Maisie Dobbs - Das Haus zur letzten Ruhe (eBook)

Englands erste Detektivin ermittelt
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
352 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-688-11163-3 (ISBN)

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Maisie Dobbs - Das Haus zur letzten Ruhe -  Jacqueline Winspear
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Hinter diesen Mauern lauert der Tod ... London 1929: Der Krieg scheint vergessen, und auch für Maisie Dobbs brechen neue Zeiten an. Aber dass eine junge Frau ihr eigenes Detektivbüro eröffnet, ist dann doch reichlich skandalös. Während der Ermittlung gegen eine vermeintliche Ehebrecherin treten die Schrecken der Vergangenheit erneut zutage. Maisie kommt einem Mann auf die Spur, der die Hilflosigkeit von Kriegsversehrten auf abscheuliche Weise ausnutzt. Unversehens gerät sie dabei selbst in höchste Gefahr ...

Jacqueline Winspear wurde in England in der Grafschaft Kent geboren. Lange Zeit war sie im Londoner Verlagswesen tätig, ehe sie 1990 in die USA zog. Mit der Serie um die ungewöhnliche Detektivin Maisie Dobbs wurde sie sowohl in ihrer neuen als auch in ihrer alten Heimat über Nacht berühmt.

Jacqueline Winspear wurde in England in der Grafschaft Kent geboren. Lange Zeit war sie im Londoner Verlagswesen tätig, ehe sie 1990 in die USA zog. Mit der Serie um die ungewöhnliche Detektivin Maisie Dobbs wurde sie sowohl in ihrer neuen als auch in ihrer alten Heimat über Nacht berühmt.

Frühjahr 1929


Kapitel 1


Die große, schlanke Frau in dem gutgeschnittenen marineblauen Kostüm, unter dessen Faltenrock wohlgeformte Knöchel hervorschauten, wäre Jack Barker auch dann aufgefallen, wenn sie nicht als Letzte das Drehkreuz der U-Bahn-Haltestelle Warren Street passiert hätte. Denn sie hatte das, was seine Mutter «Haltung» nannte – einen aufrechten Gang, die Schultern zurück, den Kopf gerade – und dabei gelang ihr das Kunststück, ihre schwarzen Handschuhe überzustreifen, ohne die leicht ramponierte Aktentasche loszulassen.

Die ist mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, dachte Jack. Eingebildet, aber nichts dahinter.

Diese Frau würde ihn bestimmt nicht beachten. Er stampfte mit seinen klobigen Schuhen auf, um die beißende Kälte zu vertreiben. Mit den restlichen Zeitungen winkte er einem herannahenden Taxi – vielleicht hielt es ja mit quietschenden Reifen, und eine Hand reichte ihm die Münzen für einen Daily Express durchs Fenster.

«Verzeihung, ich hätte gern einen Express, junger Mann», sprach ihn da eine samtweiche Stimme an.

Jack blickte auf. Die Augen, in die er nun schaute, waren wie eine Sommernacht – ein Farbton dunkler als blau, wie ihm schien. Die Frau hielt ihm das Geld entgegen.

«Geht klar, Miss, bitte schön. Ziemlich frisch heute Morgen, was?»

Lächelnd nahm sie ihre Zeitung, und schon im Gehen erwiderte sie: «Das kann man wohl sagen. Eine Affenkälte ist das, da hilft nur noch ein schöner heißer Tee. Sie sollten sich bald ein Tässchen gönnen.»

Jack sah der Frau nach, die nun die Warren Street Richtung Fitzroy Square entlangging. Haltung hin oder her – so nett, wie sie zu ihm gewesen war, stammte sie ganz sicher nicht aus einer vornehmen Familie.

Am Ende der Warren Street blieb Maisie Dobbs vor einem etwas heruntergekommenen georgianischen Reihenhaus stehen, klemmte den Daily Express unter den linken Arm, öffnete mit Bedacht ihre schwarze Aktentasche und holte den Brief ihres Vermieters sowie zwei Schlüssel heraus. Das Schreiben enthielt den Rat, der Haustür nach dem Aufsperren mit einem kräftigen Schubs nachzuhelfen, die Gaslampe unten im Treppenhaus vorsichtig zu entzünden und im ersten Stock auf die oberste Treppenstufe zu achten: Sie müsse repariert werden. Auch dürfe sie nicht vergessen, ihre Tür zu verriegeln, wenn sie abends nach Hause ging. Der Hausmeister, Billy Beale, werde an der Eingangstür gern ein Namensschild für sie anbringen, es sei denn, sie ziehe es vor, anonym zu bleiben.

Maisie lächelte. Ich brauche Aufträge, sagte sie sich. Anonym zu bleiben hätte da nicht viel Sinn.

Sie vermutete, dass der Hauswirt, Mr. Sharp, nicht so scharfsinnig war, wie sein Name versprach. Wahrscheinlich würde er ihr jedes Mal, wenn sie ihm über den Weg lief, unnütze Fragen stellen. Sein Rat erwies sich jedoch als hilfreich: Die Tür ging tatsächlich nur mit einem Ruck auf, und die Gaslampe ließ sich zwar anzünden, vermochte es aber kaum, Licht ins Halbdunkel des Treppenhauses zu bringen. Hier musste sich einiges ändern. Im Augenblick hatte Maisie allerdings genug zu tun, auch wenn es noch keine Fälle zu bearbeiten gab.

Vorsichtig trat Maisie auf die oberste Stufe, wandte sich auf dem Treppenabsatz nach rechts und steuerte auf die braune Tür mit Milchglasfenster zu. Sie nahm das Schild «Zu vermieten» vom Türknauf, schloss auf und holte tief Luft, dann betrat sie ihr neues Büro. Der Raum hatte eine Gasheizung, je eine Gaslampe an beiden Wänden und ein Schiebefenster, von dem aus man auf das Gebäude gegenüber und die Dächer der Nachbarschaft blickte. Möbliert war das Zimmer mit einem Eichenschreibtisch und einem passenden Stuhl, der nicht gerade stabil wirkte; außerdem stand rechts vom Fenster ein alter Aktenschrank.

Lady Rowan Compton, ihre Gönnerin und ehemalige Dienstherrin, hatte recht; diese Gegend war kein Kurort. Aber wenn sie ihre Karten richtig ausspielte, konnte Maisie sich die Miete leisten und behielt noch ein wenig von ihren Ersparnissen übrig. Ein elegantes Büro brauchte sie nicht, aber schäbig durfte es auch nicht wirken. Nein, die goldene Mitte sollte es sein, etwas für jeden, gut zu erreichen, aber auch nicht gerade im innersten Stadtkern. In diesem Winkel von Bloomsbury fühlte sich Maisie gut aufgehoben. Hier am Fitzroy Square konnte man sich mit jedermann zum Tee treffen, konnte sich mit einer Gräfin und einem Zimmermann zum Dinner am selben Tisch niederlassen, und beide hätten gegen die Gesellschaft des anderen nichts einzuwenden. Ja, für den Augenblick war die Warren Street ideal. Nur das Problem mit dem Namensschild war etwas knifflig, dafür hatte sie noch keine Lösung.

«So, meine Liebe», hatte Lady Rowan gesagt, «wie werden Sie sich nennen? Wir wissen ja alle, was Sie tun, aber wie wollen Sie Ihre Dienste offiziell anbieten? Etwa: ‹Findet Vermisste, tot oder lebendig, auch wenn sie sich im Grunde selbst finden› – das geht ja wohl kaum. Wir müssen uns etwas ausdenken, was kurz und bündig auf Ihre einzigartigen Talente hinweist.»

«Ich dachte an ‹Diskrete Ermittlungen›. Was halten Sie davon, Lady Rowan?»

«Aber das macht niemanden darauf aufmerksam, wie Sie Ihren Verstand einsetzen – und darum geht es ja.»

«Eigentlich ist es nicht mein Verstand, den ich benutze, sondern der anderer Leute. Ich stelle nur die Fragen.»

«Papperlapapp! Wie finden Sie ‹Diskrete Erforschung von Gehirnwindungen›?»

Maisie lächelte mit gespieltem Entsetzen über den Vorschlag der älteren Freundin. Sie saß sehr behaglich vor dem Kamin in der Bibliothek ihrer ehemaligen Dienstherrin, einem Kamin, den sie einst mit den rauen, abgearbeiteten Händen eines Hausmädchens gereinigt hatte.

«Nein, ich bin ja kein Hirnchirurg. Am besten schlafe ich noch einmal darüber. Ich möchte es richtig anpacken.»

Die ergraute Edelfrau tätschelte Maisies Knie. «Wie Sie sich auch entscheiden, Sie werden Ihre Sache hervorragend machen, davon bin ich überzeugt, liebe Freundin. Ganz hervorragend sogar.»

Und als Billy Beale, der Hausmeister, eine Woche nach ihrem Einzug in der Warren Street bei Maisie anklopfte und sich erkundigte, ob er ihren Namen am Hauseingang anbringen sollte, reichte sie ihm ein Messingschild mit der Aufschrift «M. Dobbs. Privat- und Wirtschaftsdetektei».

«Wo hätten Sie’s denn gerne, Miss? Links von der Tür oder rechts?»

Fragend sah er sie an. Billy war um die dreißig, knapp eins achtzig groß, stark und muskulös, und sein Haar hatte die Farbe eines Weizenfelds in der Sonne. Er schien eigentlich recht beweglich, gab sich aber mächtig Mühe, sein Hinken zu verbergen – das Maisie natürlich nicht entgangen war.

«Wo sind denn die anderen Namen angebracht?»

«Links, Miss, aber da würde ich es an Ihrer Stelle nicht hintun.»

«Und warum nicht, Mr. Beale?»

«Billy, nennen Sie mich einfach Billy. Na, weil die Leute links eigentlich nicht hingucken. Jedenfalls nicht, wenn sie den Türknauf betätigen, und der ist rechts. Da schauen sie sofort hin, wenn sie die Außentreppe hochsteigen, erst auf den Löwenkopftürklopfer, dann auf den Knauf. Also kommt das Schild am besten nach rechts. Dann machen Sie ein besseres Geschäft.»

«Gut, Mr. Beale, dann also nach rechts. Vielen Dank.»

«Billy, Miss. Sie können mich ruhig Billy nennen.»

Billy Beale ging, um das Messingschild anzubringen. Tief seufzend rieb sich Maisie den Nacken, die Stelle, an der sich die Sorgen gern einnisten.

«Miss …»

Billy pochte leise an die Milchglasscheibe, steckte den Kopf zur Tür herein und nahm seine Mütze ab.

«Was gibt’s, Mr. Beale?»

«Billy, Miss. Darf ich Sie kurz etwas fragen?»

«Ja, kommen Sie rein. Worum geht’s?»

«Es ist eine eher persönliche Frage, wenn Sie erlauben?» Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach er rasch weiter. «Waren Sie Krankenschwester? In einem Kriegslazarett? Vor Bailleul?»

Wie um sich zu schützen, legte sie die Hand auf die Brust, ließ sich aber sonst von dem jähen Schmerz, der sie durchzuckte, nichts anmerken.

«Ja. Ja, das stimmt.»

«Wusst ich’s doch!» Billy schlug sich mit der Kappe aufs Knie. «Es war mir sonnenklar, als ich Ihre Augen gesehen habe. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern, nachdem sie mich eingeliefert hatten. Das waren Ihre Augen, Miss. Der Doktor meinte, ich sollte ganz konzentriert etwas anschauen, solange er sich an meinem Bein zu schaffen macht. Also hab ich Ihre Augen angeguckt, Miss. Sie und er haben mein Bein gerettet. Voller Granatsplitter war’s. Aber Sie haben’s geschafft, nicht wahr? Wie war doch gleich sein Name?»

Maisies Kehle war wie zugeschnürt. Dann schluckte sie schwer. «Simon Lynch. Captain Simon Lynch. Den meinen Sie wohl.»

«Ich habe Sie nie vergessen, Miss. Niemals. Sie haben mir das Leben gerettet.»

Maisie nickte und versuchte...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2018
Reihe/Serie Maisie Dobbs: Englands erste Detektivin ermittelt
Übersetzer Sonja Schuhmacher
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Aufbruchstimmung • DETEKTIVBÜRO • Dienstmädchen • Ehebrecherin • Kriegsversehrte • London
ISBN-10 3-688-11163-X / 368811163X
ISBN-13 978-3-688-11163-3 / 9783688111633
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