Die vergessene Freundin (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
496 Seiten
Diana Verlag
978-3-641-18023-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die vergessene Freundin -  Rebecca Martin
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Frankfurt. Elisabeth Kramer, einst eine berühmte Schauspielerin, ist entsetzt als sie von den Plänen ihrer Nichte erfährt. Diese möchte eine Festschrift zum 90. Jubiläum des Lichtspieltheaters Odeon schreiben lassen. Elisabeths Vater gründete das Odeon einst, und die alte Frau fürchtet, dass mit den Recherchen ihre Vergangenheit aufgerührt wird. Eine Vergangenheit, die sie seit Jahrzehnten verdrängt hat - und damit eine lang zurückliegende Schuld ... Die Geschichte nahm ihren Anfang im Jahr 1923 als die forsche und doch verletzliche Tonja in Elisabeths Klasse kam. Eine tiefe Freundschaft begann - und sie endete in einer Katastrophe.

Rebecca Martin studierte Englisch und Deutsch in Frankfurt am Main und in Dublin, Irland. Ihre Leidenschaft gehört dem Reisen und dem Schreiben. Ihr Roman 'Die verlorene Geschichte' gelangte sofort nach Erscheinen auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, gefolgt von 'Der entschwundene Sommer', 'Die geheimen Worte' und 'Das goldene Haus' und die 'Die vergessene Freundin'. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf im Nahetal.

4

FRANKFURT AM MAIN, 2013

Dieser Märztag fühlte sich wie der erste Frühlingstag nach einem viel zu langen, grauen Winter an. Fast ein Jahr war es jetzt her, dass die sechsundzwanzigjährige Carina ihr Studium mit Bravour abgeschlossen hatte. Und was hatte es ihr gebracht? Ihre dreimonatige Anstellung bei einem Projekt war nicht verlängert worden. An den Wochenenden kellnerte sie immer noch in dem kleinen Café, in dem sie schon während des Studiums gejobbt hatte, gab Nachhilfe und half in der Fachbereichsbibliothek aus. Irgendwie hatte Carina sich ihr Leben nach dem Studium anders vorgestellt: Sie war es gewohnt, für harte Arbeit belohnt zu werden, aber das wahre Leben belohnte einen nicht.

Sie müsse forscher sein, hatte Jan gesagt. Seit dem ersten Semester waren sie zusammen, damals, als es ausgesehen hatte, als läge ihnen, den beiden exzellenten Studenten, die Welt zu Füßen. Manchmal fühlte sie sich unverstanden, wenn er so etwas sagte, doch sie biss die Zähne zusammen und schwieg. Womöglich hatte er ja recht.

Carina seufzte. Trotzdem, das letzte Jahr war wirklich nicht einfach gewesen. Zuerst hatten sich ihre Eltern getrennt, und Carina hatte trotz aller vorausgehenden Warnzeichen stärker darunter gelitten, als ihr erwachsenes Ich das wahrhaben wollte. Sie hatte in dieser Zeit auch häufig über Jan und sich nachgedacht. Ergebnislos. Er war ihr Partner. Sie mochte ihn. Sie vermisste ihn, wenn er nicht da war. Sie galten immer noch als das Traumpaar schlechthin, aber was machte ihre Beziehung eigentlich aus?

»Wo willst du in fünf Jahren sein?«, hatte sie ihn einmal gefragt. »So beziehungstechnisch, meine ich.«

Er hatte sie irritiert angesehen und dann gelacht.

»Ach komm, das fragst du jetzt nur, weil das mit deinen Eltern passiert ist. Und du bist neidisch, weil ich eine Doktorandenstelle bekommen habe und du nicht.«

Vielleicht hatte er recht. Vielleicht lag es daran. Vielleicht lag es auch daran, dass er sich auf Molekularbiologie spezialisiert hatte und nicht auf Geschichte, was eh niemand brauchte.

Carinas Blick verlor sich in der Ferne.

Ich sollte jetzt aussteigen. Schließlich habe ich einen Termin.

Die Anzeige war ihr Anfang dieser Woche bei der morgendlichen Zeitungslektüre aufgefallen. Soweit sie dem Text entnehmen konnte, ging es um eine Festschrift zu einem Firmenjubiläum. Es wurde eine gute Bezahlung in Aussicht gestellt. Ganz entgegen ihrem eigentlichen Naturell hatte Carina sofort angerufen und aufgeregt nach Worten gesucht, während sie dem Freizeichen lauschte, um dann erschrocken aufzulegen, als sich der Anrufbeantworter meldete. Eine junge Frauenstimme. Sie war überrascht gewesen, konnte aber auch nicht sagen, was sie eigentlich erwartet hatte. An diesem Tag hatte sie nicht mehr angerufen. Am nächsten Tag hatte sie keinen Erfolg gehabt. Erst am dritten Tag erreichte sie endlich jemanden. Sie stotterte dermaßen, dass sie überzeugt war, man werde sie noch am Telefon abwimmeln, wenn der Job nicht ohnehin längst vergeben war. Doch die junge Frauenstimme – dieselbe, die sie auf dem Anrufbeantworter gehört hatte – klang tatsächlich erfreut. Sie stellte sich als Alea Kramer vor und sagte, dass sie Carina gern zu einem Gespräch treffen würde. Bisher habe man noch niemand geeigneten gefunden. Sie tauschten Adressen und Telefonnummern und machten einen Termin für den nächsten Tag aus. Erst gegen Ende des kurzen Gesprächs hatte die Frau plötzlich gesagt: »Es muss passen, wissen Sie? Ich kann Ihnen die Stelle jetzt noch nicht versprechen.«

»Natürlich«, hatte Carina unsicher geantwortet. »Das ist doch selbstverständlich.«

Und hier bin ich nun. Carina warf einen Blick auf das Display ihres Navis. Sie haben ihr Ziel erreicht.

Als sie die Autotür öffnete, sog sie die milde Frühlingsluft tief in ihre Lungen. Wie herrlich, dass man nicht mehr sofort fröstelte, wenn man ohne Winterjacke unterwegs war. Mit einem leisen Klick schloss Carina die Autotür, warf noch einmal einen prüfenden Blick auf die Handbremse und hängte sich dann ihre Tasche über die Schulter.

Sie musste unwillkürlich an das Freibad denken, in dem sie im letzten Sommer so oft ihre Bahnen gezogen hatte – ohne Jan, denn der hasste öffentliche Bäder. Carina dagegen schwamm wirklich gern, und die Erinnerung ließ ihr den spezifischen Geruch in die Nase steigen: Chlor, Wasser, das auf Steinen trocknete, Pommes mit Mayo und Ketchup, Eis am Stiel.

Passen wir noch zusammen? Sind wir noch glücklich?

Carina nahm sich vor, abends nach den Öffnungszeiten des Hallenbades zu googeln. Etwas Bewegung würde ihr definitiv guttun.

Sie ging ein paar Schritte, der Riemen ihrer Tasche rutschte von der Schulter, worauf sie ihn kurz entschlossen über den Kopf zog, sodass er quer über ihrer Brust zu liegen kam.

Die nächste Hausnummer war die 16. Die Grundstücke waren hier deutlich größer, die Straßen breiter, und nur wenige Autos parkten draußen. Offensichtlich hatte sie ihr Auto viel zu früh abgestellt. Das da hinten musste aber jetzt die Nummer 18 sein. Zwischen altem Baumbewuchs lugte eine weiße Jugendstilvilla hervor. Das Anwesen war umgeben von einem alten schmiedeeisernen Zaun, dem man ein sehr modernes Tor verpasst hatte, an dem Carina weder eine Klinke noch eine Klingel ausmachen konnte. Sie ging ein paar Schritte weiter und spähte durch den Zaun. Ein bekiester Fahrweg führte in einer leichten Kurve auf das Haus zu.

Ratlos stand sie da. Wie sollte sie nur auf sich aufmerksam machen? Irgendwo musste es doch eine Klingel geben, aber sie konnte einfach keine entdecken. Carina ging noch ein Stück am Zaun entlang und erhaschte dabei immer neue Blicke auf die Villa. An einem Türmchen prangte in goldenen Ziffern das Erbauungsjahr: 1900. Dann war sie am Ende des Zauns angelangt. Zwischen den Grundstücken 18 und 20 führte ein schmaler, sandiger Weg von der Straße weg. Carina bog kurz entschlossen ab. Vielleicht würde sie ja hier irgendwo einen Zugang finden.

Eine hohe Buchsbaumhecke nahm ihr für einige Meter die Sicht. Die hat offenbar auch länger keinen Gärtner mehr gesehen, dachte sie. Auf dem engen Pfad war es düster und deutlich kühler als auf der frühlingssonnenbeschienenen Straße. Carina beschleunigte ihre Schritte. Und da war sie plötzlich: die Tür. Wie aus dem Nichts tauchte sie in dem Zaun auf, so schmal, dass Carina sie fast übersehen hätte. Sie drückte die Klinke herunter und stellte überrascht fest, dass sie sich öffnete.

Sollte sie sich einfach Zutritt verschaffen? Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Sie schob die Tür auf. Ein durchdringendes Quietschen ließ sie zusammenzucken, und doch zögerte sie nicht. Nur ganz kurz fragte sie sich, was sie wohl tun würde, wenn die Besitzer des Anwesens Hunde hielten.

Vorsichtig tastete sie sich voran. Entlang des Zaunes war der Pflanzenbewuchs dicht. Je weiter sie kam, desto gepflegter wurde der Garten: englischer Rasen, ein paar schöne alte Obstbäume und jede Menge Ziersträucher. Schließlich erreichte sie einen weiß bekiesten Weg, der schnurstracks auf die Rückseite des Hauses zuführte, wo sich eine überdachte, einst weiß gestrichene Holzveranda befand, an der vielerorts die Farbe abblätterte. Auch hier war alles verlassen und verriegelt. Fast wirkte es, als wäre das Haus unbewohnt, aber das konnte nicht sein. Man hatte ihr ganz sicher diese Adresse genannt.

Carina ging um die Villa herum. Nichts. Verdammt, das konnte ja wohl nicht wahr sein. Sie schaute an dem Haus hoch. Die Fenster waren geschlossen und wirkten dunkel. Sie horchte. War da nicht das Plätschern von Wasser zu hören? Sie konzentrierte sich. Ein Gartenschlauch, oder eher ein Springbrunnen? In diesem Ambiente wäre ein Springbrunnen gut vorstellbar. Sollte sie dem plätschernden Geräusch folgen? Oder doch lautstark an die nächstbeste Tür klopfen?

Carina drehte sich unschlüssig wieder zum Haus hin. Ein seltsames Gefühl überkam sie. Mit einem Mal wirkte die eben noch so prächtige Villa abweisend, eine trutzige Fassade mit Fenstern wie leere Augenlöcher in einem Horrorfilm. Sie nahm plötzlich eine Bewegung hinter einem der Fenster wahr. Eine schmale, sehr alte Frau stand da und beobachtete sie. Carina kniff die Augen zusammen.

Nein, sie hatte sich geirrt. Da war doch niemand.

Sie schauderte.

Sei nicht albern und sieh zu, dass du jemanden findest, ermahnte sie sich dann. Mach auf dich aufmerksam.

Sie atmete tief durch und schlug dann den schmalen Weg ein, der in die Richtung führte, aus der das Plätschern kam. Hinter ein paar dichten Büschen endete er, und vor ihr lag eine große Rasenfläche, in deren Mitte sich zu ihrer Überraschung ein lang gezogenes Schwimmbecken befand.

Ein Swimmingpool.

Damit habe ich nun wirklich gar nicht gerechnet. Carina blieb stehen und starrte den Mann an, der dort konzentriert seine Bahnen zog. Bei aller Liebe, war es nicht doch noch etwas kühl, um im Freien zu baden? Dem Fremden schien das jedenfalls nichts auszumachen. Prustend durchpflügte er mit kräftigen Armschlägen das Wasser. Carina konnte sich nicht von seinem Anblick lösen und überlegte fieberhaft, wie sie auf sich aufmerksam machen sollte, ohne dass es peinlich wurde. Die Vorstellung, gleich einem fremden Mann in Badehose gegenüberzustehen, verunsicherte sie. Was würde er sagen, wenn er sie entdeckte? Sie würde sich erklären müssen.

Die Entscheidung wurde ihr im nächsten Moment abgenommen. Der Mann hatte sie offenbar bemerkt, schwang sich aus dem Wasser und kam mit schnellen, einschüchternden Schritten und einem düsteren Ausdruck auf dem Gesicht auf sie zu.

»Was tun Sie hier? Das ist Privatgelände!«

Carina war überrascht, mit...

Erscheint lt. Verlag 14.1.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Dein-Spiegel-Bestseller-Autorin • Die geheimen Worte • eBooks • Familiendynastie • Familiengeheimnis • Familiensaga • Frankfurt am Main • Historische Romane • Kino • Liebe • Schauspielerin • Verrat
ISBN-10 3-641-18023-6 / 3641180236
ISBN-13 978-3-641-18023-2 / 9783641180232
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