan nach Palermo. Gemeinsam mit Lena versuchen sie, Vincenzo zu finden und klappern jede Orangenplantage der Insel ab. Monis Engament ruft aber nicht nur die Behörden, sondern auch windige Mafiosi auf den Plan. Doch zu Jans Überraschung, kann Oma Moni es selbst mit dem furchteinflößensten Mafiaboss aufnehmen ... Großer Urlaubsspaß von Bestsellerautorin Tessa Hennig

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Tessa Hennig schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und Bestseller-Romane mit Herz und Humor, die auch erfolgreich verfilmt wurden. Wenn sie vom Schreiben eine Auszeit benötigt, reist sie auf der Suche nach neuen Stoffen gern in den Süden.

Kapitel 1


Wenn der Weg zum Discounter zum Highlight des Tages wird, ist irgendetwas faul an deinem Leben. Faul ist gar kein Ausdruck. Es stinkt zum Himmel. Moni rümpfte prompt die Nase, als sie die ineinander verkeilten Kampfwagen neben dem Parkplatz erreicht und einen davon mit einer Euromünze von seiner Kette befreit hatte. Ab heute galt der neue Prospekt. Darin Waffeleisen für neunzehn neunzig. Moni brauchte eines, andernfalls wäre es ihr nie im Leben eingefallen, sich an so einem Tag mitten ins Kriegsgebiet zu begeben. Der Einkaufswagen hatte auch noch einen Rechtsdrall, was ihr prompt die linke Hüfte übel nahm. Und wenn schon. Bei Linksdrall würde sich das rechte Knie melden. Von wegen: »Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an.« Moni stieß in Gedanken an Udo Jürgens’ Rentnerhymne einen abfälligen Laut aus, und zwar so laut, dass eine jüngere Kundin in unvorteilhaften Leggings meinte, er gelte ihr. Moni grinste verstohlen, denn es war bestenfalls mutig, mit derartigen Rettungsringen um die Hüfte Leggings zu tragen. Wenigstens hatte das junge Ding sicher noch keine Zipperlein und schien fit wie ein Turnschuh zu sein. Kein Wunder, wenn man von Mitte fünfzig noch meilenweit entfernt war. Um den Dreh machten sich nämlich die ersten Anzeichen des Alters bemerkbar. Runter von der Überholspur, keine Lichthupe mehr, das Tempolimit beachten. Man hatte es ja nicht mehr so eilig. Moni erinnerte sich mit Wohlgefühl an diese Zeit. Einfach entspannter durchs Leben gehen. Da störte einen nicht einmal ein ständig nach links ausscherender Einkaufswagen. Heute schon. Moni hatte bereits Mühe, auf dem Parkplatz des Augsburger Stadtrand-Discounters nicht im Kreis zu laufen. Dann kam die Phase, strikt in der Mitte zu fahren, der Bequemlichkeit wegen. Man wusste, dass es die anderen nervte – na und? Ab sechzig war auch das zu stressig geworden. Immer schön rechts fahren, nachgeben, da man ja klüger war. Spätestens wenn man aber anfing, gelegentlich sogar mit der Standspur zu liebäugeln, und immer häufiger an die letzte Ausfahrt dachte, wurde einem klar, dass man mit sechsundsechzig eben nicht mehr »in Schuss« war, wie einem deutsches Liedgut von einem mittlerweile verstorbenen Österreicher glauben machen wollte. Eine Durchhalteparole aus den Siebzigerjahren, um fleißig bis zur Rente zu malochen, die goldenen Aussichten »noch lange nicht Schluss« vor Augen. Und wer hat dem Jürgens die Mär von reihenweise in Jungbrunnen plumpsenden Rentnern damals nicht abgekauft? Moni stieß gleich noch einen missmutigen Laut aus, der diesmal aber im Lärm des Supermarktgewimmels unterging. Vier ihrer besten Freundinnen hatten nämlich nicht einmal mehr ihren Rentenbescheid erlebt. Werner auch nicht, allerdings selbst verschuldet. Ein Apotheker sollte wissen, dass man Viagra nicht überdosiert, wenn man sich bei Calima heimlich in den Dünen von Gran Canaria mit einer drallen Spanierin vergnügt. Der nächste abfällige Laut blieb Moni im Hals stecken. Schon zehn Jahre her und trotzdem geriet das Blut in Wallung. Dass man anfing, über sein Leben ungesund exzessiv nachzudenken, müsste eigentlich im Beipackzettel zum Rentenbescheid stehen – die unerwünschten Nebenwirkungen und Risiken, wenn man auf einmal zu viel Zeit hatte und die Phase vorbei war, in der man sich jeden Morgen darüber freute, ausschlafen zu können, oder lang ersehnte Spaziergänge entlang des Lechs zu langweilen begannen.

Moni zückte ihren Einkaufszettel. Ablenken! Kuchen für Tanja stand ganz oben auf der Liste. Ungesundes Zuckerzeug, aber das Töchterlein braucht’s. Dann war sie besser drauf. Ein gewichtiges Argument – im wahrsten Sinne des Wortes. Eine promovierte Apothekertochter müsste es eigentlich besser wissen und sich gesünder ernähren. Was soll’s. Hauptsache, Tanja machte es glücklich.

»Na?«, gellte es von der Auslage mit den in Plastikfolie verschweißten glasierten Kalorienbomben. Die Gruber. Stammkundin. Kein Einkauf im Viertel, ohne irgendeinem Kunden über den Weg zu laufen.

»Geht so, und selbst?«, gab Moni mit dem jahrelang eingeübten Lächeln einer pensionierten Apothekerin zurück. Lieber Gott, mach, dass sie jetzt nicht anfängt, mir all ihre Beschwerden aufzuzählen – jahrelang ertragen. Moni mochte die Gruber nicht, vor allem ihre Hörigkeit Ärzten gegenüber. So manches ihrer Wehwehchen hätte man auch naturheilkundlich in den Griff bekommen, aber nein, sich lieber mit der eigenen Leber anlegen, sprich Tabletten in sich reinstopfen und auf den Rat einer erfahrenen Apothekerin pfeifen.

»Sie haben es gut. Ich hab noch drei Jahre«, lamentierte die Gruber in Anspielung auf Monis goldenes Rentnerdasein.

»Ach, die paar Jahre kriegen Sie auch noch rum«, erwiderte Moni und verkniff es sich, hinzuzufügen: »falls Sie sich bis dahin nicht mit Pharmaprodukten vergiftet haben«.

Die Gruber nickte einsichtig und zog mit aufgesetztem Lächeln in Richtung Wursttheke weiter. Halleluja! Jetzt aber mit Vollgas zu den Wühltischen, also mitten rein in die Kampfzone. Schon vernahm Moni von dort das erste empörte »Autsch!«. Ein zweites folgte auf dem Fuß. Wie an solchen Tagen üblich, hatten bereits zwei der Kampfwagen die Fersen der Vorderleute gerammt. Im Moment war man in der Nähe der Wühltische nur mit Springerstiefeln sicher. Moni beschloss daher, sich zunächst zu den Obst- und Gemüsetischen zu begeben – ihre Lieblingszone, da »gesund«. Heute im Angebot: sizilianische Blutorangen. Und wie die dufteten! Verführerisch. Unaufhaltsam setzte vor den prall gefüllten Obststeigen, die orangefarben leuchteten, eine sinnbetörende Lähmung ein. »Bella Sicilia«, pochte es vom Herzen bis hinauf zum Kopf. Rhythmisch und unaufhaltsam. Moni schloss augenblicklich die Augen, um sich diesem Duft hinzugeben. Sofort sah sie eine schier endlose Plantage vor sich, die saftig grünen Blätter ihrer Orangenbäume und darin Tausende von orangefarbenen Tupfern, über die sich azurblauer Himmel spannte. Moni seufzte. Wie gern hätte sie das wenigstens einmal im Leben »live« gesehen. Die plötzlich einsetzende Melancholie ließ sich nicht mehr abschütteln. Vincenzo! Schon stand er vor ihr. Moni spürte förmlich seine Nähe. Was für ein hübscher Mann: lockiges schwarzes Haar, wache blaue Augen, die stets nur auf sie gerichtet waren. Und dann noch sein unwiderstehliches verwegenes Lächeln, mit dem er ihr Herz im Sturm erobert hatte.

»Ti amo per sempre amore mio.« Seine rauchige Adriano-Celentano-Stimme hatte sie sofort im Ohr, und dann legten sich seine Lippen auf die ihren, ganz sanft und doch so fordernd. Moni japste nach Luft und suchte augenblicklich Halt am Obststand.

»Kann ich Ihnen helfen?«, tönte es aus dem Mund einer äußerst besorgt wirkenden uniformierten Angestellten. Nie waren sie da, wenn man sie brauchte. Heute schon.

»Mir ist nicht mehr zu helfen«, flüsterte Moni mehr zu sich.

Die Sorgenfalten der Verkäuferin glichen bereits einer Vulkankraterlandschaft. Um die zu glätten, sollte sie ihr halt in Gottes Namen »helfen«, auch wenn hier normalerweise Selbstbedienung angesagt war.

»Vier Kilo von diesen Blutorangen. Ach was, geben Sie mir gleich sechs«, sagte Moni dann mit gefestigter Stimme, was ihr Gegenüber sichtlich beruhigte. Wenn sich Tanja heute mit Kuchen die Droge gab, dann gedachte Moni, sich mit einer Überdosis Blutorangen ins Reich der Träume zu schicken. Als Rentnerin hatte man ohnehin alle Zeit der Welt.

Lena konnte Emilia, der alten Gemüsehändlerin vom hiesigen Markt, nur recht geben. Der liebe Gott hatte wohl bei der Erschaffung der Welt mit Italien angefangen und sich dabei so verausgabt, dass er etwas müde gewesen war und den Rest seiner Schöpfung nur noch sporadisch mit atemberaubender Schönheit bestückte. Wenn ein Künstler ein Meisterwerk erschuf, wurde es zum Maß aller Dinge und konnte einfach nicht mehr übertroffen werden: Lenas Theorie – und bei einem ihrer letzten Einkäufe an Emilias Stand wohl so überzeugend vorgetragen, dass die Gemüsehändlerin sie sofort in ihr Herz geschlossen hatte.

»Du denkst schon wie eine echte Sizilianerin.« Wenn das mal kein Kompliment war, noch dazu für eine junge Deutsche, die noch gar nicht so lange hier war. Neuerdings griff Emilia Lenas Gedanken zur Erschaffung der Welt sogar auf, um vorbeischlendernden Touristen ihre Ware schmackhaft zu machen. Etwas Besseres als sizilianische Orangen und Limonen gab es demnach nicht. Das Gleiche galt natürlich auch für Pistazien, Oliven, Maronen, Maulbeeren, Feigen und Kapern, selbst wenn Letztere überwiegend von den Liparischen Inseln im Norden Siziliens stammten. Kundenfang auf Sizilianisch. Lena brauchte man allerdings nicht mehr einzufangen. Sie hatte sich bereits vor einem guten Vierteljahr unsterblich in Taormina, eine wahre Perle der sizilianischen Ostküste, verliebt. Es verging kein Tag, an dem sie nicht für mindestens ein Viertelstündchen auf der kleinen Steinmauer ihrer derzeitigen Behausung in der Oberstadt saß, um von dort hinab auf unzählige Dächer und blumengeschmückte Balkone des malerischen Orts und dessen Amphitheater zu...

Erscheint lt. Verlag 6.7.2018
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2018 • buch neu • Dora Heldt • Ellen Berg • Familie • Frauenroman • Humor • Italien • Komödie • Lieblingsau • Lieblingsbuch • lustig • Neu • Neu 2018 • Neuerscheinung • Neuheit • Reise • Renate Bergmann • Sizilien • Ü 50 • Urlaub
ISBN-10 3-8437-1759-1 / 3843717591
ISBN-13 978-3-8437-1759-5 / 9783843717595
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