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Lunar Park (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
496 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31894-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
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»Ein trickreich inszeniertes Spiel mit dem eigenen Lebenslauf« Der Spiegel. Zunächst glaubt man, eine Autobiografie in den Händen zu halten: Autor und Protagonist Bret Easton Ellis erzählt von seinen Romanen, von den Menschen, die in seinem Leben eine Rolle spielten, von Beziehungen und Affären und von seiner Familie, vor allem von seinem unerträglichen Vater. Bret heiratet Jayne und zieht mit ihr und den beiden Kindern in einen Vorort, um endlich ein richtiges Familien-leben zu führen. Doch das Idyll wird gestört, als seltsame Dinge geschehen und sich Realität und Fiktion vermischen: ein Spielzeug seiner Tochter beginnt ein Eigenleben zu führen, Jungen verschwinden aus der Nachbarschaft und die Farbe des Hauses blättert ab. Ist das alles auf Ellis' kranke Fantasie zurückzuführen, oder passiert es wirklich? Aus dem Familienroman wird ein Horrorszenario, das man gleichzeitig nicht ernst nehmen kann. Ein großartiges Spiel um Schein und Sein, eine bizarre Selbstspiegelung, die bewusst aufs Glatteis führen will und sich jeglicher Kategorisierung verweigert.

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Er besuchte die private Buckley School und begann 1986 ein Musikstudium am Bennington College in Vermont. Schon während seiner Highschool-Zeit bis in die Anfänge der 80er-Jahre spielte Ellis Keyboard in diversen New-Wave-Bands und wollte ursprünglich Musiker werden. Im Laufe des Studiums zog es ihn jedoch immer mehr zum Schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlichte Ellis das Debüt »Unter Null« und zog zwei Jahre später nach New York City. 1991 erschien »American Psycho«, der Roman machte ihn endgültig zum Kultautor. Seit 2006 lebt er wieder in Los Angeles, in der Nähe von Beverly Hills.

Bret Easton Ellis wurde 1964 in Los Angeles geboren. Er besuchte die private Buckley School und begann 1986 ein Musikstudium am Bennington College in Vermont. Schon während seiner Highschool-Zeit bis in die Anfänge der 80er-Jahre spielte Ellis Keyboard in diversen New-Wave-Bands und wollte ursprünglich Musiker werden. Im Laufe des Studiums zog es ihn jedoch immer mehr zum Schreiben. Mit 21 Jahren veröffentlichte Ellis das Debüt »Unter Null« und zog zwei Jahre später nach New York City. 1991 erschien »American Psycho«, der Roman machte ihn endgültig zum Kultautor. Seit 2006 lebt er wieder in Los Angeles, in der Nähe von Beverly Hills. Clara Drechsler, geboren 1961, und Harald Hellmann, geboren 1958, übersetzen gemeinsam aus dem Englischen, u.a. Werke von Bret Easton Ellis, Nick Hornby, Adam Thirlwell und Irvine Welsh. Harald Hellmann, geboren 1958, und Clara Drechsler, geboren 1961, übersetzen gemeinsam aus dem Englischen, u. a. Werke von Bret Easton Ellis, Helen Walsh und Irvine Welsh.

1 die anfänge


»Du siehst dir verblüffend ähnlich.«

 

So lautet der erste Satz von Lunar Park, der in seiner Kürze und Einfachheit eine Rückkehr zur Form, ein Echo auf die erste Zeile meines Debütromans Unter Null darstellen soll.

 

»Auf den Freeways in Los Angeles werden die Leute auch immer rücksichtsloser.«

 

Von da an wurden die ersten Sätze meiner Romane, mochten sie noch so geschickt konstruiert sein, immer komplizierter und verschachtelter, überfrachtet mit der sperrigen, überflüssigen Aufzählung von Nebensächlichkeiten.

 

Mein zweiter Roman, Einfach Unwiderstehlich, begann zum Beispiel:

 

»die dich vielleicht langweilt, aber du mußt ja nicht zuhören, sagte sie mir, weil sie immer gewußt hat, daß es so kommen würde, und sie glaubt, es war ihr erstes Jahr, oder, eigentlich ein Wochenende, tatsächlich Freitag, im September, in Camden, und das ist drei oder vier Jahre her, und sie wurde so betrunken, daß sie im Bett landete, entjungfert wurde (spät, sie war schon achtzehn) in Lorna Slavins Zimmer, weil sie im ersten Jahr war, und Lorna, fällt ihr ein, im vierten oder im dritten Jahr war und normalerweise hin und wieder in der Wohnung ihres Freundes außerhalb des Campus, der ihrer Meinung nach im zweiten Jahr war und Töpfern als Hauptfach hatte, aber der in Wirklichkeit entweder ein Typ von der New York Universität war, ein Film-Student, der nur wegen der Bums-Klamotten-Fete hier in New Hampshire war, oder einer aus dem Ort.«

 

Das Folgende stammt aus meinem dritten Roman, American Psycho.

 

»›Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren‹ ist in blutroten Lettern auf die Wand der Chemical Bank an der Ecke Eleventh und First geschmiert, so groß, dass man es auch vom Rücksitz des Taxis aus erkennen kann, das sich im Verkehr aus der Wall Street vorarbeitet, und eben als Timothy Price die Schrift bemerkt, schiebt sich ein Bus neben uns, und eine Seitenwerbung für Les Misérables versperrt den Blick, aber Price, sechsundzwanzig und bei Pierce & Pierce, scheint das nicht zu kümmern, denn er verspricht dem Fahrer fünf Dollar, wenn er das Radio lauter stellt, ›Be My Baby‹ auf WYNN, und der Fahrer, kein Amerikaner, macht es.«

 

Das hier aus meinem vierten Roman, Glamorama:

 

»›Flecken – das ganze dritte Panel ist voller Flecken, da! – nein, das – das zweite von unten, und ich wollte das ja schon gestern jemand sagen, aber da kam der Fototermin dazwischen, und Yaki Nakamari oder wie zum Teufel der Designer schon heißt – ein Meister seines Fachs, hahaha – hat mich mit jemand verwechselt, also konnt ich mich nicht gleich beklagen, aber meine Herren – und Damen –, da SIND sie, die Flecken, sehrsehr ärgerliche kleine Flecken, und die sehen mir gar nicht zufällig aus, eher wie mit der Maschine gemacht – also ich will jetzt keine langen Opern hören, nur kurz die Story bitte, zack, kein großes Gesülze: wer, was, wo, wann bitte sehr und vor allem warum, obwohl ich jetzt echt den Eindruck hab, wenn ich mir eure belämmerten Visagen anschaue, dass es auf dieses Warum keine Antwort gibt – also los, los, verdammt noch mal, was läuft hier eigentlich?‹«

 

(Die Informanten war eine Sammlung von Erzählungen, die zwischen American Psycho und Glamorama erschien, und da ich viele davon schon zu Collegezeiten verfasst hatte – vor der Veröffentlichung von Unter Null –, standen sie für den gleichen Minimalismus.)

 

Wie jeder, der den Gang meiner Karriere verfolgt hat, unschwer erkennen kann – falls Literatur tatsächlich zwangsläufig das Innenleben des Schriftstellers bloßlegt –, liefen die Dinge wohl etwas aus dem Ruder und bekamen fatale Ähnlichkeit mit dem, was die New York Times als »mittlerweile kompliziert bis zur Skurrilität … aufgebläht und banal … überdreht« bezeichnet hatte, und dem mochte ich nicht unbedingt widersprechen. Ich wollte zur früheren Schlichtheit zurück. Mein Leben war mir über den Kopf gewachsen, und in diesen Anfangssätzen schien sich zu spiegeln, was falschgelaufen war. Ich musste zurück zu den Wurzeln, und obwohl ich hoffte, dass ein schlanker Satz – »Du siehst dir verblüffend ähnlich« – diesen Prozess in die Wege leiten würde, war mir doch bewusst, dass mehr als eine Aneinanderreihung von Wörtern notwendig war, um das Trümmerfeld zu bereinigen, von dem ich mich umgeben sah. Aber es wäre ein Anfang.

 

Als ich noch am Camden College in New Hampshire studierte, belegte ich ein Tutorium über kreatives Schreiben und schrieb im Winter 1983 einen Text, aus dem dann irgendwann Unter Null entstand. Das Buch schilderte detailliert die Weihnachtsferien eines reichen, sexuell ambivalenten, gefühlskalten jungen Manns, der aus seinem College im Osten nach Los Angeles – genauer gesagt nach Beverly Hills – zurückkommt; es geht also um Partys, auf denen er sich herumtreibt, um Drogen, die er konsumiert, um die vielen Mädchen und Jungen, mit denen er Sex hat, und all die Freunde, die er in Drogenabhängigkeit, Prostitution und völlige Apathie abrutschen sieht, ohne etwas dagegen zu tun; tagsüber fährt man mit gut aussehenden Blondinen in hochglanzpolierten Cabrios zu schnell zum Beachclub und ist dabei auf Nembutal; die Nächte vergeudet man in VIP-Rooms angesagter Klubs und damit, an den Fenstertischen bei Spago Kokain zu sniffen. Das Buch prangert nicht nur einen Lebensstil an, der mir vertraut war, sondern die ganze Reagan-Ära – wie ich großspurig glaubte – und etwas indirekter auch den damaligen Zustand der westlichen Kultur allgemein. Mein Lehrer war ebenfalls überzeugt, und nach ein paar flüchtigen Korrekturen und Änderungen (ich hatte das Manuskript in L. A. auf dem Boden meines Schlafzimmers liegend in einem achtwöchigen Crystal-Methedrin-Exzess runtergehackt) legte er es seinem Agenten und seinem Verlag vor, die es beide akzeptierten (der Verlag etwas zögernd – jemand aus dem Lektorat meinte: »Wenn es tatsächlich ein Publikum für Romane über koksende, schwanzlutschende Zombies gibt, dann sollten wir das verdammte Ding auf jeden Fall rausbringen«), und ich beobachtete mit einer Mischung aus Angst und Faszination – angereichert mit freudiger Erregung –, wie aus einer Hausarbeit für die Uni ein schickes Hardcover wurde, das sich zu einem ungeheuren Bestseller und Meilenstein des Zeitgeists auswuchs, in dreißig Sprachen übersetzt und mit großem Budget verfilmt wurde, alles innerhalb von nur rund sechs Monaten. Und im Frühjahr 1985, nur vier Monate nach der Veröffentlichung des Romans, passierten drei Dinge gleichzeitig: Ich wurde finanziell unabhängig, irrsinnig berühmt, und, was das Wichtigste war, ich entkam meinem Vater.

Mein Vater hatte den Großteil seines Vermögens mit hochspekulativen Immobiliengeschäften verdient, vorwiegend während der Reagan-Ära, und die Freiheit, die ihm sein Reichtum verschaffte, hatte ihn zunehmend labil werden lassen. Mein Vater war von jeher ein schwieriger Fall gewesen – lieblos, ausfallend, alkoholabhängig, eitel, zornig, paranoid –, und selbst nachdem sich meine Eltern (auf Wunsch meiner Mutter) hatten scheiden lassen, als ich noch ein Teenager war, ließ er die Familie (zu der auch noch zwei jüngere Schwestern gehörten) seine bedrohliche Macht und Kontrollgewalt spüren, und stets ging es um Geld (endlose Auseinandersetzungen der Anwälte über Alimente und Unterhalt für die Kinder). Es war eine heilige Mission für ihn, uns zu schikanieren, uns nachdrücklich bewusst zu machen, dass wir – nicht etwa sein Verhalten – ihn aus unserem Leben ausgeschlossen hatten. Er zog unter Protest aus unserem Haus in Sherman Oaks aus und nach Newport Beach, und seine Wut bildete fortan einen scharfen Kontrast zu unserem ansonsten friedlichen kalifornischen Leben: Tage, die man träge unter einem unablässig blauen und klaren Himmel am Pool verbrachte, gedankenloses Schlendern durch die Galeria, endloses Umherfahren im Auto – nickende Palmen eskortierten uns an unsere Ziele, müßiges Plaudern zum Soundtrack von Fleetwood Mac und den Eagles –, all die entspannenden Vorteile, zu jener Zeit dort aufzuwachsen, wurden durch seine unsichtbare Gegenwart beträchtlich verdüstert. Dieser relaxte Lebensstil, dekadent und lässig, hat meinen Vater nie entspannt, er blieb stets in einem gewissen verrückten Zorn gefangen, ganz gleich, wie angenehm die äußeren Umstände seines Lebens auch waren. Und aus diesem Grund hatte die Welt für uns etwas Bedrohliches; auf eine undefinierbare, abstrakte Weise, aus der wir selbst nicht hinausfanden – die Landkarte war weg, der Kompass kaputt, wir hatten uns verlaufen. Meine Schwestern und ich entdeckten in einem ungewöhnlich frühen Alter die dunkle Seite des Lebens; aus dem Verhalten unseres Vaters lernten wir, dass man sich auf nichts in der Welt verlassen kann und Menschen in diesem Chaos nur scheitern konnten, und diese Tatsache trübte alles, was wir anfingen. Einzig und allein meines Vaters wegen floh ich auf ein College in New Hampshire, statt mit meiner Freundin in L. A.zu bleiben und mich wie die meisten meiner Mitschüler nach der Privatschule, die ich in einem Vorort im San Fernando Valley besucht...

Erscheint lt. Verlag 10.1.2019
Übersetzer Clara Drechsler, Harald Hellmann
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Alkoholismus • American Psycho • Bret Easton Ellis • Drogen • Familie • Horror • Lebensgeschichte • Stephen King • Thriller • Unter Null
ISBN-10 3-462-31894-2 / 3462318942
ISBN-13 978-3-462-31894-4 / 9783462318944
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