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Roma Nova (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
623 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-5635-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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Das Römische Imperium hat das All in Besitz genommen. Seine Legionen haben Planeten erobert, fremde Völker unterworfen und versklavt. Doch im Hades, einem Schwarzen Loch am Rande des Mare Nostrum, lauern dämonische Kreaturen, die nur darauf warten, Rom für immer von der Sternenkarte zu löschen. Und auch auf dem Planeten selbst brodelt es: Der Gladiator-Sklave Spartacus will sich nicht länger seinem Schicksal ergeben und zettelt einen Aufstand an ...



Judith Vogt, geboren 1981 im Kreis Düren, absolvierte nach dem Abitur eine Lehre als Buchhändlerin. Sie hat bereits über ein Dutzend Romane veröffentlicht, einige davon zusammen mit ihrem Mann Christian Vogt. Für ihren Fantasy-Roman Die zerbrochene Puppe erhielten sie 2013 den Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie "Bester deutschsprachiger Roman". Die Autorin und Übersetzerin lebt mit ihrer Familie in Aachen.

Judith Vogt, geboren 1981 im Kreis Düren, absolvierte nach dem Abitur eine Lehre als Buchhändlerin. Sie hat bereits über ein Dutzend Romane veröffentlicht, einige davon zusammen mit ihrem Mann Christian Vogt. Für ihren Fantasy-Roman Die zerbrochene Puppe erhielten sie 2013 den Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie "Bester deutschsprachiger Roman". Die Autorin und Übersetzerin lebt mit ihrer Familie in Aachen.

Kapitel II


Mein Körper ist daran gebunden, sich irgendwo aufzuhalten, wo es Atemluft und Nahrung gibt – so wie jeder Körper – und ich muss ihm gehorchen und kann nicht an die Orte zurückkehren, nach denen ich mich sehne.

Mein Geist jedoch ist nicht gebunden an meinen Leib und kann sich in viele Splitter aufteilen, sodass er meinen Körper umschwirrt wie die Motten des Rubicon den Planeten Rom.

Ein Splitter von mir sieht, dass meine Zeit hier abgelaufen ist.

Ein Splitter von mir sieht, dass sich meine Verbündeten nähern – und mein Herz lacht, weil ich sie erkenne und weiß, wie grauenhaft sie sind und wie vollkommen.

Ein Splitter von mir sieht, wie sie in Stahl schlüpfen, wie ihre Gesichter sich verformen, wie Mienen verschmelzen und in immer neue Gesichter zerlaufen. Wie Nebel sie umhüllt, ein Nebel, der Geräusche frisst wie eine Schlange Eier.

Ich sehe ihre schmalen schwarzen Schiffe, in denen sie die Leere queren. Grausig wie ein Kindertraum, an den man sich auch als Erwachsener noch erinnert, machen sie sich auf den Weg. Alle Splitter meines Geistes sehen sie und rufen sie, und ich wünschte, sie könnten mich hören.

Gleichzeitig bin ich in diesem Körper, mit dem sich Legat Lucius Marinus Maximus vergnügt. Es ist mir gleich.

Fünf Kinder hat er bereits auf diese Weise mit mir gezeugt, doch ich zwang sie zu gehen, daumengroß, ohne je einen Atemzug zu tun. Sie wussten, dass ich nicht ihre Mutter sein kann. Sie waren nicht mehr als ein Zufall. Ich jedoch gehorche nicht dem Zufall, wie andere Frauen es tun. Ich gehorche dem Schicksal.

Der Mann auf mir weiß noch nicht, dass unsere Zeit hier abgelaufen ist. Er wähnt sich sicher, dabei trennt ihn nur eine metallene Hülle von der Leere – und ein undurchdringlicher Schild, der blauschillernd wie ein Eisberg auf der Raumschiffhülle flackert.

Bona Dea, die gute Göttin, so ist der Name des Schiffs. Sie wird ihn verraten. Die Sicherheit der Schilde ist trügerisch.

Doch wie könnte er sich nicht sicher fühlen? Niemand durchbricht die römischen Schilde, niemand entgeht den Rammspornen und den Enterbrücken und den Waffen der Soldaten! Wie ein Rudel Wölfe fallen sie überall ein und reißen aus den Herden, was ihnen gefällt. Sie müssen nicht einmal mit den Alten und Schwachen vorliebnehmen – sie können erlegen, was schmackhaft aussieht.

Was hat Lucius Marinus Maximus schon zu fürchten? Der Legat, der mich und den Mann, den ich liebe, und viele unseres Volkes im Thrakerkrieg gefangennehmen ließ. Wir hatten ihm damals nichts entgegenzusetzen – und vielleicht gibt es auch nichts, nichts im ganzen Mare Nostrum und nichts in all den Galaxien, die durch die Leere taumeln, was daran rütteln könnte, dass jeder Weltenkreis Rom unterlegen ist.

Dieser Mann muss sich nicht fürchten.

Einer der Splitter meines Geistes verglüht in der Atmosphäre Roms. Wie ein fallender Stern schlägt er durch Dächer und Mauern hinunter und verharrt über dem Herzen eines Mannes.

Dieser Mann sieht hinauf zum Splitter, und er erkennt mich darin. Und er lächelt durch die große Angst, die ich um ihn habe.

»Er lächelt. Wie eigenartig«, sagte der Priester.

Er hatte das Gefäß, auf dessen Oberfläche Muster wie Adern pulsierten und von seinem Innenleben kündeten, aus dem Allerheiligsten des Tempels geholt. Er hatte Iuno, Vulcanus und Mars ein Opfer dargebracht und darum gefleht, dass das Herz in dem Gefäß seinen Träger erwählen würde.

Wenn es das nicht tat – wenn es sich weigerte, diesen lächelnden Mann in Besitz zu nehmen, dann verlor dieser Mann sein Leben – und der Priester sein Ansehen.

Der Priester lächelte nicht. Er streifte die weißen Handschuhe über, während Sklaven und Gehilfen ein Gebet an Apollon murmelten, der seine Hände lenken sollte.

Sie befanden sich im Allerheiligsten des Tempels der Iuno mit seinen hohen säulengestützten Decken, von denen helles Licht direkt auf den Patienten fiel. Ein leicht verspiegeltes Fenster trennte den Raum von der Empore, und so konnte der Priester die Silhouetten der Zuschauer dahinter nur erahnen. Doch er spürte ihre Blicke auf sich, und er wusste, von wem sie kamen.

Hinter dem Spiegel stand Cornelia Marina. Sie war eine spröde, ungeduldige, kalte Frau, und sie ließ sich sicherlich nicht von den Sklaven oder dem nervösen Lanista Batiatus ablenken. Cornelia hatte aus der alten, aber unbedeutenden Adelsfamilie der Tercellier in die Familie der Mariner eingeheiratet – und um dies zu tun, brauchte es Charakter und einen eisernen Willen, denn die Mariner nahmen eine ganz besondere Stellung unter den Patriziern ein. Wenn der Priester Blicke von der Empore fürchten musste, dann die dieser Frau.

Lanista Batiatus hingegen würde es schmerzen, wenn das Herz seinen neuen Träger verschmähte, denn er hatte diesen Mann an der Gladiatorenschule ausgebildet. Doch dies wäre nicht der erste Favorit, der auf dem Altar verblutete.

Der Mann lächelte noch immer hinauf zur Kuppel.

Der Priester fragte sich, ob die Anspannung zu viel für ihn war – die örtlichen Betäubungsmittel, der kalte Altar, die Sklaven, der Medicus und die Capsarii, die Instrumente, das grelle Licht. Nur weil ein Mann körperlich in beeindruckendem Zustand war, musste das nicht heißen, dass er psychischen Qualen gewachsen war.

Der leitende Medicus beugte sich über den Gladiator. Dieser blinzelte, als sich das Gesicht des Arztes zwischen ihn und das schob, was er offenbar anlächelte. Die Augenbrauen, flammend rot wie der Rest seines Haarwuchses, zogen sich missbilligend zusammen, und trotz der Betäubung wandte er den Kopf eine Winzigkeit, um am Medicus vorbeizublicken.

»Wir beginnen jetzt, Spartacus«, sagte der Priester mit flacher Stimme.

Die Capsarii, auch die Sklaven nickten.

Spartacus lächelte.

Ich sehe, was sie mit ihm tun, ohne etwas daran ändern zu können; ich kann nur seinen Blick festhalten. Ich weiß nicht, warum er mich sehen kann – oder was genau er gerade sieht.

Ich habe immer ein wenig daran gezweifelt, dass er mich liebt. Es kam mir so unwahrscheinlich vor – und es war auch nicht notwendig, dass wir einander lieben.

Unter dem grausamen Licht öffnen sie mit einem rituellen schimmernden Messer voller Gravuren die Haut auf seinem Brustkorb. Das Blut wird von den Sklaven eilig abgesaugt. Dann kreischt eine Säge. Es sieht nach einer sauberen Prozedur aus, doch jetzt nagt die Säge am Brustbein, und Blut spritzt den Männern entgegen. Sie stemmen die Rippen auseinander. Der Priester arbeitet mit dem Arzt, und die Sklaven stimmen einen Singsang an.

Ich versuche, nicht hinzusehen, doch das kann ich nicht – mein Körper ist nicht hier, und mein Geist hat keine Augenlider.

Sein Herz ist so lebendig in seinem starren, gelähmten Körper. Es pumpt Angst durch die Adern.

Viele Hände und Köpfe schieben sich zwischen mich und den offenen Brustkorb.

Drennis lächelt. Ich hoffe, dass er die haltlose Furcht in meinen Augen nicht sehen kann.

Als der Priester mit dem Ritusmesser die letzte Ader durchtrennte, schlossen die Capsarii eilig die Schläuche an die Enden an. Die Sklaven pumpten nun das Blut durch die Adern des Mannes. Der Schweiß der inneren Anspannung stand auch ihnen auf der Stirn.

In einer heiligen Geste hob der Priester das Herz aus dem Brustkorb. Es schlug weiter, angeschlossen an einen winzigen Kreislauf, angeregt durch kleine Kupferdrähte und einen handtellergroßen Automaten. Ein Sklave nahm es entgegen, legte es in ein mit rötlichem Gel gefülltes Gefäß. Der Automat schloss das durchsichtige Gefäß nach oben hin ab. Die Drähte ragten ins Innere, die Bedienung des Automaten war von außen möglich. So lebte das Herz des Mannes weiter, jener göttergegebene Muskel – und man konnte es sterben lassen, wann immer es nötig war.

Das Sterben dieses regelmäßig pochenden Organs im Krug hätte keinerlei Auswirkungen auf Spartacus. Es gäbe dann nur kein Zurück mehr für ihn, kein Zurück in ein Leben mit einem menschlichen Herzen.

Ein menschliches Herz ließ ein Leben langsam verglühen. Das göttliche Herz jedoch, das nun in Spartacus’ Brust gebettet würde, dieses Herz verbrannte die Lebensjahre wie ein heißes Feuer ein trockenes Scheit, bis die Auserwählten um ihr noch pochendes Herz herum zerfielen.

Nun wurde der Gesang an Carna, die Göttin des Herzens, angestimmt, und die Feuerschalen rings um den Altar entzündeten sich und sandten duftende Rauchschwaden hinauf zur Kuppel.

Die Zeremonie würde misslingen, wenn sie Carna nicht gefiel, und der Körper würde das Herz zurückweisen, wenn sie es beschloss. Doch auch das Herz hatte einen eigenen Willen, der Priester wusste darum und fürchtete ihn. Carnas Willen konnte er deuten – das Herz jedoch war rätselhaft. Es hatte bereits gute, starke, große Männer zwischen seinen Schlägen zerquetscht. Manche Männer nahm es zunächst an und tötete sie später, wenn es Gefallen daran fand. Einer war in der Arena tot umgefallen, und die Bestien hatten ihn nicht angerührt, weil sein Herz so laut schlug, dass der Boden erbebte.

Der Priester öffnete das pulsierende Gefäß, in dem das göttliche Herz ruhte, und schob seine Hände hinein. Schloss sie...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2018
Sprache deutsch
Original-Titel Roma Nova
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Apokalypse • Avatar • Big Bang Theory • Dystopie • High Tech • Post Apokalypse • R2D2 • Science Fantasy • Science Fiction Romane • Sci Fi • SciFi • Star Wars • Technology • Timothy Zahn • Utopie • Weltall • Zukunft
ISBN-10 3-7325-5635-2 / 3732556352
ISBN-13 978-3-7325-5635-9 / 9783732556359
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