Dragon Teeth - Wie alles begann (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
320 Seiten
Blessing (Verlag)
978-3-641-23390-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Dragon Teeth - Wie alles begann -  Michael Crichton
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Der Ursprung von Jurassic Park
Wyoming 1875: So wie die Erde unter den donnernden Büffelherden des noch wilden Westens bebt, wird die Welt von der Entdeckung einer noch größeren, viel älteren Naturgewalt erschüttert. Fossile Funde belegen: Einst müssen riesige Urzeitwesen die Erde bevölkert haben - die Dinosaurier. Damit rückt ein wenig beachteter, aber revolutionärer Wissenschaftszweig, die Paläontologie, ins Licht der Öffentlichkeit.

Der lebensgefährliche Wettlauf zweier Wissenschaftler: Nach einer wahren Geschichte ersann Michael Crichton einen seiner ersten Thriller - entstanden 1974 und erst unlängst veröffentlicht - um Gier, Obsession und den Anfang einer neuen Zeit.

Michael Crichton wurde 1942 in Chicago geboren und studierte in Harvard Medizin; seine Romane, übersetzt in mehr als 36 Sprachen, verkauften sich über 200 Millionen Mal, dreizehn davon wurden verfilmt. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen »Next«, »Timeline« und »Jurassic Park«. Crichton ist bis heute der einzige Künstler, der es schaffte, mit Film, Fernsehserie und Roman gleichzeitig die ersten Plätze der Charts zu belegen. Im November 2008 starb Michael Crichton im Alter von 66 Jahren.

MARSH

Professor Marsh hatte seine Räume im Peabody Museum auf dem Campus von Yale. Auf einer schweren grünen Tür stand in großen weißen Lettern: PROF. O. C. MARSH. BESUCHE NUR NACH SCHRIFTLICHER TERMINVEREINBARUNG.

Johnson klopfte. Da niemand antwortete, klopfte er noch einmal.

»Gehen Sie.«

Johnson klopfte ein drittes Mal.

In der Mitte der Tür öffnete sich ein kleines Fenster, und ein Auge spähte heraus. »Worum geht’s?«

»Ich würde gerne mit Professor Marsh sprechen.«

»Aber will er auch mit Ihnen sprechen?«, fragte das Auge. »Ich bezweifle es.«

»Ich melde mich auf seine Anzeige hin.« Johnson hielt die Zeitung von der vergangenen Woche in die Höhe.

»Tut mir leid. Zu spät. Alle Positionen sind bereits besetzt.« Das Fenster wurde wieder zugeklappt.

Johnson war es nicht gewöhnt, dass man ihm irgendetwas verweigerte, vor allem nicht einen lächerlichen Ausflug, den er eigentlich gar nicht machen wollte. Wütend trat er gegen die Tür. Er starrte in den Kutschenverkehr auf der Whitney Avenue. Aber dank seines Stolzes und der tausend Dollar, die auf dem Spiel standen, beherrschte er sich wieder und klopfte höflich noch einmal. »Es tut mir leid, Professor Marsh, aber ich muss wirklich mit Ihnen in den Westen gehen.«

»Junger Mann, das Einzige, wohin Sie gehen müssen, ist weg von meiner Tür. Gehen Sie.«

»Bitte, Professor Marsh. Bitte lassen Sie mich an Ihrer Expedition teilnehmen.« Der Gedanke an seine Demütigung vor Marlin war für Johnson schrecklich. Seine Stimme brach, Tränen stiegen ihm in die Augen. »Bitte, lassen Sie mich ausreden, Sir. Ich werde tun, was immer Sie sagen, bringe sogar meine eigene Ausrüstung mit.«

Das Fenster ging wieder auf. »Junger Mann, jeder bringt seine eigene Ausrüstung mit, und jeder tut, was immer ich sage, bis auf Sie. Sie bieten hier einen sehr unmännlichen Anblick.« Das Auge spähte wieder heraus. »Jetzt gehen Sie.«

»Bitte, Sir, Sie müssen mich nehmen.«

»Wenn Sie hätten mitkommen wollen, hätten Sie sich schon letzte Woche auf die Anzeige melden sollen. Alle anderen haben es getan. Wir hatten letzte Woche dreißig Kandidaten, aus denen wir auswählen konnten. Jetzt haben wir alle ausgesucht bis auf – Sie sind nicht zufällig Fotograf?«

Johnson sah seine Chance und ergriff sie. »Fotograf? Ja, Sir, das bin ich. Das bin ich tatsächlich.«

»Nun denn. Das hätten Sie gleich sagen sollen. Kommen Sie herein.« Die Tür ging weit auf, und Johnson sah nun zum ersten Mal die schwere, mächtige, weihevolle Gestalt von Othniel C. Marsh, Yales erstem Professor für Paläontologie, vor sich. Er war von mittlerer Größe und schien sich einer fleischigen, robusten Gesundheit zu erfreuen.

Marsh führte ihn ins Innere des Museums. Die Luft war kalkig, und Sonnenstrahlen durchstachen sie wie in einer Kathedrale. In dem riesigen, höhlenartigen Saal sah Johnson Männer in weißen Mänteln, die sich über große Steinbrocken beugten und mit kleinen Meißeln Knochen freilegten. Sie arbeiteten sehr vorsichtig, das sah er, und benutzten kleine Bürsten, um ihre Arbeit zu säubern. In einer entfernten Ecke wurde ein riesiges Skelett zusammengebaut, das Knochengerüst wuchs bis zur Decke.

»Giganthropus marshiensis, die Krönung meiner Arbeit«, sagte Marsh und deutete auf das hoch aufragende Knochenwesen. »Bis jetzt zumindest. Habe sie ’74 im Wyoming Territory entdeckt. Ich stelle sie mir immer als eine Sie vor. Wie heißen Sie?«

»William Johnson, Sir.«

»Was macht Ihr Vater?«

»Mein Vater ist im Schiffsbau, Sir.« Johnson musste wegen des Kalkstaubs husten.

Marsh schaute argwöhnisch. »Geht es Ihnen nicht gut, Johnson?«

»Nein, Sir, alles ist vollkommen in Ordnung.«

»Krankheit kann ich in meiner Umgebung nicht dulden.«

»Um meine Gesundheit ist es bestens bestellt, Sir.«

Marsh schien davon noch nicht überzeugt. »Wie alt sind Sie, Johnson?«

»Achtzehn, Sir.«

»Und wie lange sind Sie schon Fotograf?«

»Fotograf? Äh – seit meiner Jugend, Sir. Mein, äh – mein Vater machte Fotos, und ich lernte es von ihm, Sir.«

»Sie haben Ihre eigene Ausrüstung?«

»Ja – äh, nein, Sir – aber ich kann mir eine beschaffen. Von meinem Vater, Sir.«

»Sie sind nervös, Johnson. Warum denn?«

»Ich brenne nur darauf, Sie zu begleiten, Sir.«

»Soso.« Marsh starrte ihn an, als wäre Johnson selbst ein merkwürdiges anatomisches Exemplar.

Da Johnson dieser Blick befangen machte, versuchte er es mit einem Kompliment. »Ich habe schon so viele aufregende Sachen über Sie gehört, Sir.«

»Tatsächlich? Was haben Sie denn gehört?«

Johnson zögerte. In Wahrheit hatte er nur gehört, dass Marsh ein besessener, getriebener Mann war, der seine Stellung im College seinem monomanen Interesse für fossile Knochen und seinem Onkel verdankte, dem berühmten Philanthropen George Peabody, der die Mittel für das Peabody Museum, für Marshs Professur und für Marshs jährliche Expeditionen in den Westen bereitgestellt hatte.

»Nur dass Studenten es als Privileg und Abenteuer empfunden haben, Sie begleiten zu dürfen, Sir.«

Marsh schwieg einen Augenblick. Schließlich sagte er: »Ich kann Komplimente und müßige Schmeicheleien nicht ausstehen. Ich lasse mich nicht gerne ›Sir‹ nennen. Sie können mich mit ›Professor‹ ansprechen. Was Privilegien und Abenteuer angeht, biete ich verdammt harte Arbeit, und davon jede Menge. Aber eines kann ich Ihnen sagen: Alle meine Studenten sind gesund und wohlbehalten zurückgekehrt. Nun denn – warum wollen Sie denn so unbedingt mitkommen?«

»Persönliche Gründe, Si… Professor.«

»Alle Gründe sind persönliche Gründe, Johnson. Ich frage Sie nach Ihren.«

»Nun, Professor, ich interessiere mich für das Studium von Fossilien.«

»Sie interessieren sich? Sie sagen also, Sie sind daran interessiert? Junger Mann, diese Fossilien« – er deutete mit einer ausladenden Geste durch den Saal –, »diese Fossilien erfordern nicht nur Interesse. Sie erfordern leidenschaftliche Hingabe, sie erfordern religiösen Eifer und wissenschaftliche Spekulation, sie erfordern hitzige Diskurse und Dispute, sie gedeihen nicht auf Interesse allein. Nein, nein. Tut mir leid. Nein, wirklich nicht.«

Johnson fürchtete, er hätte seine Chance mit seiner beiläufigen Bemerkung verspielt, aber in einer schnellen Wendung lächelte Marsh und sagte: »Wie auch immer, ich brauche einen Fotografen, und Sie sind mir willkommen.« Er streckte die Hand aus, und Johnson schüttelte sie. »Woher kommen Sie, Johnson?«

»Aus Philadelphia.«

Der Name hatte eine außerordentliche Wirkung auf Marsh. Er ließ Johnsons Hand los und trat einen Schritt zurück. »Philadelphia? Sie … Sie sind aus Philadelphia?«

»Ja, Sir, stimmt etwas nicht mit Philadelphia?«

»Nennen Sie mich nicht ›Sir‹. Und Ihr Vater ist im Schiffsbau?«

»Ja, das ist er.«

Marshs Gesicht rötete sich, sein Körper zitterte vor Wut. »Und ich nehme an, Sie sind auch Quäker? Hm? Ein Quäker aus Philadelphia?«

»Nein, Methodist, um genau zu sein.«

»Sind die beiden nicht sehr ähnlich?«

»Das glaube ich nicht.«

»Aber sie leben in derselben Stadt wie er.«

»Wie wer?«

Marsh verstummte, starrte stirnrunzelnd zu Boden und machte dann eine weitere abrupte Wendung, indem er seine Körpermasse in Bewegung brachte. Für einen so korpulenten Mann bewegte er sich erstaunlich sportlich und behände.

»Denken Sie sich nichts«, sagte er und lächelte wieder. »Ich habe keinen Streit mit irgendeinem Einwohner der Stadt der Brüderlichen Liebe, gleichgültig, was andere auch sagen mögen. Und doch kann ich mir vorstellen, dass Sie sich fragen, wohin meine Expedition zur Suche nach Fossilien in diesem Sommer führen wird?«

Die Frage war Johnson noch nie in den Sinn gekommen, aber um angemessenes Interesse zu zeigen, erwiderte er: »Ein bisschen neugierig bin ich schon, ja.«

»Das kann ich mir vorstellen. Ja. Ich kann es mir vorstellen. Nun ja, das ist ein Geheimnis«, sagte Marsh, beugte sich zu Johnson und zischte die Worte. »Haben Sie mich verstanden? Ein Geheimnis. Es wird ein Geheimnis bleiben, das nur mir bekannt ist, bis wir im Zug in den Westen sitzen. Haben Sie das vollkommen verstanden?«

Johnson wich unter der Vehemenz der Worte zurück. »Ja, Professor.«

»Gut. Wenn Ihre Familie Ihr Reiseziel wissen will, sagen Sie ihnen Colorado. Das stimmt nicht, denn wir werden in diesem Jahr nicht nach Colorado gehen, aber das ist unwichtig, da Sie keinen Kontakt haben werden und Colorado ein wunderbarer Ort ist, um dort nicht zu sein. Verstanden?«

»Ja, Professor.«

»Gut. Nun denn, wir brechen am 14. Juni auf, vom Grand Central Depot in New York. Und kehren spätestens am 1. September zum selben Bahnhof zurück. Wenden Sie sich morgen an den Museumssekretär, und er wird Ihnen eine Liste der Ausrüstungsgegenstände geben, die Sie bereitzustellen haben – in Ihrem Fall natürlich zusätzlich zu der fotografischen Ausrüstung. Sorgen Sie für genügend Material für hundert Fotografien. Irgendwelche Fragen?«

»Nein, Sir. Nein, Professor.«

»Dann sehen wir uns am 14. Juni am Bahnsteig, Mr. Johnson.« Sie gaben sich kurz die Hand. Marshs Hand war feucht und kalt.

»Vielen Dank, Professor.« Johnson drehte sich um...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2018
Übersetzer Klaus Berr
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Dragon Teeth
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Abenteuerroman • Charles Marsh • Dinosaurier • eBooks • Edward Cope • Historische Romane • Jurassic Park • Jurassic World • Paläontologie • Thriller • Weihnachtsgeschenke • West World
ISBN-10 3-641-23390-9 / 3641233909
ISBN-13 978-3-641-23390-7 / 9783641233907
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