Schattenmänner (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
480 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-21222-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schattenmänner -  Christian Ditfurth
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Brisant, hart, explosiv - Kommissar de Bodts gefährlichster Fall
Eine Reihe ungelöster Mordfälle stellt Kommissar Eugen de Bodt vor ein Rätsel. Scheinbar haben die Opfer nur eine Gemeinsamkeit: Sie alle waren Mitglieder einer Facebook-Gruppe über Katzen. Doch de Bodt ist sich sicher, dass das nicht der einzige Zusammenhang sein kann. Seine Ermittlungen führen ihn zu einem interessanten Detail: Alle Ermordeten arbeiteten auch für Rüstungskonzerne. War die Katzengruppe nur eine Tarnung für Rüstungsspionage? Und wenn ja, wer war der Auftraggeber? Als auch auf de Bodt ein Anschlag verübt wird, ist klar, dass die Drahtzieher vor nichts zurückschrecken. Ein Wettlauf um Leben und Tod beginnt ...

Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Neben Sachbüchern und Thrillern wie »Der 21. Juli« und »Das Moskau-Spiel« hat er die Krimiserie um den Historiker Josef Maria Stachelmann und die Eugen-de-Bodt-Serie veröffentlicht. »Tanz mit dem Tod« ist der Auftakt einer historischen Krimiserie um den Polizeikommissar Karl Raben, die im Berlin der 1930er Jahre beginnt.

44.

Lérmier zippte am Revers seines Anzugs. Wirklich sehr schick. Die neue Mode. Macronisch. Lébranc mochte den neuen Präsidenten nicht. Ein Parvenü, zu schnell zu hoch. Ein Jüngelchen. Aber dass er die alten Säcke weggeräumt hatte, gefiel ihm doch. Nun saß so ein Jüngelchen vor ihm und kriegte kein vernünftiges Wort heraus.

Die Tür öffnete sich, Floire. Setzte sich an seinen Tisch.

»Die Kopien?«, fragte Lebranc.

»Wird erledigt.«

»Ich hatte gesagt, dass Sie die Akte kopieren sollen.«

»Ist doch egal, wer es macht. Nicht wahr, Herr Kommissar?«

»Das sind vertrauliche Unterlagen. Ich will nicht, dass die irgendwer in die Hände bekommt, nur weil Sie zu faul sind. Verstanden!«

Floire lief dunkelrot an. Zum ersten Mal. Allein dafür durfte Lebranc sich beglückwünschen. War dem Schnösel ein Zacken aus der Krone gebrochen. »Los! Los!«, befahl Lebranc.

Floire quälte sich hoch und verließ das Büro.

»Geht Ihnen das auch so? Diese jungen Leute wissen alles, können alles. Und das, ohne was gelernt zu haben.« Lebranc schüttelte den Kopf.

»Ich muss sagen, meine Erfahrungen sind …«

»Annemarie Schenker, Sie haben sie gemocht?«

»Eigentlich schon. Ich kann mich nicht beschweren. Sie hat uns geholfen, wo andere vielleicht schikaniert hätten.«

»Woher dann die Einschränkung?«

»Sie war … luftig.«

»Luftig, was heißt das?«

»Sie war eine … Träumerin.«

»Das verrät mir nicht mehr.« Lebranc beugte sich vor. Stützte das Kinn auf seine verschränkten Hände. »Sie wollten mir doch helfen …«

»Sie hatte diese Seite. Empörte sich über irgendwas … in … Afrika. Oder sonst wo.«

»Was empörte sie?« Lebranc mühte sich, freundlich zu bleiben. Immerhin hatte er Floire eine verpassen können.

»Der Hunger, Armut, Krieg und so was.«

»So was«, sagte Lebranc. Lehnte sich zurück, fixierte sein Gegenüber. »So was. Sie regt das nicht auf?«

»Doch, doch. Aber ich muss das nicht so … zeigen.«

»Sie hat sie genervt.«

»Manchmal«, flüsterte Lérmier. »Nicht nur mich.« Blickte Lebranc an. Hob die Hände. Tut mir leid.

»Hat sie jemanden so genervt, dass er sie umbringen wollte?«

Lérmier blickte ihn erschreckt an. Schüttelte den Kopf. »Um Himmels willen! Sie haben mich völlig falsch verstanden.«

»Ich hab Sie schon richtig verstanden«, sagte Lebranc kalt. »Sie reden und reden. Die Frau ist tot, und Sie werden mir helfen, ihren Mörder zu finden. Kommen Sie her!« Winkte mit dem Zeigefinger wie einem Bengel.

Lérmier zögerte, dann kam er. »Kommen Sie näher. Betrachten Sie den Bildschirm.« Klickte mit der Maus.

Lérmier betrachtete das Video aus der Métro. »O Gott!« Hand vor dem Mund.

»Kennen Sie den Täter?«

»Nein, natürlich nicht!«

»Was ist daran natürlich?«

Ein verwirrter Blick. »Ich kenne ihn nicht.«

»Glauben Sie, Frau Schenker hat diesen Mann« – deutete auf den Bildschirm – »so genervt, dass er sie vor den Zug stieß?«

Lérmier hob die Hände. »Nein, nein, nein. Ich kenne den Mann da nicht.« Deutete auf den Monitor. »Mein Gott …«

»Wir glauben, es handelt sich um einen Auftragsmord.« Das hielt er zwar nur für eine Möglichkeit. Aber einen Versuch war es wert.

Lérmier begann zu schwitzen.

»Sie kannten Frau Schenker. Erklären Sie mir, was jemanden dazu bringen konnte, diese Frau ermorden zu lassen. Dann können Sie gehen.«

Lérmier schloss die Augen. Furchte die Stirn. Fand in der Hosentasche ein Papiertaschentuch, wischte sich die Stirn. Schluckte. Blickte Lebranc an, blickte zum Fenster. »Sie war so … moralisch.«

45.

»Sie waren sein Chef, und mehr wissen Sie nicht?«, fragte Kern.

Sie saßen eine gute halbe Stunde im Konferenzraum. Der Chef war aus der Zentrale angereist. Um Chaos zu verhindern, wie er sagte. Der Wicht ihr gegenüber hatte Kern längst zu Fragen gereizt. Die sie sich aber verkniff. Zum Beispiel, wie so ein Magerling so weit kommen konnte. Dazu hatte er eine Fistelstimme. Ein spitzes Gesicht mit Halbglatze. Herr Kallmann war ein guter Filialleiter gewesen. Beförderungsreif. Sobald in der Zentrale ein Platz frei gewesen wäre. Er konnte ihn zu seinen wichtigsten Kunden schicken. Darunter waren große Unternehmen. Mit Weltgeltung. Nicht nur in Nordrhein-Westfalen. Sie hatten auch schon einen Auftrag von Airbus, für den 380. Der aber nicht so gut laufe. Was aber nicht an der PR liege. Die hätten sich wohl verschätzt. Nein, privat hatte er nichts zu tun mit Kallmann.

»An was hat er gerade gearbeitet?«, fragte Jonny. Er trug ein rotes T-Shirt mit Paris-Hilton-Bild, Köter inklusive.

»Hast du sie noch alle?«, hatte ihn Kern angeraunzt.

»Mir ist gerade danach. Das reizt die Leute, die nörgeln einen an, und ich kann zurücknörgeln.«

»Mich reizt das aber nicht.«

Der Zwerg erhob sich. »Ich zeige Ihnen sein Büro.«

Im Vorzimmer saß eine große, korpulente Frau mit Bubikopf. Sie sah blass aus, übernächtigt.

»Das ist die Polizei, Frau Weber. Die Dame und der Herr möchten wissen, womit sich Herr Kallmann gerade befasst hat.«

»Natürlich«, sagte Frau Weber. »Wir gehen besser in sein Büro.«

»Wenn Sie mich brauchen, Sie wissen, wo Sie mich finden«, sagte der Chef. Hob eine Hand. Die Welt ist so. Das Geschäft geht weiter. Das Leben sowieso.

Weber führte sie in Kallmanns Büro. Blick auf den Rhein, auch wenn ein paar Häuser zwischen Ufer und Firmengebäude standen. An der Wand zwei Kandinskys. Kern kannte sie, obwohl sie von Kunst nichts verstand. »Ziemlich … unpersönlich«, sagte sie.

Weber blickte sie verständnislos an.

Jonny setzte sich auf einen Freischwinger am Besprechungstisch. Stahl, Leder und Holz, grau. Wie immer.

Kern betrachtete das Regal, den Schreibtisch. Zog Schubfächer auf. Kramte. »Wir schicken die Spurensicherung her«, sagte sie. »Die werden einiges mitnehmen.«

Weber rümpfte die Nase.

»An was hat Herr Kallmann gerade gearbeitet?«

»An einer Imagekampagne für Thyssenkrupp.«

Kern überlegte. Die bauten alles zwischen Aufzügen und U-Booten. Stahl.

»Hatte er Feinde?« Sie setzte sich neben Jonny und deutete auf den Stuhl am Tischende.

Weber setzte sich zögernd. Sie stockte, dann sagte sie: »Feinde nicht. Aber als er kam, waren gewisse Leute enttäuscht.«

»Inwiefern?«

»Weil einige Kollegen auf diesen Job scharf gewesen waren. Aber dann hat die Geschäftsleitung einen von außen geholt. Das haben natürlich manche nicht verstanden.«

»Natürlich«, sagte Jonny.

»Aber Sie glauben nicht, dass jemand deshalb Herrn Kallmann ermordet hat.«

»Ermordet?«

»Ja, wir vermuten, dass es sich um Mord handelt.«

»Um Himmels willen.« Sie wurde bleich. »Nein, niemand wollte Herrn Kallmann umbringen. Und alle haben ziemlich schnell begriffen, dass er nett und kompetent war.«

»Auch als Chef?«

»Auch als Chef. Ich kann nichts gegen ihn sagen.«

»Aber auch nicht viel für ihn«, sagte Jonny.

»Er wusste, was er tat. Aber er war ein wenig … wie sagt man … verschlossen.«

»Inwiefern?«

Kern kreuzte die Arme vor der Brust und schloss die Augen. Öffnete sie. Musterte Weber. Die war vorsichtig geworden, seit von Mord die Rede war. »Er hat seltsame Telefonate geführt … in letzter Zeit.«

»Was heißt seltsam?«, fragte Jonny.

»Nur mit dem Handy, und er hat die Tür dann gleich geschlossen. Sonst stand die immer offen. Auch bei Telefonaten. Was mich manchmal echt gestört hat. Er sprach laut.«

Jonny kannte das. Sein Vater schrie auch immer am Handy, seit er es endlich benutzte. Aber nicht, weil er schwerhörig wäre. Sondern weil der andere so weit weg war. Jetzt nervte er seine Nachbarn im Viersener Altersheim, nicht nur mit Geschrei. In seinem Fall hatte sich ein übler Charakter tatsächlich mit dem Alter verschärft. Schon als Apotheker in Neuss hatte er seine Mitarbeiter gescheucht und gedemütigt. Jonnys Mutter hatte er geschlagen, bis Jonny alt genug war. Und dem Vater sagte, dass er ab sofort weder die Mutter noch ihn schlagen würde. Er würde sich wehren. Und das war eine Ansage, überragte Jonny seinen Vater doch schon mit sechzehn um fast eines Kopfes Größe.

Er hatte einmal mit Kern darüber gesprochen. Aber die hatte gleich geblockt. Überhaupt sprach sie nie über Privates. Jonny war nicht blöd, er hatte bald eine Idee, warum es so war. Er blickte Kern an, dann Weber.

»Und er flüsterte«, sagte die, als merkte sie es erst jetzt.

»Bei geschlossener Tür.«

Sie nickte. Jonny ersparte ihr die Frage, ob sie gelauscht hatte.

»Was für Telefonate waren das?«

Sie hob beide Hände und die Brauen. »Woher soll ich …?«

»Privatgespräche? Vielleicht hatte er eine Freundin?«

»Ich habe wirklich keine Ahnung.«

»In welcher Stimmung war er nach solchen Telefonaten?«, fragte Kern.

Weber überlegte. »Unterschiedlich.«

»Euphorisch? Traurig? Wütend?«, fragte Kern.

»Alles, all das.«

»Nach jedem Gespräch war er all das?« Kern ließ ihre Stimme einen Hauch schärfer klingen.

»Natürlich nicht. Das wechselte.«

»Aber er war nie gleichgültig?«

»In letzter...

Erscheint lt. Verlag 29.6.2018
Reihe/Serie Kommissar de Bodt ermittelt
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Berlin • Bestseller • Dogs of Berlin • eBooks • Eugen de Bodt • Facebook • Heimatkrimi • Kant • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Mordserie • Neuerscheinungen 2020 • Rüstungsproduktion • Spionage • Stachelmann • Stuttgarter Krimipreis • Tatort • Thriller • Ultimatum
ISBN-10 3-641-21222-7 / 3641212227
ISBN-13 978-3-641-21222-3 / 9783641212223
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