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Der Gesang des Maori (eBook)

Ein Neuseeland-Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
416 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98454-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
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Der große Traum vom Glück am anderen Ende der Welt in Neuseeland: Ein uraltes Geheimnis, das bis heute über Liebe und Hass, über das Schicksal vieler Menschen bestimmt - für alle Fans von Sarah Lark Die Journalistin Katharina soll für ihre Zeitschrift eine Reportage über Neuseeland schreiben. Sie ist begeistert: Endlich kann sie ihre Freundin Sina wieder treffen, die mit ihrer Familie glücklich in Christchurch lebt. Doch kurz nach Katharinas Ankunft überschlagen sich die Ereignisse: Ein Erdbeben verwüstet die Stadt und Sinas kleine Tochter erkrankt schwer. Auf der Suche nach Hilfe begegnet Katharina einem jungen Mann, der sie auf Anhieb fasziniert - und der ein mysteriöses altes Lied singt, das Katharina nicht mehr aus dem Kopf geht. Auf ihrer Reise taucht sie tief ein in die Geschichte der Pazifikinsel und kommt einem uralten Geheimnis auf den Grund, das bis heute über Liebe und Hass, über das Schicksal vieler Menschen bestimmt ...

Emma Temple ist das Pseudonym der deutschen Autorin Katrin Tempel. Sie wurde 1967 in Düsseldorf geboren und wuchs in München auf. Während ihres Studiums der Geschichte und der Politik entdeckte sie ihre Liebe zu Neuseeland und verbrachte ein Jahr auf einer Farm in der Nähe von Christchurch - ein Ort, zu dem sie immer wieder zurückkehrt. Nach dem Studium war sie zunächst Journalistin, seit ein paar Jahren arbeitet sie an ihren Romanen und Drehbüchern. Sie lebt heute mit ihrer Familie an der Weinstraße.

Emma Temple ist das Pseudonym der deutschen Autorin Katrin Tempel. Sie wurde 1967 in Düsseldorf geboren und wuchs in München auf. Während ihres Studiums der Geschichte und der Politik entdeckte sie ihre Liebe zu Neuseeland und verbrachte ein Jahr auf einer Farm in der Nähe von Christchurch – ein Ort, zu dem sie immer wieder zurückkehrt. Nach dem Studium war sie zunächst Journalistin, seit ein paar Jahren arbeitet sie an ihren Romanen und Drehbüchern. Sie lebt heute mit ihrer Familie an der Weinstraße.

INDISCHER OZEAN, 1953

1.

Die Gluthitze der Kohle brannte heiß auf seinem Gesicht. Seine Arme fühlte er schon seit Stunden kaum noch, aber John schaufelte weiter die schwarzen Brocken in die gleißende Luke. Ein Nachlassen konnte er sich nicht leisten. Der Aufseher hatte sie alle im Auge. Er sah sofort, wenn einer der Arbeiter im immer gleichen Takt des Schaufelns langsamer wurde. Dann sparte er nicht mit Hieben auf den Rücken, die Beine und die Arme. Als ob die bei der pausenlosen Arbeit nicht ohnehin schon genug schmerzen würden. Der Krug mit dem Wasser war der einzige Luxus, der den Arbeitern auf der Pacific Maiden gestattet wurde. Kein Wunder, sonst würden sie bei der Arbeit im Funkenflug der Kohleglut innerhalb eines halben Tages zusammenbrechen.

Als John sich um diesen Job beworben hatte, war ihm klar, dass keine entspannte Überfahrt auf ihn wartete. Aber so hart hatte er es sich doch nicht vorgestellt. Kohle schaufeln – das klang nach schwerer Arbeit, und die hatte er in seinem Leben noch nie gescheut. Aber tatsächlich herrschte hier unten, bei den riesigen Maschinen im Bauch der Pacific Maiden, eine nahezu unerträgliche Hitze. Dazu kam ein Mangel an Sauerstoff, der für ständige Kopfschmerzen sorgte. Das unablässige Stampfen der großen Kolben machte alles noch schlimmer.

Die Schlafquartiere lagen nicht weit entfernt von den Maschinen. Die Männer ruhten dort dicht gedrängt auf den durchgelegenen Pritschen, die die Arbeiter der anderen Schicht erst kurz zuvor geräumt hatten. John hatte keine Ahnung, mit wem er seine Pritsche teilte – aber er schlief immer mit dem Schweiß des anderen in der Nase.

Ein schriller Pfiff beendete seine Schicht für diesen Tag. Oder war es Nacht? John hatte jedes Zeitgefühl verloren. Aber heute wollte er nicht einfach nur einen harten Kanten Brot essen und dann in einen tiefen Schlaf fallen – heute wollte er unbedingt einmal kurz an Deck gehen und seine Lunge mit frischer Luft füllen. Das hatte er sich eigentlich für jeden Abend vorgenommen, aber an den letzten Tagen hatte stets eine lähmende Müdigkeit gesiegt.

Erschöpft stieg er die vielen Stufen nach oben, es kam ihm vor, als ob er aus dem Schlund der Hölle allmählich wieder ans Licht gelangen würde. Eine letzte Stiege noch, dann schob er eine Metalltür auf und fand sich auf den sauber geputzten Planken des großen Dampfers wieder. Langsam ging er zur Reling. Tief unter ihm glitzerte der Indische Ozean, Plankton leuchtete in der Bugwelle auf und verlieh der Schiffswand einen nahezu magischen Glanz. Sie befanden sich irgendwo südlich von Indien. Nicht mehr lange, und sie würden den Suezkanal durchqueren. John würde davon wahrscheinlich kaum etwas mitbekommen, sondern wieder im Bauch des Schiffes festsitzen und Kohle schaufeln.

Neugierig sah er sich um. Das Schiff gehörte seinem Vater, wie alle Schiffe, die »Pacific« im Namen trugen. Er kannte seine Geschwindigkeit, seine Größe, sein schon reichlich hohes Alter – so wie er es von allen Schiffen der Pacific Shipping Company kannte. Wahrscheinlich war er sogar schon irgendwann einmal an Bord gewesen, hatte sich dem Kapitän vorgestellt und höflich gelächelt, als die Männer Witze über Erben und Nachfolge gemacht hatten. Johns Vater war noch rüstig, der würde sich noch einige Jahrzehnte lang die Zügel der Reederei nicht aus den Händen nehmen lassen – da war John sicher. Aber jetzt hatte er Abschied von diesem Leben genommen. Endgültig. Er war nur einer der Männer, die Kohle schaufelten – nicht mehr der Sohn des Besitzers. So hatte er es gewollt, als er sich als »John Miller« in die Liste eingetragen hatte.

Versonnen sah er in den Himmel hinauf. Es war Nacht, das Kreuz des Südens lag auf der Seite, knapp über dem Horizont. Nicht mehr lange, und er würde es nicht mehr sehen, das Gestirn, das während seiner ganzen Kindheit über seinen Schlaf gewacht hatte. Künftig wollte er ein Leben in Deutschland führen, bei seiner eigentlichen Familie. Neuseeland war Vergangenheit, nur eine Episode, die fast zwei Jahrzehnte gedauert hatte …

Die Tür hinter ihm quietschte leise, als sie noch einmal aufschwang. Das Geräusch eines Feuerzeugs, für Sekunden beleuchtete die Flamme ein dunkles Gesicht mit scharf geschwungener Nase, dann das Aufglimmen einer Zigarette und wieder Dunkelheit. Der kurze Moment hatte John gereicht, um den ersten Maat zu erkennen. Der direkte Vorgesetzte all der Matrosen, die für einfache Tätigkeiten wie Kohleschaufeln oder Kartoffelschälen an Bord waren. Leise seufzte John. Er hatte auf einen Moment Einsamkeit hier oben an Deck gehofft. Der war ihm wohl nicht vergönnt.

Der Maat stellte sich neben John, zog noch einmal an seiner Zigarette und schnippte die Asche in das Meer. Er sah ihr nachdenklich hinterher und meinte dann in beiläufigem Ton: »Kann es sein, dass ich dich schon einmal gesehen habe?«

John zuckte mit den Achseln. »Wenn du auch aus Christchurch bist, kann das schon sein … so groß ist das ja nicht«, sagte er möglichst ruhig. Er konnte nur darauf hoffen, dass er nicht erkannt wurde.

Kopfschüttelnd erklärte der Maat: »Nein, das muss irgendwo an Bord gewesen sein, ich komme nur nicht mehr drauf. Du bist dir sicher, dass du noch nie irgendwo angeheuert hast?«

John lachte auf. »Ganz sicher. Ich will nur nach Hamburg, und das hier erschien mir eine gute Möglichkeit. Ich bin jung, ich bin stark – da sollte ich mir so eine Überfahrt wohl verdienen können.«

Wieder schnippte der Maat ein wenig Asche ins Meer. Für einen Moment herrschte Schweigen, und John nahm schon fast an, dass dieses Gespräch damit wohl beendet war. Dann fuhr der Maat plötzlich herum und hielt das brennende Feuerzeug direkt neben Johns Gesicht.

»Jetzt fällt es mir wieder ein. Das war mit Cavanagh, unserem feinen Herrn Reeder. Du bist hinter ihm hergeschlichen und hast zu allem immer nur genickt. Du bist sein Sohn!«

Abwehrend schüttelte John den Kopf. »Wo denkst du hin? Wäre ich der Sohn des Reeders, würde ich jetzt in der Offiziersmesse ein Glas kalten Wein trinken und danach in meine wunderbare Kajüte auf dem Oberdeck gehen. Ich würde ganz sicher nicht an den Maschinen stehen und Kohle schaufeln! Oder meine Pritsche mit einem stinkenden Kameraden teilen.«

Der Maat sah ihn mit zurückgelegtem Kopf an. »Es sei denn, du willst nicht, dass dein alter Herr dich findet. Wenn du heimlich nach Europa durchbrennst, dann kann es durchaus sein, dass du dafür ein paar Wochen Kohleschippen in Kauf nimmst, oder etwa nicht?«

»Und warum sollte ich abhauen?«, gab John zurück. »Als Erbe der Pacific Shipping Company hätte ich wohl kaum Grund zur Flucht, oder? Wenn du recht hast, dann muss ich es mir ja nur gut gehen lassen, bis der alte Cavanagh abkratzt.« Er schickte dem Satz ein verächtliches Schnauben hinterher, um deutlich zu machen, was für eine idiotische Idee der Maat da gehabt hatte. Heimlich machte sich allerdings ein wenig Furcht in ihm breit. Was, wenn die Mannschaft des Schiffes ihre Chance für ein bisschen billige Rache an dem unbeliebten Reeder sah? Er sah die niedrige Reling plötzlich mit anderen Augen. Wie schnell konnte man einen Menschen in das Meer stürzen – und wie lange würde man wohl den kleiner werdenden Positionslichtern des großen Frachters hinterhersehen, bevor man endgültig in den Tiefen des Ozeans versank?

Der Maat ließ sich jetzt nicht mehr von seiner Idee abbringen. »Doch, du bist dieser John. Hast damals die ganze Zeit ein Gesicht aufgesetzt, als ob du etwas Besseres wärst. Dabei hattest du sicher keine Ahnung, was dein alter Herr von uns verlangt. Wer weiß, vielleicht hat er dich ja zu uns geschickt, damit du schaust, wie man uns noch besser ausnehmen kann. Wen interessiert es schon, dass alle Männer in den Maschinenräumen irgendwann das reine Blut kotzen? Dein Vater stellt nicht so schnell auf Diesel um, der nicht. Solange es noch Kohle in Neuseeland gibt, so lange lässt er seine Schiffe noch damit fahren!«

John hob abwehrend die Hände. »Ich habe wirklich keine Ahnung, von was du da redest! Ich will einfach nur nach Hamburg …«

Mit einer brüsken Bewegung riss der Maat die Tür zu der steilen Stiege auf und rief in das Dunkel. »McTaggart? Bist du da? Komm doch mal hoch, und schau dir an, was ich hier gefunden habe!«

Augenblicke später betrat ein großer Mann das Deck. Offensichtlich ein Maori-Mischling mit dunklen Augen, muskelbepackten Oberarmen und gut einen Kopf größer als John. Er hatte ihn schon einige Male vor den Öfen gesehen, wenn er scheinbar völlig mühelos Kohle schippte. Jetzt musterte ihn dieser Mann nur einen kurzen Augenblick und nickte dann. »Das ist er, du hattest doch recht. Ich habe ihn in all dem Dreck überhaupt nicht erkannt. Der Typ ist hinter dem alten Cavanagh hergelaufen und sah aus wie einer dieser Privatschüler, denen irgendwann einmal die ganze Welt gehört.« Er dachte einen kurzen Moment nach, bevor er die naheliegende Frage stellte. »Was macht so einer denn hier bei uns?«

Der Maat zog wieder an seiner Zigarette. »Uns ausspionieren. Oder von Papa weglaufen, weil er auf das große Abenteuer hofft. Du weißt doch … Hamburg und die Reeperbahn!« Sie brachen in Gelächter aus. »Das wird es wohl sein. Sollen wir dem Kapitän melden, welch kostbare Fracht er da an Bord genommen hat? Was meinst du?«

Unwillkürlich riss John die Augen auf und schüttelte den Kopf. Ein Fehler, wie ihm im selben Moment klar wurde. Damit hatte er seine Identität preisgegeben. Der Maat trat einen Schritt näher und packte John mit dreckiger Pranke an seinem mit Kohlestaub verschmierten Kragen.

»Der Kapitän soll also nichts erfahren, richtig? Ich hab zwar keine Ahnung, warum, aber auf keinen...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2018
Reihe/Serie Im Land der tausend Wolken
Im Land der tausend Wolken
Im Land der tausend Wolken
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Australische und Ozeanischer Literatur • Exotik • Familiengeheimnis • Ferne Länder • Geheimnis • Im Land der tausend Wolken • Isabel Beto • Liebe • Liebesroman • Maori • Roman für den Urlaub • Sarah Lark • Schicksal • Sehnsucht • Sehnsucht Roman
ISBN-10 3-492-98454-1 / 3492984541
ISBN-13 978-3-492-98454-6 / 9783492984546
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