Bin ich schon alt - oder wird das wieder? (eBook)

Älter werden für Ungeübte
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
336 Seiten
C. Bertelsmann (Verlag)
978-3-641-21299-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bin ich schon alt - oder wird das wieder? -  Josef Aldenhoff
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Slow aging - wie wir gelassen älter werden
Nie wurden wir so jung alt. Und doch wird über keine Lebensphase so missmutig und ängstlich, gleichwohl verlogen beschönigend geschrieben wie über das, was wir Alter nennen. Josef Aldenhoff, erfahrener Psychiater und die 70 fest im Blick, räumt mit Larmoyanz genauso auf wie mit Schwarzmalerei. Dieses Buch gewinnt dem Leben ab 60 neue Aspekte ab - zwischen provokantem Realismus und wunderbaren Möglichkeiten. Aldenhoff schaut genau hin auf das, was das Leben 60plus für ihn und all die anderen Alternden bereithält - an Verlusten wie an Chancen. Dabei geht es genauso um Gewicht, Fitness von Körper und Geist wie um Neugier, Liebe und Lust auf Neues. Wer sich im Ruhestand zur Ruhe setzt, baut schnell ab; wer sich neue Unruhe zumutet, lebt auf.

Josef Aldenhoff durchlief eine Ausbildung in Neurobiologie, Psychiatrie und Psychotherapie. Nach verschiedenen Stationen in Deutschland und den USA wurde er 1995 als Professor und Klinikdirektor nach Kiel berufen. Heute arbeitet er als Therapeut, Autor und Berater.

Alter ist Ihre Chance!

Respekt! Oder: Das Paradies ist nicht verloren!

Ja, ich habe Respekt vor Ihnen, denn Sie haben das Buch mit diesem Wort auf dem Cover in die Hand genommen: »alt«! Und jetzt blättern Sie sogar darin. Sie haben Courage! Nicht umsonst hat Joachim Fuchsberger getitelt: »Alt werden ist nichts für Feiglinge«2

Viele sind lieber feige und vermeiden die Auseinandersetzung mit ihrem Alterungsprozess ein Leben lang. Ein Leben lang? Sie sind doch jetzt gerade erst alt – pardon! – älter geworden!

Naturwissenschaftlich gesehen stimmt das nicht. Wir altern fast seit Beginn unseres Lebens. Bei der Geburt haben wir ein Überangebot an Nervenzellen. Wenn wir anfangen, mit der Umwelt zu kommunizieren, und zwar vom ersten Tag an, werden Nervenzellen drastisch reduziert, das heißt, sie sterben ab. Bei Neugeborenen! Warum? Um dem Gehirn zu ermöglichen, sich zunächst effektiver um das Überleben zu kümmern. Zu viel ist nicht effektiv. Wenn Kleinkinder sich dann nach und nach ihre Welt erobern, gewinnt der Prozess eine neue Dimension: Es bilden sich aufgabenspezifische Netzwerke aus Nervenzellen, und Zellen, die nicht gebraucht werden, gehen unter.

In der Pubertät fluten die Hormone an – und ganze Netzwerke verschwinden oder werden neu strukturiert, vor allem solche, die mit unseren sozialen Fähigkeiten zu tun haben. Das merkt man am Sozialverhalten pubertierender Jugendlicher. Dieser Zustand hat übrigens einiges mit Ihrer heutigen Lebensphase zu tun, lediglich mit umgekehrten Vorzeichen.

Ihr Körper und Ihr Gehirn, damit auch Ihre geistig-seelischen Fähigkeiten, stellen sich also immer wieder um, und zwar in Abhängigkeit von den Herausforderungen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Nervenzellen verschwinden, können aber auch neu gebildet werden, wenn sie gebraucht werden.

Zum Beispiel, wenn Sie jonglieren lernen. Sie sind kein Clown? Würde vielleicht nichts schaden. Es gibt da eine interessante Studie:3 Hamburger Neurowissenschaftler haben verglichen, was im Gehirn von 20-Jährigen und von 65-Jährigen passiert, wenn sie etwas lernen. Und weil die Forscher sichergehen wollten, dass das zu Lernende für die Teilnehmer neu war, haben sie das Jonglieren ausgesucht. Das macht man ja eher nicht täglich.

Was kam raus? Die Jungen lernten wie zu erwarten schneller. Aber auch bei den 65-Jährigen kam es zu einer Neubildung von grauer Nervensubstanz, den Nervenzellen und den von ihnen gebildeten Vernetzungen. Alte Menschen können, wenn nötig, neue Nervensubstanz bilden, und zwar beträchtlich. Sie übrigens auch! Eine wesentliche Voraussetzung: Das Neue muss Sie interessieren, sonst funktionieren das Lernen und auch die Neubildung der Nervensubstanz nicht.

Was ich für das Nervensystem kurz skizziert habe, spielt sich im gesamten Körper ab – Ihr Leben lang. Ab- und Aufbau passieren in Abhängigkeit von dem, was wir tun.

Dabei hat jeder Lebensschwerpunkt seine optimale Phase: Das biologische Optimum fürs Kinderkriegen beginnt sicher vor 20 und geht vor 30 allmählich runter. Aber … Ja, klar! Sie haben mit 32 angefangen und mit fast 40 Ihre Jüngste bekommen, und eine Freundin war noch später dran. Was sagt uns das? Unser Organismus hat Phasen, in denen er etwas optimal kann, aber er ist auch zu anderen Zeiten in der Lage, sich hervorragend an die Funktionen anzupassen, die gerade anstehen. Nicht beliebig, mit über dreißig gewinnen Sie keine Goldmedaille im Sprint über 100 Meter mehr, aber auch das ist flexibel, denken Sie an Claudia Pechstein, die hat ihre letzte Goldmedaille mit 34 gewonnen. Und für Nicht-Olympiasieger wie für Sie und mich gilt das allemal: Sie können Ihre Fähigkeiten trainieren, und Sie können auch etwas Neues anfangen! Es wird länger dauern als mit 25, aber es geht.

Deshalb ist das Alter die spannendste und interessanteste Lebensphase überhaupt. Weil Sie wieder frei sind! Frei für neue Erfahrungen, frei, um Neues zu lernen, frei, Ihr Leben neu zu genießen.

Als ich das für mein eigenes Leben begriffen hatte, kam mir die Idee, dieses Buch zu schreiben: Weil ich erlebe, dass so viele ältere Menschen vor dieser auf sie zukommenden Lebensphase Angst haben, weil sie fürchten, dass sie voller Leid und Plackerei sei wird und grau obendrein. Grau ist die Farbe der Depression, auch so eine Heimsuchung des Alters. All das kann eintreten, sicher kennen Sie solche Beispiele. Aber auch mit sechzig und mehr Jahren tragen Sie das Potenzial in sich, mit solchen Herausforderungen fertig zu werden und aus Ihrem Alter Ihre aufregendste und ertragreichste Lebensphase zu machen.

Sie haben gute, vielleicht wunderbare Zeiten erlebt. Nur ist das schon eine Weile her. Heil war Ihr Leben in der Kindheit, Sie fühlten sich geborgen, und Ihre Zukunftserwartungen waren Träume, die aus dieser Geborgenheit erwuchsen. Auch wenn Ihre Kindheit nicht so toll war, blieben Ihnen die Träume vom Paradies. Wenn Ihnen Paradies ungewohnt klingt, wie wäre es mit gelobtes Land? Auch nicht so richtig? Träume passen ganz gut?

Im Leben, das auf die Kindheit folgte, haben Sie diese Träume allmählich vergessen. Schule, Studium, Beruf, Ihre Beziehungen – schon okay, aber oft hatten Sie das Gefühl: So richtig war das alles nicht. Die Idee vom Ausbrechen hat schnell wieder den vernünftigen Zwängen Platz gemacht.

Schließlich sind Ihnen Ihre Träume abhanden gekommen. Sie haben sich erwachsen verhalten und Abstriche gemacht, sind nicht Dirigent geworden, sondern haben nur heimlich die CD von der h-Moll-Messe dirigiert, oder die »Meistersinger«, wenn die Eröffnungsvorstellung aus Bayreuth übertragen wurde. Eine Liebste aus dieser Zeit meinte mal, dass Menschen, die zur Radiomusik dirigieren, wohl ziemlich beschränkt seien. Aus dieser Liebe ist nichts geworden, und heimlich dirigieren Sie immer noch, gerne auch Verdi. Ihr Entdeckerdrang allerdings endete im Robinson Club oder im Dschungelcamp.

Jetzt stehen Sie an der Schwelle zum Alter und fänden es besser, wenn es das noch nicht gewesen wäre.

Machen Sie sich auf! Suchen Sie nach Ihrem ganz persönlichen gelobten Land, zu dem nur Sie Zugang haben! Tasten Sie sich heran! Nicht jeder Schritt muss passen. In Ihrer jetzigen Lebensphase ist Optimierung endlich kein Thema mehr! Sie tun damit mehr für Ihr gutes Alter, als Sie vielleicht glauben.

Ich suche gerne mit.

Der alte Vogel fängt noch ganz schön dicke Würmer

Älter wurden Sie also schon Ihr ganzes Leben lang, ohne es zu bemerken. Aber kaum fühlen Sie sich alt, denken Sie ans Ende. Dass da noch was kommt, übersehen Sie aus Ihrer depressiven Tunnelperspektive.

Aber auch wenn Sie alt sind, werden Sie älter!

Zum Beispiel sind Sie mit 65 in den Ruhestand eingestiegen und haben jetzt die Chance, 80, durchaus auch 90 Jahre alt zu werden. Noch über 20 Jahre! Eine ganze Menge Zeit. Denken Sie mal zurück: Vor 20 Jahren waren die Kinder gerade in der Pubertät, Sie hatten die vorletzte Stufe der Karriereleiter erklommen, die Zeit war knapp, der Stress erheblich, und entsprechend kriselte es in Ihrer Ehe. Was ist alles in diesen zwanzig Jahren geschehen! Und diesen Zeitraum haben Sie jetzt wieder vor sich.

Alte Menschen sind häufig mehr mit sich im Reinen als Jüngere.

Es wird sich eine Menge ändern, in den nächsten zwanzig Jahren, jede Menge Herausforderungen warten. Aber wieso sollen ausgerechnet Sie nicht damit umgehen können? Menschen wachsen an ihren Herausforderungen. Herausforderungen haben aus Ihnen die Persönlichkeit gemacht, die Sie heute sind, und nur weil Sie älter werden, verlieren Sie Ihre Fähigkeit, mit Herausforderungen klar zu kommen, nicht. Lassen Sie sich nichts einreden! In uns Alten steckt mehr, als diese Spaßgesellschaft glauben will.

Trotzdem haben Sie Angst? Ja, schon: Alter ist nicht nur das Sonnendeck. Viele denken an Alter, Krankheit, Tod.

Krankheit: Nein, Sie werden nicht automatisch krank, wenn Sie älter werden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Sie krank werden könnten, nimmt zu. Und die Hundertjährigen müssen im Schnitt vier Krankheiten behandeln lassen, zum Beispiel ihre Arthrose4. Die arthrotischen Gelenke tun weh und nerven. Doch Sie können lernen, damit zurechtzukommen. Grauer und Grüner Star, Schwerhörigkeit, der Verlust der Zähne, die Demenz: Für all das gibt es zum Teil gute, zum anderen Teil gar keine Behandlungen. Aber auf alles können wir uns einstellen.

Schon klar: Die größte Herausforderung ist der Tod, das letzte Tabu. Nachdem die Sexualität auf die Funktion eines unverzichtbaren Fitnessattributs reduziert wurde, ist er übrig geblieben. Da wollen Sie nicht ran! Ich verstehe Sie. Ich bin selbst siebzig. Aber als Psychotherapeut blieb mir irgendwann nichts anderes übrig, als eine Grundwahrheit zu lernen: Vermeiden macht alles schlimmer.

Versuchen Sie, sich mit dem Tod vertraut zu machen. Es wäre doch nicht das einzige Tabu, dem Sie sich in Ihrem bisherigen Leben angenähert haben.

Ein schöner, überraschender Versuch ist das Buch Sophia, der Tod und ich, das es immerhin auf die SPIEGEL-Bestsellerliste geschafft hat5. Ich musste beim Lesen immer wieder lachen, obwohl in jeder Zeile klar ist, um was es geht. Tiefsinniger ist Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden6. Danach ist es nicht mehr so schwer, an den Tod zu denken.

Wir wissen nicht, was nach dem Tod...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Altersforschung • "Bin ich psycho ... oder geht das von alleine weg?" • eBooks • entspannt Altern • gelassen Altern • "Ich und Du - warum" • Psychologie • Selbstversorger • Selbstversorgung • Slow Aging
ISBN-10 3-641-21299-5 / 3641212995
ISBN-13 978-3-641-21299-5 / 9783641212995
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