Genesung aktivieren und Teilhabe fördern (eBook)
176 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95819-4 (ISBN)
Genesung aktivieren und Teilhabe fördern 1
Inhaltsverzeichnis 7
Geleitwort 9
Vorwort 11
Danksagungen 13
Vorwort der Herausgeberinnen 15
Teil 1 17
Einführung in das Programm Genesung durch Aktivierung 19
Aktuelle ergotherapeutische Praxis 19
Genesung durch Aktivierung – Zweck und Inhalt 20
Anwendung des Model of Human Occupation 23
Überblick über die theoretischen Grundlagen des MOHO 23
MOHO und Genesung durch Aktivierung 24
Verdeutlichung des Wertes von Aktivierung 27
Aktivität und Betätigung 27
Aktivität und psychische Gesundheit 27
Aktivität und der ergotherapeutische Prozess 28
Durchführung des Gruppenprogramms Genesung durch Aktivierung 31
Teil 2 41
Einheit 1 Freizeitaktivitäten 43
Der Wert von Freizeitaktivitäten 44
Beispielaktivitäten 45
Einheit 2 Kreative Aktivitäten 53
Der Wert von kreativen Aktivitäten 54
Beispielaktivitäten 55
Einheit 3 Technische Aktivitäten 61
Der Wert von technischen Aktivitäten 62
Beispielaktivitäten 64
Einheit 4 Körperliche Aktivitäten 69
Der Wert von körperlichen Aktivitäten 70
Beispielaktivitäten 71
Einheit 5 Outdoor-Aktivitäten 77
Der Wert von Outdoor-Aktivitäten 78
Beispielaktivitäten 80
Einheit 6 Glaubensaktivitäten 87
Der Wert von Glaubensaktivitäten 88
Beispielaktivitäten 90
Einheit 7 Aktivitäten der Selbstfürsorge 101
Der Wert von Aktivitäten der Selbstfürsorge 102
Beispielaktivitäten 104
Einheit 8 Aktivitäten im Haushalt 109
Der Wert von Aktivitäten im Haushalt 110
Beispielaktivitäten 111
Einheit 9 Fürsorgliche Aktivitäten 115
Der Wert von fürsorglichen Aktivitäten 116
Beispielaktivitäten 118
Einheit 10 Berufliche Aktivitäten 127
Der Wert von beruflichen Aktivitäten 128
Beispielaktivitäten 129
Einheit 11 Soziale Aktivitäten 137
Der Wert von sozialen Aktivitäten 138
Beispielaktivitäten 139
Einheit 12 Gemeinschaftsaktivitäten 147
Der Wert von Gemeinschaftsaktivitäten 148
Beispielaktivitäten 150
Anhang 157
Gruppenprofil 159
Beispiel-Flyer für ein Gruppenangebot 163
Aktivitäten-Checkliste 165
Evaluationsbogen für Teilnehmende 169
Reflexions-Protokoll für Anleitende 171
Teilnehmer-Outcomes 173
Über die Herausgeberinnen 175
Verdeutlichung des Wertes von Aktivierung
Aktivität und Betätigung
Aktivitäten füllen unsere Tage aus und Handeln kennzeichnet unser Dasein. Alle Menschen benötigen Betätigung, um zu überleben und sich zu entfalten (Wilcock, 1993). Unser Leben dreht sich um die Dinge, die wir tun müssen oder tun wollen, unabhängig davon, ob es sich hierbei um selbstfürsorgliche Aufgaben handelt, um unseren persönlichen und häuslichen Bedürfnissen gerecht zu werden, oder um Freizeitgestaltung bzw. berufsbezogene Verantwortlichkeiten.
Bei der Beschreibung all dessen, was dieses nach sich zieht, werden die Begriffe Aktivität und Betätigung oftmals synonym verwendet (Royeen, 2002), jedoch gibt es subtile und dennoch fundamentale Unterschiede zwischen ihnen.
• Aktivität beschreibt eine „kulturell geteilte Idee hinsichtlich einer Kategorie von Handlungen“ (Pierce, 2001a), und bietet damit einen sinnvollen Ausgangspunkt. Die drei Hauptkategorien umfassen Aktivitäten, die zum Selbstzweck ausgeführt werden (Spiel oder Freizeit), Aktivitäten, die notwendig für Selbstfürsorge sind, sowie produktive Aktivitäten, die anderen Menschen dienen (Kielhofner, 2008). Wohlbefinden entsteht aus einem ausgewogenen Alltag (Håkansson et al., 2006) – eine Balance zwischen verpflichtenden Aktivitäten und solchen, denen wir gerne nachgehen würden (Majnemer, 2010).
• Betätigung ist ein breiteres und [gleichzeitig] stärker individualisiertes Konzept. Durch die Einbindung in ein Cluster miteinander verbundener Aktivitäten entwickeln wir eine Reihe persönlich konstruierter Betätigungen (Hinojosa & Kramer, 1997), die durch unsere spezifischen Lebensverhältnisse geprägt werden (Pierce, 2001a). Durch Beteiligung an diesen Betätigungen können wir langfristige Rollen und Beziehungen aufbauen, die ein Gefühl von Zugehörigkeit, Verpflichtung und Beständigkeit vermitteln, welche unweigerlich unsere Werte und die Art und Weise, wie wir uns selbst definieren, formen (Kielhofner, 2008). Kielhofner (2008) beschreibt sowohl Aktivität als auch Betätigung als Formen des Handelns oder Tuns, die uns ermöglichen, auf unsere Umwelt Einfluss zu nehmen, und dabei unterstützen, uns die Zeit zu vertreiben. Es ist bekannt, dass Zeit bedrückend wirkt, wenn wir inaktiv sind, so dass wir alle dazu angehalten sind, unsere Zeit zu füllen oder aktiv zu nutzen, und wir kennzeichnen die verstreichende Zeit gemäß dessen, was wir getan haben (Essenszeiten, die Arbeitswoche etc.). Auf diese Weise füllt unser Tun unsere Gegenwart aus und wir antizipieren die Zukunft hinsichtlich dessen, was wir zu tun gedenken.
Während die Wahl von Aktivitäten kurzfristige Entscheidungen darstellt, die lediglich eine geringe Abwägung benötigt, erfordert die Betätigungswahl eine tiefere Auseinandersetzung, weil sie stärkere Konstanz und Performanz über einen längeren Zeitraum impliziert. Dies beinhaltet die Übernahme neuer Rollen und das Herstellen von Routinen und erfordert größeren Einsatz. Die Intervention Genesung durch Aktivierung befasst sich damit, den Einzelnen bei der Reflexion von Betätigung in ihrem Leben zu unterstützen, wobei Aktivität unbestritten den geläufigeren Begriff darstellt (Craig & Mountain, 2007) und deshalb im gesamten Manual verwendet wird.
Aktivität und psychische Gesundheit
Dauerhafte psychische Erkrankungen haben große Auswirkungen auf die Betätigungsteilhabe und führen dazu, dass Menschen weniger gesellig und aktiv sind (Law, 2002). Es gibt viele unterschiedliche Gründe für den Rückgang an Aktivität: zum Beispiel könnten Betroffene einen Rückfall fürchten, oder verschiedene sozioökonomische Einschränkungen erleben (Nagle et al., 2002) oder die Symptome der psychischen Erkrankung stellen als solches Barrieren dar (Leufstadius & Eklund, 2008).
Ebenso können institutionelle Umgebungen die Teilnahme an wertgeschätzten Aktivitäten behindern (Farnworth et al., 2004), wobei das Leben in der Gesellschaft ebenso Probleme mit sich bringt. Shimitras et al. (2003) stellten fest, dass an Schizophrenie Erkrankte im Norden Londons die meiste Zeit mit Schlafen, Selbstpflege oder passiver Freizeit verbrachten und wenig(er) Zeit damit, sich mit beruflichen oder aktiven Freizeitbeschäftigungen zu befassen. Menschen, die eine psychische Erkrankung durchleben, sind auf unterschiedliche Weise betroffen. Insgesamt verbringen Frauen mehr Zeit mit Aktivitäten im Haushalt als Männer (Shimitras et al., 2003). Diese Erkenntnis wurde von Leufstadius & Eklund (2008) bestätigt, die herausfanden, dass Frauen und Personen, die mit Kindern zusammenlebten, mehr Zeit mit Selbstpflege oder Selbsterhalt verbrachten. Währenddessen haben ältere Menschen im Vergleich zu anderen Gruppen dadurch einen besseren Tagesrhythmus, dass sie eher gewissen regelmäßigen Aktivitäten nachgehen (Leufstadius & Eklund, 2008), während jüngere Menschen mehr Zeit mit sozialen Betätigungen verbringen (Shimitras et al., 2003).
Gesteigerte Aktivität, unabhängig davon ob sozial oder häuslich ausgerichtet, ist mit Genesung von psychischer Erkrankung assoziiert. Aubin et al. (1999) fanden heraus, dass bei Menschen mit schwerer und dauerhafter psychischer Erkrankung die wahrgenommene Kompetenz bezüglich alltäglicher Aktivitäten und Freude an beruflichen und Freizeitaktivitäten beide in Verbindung mit einer höheren subjektiven Lebensqualität standen. Gleichermaßen untersuchten Kelly et al. (2001) den Zusammenhang zwischen der Einbindung in Aktivitäten und der Lebensqualität von Menschen mit schwerer und dauerhafter psychischer Erkrankung. Sie fanden heraus, dass die Einbindung in Aktivitäten Einfluss auf die selbstberichtete Lebensqualität hatte und dieser Zusammenhang stärker hervortrat, wenn die StudienteilnehmerInnen mit ihrer Einbindung zufrieden waren. Indessen stellten Eklund et al. (2001) fest, dass an Schizophrenie Erkrankte von stärkerem Wohlbefinden berichteten, wenn sie mit ihrem Anstellungsverhältnis zufrieden waren, und dass die Zufriedenheit bezüglich ihrer Teilhabe an alltäglichen Betätigungen als Ganzes noch wichtiger war. Um befriedigend zu sein, müssen Aktivitäten als geeignet wahrgenommen werden, die Eigenidentität zu stützen, Normalität zu ermöglichen, soziale Interaktion zu erleichtern (Hvalsøe & Josephsson, 2003), sowie ein Gefühl des Nutzens zu erzeugen (Legarth et al., 2005).
Erscheint lt. Verlag | 28.5.2018 |
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Übersetzer | Christina Berding, und Jutta Haupt |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Gesundheitsfachberufe |
Schlagworte | Aktivierung • Alltagsgestaltung • Betätigungsbalance • Ergo-, Gartentherapie, Aktivierung • Ergotherapie • Gartentherapie • Green Care • Gruppen • Gruppeninterventionsprogramm • Manual • Manual, Trainingsbuch • Model of Human Occupation • MOHO • Pflegekräfte • Recovery Through Activity • Trainingsbuch |
ISBN-10 | 3-456-95819-6 / 3456958196 |
ISBN-13 | 978-3-456-95819-4 / 9783456958194 |
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