Ich, Zeus, und die Bande vom Olymp Götter und Helden erzählen griechische Sagen (eBook)

Geschichte witzig und originell erzählt ab 10
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2018 | 2. Auflage
256 Seiten
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
978-3-423-43401-0 (ISBN)

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Ich, Zeus, und die Bande vom Olymp Götter und Helden erzählen griechische Sagen -  Frank Schwieger
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Die Bande vom Olymp endlich im Taschenbuch! Jetzt reicht's! Seit fast 3000 Jahren erzählen sich die Menschen von den griechischen Göttern und Helden, was sie wollen. Aber jetzt berichten die Olympier und Heroen höchstpersönlich - von A wie Achill bis Z wie Zeus! So erfahren die Leser, warum der große Held Achill in Mädchenkleidern herumläuft und Apoll einen Baum umarmt, was Beauty Queen Aphrodite und ein goldener Apfel mit dem trojanischen Krieg zu tun haben und warum Ariadne die Heulsuse von Naxos genannt wird - und natürlich auch davon, wo Big Boss Zeus bei all dem seine Hände mit im Spiel hat.

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Frank Schwieger taucht am liebsten in ferne Vergangenheiten ab, wenn er Kinderbücher schreibt. Er studierte Latein und Geschichte und unterrichtet an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein.

Dies ist meine Geschichte


Meine Mutter Thetis wollte so gerne einen unsterblichen Sohn haben. Du kannst das bestimmt verstehen: Alle Mütter sorgen sich um ihre Kinder. Da ist es am besten, wenn diese unsterblich sind, dann kann ihnen nichts passieren. Und dann bekam sie ein Kind nach dem anderen, insgesamt sieben. Natürlich wollte meine Mutter wissen, ob sie unsterblich waren. Und was hat sie gemacht, um das herauszufinden? Sie hat die Kleinen in einen Topf mit kochendem Wasser geworfen. Leider waren sie nicht unsterblich. Darum habe ich keine Geschwister. Vielleicht wäre ich etwas ruhiger geworden, wäre ich mit Geschwistern aufgewachsen. So als Einzelkind konnte ich ja immer tun und lassen, was ich wollte. Meine Mutter hat mir fast alles erlaubt, sie war ja so vernarrt in mich.

Wieso ich nicht in einen Kochtopf geworfen wurde? Mein Vater Peleus hat das verhindert. Er hatte genug davon, seine Kinder gleich nach ihrer Geburt wieder zu verlieren. Er freute sich auch über ein sterbliches Kind, wahrscheinlich weil er selbst ein Sterblicher war. Als Thetis mich zum Kochtopf schleppte, machte er ihr eine Riesenszene und riss mich aus ihren Händen. Gut, dass mein Vater sich damals durchgesetzt hat. Das kam leider nicht oft vor, meine Mutter ist ja eine Göttin, da hatte mein Vater nicht viel zu melden. Auf jeden Fall bewahrte er mich vor dem kochenden Wasser, dafür bin ich ihm wirklich dankbar.

Nun hatten die beiden endlich einen Sohn, auch wenn er sterblich war.

Meine Eltern hatten mich wirklich lieb, das kann ich dir sagen, meine Mutter sogar so sehr, dass sie wenige Tage nach meiner Geburt mit mir in die Unterwelt ging. Nein, nicht um mich dortzulassen, dann hätte sie mich ja gleich in den Kochtopf werfen können. Sie überredete Hades, den Gott der Unterwelt, sie zu den Ufern der Styx durchzulassen. Die Schatten der Toten müssen ziemlich gestaunt haben, als eines Tages eine Meeresgöttin mit einem Baby auf dem Arm mitten durch sie hindurchschritt. Keine Ahnung, was die Schatten gedacht haben. Können Schatten überhaupt denken?

Die Styx ist ein großer Fluss, musst du wissen, der durch das finstere Reich des Hades fließt. Wer in diesen Fluss eintaucht, wird unverwundbar. Soweit ich weiß, bin ich der einzige Mensch, der in diesem Fluss gebadet hat. Na ja, gebadet ist wohl der falsche Ausdruck, ich konnte ja noch nicht schwimmen. Meine Mutter packte mich an der linken Ferse und tauchte mich in das schwarze Wasser. Bestimmt habe ich laut geschrien. Aber wenigstens war es kein kochendes Wasser. Dummerweise hielt sie meine Ferse so fest, dass die mit dem Wasser nicht in Berührung kam. Darum ist meine linke Ferse die einzige Stelle an meinem Körper, an der ich verwundbar bin. Irgendwann als Junge merkte ich das und erzählte es meiner Mutter. Die meinte, dass das nicht so schlimm sei. Wegen einer verwundbaren Ferse würde ich schon nicht sterben.

Als ich sieben oder acht Jahre alt war, musste ich Phthia, die Hauptstadt unseres Reiches, verlassen. Ich sollte etwas lernen, zur Schule gehen. Als meine Eltern mir das erzählten, freute ich mich zunächst. Phthia ist, um ehrlich zu sein, ein langweiliges Kaff in den Bergen, ich wollte endlich mal etwas sehen von der Welt. Doch als mir meine Eltern sagten, wo ich zur Schule gehen sollte, zerplatzte meine Freude. Ich sollte in einen abgelegenen Winkel des Gebirges gehen und dort die Schule eines Kentauren besuchen.

Weißt du, was ein Kentaur ist? Ich hoffe nicht, dass deine Lehrer so aussehen. Ein Kentaur ist ein Pferd mit dem Oberkörper eines Mannes. Oder ein Mann mit dem Unterkörper eines Pferdes, also ein Mann mit vier Beinen, Hufen und einem Pferdeschwanz. Hübsch ist was anderes. Meine Mutter musste all ihre Überredungskünste aufwenden, um mich in diese Schule zu bringen. Als ich dann noch erfuhr, dass ich der einzige Schüler dieses Pferdelehrers sein sollte, verging mir auch die letzte Lust. Aber ich ging trotzdem, meinen Eltern zuliebe. Und ich habe es, da muss ich ehrlich sein, nicht bereut.

Mein Lehrer hieß Cheiron, er war ziemlich alt, und schon nach einigen Tagen machte mir sein Äußeres nichts mehr aus. Allein an das Klappern der Hufe konnte ich mich nie so richtig gewöhnen. Auch nicht an die Pferdeäpfel, die er hier und da fallen ließ. Aber Kentauren können wohl nicht anders. Cheiron war ein großartiger Lehrer, das sage ich gerne, ein weiser Pferdemann. Er brachte mir nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen bei, nicht nur Geschichte und griechische Landeskunde, nicht nur Ringen, Boxen, Laufen und Diskuswerfen, nein, Cheiron war auch ein ausgezeichneter Dichter und Musiker, ob du’s glaubst oder nicht.

Er konnte unzählige Gedichte und Lieder auswendig, ich musste sie auch alle lernen, auch wie man sie auf der Lyra spielt. Ich habe mir die Finger blutig gespielt, das kann ich dir sagen, und gesungen wie Apollon persönlich. Wenn ein Ton danebenging, schlug mir Cheiron mit dem Stock auf die Finger. Das war nicht so angenehm, also habe ich mich einfach mehr angestrengt. Mein Lieblingsfach war natürlich die Kampfkunst. Ach, wie habe ich das geliebt, das Bogenschießen, den Speerwurf, den Umgang mit Schwert und Schild! Cheiron brachte mir alle Tricks bei. Und ich war schnell. Und gut. Und wurde immer besser. Bald erfand ich eigene Tricks, mit denen ich meinen Lehrer überraschte. Er kam aus dem Staunen kaum mehr heraus. Irgendwann gab er es auf, er konnte mir in diesem Fach nichts mehr beibringen. Ich war einfach großartig.

Doch irgendwann war auch diese schöne Schulzeit zu Ende. Ich war sechzehn, als der Pferdemann mich nach Hause schickte. Er hatte mir alles beigebracht, was er wusste und konnte. Jetzt wartete der Ernst des Lebens auf mich, wie er sagte.

Ich freute mich riesig auf meine Eltern. In den letzten Jahren hatte ich sie immer nur zwischendurch gesehen, in den heißen Sommermonaten hatte ich ja Ferien. Aber jetzt wollte ich lange zu Hause bleiben und mich darauf vorbereiten, König zu werden. Mein Vater war in die Jahre gekommen, man sah ihm an, dass er in absehbarer Zeit in die Unterwelt einziehen würde. Meine Mutter war unverändert. Göttinnen altern ja nicht. Aber mir blieben nur zwei Jahre in Phthia, denn dann zog ein großes Unheil herauf. Ein Krieg bahnte sich an.

Agamemnon, der mächtigste König in ganz Griechenland, scharte die größten Krieger um sich und wollte die Stadt Troja angreifen. Das ist meine Chance, dachte ich, als die Neuigkeit mit einiger Verspätung in unser Bergstädtchen gelangte. Endlich Krieg! Endlich konnte ich zeigen, was ich draufhatte! Aber meine Eltern hatten andere Pläne. Meine Mutter war nämlich, als ich bei Cheiron war, zu einem Orakel gegangen und hatte sich nach meiner Zukunft erkundigt. Typisch Mütter, sind immer besorgt. Das Orakel hatte sich natürlich nicht festgelegt, das tun Orakel nie. Es sagte, dass ich entweder ein langes glückliches Leben mit vielen Kindern und Kindeskindern haben würde, nach dem sich keiner an mich erinnern wird, oder dass ich jung sterben würde, aber als ruhmreicher Krieger, an dessen Namen sich die Menschen auf ewig erinnern würden.

Meine Mutter wollte mich vor dem frühen Tod bewahren und schickte mich, als Agamemnon die Griechen für seinen Feldzug gegen Troja sammelte, zu König Lykomedes auf die kleine Insel Skyros. Dort musste ich mir, das war mir echt peinlich, Mädchenkleider anziehen. Der König hatte nämlich zwölf Töchter. Bei denen sollte ich leben, zwischen denen sollte ich mich verstecken, damit mich ja niemand finden und nach Troja schleppen könnte. Die anderen Griechen waren nämlich mächtig an Achilleus aus Thessalien interessiert. Warum? Es gab eine Weissagung, dass die Griechen den Krieg nur gewinnen könnten, wenn der starke Achilleus mit ihnen zöge. Keine Ahnung, wer das in die Welt gesetzt hat. Aber mir war es eigentlich ganz recht. Ich wollte ja mit! Ruhm und Ehre – herrlich! Nur meine Eltern wollten das nicht, besonders meine Mutter. Besorgte Mütter können einem ganz schön auf die Nerven gehen.

Sie suchten mich. Agamemnon hatte seine Leute ausgeschickt, um mich zu finden. Ohne mich wollte er nicht losziehen. Ein Krieg zog auf, und der große Achilleus lief in Mädchenklamotten über eine abgelegene Insel. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühlte?

Eines Tages kam hoher Besuch in den Palast meines Gastvaters. Odysseus, der König von Ithaka, einer der engsten Vertrauten des Agamemnon, hatte sich angekündigt. Mir war sofort klar, was er hier suchte. Oder besser: wen er hier suchte.

Er saß mit König Lykomedes in der großen Halle. Sie hatten gerade ihre Gastgeschenke ausgetauscht, wie es üblich ist bei uns Griechen. Da wurden wir, die Töchter des Königs, hereingerufen. Mann, war mir das peinlich. Ich trete zum ersten Mal dem berühmten Odysseus unter die Augen – mit Ohrringen, einer prächtigen Perlenkette, frisierten Haaren und in einem roten Kleid. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt. Danke, Mama!

»Das sind meine Töchter«, stellte Lykomedes uns vor. »Mein ganzer Stolz.«

»Ich zähle dreizehn«, sagte Odysseus und musterte uns kritisch. »Ich dachte, du hättest nur zwölf.«

Der schlaue Fuchs, dachte ich. Er weiß genau, was hier läuft. Aber ich lächelte tapfer weiter, genau wie meine zwölf »Schwestern«.

»Nein, nein, es sind dreizehn«, log Lykomedes. Er hatte meiner Mutter versprochen, mich nicht zu verraten. »Sie müssen auch gleich wieder gehen, sie haben … äh … Unterricht.«

»Dem will ich nicht im Wege stehen«, sagte Odysseus listig. »Unterricht ist wichtig. Aber denkt immer daran, liebe Mädchen, ihr lernt nicht für die Schule, sondern fürs...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2018
Reihe/Serie Geschichte(n) im Freundschaftsbuch-Serie
Illustrationen Ramona Wultschner
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Achill • antike Mythologie • Aphrodite • Apoll • Ariadne • Artemis • Athene • Freundschaftsbuch • Griechische Antike • Griechische Götterwelt • griechische Helden • griechische Mythologie • griechische Sagen • Gute-Nacht-Geschichten • Heldensagen • Hermes • kinder beschäftigung • Kinderbuch Geschichte • Kindersachbuch • Klassisches Altertum • kurzer Roman für Kinder • Medea • Odysseus • Perseus • spannendes Buch für Kinder • Trojanischer Krieg
ISBN-10 3-423-43401-5 / 3423434015
ISBN-13 978-3-423-43401-0 / 9783423434010
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