Schleswig Reich und Schön! -  Heike Thieme

Schleswig Reich und Schön! (eBook)

Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
140 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7460-4612-9 (ISBN)
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Eine Geschichte, die eigentlich überall hätte vorkommen können. Sie findet aber hier statt, in der Kleinstadt Schleswig, am nördlichen Rand von Norddeutschland gelegen. Die Figuren sind frei erfunden. Ein Ort inmitten einer Provinz, die sich gerade noch Stadt nennen kann. Wenn auch viele der Ansässigen in Dialekten wie Friesisch, Plattdüttsch und Dänisch, Deutsch, Englisch oder in manch anderem europäischen Getue hier ihren Mund auftun, so kommen doch die wahren Schätze von fern her, wie zum Beispiel die Äpfel aus dem alten Land, die Gewürze aus dem Orient, die Schokolade aus der Schweiz und der beste Käse immer noch aus Frankreich. Die Menschen hier haben sich immer schon gern die Köpfe eingeschlagen, weil sie das beste Land besitzen wollten, die größten Milchkühe, die größten Gewächshäuser, die ältesten Schränke im Foyer ihres Resthofs oder die stärksten Mütter ihrer Kinder.

Meine Rolle als Frau in der Gesellschaft. Meine Rolle als Mutter. Und Geliebte in gerademal zwei Fällen. Halte die Welt an. Das Phänomen spiegelt Einheit und zugrunde liegt keine Substanz. Keine Angst nimmt von dir Besitz, denn sie ist das, was nicht täuscht Schlüpfe nicht in Altes mehr zurück. Beginne das Leben, was es heißt, zu tragen, in wahrem Handeln ist, welches der Angst ihre Gewissheit entreißt. Und darüber hinaus, bin ich frei. So kann ich loslassen. Es braucht keinen Sinn oder etwas darüber hinaus. Sein und Seiendes findet einfach seinen Weg.

Der Rat ruft sich zusammen!

Blicken wir also vom Rathaus desjenigen Ortes, mitten hinein in den Stadtrat und von da aus ins Büro des parteilosen Bürgermeisters, und darin nimmt die Geschichte ihren Lauf. Das geschichtsträchtige Gebäude allein weißt schon daraufhin. Es ist ein Eingang in eine Kultur. Und vielleicht auch wieder ein Ausgang hin zu einem anderen Leben, von dem der Außenstehende erst erfährt, wenn sich über diesen Ort eine Erzählung zusammen fädelt. Der Tod weiß, dass er sowieso siegt. Deshalb gibt er dem Leben einen Vorsprung. Des Todes Personifizierung aber hat wohl schon immer die Rede davon -

Die Helden und die Bösen müssen leiden!

Bürgermeister Sönke Espersen tobt in seinem Büro.

Sönke Espersen

Geht denn hier gar nichts seinen Gang? Wie oft habe ich schon gesagt, dass unser Stadtrat nur aus Opportunisten besteht! Keiner will zugeben, dass unsere Region ein besseres Bild benötigt, dass von mehr Sauberkeit spricht. Aber die Herren, mit sich selber befasst, sind nur daran interessiert, für ihre kleinen Geschäftchen günstige Grundstücke zu ergattern und sich selbst an Immobilien und am Kuchen zu bereichern! Würden die Herrschaften sich vielleicht endlich an die Arbeit machen, die dem Dienst unseres Schleswiger Bürgertums gerecht wird und dem Fortkommen unserer Stadt?

Man sieht einfach mit an, die Leute haben es satt, wenn wir, die Bonzen, nur dasitzen, um sich fein raushalten. Es fällt mit der Zeit auf, keiner hat mehr den Mumm, sich für eine Gemeinde zu engagieren? Ich bin diesen Filz langsam Leid.

Wir sitzen nun zum hundertsten Mal hier beisammen, und noch immer hat sich nichts geändert, bezüglich der Ansiedlung neuer finanzstarker Investoren rund um die Stadt. Wir beharren zwar stets auf unseren Rechten, und es gibt manchmal eine Unterschriftenaktion für Minderheiten, aber unsereins will bloß, dass in der Lokalpolitik alles landschaftlich so bleibt, wie es ist. Wie viel Dummheit braucht es noch, zu bemerken, dass allmählich unsere Wohngegend verarmt, und wer will schon noch mehr Langzeitarbeitslose hier haben, die das Stadtbild verschandeln?

Puterrot steht der Bürgermeister vor der Menge des Stadtrats im großen, festlichen Saal eines mittelalterlichen Gebäudes, abgeschottet gegenüber der Bürgerschaft hinter meterdicken Mauern. Sein Gesicht ist angeschwollen. Das Hemd Schweiß durchnässt. Er greift sich an die Krawatte und zerrt an ihr, weil sie ihm anscheinend die Luft raubt, als in genau diesem Augenblick die Tür aufgeht und die Catering-Truppe des städtischen Behindertenvereins aus ihrer Zentralküche zehn Platten sorgfältig zurecht belegter Schnittchen herein bringt.

Espersen

Was wollen die denn jetzt hier? Dies ist eine geschlossene Gesellschaft! Habt ihr schon mal was von Pünktlichkeit gehört? Als hättet ihr noch einen Stern extra verdient für eure Nachlässigkeit. Los! Los! Wenn ihr schon jetzt hier aufkreuzt, dann beeilt euch mal ein bisschen. Hier wird gearbeitet. Und seht zu, dass ihr bei euch zuhause mal den Wecker stellt, der besagt, wann die Arbeit eigentlich anfängt!

Die drei Servicearbeiter aus der Hotelküche am Bahnhofsplatz fahren erschrocken zusammen, stellen die Platten auf den Tisch, entfernten die Frischhaltefolie blicken sich schuldbewusst in die Augen und hasten wieder aus dem Raum.

Espersen

Wo war ich stehen geblieben? … Ach ja, es herrscht hier nur eine Sucht von Egomanen. Wer wäre schon bereit zuzugeben, dass die Aufträge, die unserer Stadt am Herzen liegen, noch immer auf Eis gelegt sind? Wir haben schon die bankrotten Gebäude der Kaufhausketten aufgekauft, um so schnell wie möglich abzureißen. Aber tut sich da was, seit meiner Amtszeit? Nein. Wie würde sich ein neues Parkhaus machen, wenn kein Geld dafür da ist? Die Innenstadt muss attraktiver werden. Wer soll denn sonst noch Interesse haben hier bei uns einzukaufen? Ich schätze, es wäre heute Punkt Eins auf der Tagesordnung, zu schauen, wie sich die Einkaufsstraße verbessert, sonst sehe ich schwarz.

Finanzberater Theissen

Wo wir schon dabei sind. Wir haben viel in neuen Wohnraum investiert. Damit werden automatisch neue, wohlhabende Wohngebiete erschlossen. Wenn schon Menschen aus dieser Gehaltsklasse herkommen sollen, dann braucht es Grundstücke auch inmitten der Stadt. Warum reißen wir nicht mehr alte Häuser ab, wenn sie schon teils leerstehen und verrotten? Es wäre günstiger, wenn die Mieten im Zentrum höher ansteigen, wenn uns nicht eine Herde Arbeitsloser die Haare vom Kopf fressen soll.

Espersen

Stimmt. Für diese Sparte Leute habe ich absolute Nulltoleranz. Wie wäre es, wenn der Kreis mehr Leute darauf ansetzt, diese Gesellschaft gezielter in die Werkstätten außerhalb auf den Dörfern in die Umerziehung der Langzeitarbeitslosen zu schicken oder ihnen einfach gesagt ganz die Teilhabe am Arbeismarkt zu verweigern? Ohne Moos nix los, sagt man ja. Solche Leute flüchten dann vielleicht wieder auf' s Land zurück, wo die Mieten billiger sind. So könnte man sie kurzerhand an den Rand drängen. Oder hat jemand einen besseren Vorschlag?

Bauberater Thomsen

Wir haben schon auf dem alten Kasernengelände eine Menge Land erschlossen und die Wohnanlage mit 'Platz an der Sonne' erfolgreich bebaut und abgeschlossen. Kann man denn gar nichts dafür tun, Bürgermeister, die Neureichen haben den Wunsch, das restliche Grundstück am Wasser zu kaufen und zu privatisieren, damit nicht jeder Hinz und Kunz Zugang zu dieser Idylle hätte. Außerdem beschweren sie sich darüber, dass die Spaziergänger viel zu leicht durch ihre Fenster in die Wohnungen blicken könnten.

Espersen

Nein. Der Weg bleibt. Denn die Alteingesessenen der alten Fischersiedlung gehen nicht davon ab, die Rechte auf dieses Land abzugeben. Sie heißen in der Gegend Besucher und Touristen willkommen, auch dort ihren Urlaub zu genießen und ihre Spaziergänge zu unternehmen. Diese Besitzansprüche werden sie behalten wollen, egal was es kostet.

Anwalt Moorkamp

Sagt an. Wir wissen aber doch, jeder ist käuflich. Geht es denn nicht an, diese kleine Sippschaft davon zu überzeugen, ihr Land an die Stadt herzugeben? Die ganze Politik läuft doch immer darauf hinaus : Es braucht nur die richtige wohlmeinende Kaufsumme, und Leute werden vernünftig. Im großen Bundestag selbst, kann doch ein Politiker lange schon nicht mehr durchsetzen, was eine Partei zum Programm hat. Tausend Lobbyisten kaufen sich nach und nach sämtliche Politiker auf. Gut und sie kassieren noch Belohnungen für jeden Fang. Das sind Summen, davon ist hier in der Provinz niemals die Rede. Ich denke auch, so eine arme Fischersiedlung wird doch vor einer gehörigen Summe nicht Halt machen! Man könnte ihnen doch anbieten, die alte Waldemarsmauer am Dannewerkwall endlich einmal gründlich zu restaurieren. Mit den Wikingern sind die Fischer doch auf gutem Fuß...! Ich denke, es wäre doch gelacht, wenn wir die nicht weichkriegen.

Espersen

Genau daran hakt es. Diese Menschen gehen nicht so leicht zu manipulieren. Alles was sie immer investierten, war in deren eigenes Land, ihre Häuser und eben jenen Besitz, den sie seit Jahrhunderten verwalten...

Ich sehe aber auch, die Widerstände der alten Einwohner und der Arbeiterklasse, der Armen, der Ausländer und Asylanten nehmen stark zu. Ich denke, wir müssen gemeinsam daran arbeiten, eine Ordnung wieder herzustellen. Deren intelligente Tatkraft muss im Keim erstickt werden. Aber wozu haben wir denn die Ämter? Das hier war einmal ein Ort mit Ruhe und Wohlstand. Wo kämen wir hin, wenn wir uns einfach über den Haufen rennen lassen?

Polizeipräsident Kettler

Die Beliebtheit dieser Stadt beruht auf ihrer Sicherheit. Und die muss voran gehen. Gut meine Angestellten machen sich nicht viel daraus, dass mit Ruhestörern kaum zu kommunizieren geht. Ihr krimineller Jargon geht auch kaum nachzuvollziehen. Aber ein besetztes Haus zum Beispiel, ist ein Gefäß für jedermanns Moral und Pessimismus, der sich breit macht und einen Ort nur immer negativer ausgestaltet. Das wünschen sich die Rentner dort bestimmt nicht, die sich kaum noch raus auf die Straße trauen.

Diese Leute sollen besser da bleiben, wo keiner mehr was von ihnen sieht oder hört. Es sind Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, in Augenhöhe mit dem Verbrechen. Davon kann jeder singen, der solche Leute schon in der direkten Nachbarschaft ertragen musste. Ich finde es sind Psychos, die Süchtigen gehören klipp und klar gesagt nicht in unserer Mitte aufgenommen. Sonst werden wir unsere Ängste nicht mehr los, wie unsere Kinder einmal beschützt hier leben können, wenn es uns einmal nicht mehr gibt. Diese Leute sollten keine Stimme haben, kein Mitspracherecht und keine Sonderbehandlungen. Ich denke, wer von denen seine Papiere nicht in Ordnung behält, sollte so schnell es geht, an die Luft gesetzt werden. Es endete sonst alles eines Tages innerstädtisch in einem Chaos!

Das Gespräch im Stadtrat setzt sich noch eine Weile fort. Und sie kommen wie immer auf keinen richtigen Nenner. Es ist ein Gesellschaftsspiel, das sich stetig wiederholt. Als...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-7460-4612-2 / 3746046122
ISBN-13 978-3-7460-4612-9 / 9783746046129
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