Im Namen des Sohnes (eBook)

Thriller
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-23108-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Namen des Sohnes -  Emelie Schepp
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Der neue Thriller von Emelie Schepp, Schwedens bester Spannungsautorin!
An einem warmen Sommerabend ruft ein sechsjähriger Junge seinen Papa an. Zutiefst verängstigt berichtet er, dass ein Mann ins Haus eingedrungen sei und Mama niedergeschlagen habe. Diese Worte sind die letzten, die Sam seinen Jungen sagen hört, bevor der Kleine spurlos verschwindet ... Die unnahbare Staatsanwältin Jana Berzelius leitet die Ermittlung. Doch je näher sie der Wahrheit kommt, desto mehr entgleitet ihr der Fall. Als die Entscheidung über Leben und Tod allein in Janas Händen liegt, beginnt ein Kampf gegen die Zeit.

Emelie Schepp, geboren 1979, wuchs im schwedischen Motala auf. Sie arbeitete als Projektleiterin in der Werbung, bevor sie sich dem Schreiben widmete. Nach einem preisgekrönten Theaterstück und zwei Drehbüchern verfasste sie ihren ersten Roman: Der zuerst nur im Selbstverlag erschienene Thriller »Nebelkind« wurde in Schweden ein Bestsellerphänomen und erscheint mittlerweile als Übersetzung in 30 Ländern; die Jana-Berzelius-Serie hat sich weltweit über eine Million Mal verkauft. 2016, 2017 und 2018 wurde Schepp mit dem renommierten CrimeTime Specsaver's Reader's Choice Award ausgezeichnet und damit bereits dreimal zur besten Spannungsautorin Schwedens gekürt.

MONTAG

1

Es war vollkommen windstill, als Sam Witell seinen Arbeitsplatz bei der Ambulanten Wohnbetreuung in Norrköping verließ und sich auf den Weg zu seinem roten Toyota machte, der ganz hinten auf dem schattigen Parkplatz stand.

Nach dem langen Arbeitstag wollte er so schnell wie möglich nach Hause. Er freute sich darauf, Jonathan mit dem neuen Fußball zu überraschen, der in der Tüte auf der Rückbank lag. Jonathan liebte Fußball und stand dabei am liebsten im Tor. Sam lächelte, als er den Sechsjährigen vor sich sah, wie er sich auf den nächsten Torschuss vorbereitete, mit gebeugten Knien und Torwarthandschuhen, die an seinen kleinen Händen riesig aussahen.

Sam setzte sich in seinen Wagen und verließ die Innenstadt. Zehn Minuten später hatte er die neugebauten Einfamilienhäuser in Åselstad mit ihren Trampolinen, großzügigen Holzterrassen und sorgfältig geschnittenen Rasenflächen erreicht.

Sein weißes Haus lag auf einer Anhöhe mit Blick auf das funkelnde Wasser des Ensjön. Er bog in die Einfahrt, nahm die Tüte mit dem Fußball und stieg aus dem Auto. Summend begann er in Richtung Haus zu gehen, doch als er das Gartentor öffnete, hatte er plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden, und drehte sich um.

Ein Stück von ihm entfernt stand ein weißer Lieferwagen auf der Straße, an dem ein Mann lehnte. Er trug ein kurzärmliges Polohemd zu einer schwarzen Hose und starrte seltsam fragend herüber.

»Sind Sie Sam Witell?«, rief er.

»Ja«, sagte dieser zögernd.

»Ich müsste mal mit Ihnen sprechen.«

Der Mann begann auf ihn zuzugehen. Jetzt sah Sam, dass an der Seite des Lieferwagens in schwarzen Lettern Direktalarm stand.

»Tut mir leid«, erklärte Sam, während er durch das geöffnete Gartentor ging, »aber ich habe keine Zeit.«

»Ich möchte Ihnen nur ein paar Fragen stellen«, sagte der Mann, der immer näher gekommen war.

»Nein, danke. Ich möchte Sie bitten, jetzt zu gehen.«

»Es dauert gar nicht lange. Ich wollte Sie nur fragen, ob …«

»Papa!«

Jonathan lief durch den Garten auf ihn zu.

»Hallo, mein Kleiner, wie geht’s?«, fragte er, hob den Jungen in die Höhe und strich ihm das helle Haar aus dem Gesicht, wodurch das Muttermal über der Augenbraue sichtbar wurde.

»Gut«, antwortete Jonathan und lächelte fröhlich.

Sam versuchte zurückzulächeln, aber die Anwesenheit des Mannes machte ihn nervös. Es lag an seiner Körpersprache, dem kurz geschorenen Haar, den muskulösen Armen und dem Stiernacken.

»Wer ist das?«, fragte Jonathan und zeigte auf den Mann.

»Ach, bloß ein Verkäufer«, antwortete Sam und spürte, wie er immer unruhiger wurde, als der Mann den Jungen so seltsam anschaute. Warum tat er das?

»Was hast du in der Tüte?«, fragte Jonathan, als Sam ihn wieder auf den Boden gestellt hatte. »Hast du was für mich gekauft?«

»Komm«, sagte Sam, packte seine Hand und begann in Richtung Haus zu gehen.

»Was hast du gekauft? Ist es ein Fußball? Es sieht aus wie ein Fußball!«

»Komm schon!«

Sam packte Jonathans Hand noch fester und ging rasch an den hohen Büschen und dem Schuppen vorbei, von dem die Farbe abblätterte. Beinahe wäre er über ein zusammengerolltes Tennisnetz gestolpert, fing sich aber wieder und legte das letzte Stück bis zur Haustür im Laufschritt zurück, mit der Tüte in der einen und Jonathan an der anderen Hand.

Atemlos betrat er das Haus, schloss die Tür von innen ab und ließ die Hand des Jungen los.

»Was ist denn, Papa?«

Sam antwortete nicht. Er sah nur durchs Fenster auf die Straße, in der Hoffnung, dass der Mann inzwischen weggefahren war.

Aber er stand immer noch da.

Staatsanwalt Per Åström war hochkonzentriert. Vor sich hatte er einen großen Bildschirm, auf dem er die Vernehmung mit Danilo Peña verfolgen konnte, ohne beim Gespräch selbst anwesend sein zu müssen. Peña saß still im Vernehmungsraum und starrte auf die Tischplatte. Die Ärmel des grünen Pullovers der Haftanstalt waren hochgeschoben.

Neben ihm saß sein Anwalt Peter Ramstedt. Seine Zähne sahen aus, als hätte er sie bleichen lassen, und er trug einen grellbunt gestreiften Schlips. Pausenlos spielte er an dem schwarzen Kugelschreiber herum, den er in der Hand hielt, und erzeugte dabei ein klickendes Geräusch.

»Es dürfte für Sie keine große Überraschung sein, dass Sie unter Mordverdacht stehen«, sagte Kriminalobermeisterin Mia Bolander, die zusammen mit Kriminalkommissar Henrik Levin gegenüber von Danilo Peña am Tisch saß. »Ich nehme an, das war der Grund, weshalb Sie nach Polen geflüchtet sind?«

Danilo Peña schwieg.

»Wie auch immer«, fuhr Mia Bolander fort. »Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen Sie erhoben. Möchten Sie dazu vielleicht etwas sagen? Oder zu den jungen Drogenschmugglerinnen, die Sie umgebracht haben?«

Keine Antwort.

Sie schwieg eine Weile, ehe sie weitersprach.

»Los jetzt, reden Sie schon.«

Mia Bolander wartete erneut. Diesmal ein wenig länger. Währenddessen betrachtete Per das markante Kinn und die mahlenden Kiefer des Einunddreißigjährigen. Dann ließ er seinen Blick zu den dunklen Haaren wandern, die bis zum Ausschnitt des Pullovers reichten. Er musste daran denken, dass es nicht die geringste Spur von diesem Mann gegeben hatte, nachdem er vor einigen Monaten aus einem bewachten Zimmer im Vrinnevi-Krankenhaus geflohen war. Er hatte weder Pass noch Kreditkarte bei sich gehabt. Die Ermittler hatten keine Adresse, keine Familie oder Verwandtschaft ausfindig machen können. So als wäre Peña ein Geist.

Durch den Hinweis eines Passagiers erfuhr die Polizei, dass der Flüchtige sich auf einer Fähre nach Danzig befand. Die Polizei hatte in Polen auf ihn gewartet, aber es war Peña gelungen, unbemerkt an Land zu gehen. Nach ein paar Wochen intensiver Suche hatte man ihn schließlich gefasst.

Seit er nach Norrköping in die Untersuchungshaft gebracht worden war, hatte er kein Wort gesagt. Und jetzt hatte er offenbar auch nicht vor zu sprechen.

»Stellen Sie sich nicht dumm. Es ist besser, wenn Sie mit uns reden«, sagte Mia Bolander und rutschte unruhig auf dem Stuhl herum.

Allmählich reißt ihr der Geduldsfaden, dachte Per. Das war nicht zu übersehen und auch nicht zu überhören. Ihr Ton war härter geworden, und sie sprach immer schneller. Vielleicht wäre es besser, wenn Henrik Levin die Vernehmung übernahm? Er machte stets einen ruhigen und vernünftigen Eindruck, und im Gegensatz zu seiner Kollegin wurde er nur an den entscheidenden Stellen laut.

»Okay«, sagte Mia Bolander seufzend. »Der Prozess beginnt in vier Wochen. Wir hoffen einfach, dass Sie bis dahin das Sprechen gelernt haben.«

Plötzlich öffnete Peña den Mund.

»Kontaktieren Sie Jana«, zischte er.

Per zuckte zusammen. Er war völlig unvorbereitet auf die dunkle, raue Stimme des Mannes. Levin und Bolander waren offenbar genauso erstaunt, denn es war völlig still im Vernehmungsraum.

»Wen?«, fragte Mia Bolander schließlich.

»Jana Berzelius«, erklärte Peña und starrte sie an.

»Wer ist Jana Berzelius?«, fragte sie.

Er grinste.

»Ich frage mich, wer von uns beiden sich hier gerade dumm stellt.«

Henrik Levin beugte sich über den Tisch.

»Warum möchten Sie Jana Berzelius treffen?«, fragte er.

»Kontaktieren Sie sie. In meinem Auftrag.«

»Warum?«, wiederholte Levin.

»Ich will sie sehen. Ein bisschen mit ihr reden.«

»Das ist unmöglich. Sie wissen, dass wir das nicht zulassen können.«

»Ich weiß. Aber mit Ihnen rede ich nicht.«

Per verfolgte, wie Peña den Stuhl zurückschob. Plötzlich drehte er sein Gesicht zur Kamera an der Decke, sah ihn direkt an und sagte:

»Alles ist möglich. Nicht wahr, Per Åström?«

Jana Berzelius saß barfuß auf einer Bank. Die Maske klebte an ihrem Gesicht. Sie ähnelte einer Sturmhaube, mit Löchern für die Augen und den Mund, und reichte bis über den Nacken.

Jana betrachtete ihre bandagierten Hände und lauschte auf die Stimmen der etwa zehn Personen, die sich in dem Raum befanden.

Sie selbst sagte kein Wort, da sie auf keinen Fall das Risiko eingehen wollte, ihre Identität preiszugeben. Genau deshalb war sie hier, in diesem illegalen Kampfclub. Hier war Anonymität eine Selbstverständlichkeit. Keines der Mitglieder nannte den eigenen Namen, niemand zeigte sein Gesicht. Sie kannten einander nicht, aber sie hatten alle dasselbe Bedürfnis.

Die Räume gehörten einem Umzugsunternehmen, doch jetzt hatten die Kartons, in Plastikfolie eingewickelten Möbel und Sackkarren vorübergehend einer quadratischen schwarzen Matte Platz gemacht. Wegen des unerwarteten Orts und der ungewohnten Tageszeit konnten Uneingeweihte sich kaum zusammenreimen, was in diesen Wänden geschah.

Jana hob die Hand und zog an der Maske. Sie wollte sich vergewissern, dass der Stoff den Nacken und insbesondere die in die Haut eingeritzten Buchstaben bedeckte. Seit sie neun war, hatte sie sich anhören müssen, dass sie keinem die Narben zeigen durfte. Niemand sollte erfahren, wofür sie standen. Niemand sollte wissen, wer sie oder, besser gesagt, was sie als Kind gewesen war.

Die Glocke ertönte.

Jetzt war sie an der Reihe.

Sie wollte sich gerade erheben, als sie ihren Gegner sah, der mit entschlossenen Schritten quer durch den Raum auf sie zukam. Er war groß, vermutlich Rechtshänder und trug dunkle...

Erscheint lt. Verlag 1.10.2018
Reihe/Serie Jana Berzelius
Übersetzer Annika Krummacher
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Pappas pojke (Jana Berzelius 4)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Schlagworte Bestsellerserie • eBooks • Harbour Front • Jana Berzelius • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Literaturfestival • Nebelkind • Schweden • Schwedenthriller • Skandinavien • Spannung • Thriller • verschwundenes Kind
ISBN-10 3-641-23108-6 / 3641231086
ISBN-13 978-3-641-23108-8 / 9783641231088
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